Mamista

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Mamista ist der mittelalterliche Name der antiken Stadt Mopsuestia im östlichen Kilikien (Provinz Adana, Türkei) am Austritt des Ceyhan aus dem Antitaurus, an der Straße von Tarsus (Tarsos) nach Antakya (Antiochia).

Die Stadt bzw. der Weiler ist Sitz eines Titularbistums der katholischen Kirche, das zum letzen Mal zwischen 1926-1963 besetzt war (Suffraganbistum von Anazarba).

Name

Antike Namensvarianten: Mopsos (Plinius, Hist. nat., V, 22), Mobsuestia, Mopsuestia, Mompsuestia, Mopsuhestia, Moponhestia. Später Seleucia, unter Hadrian Hadriana, später auch Valeriana. Gibbon gibt als Namensvarianten Masifa, Mampsysta, Mansista und Mamisa. Im frühen 20. Jahrhundert hieß die Ansiedlung Missis.

Nach der von Pausanias (7,3,2) wiedergegebenen mythischen Überlieferung war Mopsuestia die erste Stadt, die durch den Heros Mopsos, Sohn der Manto und des Kreters Rhakios in der Zeit vor dem trojanischen Krieg gegründet wurde, eine weitere war Klaros und sein Todesort Mallos. Ammianus Marcellinus (14,8,3) nennt den Lapithen Mopsos als Gründer der Stadt, was meist als Verwechslung angesehen wird. Er war von den Argonauten aus Versehen an der Küste Afrikas zurückgelassen worden, wo er an einem Schlangenbiss starb. Seine Grabstätte galt seither als heilkräftig.

Geschichte

Die ersten Münzen stammen aus seleukidischer Zeit. 96 v. Chr. wurde die Stadt in einem Konflikt von Seleukos IV. Philopator teilweise zerstört. Im Seeräuberkrieg galt Kilikien als der Sitz von Räuberbanden, das Gebiet wurde von dem Prokonsul Publius Servilius Vatia Isauricus 78-75 v. Chr. unterworfen (Triumph 74 v. Chr.) und dem römischen Reich angegliedert (Ammianus Marc. 14,8,3).

In der Spätantike war die Stadt ein wichtiger Bischofssitz. Im fünften Jahrhundert ließ Bischof Auxentius von Mopsuestia eine Basilika für St. Tharakus, Probus und Andronikos, die während der Christenverfolgungen von Gouverneur Maximus um 304 in Anazarbus hingerichtet worden waren, erbauen und ließ dafür ihre Reliquien aus Anazarbus überführen. Diese Märtyrer galten als Schutzheilige von Kilikien und waren im Zuge ihres Prozesses auch in Mopsuestia verhört worden.

Die Stadt wurde sehr früh von den Arabern erobert und um 700 befestigt. 964 belagerte Kaiser Johannes Tzimiskes die Stadt vergeblich, im folgenden Jahr konnte sie jedoch Nikephoros Phokas nach langer Belagerung einnehmen. Die muslimische Bevölkerung wurde getötet, versklavt oder zwangsumgesiedelt, angeblich 200.000 Personen, eine Zahl, die Gibbon (The Decline and Fall of the Roman Empire, Teil V) allerdings als zu hoch anzweifelt. Die Stadttore von Mopsuestia und Tarsus wurden im Triumph nach Konstantinopel gebracht und an der Stadtmauer befestigt.

In den 1070er Jahren eroberte Philaretos, der byzantinische Statthalter von Germaikia (Maraş), der sich weigerte, die Herrschaft von Michael Dukas anzuerkennen, große Teile von Kilikien, darunter auch Mamista. 1077 eroberte er Edessa, im folgenden Jahr öffnete ihm Antiochia die Tore, auch die Fürsten von Kleinarmenien erkannten seine Herrschaft an. Unter Nikephoros III. Botaniates und Alexios I. Komnenos unterwarf er sich ab 1178 wieder dem Kaiserhaus. Der größte Teil seines Herrschaftsgebietes fiel jedoch bald an die Seldschuken.

Im Oktober 1097 nahm Tankred mit einem abgespaltenen Teil des Kreuzritterheeres die Stadt in Besitz, die seldschukische Besatzung war beim Herannahen des Herres geflohen. Als Balduin ebenfalls vor der Stadt erschien, verweigerte ihm Tankred den Zutritt und unternahm später sogar einen Überfall auf sein Lager, der jedoch abgeschlagen wurde. Schließlich versöhnten sich die fränkischen Heerführer jedoch wieder, Balduin zog weiter nach Osten, Tankred rückte gegen Iskenderum vor. Mamista wurde später zum Fürstentum Antiochia geschlagen, fiel 1098 jedoch wieder an Byzanz. 1101 eroberte Tankred, Regent für den in danischmanidischer Gefangenschaft befindlichen Bohemund die Stadt zusammen mit Tarsos und Adana zurück.

