Vechelde (Vechelde)

Ortsteil der Gemeinde Vechelde im Landkreis Peine in Niedersachsen
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Vechelde ist eine Gemeinde im Landkreis Peine in Niedersachsen.

Wappen Deutschlandkarte
Vechelde (Vechelde)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Vechelde (Vechelde) hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 16′ N, 10° 22′ OKoordinaten: 52° 16′ N, 10° 22′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Peine
Höhe: 74 m ü. NHN
Fläche: 76,24 km2
Einwohner: 18.277 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 240 Einwohner je km2
Postleitzahl: 38159
Vorwahl: 05302
Kfz-Kennzeichen: PE
Gemeindeschlüssel: 03 1 57 007
Gemeindegliederung: 17 Ortsteile bzw. Stadtbezirke
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hildesheimer Straße 85
38159 Vechelde (Vechelde)
Website: www.vechelde.de
Bürgermeister: Hartmut Marotz (SPD)
Lage der Gemeinde Vechelde (Vechelde) im Landkreis Peine
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Karte

Geschichte

Vechelde wurde 973 als Fehtlon, 1145 als Vechtla und um 1250 als Vechtelde urkundlich erwähnt. Ende des 14. Jahrhunderts erbauten die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg dort eine Burg, die bereits im Jahr 1392 an die Stadt Braunschweig verpfändet wurde.[2] Unter der Verwaltung der Stadt Braunschweig blieb Vechelde bis 1671, als die Epoche der unabhängigen Stadt Braunschweig durch Rückeroberung der Fürsten von Braunschweig-Wolfenbüttel beendet wurde.

 
Herzog Rudolf August
 
Prinz Ferdinand von Braunschweig

Die Burg ließ Herzog Rudolf August 1695 für seine morganatisch angetraute Ehefrau Rosine Elisabeth Menthe („Madame Rudolfine“), durch den Baumeister Hermann Korb, zu einem fürstlichen Landsitz umbauen. Am 8. November 1727 heirateten dort Fürst Christian August von Anhalt-Zerbst und Johanna Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf. Aus dieser Ehe ging am 2. Mai 1729 Sophie Auguste Frederike von Anhalt-Zerbst-Dornburg hervor, die spätere Zarin Katharina II.

Prinz Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, ein Schwager Friedrichs des Großen, erwarb das Schloss Vechelde im Jahr 1767. Ferdinand starb nach längerer Krankheit 1792 in seiner Residenz Vechelde. Auf seinem Sarg ließ er, statt seiner fürstlichen Titulatur, lediglich den Titel „Gutsherr von Vechelde“ gravieren.

In dem barocken Schloss richtete Johann Peter Hundeiker im Jahr 1804, unterstützt durch den braunschweigischen Herzog Karl Wilhelm Ferdinand, eine international renommierte Erziehungsanstalt ein. Die Erziehungsanstalt, das Philanthropin, bestand bis 1819.

Mit dem Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel wurde der Ort 1807 in das von Napoleon geschaffene Königreich Westphalen eingegliedert. Vechelde wurde Verwaltungssitz des Kantons Braunschweig-Land-West. Der Kanton bildete einen Teil des Distrikts Braunschweig im Departement der Oker. Nach der Auflösung des Königreichs Westphalen im Jahr 1813 und der Konstituierung des Herzogtums Braunschweig, wurde die Landesverwaltung neu geordnet. 1814 schloss man die ehemaligen Kantone Braunschweig-Land-West, Bettmar und Peine-Land zusammen. Der Amtssitz befand sich zunächst in Bettmar. Am 1. Oktober 1825 wurden Verwaltung und Gericht als Amt Vechelde in das Landschloss Vechelde verlegt.

Das Schlossgebäude wurde Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen und durch ein neoklassizistisches Gebäude ersetzt. Bis zum 1. Januar 1972 diente es als Sitz des Amtsgerichts Vechelde. Heute wird es als Bürgerzentrum genutzt. Der Park blieb erhalten.

