Bocks-Riemenzunge

Art der Gattung Riemenzungen (Himantoglossum) in der Familie der Orchideen (Orchidaceae)
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Die Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum) ist eine auffällige, stattliche Orchidee, die in den wärmeren Gebieten Deutschlands vorkommt.

Bocks-Riemenzunge
Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Ordo: Spargelartige (Asparagales)
Vorlage:Familia: Orchideen (Orchidaceae)
Vorlage:Subfamilia: Orchidoideae
Vorlage:Tribus: Orchideae
Vorlage:Subtribus: Orchidinae
Vorlage:Genus: Riemenzungen (Himantoglossum)
Wissenschaftlicher Name
Himantoglossum hircinum
(L.) Spreng. 1826
Himantoglossum: von griechisch ίμάς himas = Riemen, griechisch γλώσσα glossum = Zunge; hircinum: von lateinisch hircus = Ziegenbock.
Der deutsche Name bedeutet im Grunde nichts anderes als der botanische Name: Nach Bock stinkende Riemenzunge.
  • Synonyme: Orchis hircina (L.) Crantz 1769
Loroglossum hircinum (L.) Rich. 1817
Aceras hircinum (L.) Lindl. 1835
 
Bocks-Riemenzunge, Blüte

Keimung und Wachstum:

Der Orchideensame hat keinerlei Nährgewebe zur Verfügung. Die Keimung erfolgt daher nur bei Infektion durch einen Wurzelpilz (siehe: Mykorrhiza). Trotz der Größe und Masse der Pflanze ist der Zeitraum vom ersten, zierlichen Laubblatt bis zur erwachsenen, blühreifen Pflanze relativ kurz im Vergleich zu kleineren Orchideen.

Phänologie:

Blattaustrieb erfolgt im Herbst und ist bis zum Winter bereits weitgehend abgeschlossen. Diese Eigenschaft ist auf die Herkunft aus den Gebieten Europas mit mediterranem Klima zurückzuführen. Starker Frost führt gelegentlich zu Blattnekrosen, die aber in der Regel der Pflanze nicht schaden, wenn sie kleinflächig bleiben.

Wurzelorgane: Große, länglich-ovale Knollen.

Pflanze:

25 cm bis 100 cm hoch, sehr kräftige Exemplare auch darüber. Blätter 7 cm bis15 cm lang, etwa 3cm bis 5cm breit.

Blüten:

Reichblütig, bei größeren Pflanzen bis zu über 100 Blüten. Riechen stark nach Ziegenbock. Kelch- und Kronblätter zu einem Helm zusammengeneigt, grünlich- bis bräunlichweiß, Lippe dreilappig, am Rand gewellt, Basis weißlichgrün mit roten Punkten. Mittlerer Lappen 3-6cm lang, grün bis braun gefärbt, in der geschlossenen Blüte eingerollt, nach dem Aufblühen zunächst spiralig, später leicht verdreht, Spitze gespalten. Seitenlappen 10-15mm lang.


 
Standort: Locker mit Wacholder bewachsener Trockenrasen am Rand des Bauland
  • Standort:
Trockenrasen, Magerrasen, Streuobstwiesen an mehr oder weniger steil abfallenden Hängen mit Ausrichtung nach Westen, Süden oder Osten. Auch auf nicht gepflegten, nicht zu sehr verbuschten Flächen zu finden. Gelegentlich auch in dichtem, aber lichtem Gebüsch mit moosbewachsenem Boden.
  • Verbreitung:
Vom westlichen Mittelmeergebiet bis Mitteleuropa.
  • Florenelement: west- und zentral-mediterran, west-submediterran, süd- und mittel-atlantisch, süd-subatlantisch, süd-zentraleuropäisch (nach BUTTLER).
In Deutschland hauptsächlich in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland und Nordbayern. Wenige Standorte in Hessen, Thüringen, Südniedersachsen und Sachsen-Anhalt. Die Art breitet sich langsam, aber stetig nach Norden aus.
  • Schutzstatus:
In Deutschland vollkommen geschützt.
RL Deutschland: 3
RL Baden-Württemberg: 3, Sachsen-Anhalt: 1, Thüringen: 2, Hessen: 2,Rheinland-Pfalz: 3, Bayern: 2, Saarland: 2
  • Bestandsentwicklung:
Seit den 1990er Jahren wird eine verstärkte Ausbreitung dieser Art beobachtet. Der Grund ist die Globale Erwärmung. Sie hat in Gebieten, in denen die Winter vormals zu streng waren, nun geeignetere klimatische Bedingungen geschaffen. Dort wurden zwar in der Vergangenheit schon vereinzelt Pflanzen beobachtet, die aber meist wieder verschwanden.
Sehr kalte, schneearme Winter können die Vorkommen in den Randgebieten ihres Verbreitungsgebiets wieder schrumpfen lassen.
Die Pflanzen scheinen mitunter nicht sehr langlebig zu sein. Je kräftiger die Pflanze, desto wahrscheinlicher ist es, daß sie im folgenden Herbst nicht mehr oder nur noch sehr schwach erscheint.
Die Anzahl der Pflanzen schwankt an ihren Standorten von Jahr zu Jahr mehr oder weniger stark.


  • Unterarten:
    • Verschiedene Arten der Riemenzungen wurden in der Vergangenheit als Unterarten zu dieser Art gezählt, mittlerweile haben diese ihren eigenen Artstatus.
  • Varietäten:
Keine bekannt.


  • Standardliteratur
  • Karl-Peter Buttler: Orchideen, die wildwachsenden Arten Europas. Mosaik Verlag, 1986, ISBN 3-570-04403-3
  • Robert L. Dressler: Die Orchideen - Biologie und Systematik der Orchidaceae. (1996) - gutes Werk zum Thema Systematik [deutsch]
  • Hans Sundermann: Europäische und mediterrane Orchideen. Brücke-Verlag, 2. Auflage, 1975, ISBN 3-871-05010-5
  • J. G. Williams u. a.: Orchideen Europas mit Nordafrika und Kleinasien. BLV Verlag, 1979, ISBN 3-405-11901-4
  • H. R. Reinhard et al.: Die Orchideen der Schweiz und angrenzender Gebiete. Fotorotar AG Egg, 1991, ISBN 3-905647-01-0
  • siehe auch:
  • Verbreitungskarten:
  • Regionales:

Bildgalerie

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