1104 besetzte byzantinische Kavallerie unter Monastras Tarsos, Adana, Longinias und Mamistra, also ganz Kilikien, während die Flotte unter Kantakuzenos Latakia (Laodikea] einnahm. 1107 mußte Monastras jedoch abziehen, um sich den neuangeworbenen sizilianischen Truppen Bohemunds entgegenzustellen, Kilikien wurde dem armenischen Fürsten Oschin von Lambron aus dem Geschlecht der Hethumiden unterstellt, der durch seine Tapferkeit berühmt war. Im Winter 1107/08, als Bohemund noch in Italien war, fiel prompt Tankred in Kilikien ein. Nach vorhergehenden Plünderzügen marschierte ein Teil seiner Truppen von Antiochia aus an, der andere ruderte auf Triremen den Saron hinauf, bis zu der Brücke, welche die beiden Teile von Mamistra verbindet. Nach Angaben von Anna Komnena gab sich der Stratopedarch Oschin, der Befehlshaber der Stadt, dem Trunke hin und ignorierte die Gefahr. Dementsprechen fiel Mamistra bald. Mit pisanischer Hilfe bzw. Geld konnte Tankred weite Teile des östlichen Kilikiens einnehmen. Die Verwaltung von Mamistra und Tarsos wurde einem gewissen Guido, genannt 'die Ziege' übergeben.

1114 hatte die Stadt unter einem Erd- und Seebeben zu leiden. In Kilikien und angrenzenden Gebieten sollen dabei über 40,000 Menschen umgekommen sein.

1132 nahm der rubenidische Fürst Leon (Lewon), Mamistra, Adana und Tarsus ein. Nachdem Bohemund von Antiochia Leo 1136 gefangen genommen hatte, verlangte er 60.000 Solidii und die Städte Mamistra, Adana und Sarventikar als Lösegeld, außerdem mußte ihm Leon seine Söhne als Geiseln stellen.

Im selben Jahr gelang dann aber Kaiser Johannes (Porphyrogenitus) die Wiedereroberung Kilikiens. Erst 1151 konnte Leons Sohn Thoros die Stadt wieder einnehmen. Manuel I. sandte seinen Vetter Andronikos, um die verlorenen Gebiete zurückzuerobern, und dieser erschien unter den Mauern von Mamistra und zeigte Thoros die eisernen Ketten, in denen man einst seinen Vater Leon nach Byzanz geschafft hatte, mit der Drohung, ihm werde es genauso ergehen. Die Armenier unternahmen jedoch nachts einen Ausfall und schlugen die Byzantiner. Sembat von Paperon fiel, Oschin von Lambron und Tigran von Prakan, die auf byzantinischer Seite gekämpft hatten, wurden gefangen genommen.

1159 überwinterte Manuel I. in der Stadt, Thoros hatte seine Frau, Kinder und Schätze auf der Festung Tachikk'ar in Sicherheit gebracht und verbarg sich im Taurus, während er auf die Hilfe des Königs von Jerusalem wartete, mit dessen Hilfe er sich schließlich wieder mit dem Kaiser versöhnte.

Im weiteren Verlauf gehörte Mamistra zu den wichtigsten Städten des Königreichs Kleinarmenien, der Besitz wechselte öfter zwischen den Rubeniden, Antiochia und Byzanz. Sie scheint in der Regierungszeit Mlehs wieder an die Byzantiner gefallen zu sein, denn es wird berichtet, daß Ruben III. (1175-1186) sie zu Beginn seiner Regierungszeit einnahm. 1188 gibt er sie an Hethum, dem Sohn von Choruanil von Sasun und Gemahl seiner Nichte Alice. 1266 brannte die Stadt ab. Sie war 1268 Schauplatz eines Konzils.

Nach der Eroberung durch die Mamluken und später Osmanen wurde die Stadt bzw. das Dorf bis ins frühe 20. Jahrhundert auch von Armeniern bewohnt.

Bekannte Einwohner

Sehenswürdigkeiten

Quellen

  • Kleiner Pauli, Stichwort Mopsuestia
  • Wesseling, Itinerar. S. 580
  • Steven Runciman, Geschichte der Kreuzzüge (München 1978)
  • Anna Komnena, Die Alexiade