Zur Entwicklung des Postwesens in Vechelde siehe: Postroute Braunschweig-Hildesheim.

Eingemeindungen

Die Gemeinde Vechelde und ihre zugehörigen Ortschaften gehörten bis 1974 zum Landkreis Braunschweig. Seit dessen Auflösung gehört sie zum Landkreis Peine.

Gemeindegliederung

 
Lage von Vechelde in der Gemeinde Vechelde

Nachbarorte

Sierße Wahle Vechelade
Bettmar   Denstorf
Liedingen Köchingen Wierthe

Politik

Gemeinderat

Die 32 Sitze des Gemeinderates verteilen sich wie folgt:

(Stand: Kommunalwahl am 10. September 2006)

Bürgermeister

Der Bürgermeister Hartmut Marotz war vorher Gemeindedirektor von Lengede.

Städtepartnerschaften

Die Gemeinde Vechelde unterhält Städtepartnerschaften mit[3]:

    Valkeakoski in Finnland, seit 1976
    Biederitz in Sachsen-Anhalt, seit 1990
    Niemodlin in Polen, seit dem 5. Mai 2006

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Jutetor
In Vechelde stand ab 1861 Europas erste Jutespinnerei auf dem Festland, gegründet von Julius Spiegelberg, stillgelegt 1926 wegen Arbeitsmangel. Während des Zweiten Weltkrieges war dort das Unterkommando Vechelde des Konzentrationslagers Neuengamme untergebracht. Polnische Juden mussten dort im Rahmen der Rüstungsproduktion Achsen für die Braunschweiger Firma Büssing herstellen. Heute steht nur noch das Jutetor. Die ehemaligen Arbeiterwohnungen dienten als AWO-Altenpflegeheim, bevor daraus Eigentumswohnungen entstehen sollten. Siehe KZ Vechelde.

St. Johannes-Kirche Denstorf
Im Zentrum Denstorfs befindet sich die St.-Johannes-Kirche, die wahrscheinlich im 12. Jahrhundert als Archidiakonatskirche errichtet wurde. Sie bietet ungefähr 320 Menschen Platz und ist damit auch die größte Kirche der Propstei Vechelde. Beim Betreten der Kirche fällt der Blick auf ein kunsthistorisches Kleinod: eine ca. 1,20 m hohe Christusfigur aus dem Jahre 1525, eine sehr lebensnahe und eindrückliche Darstellung des leidenden Jesus am Kreuz. Die Orgel ist eine der ältesten Orgeln im Braunschweiger Land und wurde in den Jahren 1766–1769 von der Werkstatt des Orgelbauers J. Chr. Hüsemann erbaut. Sie hat einen spätbarocken Prospekt und eine romantische, eigenwillige Disposition. Nach Um- und Neubauten des Orgelwerks ließ die Kirchengemeinde 1988 ein neues Orgelwerk mit der alten romantischen Disposition einbauen. In der Kirche finden regelmäßig kirchenmusikalische Veranstaltungen statt.

Dorfkirche Groß Gleidingen
Auch die Groß Gleidinger Kirche liegt im Ortskern. Sie wird laut Erbregister von 1587 bereits erwähnt, muss aber wohl nach einem Brand 1780 grundlegend verändert worden sein. Die kleine Dorfkirche bietet ca. 130 Menschen Platz. Sie wurde 1996 mit Eigenmitteln renoviert und ist Versammlungsraum für die Gemeinde. Viele Veranstaltungen und Treffen finden allerdings auch im in direkter Nachbarschaft liegenden Dorfgemeinschaftshaus, der alten Schule, statt.

Dorfkirche Bettmar
Ganz am Rande des Dorfes gelegen und damit jünger als der Ort ist die aus Bruchsteinen errichtete Dorfkirche Bettmar, die aus dem 13. Jahrhundert stammt.

