Zum Inhalt springen

Reinkarnationstherapie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Oktober 2010 um 17:11 Uhr durch Margaux (Diskussion | Beiträge) (1xkann im satz reicht). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Reinkarnationstherapie oder Rückführungstherapie ist eine esoterische Pseudopsychotherapie. Sie geht davon aus, dass die Ursache eines gegenwärtigen Problems in einem früheren Leben liegen und durch das Erkennen oder Wiedererleben der Ursache gelöst werden kann. Sie versucht psychische Verletzungen und andere Einschränkungen zu heilen indem die Situation, die der Problemauslöser war, noch einmal kathartisch durchlebt wird.

Geschichtlich ist sie verwandt mit der Hypnotherapie. Viele Hypnotherapeuten nutzen sie als eine ihrer Methoden. Da sie eine eigenständige Disziplin ist, kann es vorkommen, dass die Rückführungstherapie ganz ohne hypnotische Induktion auskommt, obwohl sie der Ericksonschen Hypnotherapie nahe steht. Sie steht Ansätzen wie der Gestalttherapie, Voice Dialogue und der Arbeit mit dem Inneren Kind näher.

Reinkarnationstherapie wird durch einzelne Therapeuten oder Schulen praktiziert, aber sie gehört auch zu den Praktiken mancher neureligiöser Gruppen, beispielsweise Scientology, Sonnentempler oder der Gruppe um Heide Fittkau-Garthe.

Amerikanische Reinkarnationstherapeuten sind Michael Newton, Morris Netherton, Bryan Jameison, Maxwell Maltz oder Roger J. Woolger, niederländischer Vertreter ist Hans TenDam (Präsident von EARTh - European Association for Regression Therapy), deutsche Vertreter beispielsweise Thorwald Dethlefsen, Jan Erik Sigdell, Christoph von Keyserlingk und Baldur Ebertin.

Ideologische Grundlagen

Die meisten Richtungen der Reinkarnationstherapie haben folgende Dogmen gemeinsam:

  • Es gibt eine Reinkarnation verbunden mit einer Weiterentwicklung des Individuums über verschiedene Leben (westliche Auffassung der Reinkarnation).
  • Im aktuellen Leben erhält der Mensch die Möglichkeit aus seinen Handlungen in früheren Leben zu lernen (westlich interpretierte Karmalehre).
  • Psychische und körperliche Probleme können durch Erlebnisse in früheren Inkarnationen verursacht werden.
  • Eine Erinnerung an vergangene Leben ist möglich.

Geschichte

Bereits in frühen Hypnosen tauchten Imaginationen von Rückführungen in frühere Leben auf. Trotz einigen mentalen und physischen Verbesserungen nach solchen Rückführungen wurden diese Methoden nicht innerhalb eines therapeutischen Rahmens durchgeführt. Andere Vorläufer der heutigen Rückführungstherapie waren Psychiater wie Alexander Cannon in Großbritannien und Inácio Ferreira aus Brasilien, die heutige Probleme mit lang zurückliegenden Traumata zu erklären versuchten. Der erste Psychiater, der damit begann, Menschen so zu behandeln und darüber Veröffentlichungen machte, war Denys Kelsey aus Großbritannien, der 1968 das erste Buch über Rückführungstherapie veröffentlichte. Aber die Methoden die er verwendete, waren immer noch die der klassischen Hypnotherapie.

Seit 1951 wurde in der frühen Scientology-Kirche mit reinkarnationstherapeutischen Methoden gearbeitet.[1]

1978 erschienen Bücher von Morris Netherton, Edith Fiore und Helen Wambach. In Deutschland war Thorwald Dethlefsen ihr Pionier. In den 80ern veröffentlichten und lehrten Leute wie Winafred Lucas, Roger Woolger, Trisha Caetano und Hans TenDam über dieses schnell expandierende Fachgebiet. Seit den späten 80ern hat sich der Begriff Rückführungstherapie, oder Regressionstherapie, bei den Praktizierenden durchgesetzt.

Die Dianetik des Science-Fiction-Autors und Gründers von Scientology, Ron Hubbard baut auf der Reinkarnationstherapie auf.

