Christkindl

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Christkindl ist ein Steyrer Stadtteil mit gleichnamiger Wallfahrtskirche und bekanntem Sonderpostamt.

Pfarrheim und Wallfahrtskirche

Geschichte der Wallfahrtskirche

 
Front der Kirche

Der Überlieferung nach gab es zu Beginn an dem Ort bloß einen Fichtenbaum mit einer „wundertätigen“ Wachsfigur des Christkindes. Ferdinand Sertl, ein an Fallsucht (Epilepsie) leidender Steyrer Chorregent und Türmer, hätte diese von den Zölestinerinnen „am Berg“ erbeten, da sich um solche Figuren bereits zahlreiche Heilungen ereignet haben sollten. Als er sie nach einiger Zeit bekam, stellte er sie in eine ausgeschnittene Höhlung und betete nun davor statt wie zuvor vor einem Bildnis der Heiligen Familie. Seine Gebete sollen tatsächlich erhört worden sein, jedenfalls wurde es bald ein beliebter Andachtsort mit vielen „Heilungen“ wie ein 1712 herausgegebenes Mirakelbuch berichtet. Ein Bauer aus St. Ulrich errichtete eine hölzerne Kapelle, bald reichte diese jedoch nicht mehr aus und der Abt des Klosters Garsten Anselm I. beantragte den Bau einer steinernen Kapelle. Dieses Ansuchen wurde vom erzbischöflichen Ordinariat in Passau nicht nur abgelehnt, sondern auch die Beendigung des neuen unerwünschten Kultes angeordnet. Dem wollte nun der Abt nicht folgen, sondern gründete sogar eine Einsiedelei zur Bewachung des Ortes. Als nun nach einiger Zeit doch die Kapelle bewilligt wurde, begnügte sich der Abt nicht damit, sondern beschloss gleich eine Kirche zu bauen.[1]

 
Die wächserne Christkindlfigur

Die Wallfahrtskirche Christkindl wurde 1702 nach Plänen von Carlo Antonio Carlone begonnen, direktes Vorbild war das römische Pantheon Agrippas.[1] Da dies ohne bischöfliche Bewilligung geschah, wurde im Mai 1703 ein Bauverbot der Kurie erlassen. Erst am 16. April 1708 bekam man die lang ersehnte Bewilligung. Die Kirche wurde nach dem Tod von Carlo Antonio Carlone von Jakob Prandtauer vollendet und 1725 geweiht.

Der ursprüngliche Fichtenstamm ist bis zur Höhe von 120 cm eingemauert und weiter oben durch Eisenstreben gesichert. Darauf baut ein barocker Hochaltar auf.[1]

Christkindlwirt

Das ehemalige Einsiedlerhaus am Felsvorsprung nahe der Kirche ist bereits seit ca. 200 Jahren eine Gastwirtschaft, seit 1964 gehört es der Familie Baumgartner, deren Nachkommen es 2008 zu einem Hotel ausbauten. Vorherige Besitzer waren J. Strahofer[2] und ab 1931 bis 1964 David. Seit 1951 ist hier während der Advent- und Weihnachtszeit ein Sonderpostamt eingerichtet – der damalige Name des Hauses war noch Gasthof zur schönen Aussicht.[3]

Postamt Christkindl

Internationale Bekanntheit erhielt der Ort, seitdem 1950 die österreichische Post das Sonderpostamt Christkindl mit 42.000 abgefertigten Sendungen dort einrichtete.[4] Dieses Postamt (4411 Christkindl) ist in jedem Jahr zwischen dem ersten Adventsonntag und dem 6. Januar geöffnet und versieht die Briefsendungen, die darüber verschickt werden, mit einem Sonderstempel. Pro Jahr erhalten etwa 2 Millionen Sendungen diesen Sonderstempel.

Sehenswerte Krippen

  • Mechanische Krippe von Karl Klauda (Pfarrheim). Durch eine ausgeklügelte Mechanik mit Fahrradketten, Wellen und Zahnrädern bewegen sich beinahe 300 aus Lindenholz geschnitzte Figuren durch eine detailreiche biblische Landschaft.
  • Großkrippe von Ferdinand Pöttmesser (Pfarrheim). Die orientalische Landschaftskrippe mit einer Fläche von 58 m² bietet Platz für 778 bis zu 30 cm große, geschnitzte und bekleidete Figuren des Südtirolers Ferdinand Pöttmesser.

Bilder (Krippen und Hochaltar)

Veranstaltungen

Jedes Jahr Anfang Dezember findet auf der Ballonwiese, neben der Pfarre, der Ballonstart des hl. Nikolaus statt. Dieses Ereignis ist unter den Kindern sehr beliebt, da der Nikolaus Süßigkeiten unter ihnen verteilt.

Sport

Der örtliche Fußballverein 1. FC Christkindl wurde 1974 gegründet und besitzt einen hohen Bekanntheitsgrad in der Region Steyr. In den letzten Jahren erzielte der Verein durch gezielte Nachwuchsarbeit wieder große Erfolge im regionalen Fußball.

Fußnoten und Einzelnachweise

  1. a b c Franz Harrer – Sagen und Legenden von Steyr, Steyr: Verlag Wilhelm Ennsthaler 1965. 5. Auflage 1994 S.128 ff. ISBN 3-85068-004-5
  2. Gastgartenschild auf einer Fotografie von 1930: J. STRAHOFER RESTAURATION (Raimund Ločičnik – Das Steyrtal. Erfurt: Sutton Verlag 2010 S. 108 ISBN 978-3-86680-647-4)
  3. Das Steyrtal S. 109
  4. Rudolf Lehr – Landeschronik Oberösterreich, Wien: Verlag Christian Brandstätter 2008 ISBN 978-3-85033-230-9 S. 372

Koordinaten: 48° 2′ 17″ N, 14° 23′ 15″ O