Die Zuganschläge in Madrid bezeichnen eine Serie von 10 durch bislang unbekannte Personen oder Gruppen ausgelöste Bombenexplosionen am 11. März 2004.
Die Explosionen ereigneten sich zwischen 7:35 Uhr und 7:55 Uhr Ortszeit, nach jetzigem Stand starben 186 Menschen, mindestens 1.000 Personen wurden verletzt.
Zehn Sprengsätze explodierten in eng besetzten Vorortzügen. Wie die Polizei mitteilte, hätten drei weitere Bomben verzögert explodieren sollen, um zu Hilfe kommende Einsatzkräfte zu verletzen. Die Sprengsätze wurden entschärft, ein verdächtiges Auto, das vor dem Bahnhof Atocha geparkt war, wurde gesprengt.
Nach dem Anschlag auf die Pan-Am über dem schottischen Lockerbie stellt dieses Ereignis den schwersten Anschlag in der Europäischen Union (EU) dar.
Die Anschläge ereigneten sich drei Tage vor den spanischen Parlamentswahlen (2004). In Spanien wurden daher die Sicherheitsmaßnahmen erhöht.
Die Suche nach den Urhebern
Kurze Zeit nach den ersten Meldungen über die Explosionen wurden Spekulationen über die Urheber laut. Es ist unklar, ob der Anschlag der baskischen Gruppe ETA zugeschrieben werden kann. Die spanische Regierung benannte die ETA als erste Verdächtige. Es wurden daraufhin Zweifel geäußert. So habe ETA bislang mit einer anderen Handschrift gearbeitet. Ein Sprecher der verbotenen ETA-nahen Partei Herri Batasuna beschuldigte islamistische Gruppen als Verursacher. Der Innenminister schloss einen Anschlag von islamischen Extremisten so gut wie sicher aus.
Orte der Explosionen
Estacion de Atocha
Der Bahnhof Atocha ist der zentrale Bahnhof der spanischen Hauptstadt für die Fernzüge und Nahverkehrszüge aus den Vororten. Er wurde 1992 umgebaut.
Santa Eugenia und Pozo del tio Raimundo
Hierbei handelt es sich um zwei kleinere Stationen in einem Arbeiterviertel im Südosten der Stadt.
Politische Reaktionen und Folgen
Spanien
Am Mittag des 11. März wurde durch die spanische Regierung eine Trauerzeit von drei Tagen ausgerufen. Zerst wurde Wahlkampf nur an diesem Tag ausgesetzt, in einem Interview erklärte Mariano Rajoy (der Spitzenkandidat der konservativen Voklspartei Partido Popular) mit dem Radiosender Onda Cero den Wahkampf seiner Partei für beendet. Alle anderen Parteien haben mitlerweile ebenso den weiteren Wahlkampf abgesagt. Für den Freitag sind Demonstrationen angekündigt.
Europa
Nach dem Bekanntwerden der Meldungen unterbrach das Europäische Parlament seine Plenarsitzung zu einer Schweigeminute. Der Präsident und irische Europaabgeordnete Pat Cox rief die spanische Bevölkerung dazu auf, die Wahlen am Sonntag zu einer Antwort gegen den Terrorismus zu nutzen.
Deutschland
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse drückte im Namen des Bundestages sein Entsetzen über die Anschläge aus. Bundesaußenminister Joschka Fischer drückte sein Entsetzen und seine Solidarität aus.
Auch die Parteivorsitzenden Angela Merkel (CDU), Edmund Stoiber (CSU), Angelika Beer und Reinhard Bütikofer (Bündnis 90/Die Grünen) Guido Westerwelle (FDP) und Lothar Bisky (PDS) reagierten mit Bestürzung über das grausame Verbrechen.
Großbritannien
Außenminister Jack Straw verurteilte die Anschläge.
Siehe auch: Geschichte Spaniens