Techniken

Es gibt verschiedene Techniken, die angewandt werden, um solche Rückführungen zu erreichen. Viele Therapeuten arbeiten mit Methoden, die eine leichte Trance oder Hypnose erzeugen, beispielsweise durch hyperventilierendes Atmen. Andere Therapeuten arbeiten mit geistiger Versenkung oder Meditation. Es gibt aber auch Methoden, die ohne solche Techniken auskommen.

Bei allen Methoden wird vom Klienten erwartet, dass er innere Bilder und Gedanken mitteilt, die er mit früheren Leben assoziiert,. Manche Therapeuten geben ein Thema vor oder geben dem Klienten ein Stichwort, hinter dem sie versteckte Konflikte aus einer früheren Inkarnation vermuten.

Oft wird anfänglich nach Erinnerungen aus diesem Leben, an Geburt und Schwangerschaft gefragt und erst dann nach früheren Inkarnationen.

Kritik

Die Reinkarnationstherapie wird von der Psychotherapie abgelehnt. Das wird einerseits damit begründet, dass Hypnose untauglich ist, Wahrheiten zutage zu fördern, sondern lediglich das Fantasieren fördert; andererseits mit der Gefahr infolge schlecht ausgebildeter Therapeuten. Ein weiteres Argument ist, dass eine Hyperventilation im Rahmen einer Reinkarnationstherapie bei psychisch labilen Menschen zu einer massiven Verschlechterung des Befindens, im Extremfall zu epileptischen Anfällen und Hirnschäden führen kann.[2][3]

Kryptomnesie

Unter Kryptomnesie versteht man das Wiedererinnern von im Gedächtnis verborgenen Erlebnissen. Ein Beispiel dafür findet sich im Buch von Dr. Moody ´Leben vor dem Leben´: Der Schmalfilmindianer. - Bei einer Rückführung erlebt sich ein Mann als Mitglied einer frühen Indianerkultur im Südwesten der USA. Er kann seine Siedlung deutlich beschreiben und schildert auch die umgebende Landschaft im Detail. Ein paar Monate später war er zu Besuch bei seinen Eltern und sie sahen gemeinsam uralte Schmalfilme von früheren Ferienreisen der Familie an. Einer dieser Filme entsprach exakt den bei der Rückführung erlebten Erinnerungen. D.h. dieser Mann erlebte nicht ein früheres Leben sondern erinnerte sich nur an vergessen geglaubte Filme.

Organisation

Organisationen, die an der professionellen Entwicklung dieses Fachgebiets beteiligt sind, sind die International Association for Regression Research and Therapies [4], das International Board for Regression Therapy [5], der World Congress for Regression Therapists [6] und die European Association for Regression Therapy EARTh [7].

Literatur

  • Horst Leuwer: Die verborgene Wahrheit: Rückführungen als spiritueller Neubeginn. Books on Demand, Norderstedt 2010 ISBN 978-3839147610
  • Jan Erik Sigdell: Rückführung in frühere Leben. Ansata, München 2006 ISBN 3-7787-7275-9
  • Hans TenDam: Exploring Reincarnation - The classic guide to the evidence for past-life experiences. Rider, London 1987 ISBN 0-7126-6020-8
  • Hans TenDam: Deep Healing - A practical outline of past-life therapy. Tasso Publishing, Amsterdam 1996, ISBN 90-7556-802-9
  • Heike Dierbach: Die Seelenpfuscher. Pseudo-Therapien, die krank machen, Rowohlt Taschenbuch Verlag 2009, ISBN 978-3-499-62586-2
  • Dr. med. Raymond A. Moody: Leben vor dem Leben. Rohwolt Verlag GmbH, Sonderausgabe 2000, ISBN 3-8289-1832-8

Einzelnachweise

  1. L.Kin: Scientology. Mehr als eine Modetrend? Die Entwicklung zur monetären Heilslehre. Die Philosophie im Klartext. 1991 Wiesbaden: VAP-Verlag ISBN 3-922367-21-6 Seite 29
  2. Christoph Grotepass: Glaube und Heilung
  3. Lexikon Hyperventilation
  4. International Association for Regression Research and Therapies
  5. International Board for Regression Therapy
  6. World Congress for Regression Therapists
  7. European Association for Regression Therapy EARTh