St. Nikolai-Kirche Sonnenberg
Die Dorfkirche St. Nikolai Sonnenberg ist die Pfarrkirche der Pfarrei des Ortsteils Sonnenberg. Die Kirche wurde im 13. oder 14. Jahrhundert erbaut. Von Historikern wird sowohl die Zeit um 1250 als auch das Jahr 1349 genannt. Das Gebäude ist in seinem Kern gotisch. Eine letzte größere Renovierung fand im Jahre 1988 statt.

Die Friedhofskapelle südlich des Vechelder Ortsteils Sierße bildet eine markante Silhouette in der sonst flachen Landschaft

Parks

Der Schlosspark am ehemaligen Schloss Vechelde wurde um 1695 durch Herzog Rudolf August als barocker Schlossgarten angelegt. Nach 1766 ließ Herzog Ferdinand den Garten erweitern und zu einem englischen Landschaftsgarten umgestalten. Er ließ Fischteiche anlegen und die Pflanzungen mit Bäumen und Sträuchern aus Italien und Nordamerika ergänzen [4]. Der ehemalige Schlossgarten ist der Öffentlichkeit frei zugänglich.

Zu den Sehenswürdigkeiten des Schlossparks zählen eine Figurengruppe „Hades beim Raub der Persephone“ aus barocker Zeit und eine Sonnenuhr in klassizistischem Stil. Im Schlosspark befindet sich ein Monument zur Erinnerung an Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem, Theologe und Mitbegründer des 1745 gegründeten Collegium Carolinum, Vorläufer der heutigen Technischen Universität Braunschweig. Das Denkmal wurde von Herzog Ferdinand gestiftet. Im Jahr 1979 wurden Bronzebüsten des Herzogs und des Pädagogen Johann Peter Hundeiker aufgestellt.

Sport

Vecheldes mitgliederstärkste Sportvereine sind der MTV Vechelde und der SV Arminia Vechelde. Während der MTV Vechelde 16 Sportarten und Sportaktivitäten anbietet, konzentriert sich der SV Arminia Vechelde vornehmlich auf die beiden Sparten Tischtennis und Fußball.

Die Volleyballmannschaft des MTV erreichte 2009 erneut den Aufstieg in die Regionalliga Niedersachsen/Bremen. Die Badmintonsparte des MTV leistet seit Jahren erfolgreiche Arbeit im Nachwuchsbereich. Im Erwachsenenbereich konnte mit der ersten Mannschaft 2001 die Niedersachsenmeisterschaft gefeiert werden.

Mit den "Vechelde Blue Rats" existiert in Vechelde eine Mannschaft, der in Deutschland selten vertretenden Sportart Pesäpallo, einer Art finnischem Baseball.

Im Jahr 2006 bildete die Handballabteilung des MTV Vecheldes eine Spielgemeinschaft mit den Handballern des VFL Woltorf 07 mit dem Namen Handballspielgemeinschaft (HSV) Vechelde/Woltorf.

Regelmäßige Veranstaltungen

Jährlich findet am 1. Adventssamstag der 'Verkaufsoffene Samstag' statt, ein Straßenfest entlang der zentralen Geschäftsstraße, der Hildesheimer Straße. Die 'Handels- und Gewerbeschau' im Bürgerzentrum und das 'Schlossparkfest' im Schlosspark des ehemaligen Wasserschlosses in Vechelde finden im jährlichen Wechsel statt.

Kirche

Vechelde ist Amtssitz des Propstes der Propstei Vechelde, ein Unterbezirk der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Braunschweig.

Die katholische Kirchengemeinde, der im Jahr 1956 gebauten Kirche St. Gereon am Wahler Weg 4, ist seit 2006, zusammen mit St. Elisabeth in Wendeburg, Teil der Kirchengemeinde Heilig Geist in Braunschweig-Lehndorf und gehört zum Dekanat Braunschweig.

