Kurdische Musik

Musikgenre
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Die Haupteigenschaft kurdischer Musik ist die Erforschung der Oktave, welche die grundlegende Struktur einer vorbildlichen Entwicklung ist, in der die Elemente durch Improvisation in einer solchen Weise wie immer, eine melodische, rhythmische Zusammenfassung ergeben. Im musikalischen Aufbau ist die Improvisation am Anfang mittels eines gemessenen Folgeteils ausgeglichen. Kurdische Musik ist weder gelehrte Musik noch Volksmusik, sondern vereint beides in einem. Es ist eine leidenschaftliche, sensuelle Musik, sehr häufig getönt mit einer profunden Melancholie, zudem sehr instinktiv und impulsiv.

Traditionell gibt es drei Arten kurdischer Musiker: Geschichtenerzähler (Çîrokbêj), Sänger (Stranbêj) und Barden (Dengbêj). Spricht ein kurdischer Musiker über Musik, bezieht er sich nie auf ein Konzept, das uns wegen der formalen oder ausdrucksvollen Konnotationen vertraut ist. Die häufigste Liedform hat zwei Strophen mit zehnsilbigen Zeilen. Charakteristisch für kurdische Musik sind einfache Melodien mit einem Umfang von nur drei oder vier Tönen, strophische Lieder mit derselben Dichtung und Musik am Ende jeder Strophe.

Die meisten kurdischen Lieder sind Liebeslieder. Tanzmusik (Govend), Hochzeits- und andere Feierlieder und Arbeitslieder sind sehr beliebt.

Als Musikinstrumente werden Saz, Tembur, Kemençe, Bilur (Flöte), Duduk (Oboe), Dahol (Trommel) und Zurna (Schalmei) benutzt.

In der yezidischen, kakaischen (Ahli-Haq) und alevitischen Religion werden bei religiösen Zeremonien die Tembur (Gitarre) für die religiösen Lieder benutzt.

Die beiden ersten sind sehr beliebte Instrumente. In der heutigen Zeit ist eine Trennung zwischen der modernen und der klassischen Musik wahrzunehmen. Bei der klassischen Musik werden fast nie elektronische Instrumente benutzt und der Rhythmus ist nicht schnell. Bei der modernen Musik spielen elektronische Instrumente und Verstärker eine Rolle und der Rhythmus ist ein tragendes Element. Auch das Keyboard hat inzwischen Verbreitung bei kurdischen Hochzeiten und Feierlichkeiten gefunden.

Bis Saddam Hussein an die Macht kam, war kurdische Musik überall erlaubt. Nach und nach wurde jede suspekte Musik verbannt, worauf sich ein Schwarzmarkt entwickelte. Einige kurdische Sänger wurden sogar wegen der Gefährdung des Saddam-Regimes verhaftet und hingerichtet, wie zum Beispiel Tahsin Taha und Qader Kaban. Der Sänger Ali Mardan war ziemlich berühmt unter den irakischen Kurden.

Irakische Sänger sind:

Im Iran wurde kurdische Musik im Gegensatz zu anderen kurdischen Medien lange als politisch gefährlich betrachtet und daher besonders beobachtet. Die kurdische Musik unterscheidet sich hier durch den Einfluss der persischen Musik. Meistens werden Instrumente wie Daf und Saz benutzt. Die kurdischen Ahli-Haq praktizieren Sufi-Musik.

Die bekanntesten kurdischen Sänger sind:

Kurden mit Einfluss auf die persische Musik:

Kurdische Musik war für eine bestimmte Zeit in der Türkei verboten. Seit einigen Jahren gibt es kurdische Musiksender. Die kurdischen Lieder wurden ins Türkische übersetzt und von kurdischstämmigen Sängern wie İzzet Altınmeşe vorgetragen. Diese Sänger waren kommerziell und marktorientiert in der Produktion ihrer Lieder. Kurdische Musik blieb im Osten meist ignoriert von der vielfältigen türkischen Medienlandschaft. Einige Sänger gingen ins Ausland mit der Hoffnung, die im Ausland lebenden Kurden mit ihrer Musik zu erreichen. Einige bekannte Sänger kurdischer Herkunft sind:

Die bekanntesten kurdischen Musikgruppen aus der Türkei:

Musik im Dienst der Politik

Kurdische Musik dient dem Bewusstsein einer kurdischen Identität und wird daher auch für politische Anliegen eingesetzt. Das zeigt sich in besonderer Art und Weise bei der Musik kurdischer Guerilleros. Es handelt sich dabei um die Musik junger, musikalischer Kurden, die sich der PKK anschließen und in die Berge ziehen, wo sie ihrer musikalischen Arbeit nachgehen und Lieder aufnehmen. Ihre Lieder bedienen sich der verschiedensten Quellen und Genres mit meist populären musikalischen und sprachlichen Merkmalen. Sie werden meist in den Gebirgen des Zagros komponiert. Zentral in den Texten kurdischer Guerilla-Musik sind der Wunsch nach Freiheit des kurdischen Volkes und das Leid und Leben der selbst ernannten "Freiheitskämpfer". Hierfür bilden die Berge und Täler, in welchen sich die Guerilla aufhält, eine besondere Inspirationsquelle. Viele dieser jungen Musiker verloren im Kampf gegen türkische oder iranische Sicherheitskräfte ihr Leben und werden unter anderem durch ihre Lieder als Märtyrer gefeiert. Einige der wichtigsten Namen der kurdischen Guerilla-Musik sind:

  • Hozan Serhat (Süleyman Alpdoğan) (gestorben 1999)
  • Hozan Sefkan (Serhat Demirtürk)
  • Dibistana Sehid Sefkan (Musikgruppe nach dem Märtyrer Sekfan benannt: Lieder wie "Denge Zerdest")
  • Delila (Şenay Güçer: Lieder wie "Zilan", "Her Se Jinen Azad"), im Gefecht umgekommen im Jahre 2007
  • Mizgîn (Gurbet Aydin)
  • Koma Awazê Cîya (Musikgruppe: Lieder wie "Oramar" oder "Destana Zape")

Literatur

  • Eva Skalla, Jemima Amiri: Songs of the Stateless. In Broughton, Simon and Ellingham, Mark with McConnachie, James and Duane, Orla (Ed.), World Music, Vol. 1: Africa, Europe and the Middle East, S. 378-384. Rough Guides Ltd, Penguin Books, ISBN 1858286352
  • Dr. D. Christensen: Tanzlieder der Hakkari-Kurden. Eine material-kritisch Studie, in Jahrbuch für musikalische Volks- und Völkerkunde, Berlin, S. 11-47, 1963.
  • Edith Gerson-Kiwi: The Music of Kurdistan Jews. A synopsis of their musical styles. In: Yuval, Studies of the Jewish Music Research Centre, II. Jerusalem 1971.
  • Vartabed Comitas: Quelques spécimens des mélodies kurdes. In: Recueil d'Emine. Moscow 1904, and re-edited in Erivan in 1959.
  • Mehmet Bayrak: Kürt Müziği, Dansları ve Şarkıları Müzik, Dans Û Şarqiyen Kurdi. 3 Bände, Ankara 2005, ISBN 9757861065.