Wirtschaft und Infrastruktur

Im Vechelder Ortsteil Wierthe war bis 31. Dezember 2005 eine Zuckerfabrik der Nordzucker AG ansässig.

Feuerwehr

Die Feuerwehr Vechelde besteht aus 13 Ortsfeuerwehren. Diese gliedern sich z.Z. in eine Schwerpunktfeuerwehr, 2 Stützpunktfeuerwehren und 10 Grundausstattungsfeuerwehren.

Verkehr

Der Ort hat gute Verkehrsanbindungen: einen Halt an der Bahnstrecke Hannover–Braunschweig, er liegt an der Bundesstraße 1 nach Braunschweig und Hildesheim und an der Bundesstraße 65 über Peine nach Hannover. Die seit Jahren geforderte 4,1 km lange nördliche Umgehungsstraße der B1 wurde am 13. August 2009 dem Verkehr übergeben. Sie wurde dringend erforderlich, um dem durch die 2005 eingeführte LKW-Maut gewachsenen innerörtlichen starken Verkehrsaufkommen der kürzesten Verbindung zwischen Braunschweig und Hildesheim entgegen zu wirken. Außerdem liegt der Ort in der Nähe des Stichkanals des Mittellandkanals nach Salzgitter.

Bildung

Im Kernort Vechelde befinden sich Schulen der allgemeinbildenden Schulformen der Sekundarstufe I, Hauptschule, Realschule und Gymnasium, eine Grundschule für die Jahrgangsklassen 1 bis 4. und eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen. Das Schulgebäude der Orientierungsstufe Vechelde wurde 2004 zum Gymnasium umgestaltet. Weitere Grundschulen und Niederlassungen der Grundschule Vechelde existieren in den Ortsteilen Bettmar, Sierße, Vallstedt und seit 1997 im Ortsteil Wedtlenstedt, dem nach dem Kernort Vechelde zweitgrößten Ort der Gemeinde.

Grundschulen

  • Albert-Schweitzer-Schule, Grundschule mit Schulkindergarten, Vechelde
  • Grundschule Außenstelle Bettmar
  • Grundschule Außenstelle Sierße
  • Heinrich-Kielhorn-Schule, Vallstedt
  • Grundschule-Löwenherz, Wedtlenstedt

Hauptschule

  • Albert-Schweitzer-Schule, Vechelde

Realschule

  • Realschule Vechelde, Vechelde

Gymnasium

  • Julius-Spiegelberg-Gymnasium Vechelde|Julius-Spiegelberg-Gymnasium (JSG), Vechelde

Förderschule

  • Albert-Schweitzer-Schule, Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen, Vechelde

Persönlichkeiten

Literatur

  • Wilhelm Bornstedt (Hrsg.): Chronik von Vechelde 973 bis 1973, 2 Bände, Verlag Dr. W. Bornstedt, Stöckheim bei Braunschweig 1973
  • Wilhelm Bornstedt: Von Braunschweig über die alte „Landwehr“ beim Raffturm zur ehemaligen Wasserburg Vechelde (später Barocklustschloß, heute Amtsgericht Vechelde) nach Sievershausen, dem alten Schlachtenorte vom 9. Juli 1553, Verlag Landkreis Braunschweig, Braunschweig 1965
  • Vechelde. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 16, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 63.

Einzelnachweise

  1. Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022, Stand 31. Dezember 2023 (Hilfe dazu).
  2. C. Venturini: Das Herzogthum Braunschweig in seiner vormaligen und gegenwar̈tigen Beschaffenheit, Verlag C. G. Fleckeisen, Helmstedt 1847, S. 186
  3. Partnerstädte der Gemeinde Vechelde
  4. Christian Cay Lorenz Hirschfeld: Theorie der Gartenkunst, Bd. 5, Verlag M. G. Weidmanns Erben und Reich, Leipzig 1782, S. 316
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