Hans Joachim Schädlich

deutscher Schriftsteller
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Hans Joachim Schädlich (* 8. Oktober 1935 in Reichenbach im Vogtland) ist ein deutscher Schriftsteller.

Leben

Hans Joachim Schädlich ist der Sohn eines Kaufmanns. Er besuchte die Volksschule in Reichenbach und höhere Schulen in Bad Saarow und Templin. Von 1954 bis 1959 studierte er Germanistik und Linguistik an der Humboldt-Universität zu Berlin und an der Universität Leipzig. 1960 wurde er in Leipzig mit einer sprachwissenschaftlichen Arbeit promoviert. Von 1959 bis 1976 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften der DDR in Ost-Berlin.

Schädlich begann Ende der Sechzigerjahre mit dem Verfassen von Texten, deren hohe literarische Qualität zwar von Lektoren durchaus gewürdigt wurde, deren Veröffentlichung jedoch wegen der unverhohlenen Kritik, die Schädlich in seinen Arbeiten an den Zuständen in seinem Land übte, von der DDR-Zensur verhindert wurde. Nachdem er im Dezember 1976 den Protest von DDR-Autoren gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns mit unterzeichnet hatte, wurde Schädlich seines Postens bei der Ost-Berliner Akademie enthoben; er war zudem zunehmenden Schikanen durch staatliche Stellen ausgesetzt. Seinen Lebensunterhalt konnte er sich nur noch als freiberuflicher Übersetzer verdienen.

Im August 1977 erschienen Schädlichs regimekritische Texte im westdeutschen Rowohlt Verlag unter dem Titel Versuchte Nähe; der Band wurde von der westdeutschen Literaturkritik begeistert aufgenommen und begründete Schädlichs hohes Ansehen als Autor. In der DDR wurde der Druck auf ihn noch stärker; von Seiten des Schriftstellerverbandes der DDR wurde ihm „staatsfeindliche Hetze“ und eine „Herabwürdigung“ der DDR vorgeworfen. Im Dezember 1977 wurde Schädlichs Ausreiseantrag stattgegeben, und er konnte mit seiner Familie in die Bundesrepublik Deutschland übersiedeln. Dort lebte er zuerst in Hamburg und in Dahlenburg; seit 1979 ist er in West-Berlin ansässig.

Hans Joachim Schädlich ist Vater eines Sohnes und zweier Töchter. Eine von ihnen ist die Schriftstellerin Susanne Schädlich, die andere die Kuratorin Anna Schädlich.[1][2]

In den frühen 90er Jahren erfuhr Schädlich aus der Lektüre der Stasi-Unterlagen, dass sein älterer Brud


nz Schädlich]] (alias IM "Schäfer") über ihn und u.a. auch über Günter Grass für das Ministerium für Staatssicherheit berichtete. Dazu erschien 1992 der Text Die Sache mit B.

Hans Joachim Schädlich ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt; aus dem P.E.N.-Zentrum Deutschland trat er 1996 aus.

Auszeichnungen

Literarische Werke

Sprachwissenschaftliche Publikationen

  • Untersuchungen über die deutsche Satzintonation, Berlin 1964 (zusammen mit Aleksander V. Isacenko)
  • Phonologie des Ostvogtländischen, Berlin 1966
  • Zur phonetischen und phonologischen Untersuchung prosodischer Merkmale, Berlin 1969 (zusammen mit Heinrich Eras und John Pheby)
  • Phonologische Studien zur Sprachschichtung, Berlin 1973

Herausgeberschaft

Übersetzungen

Literatur

  • Marie-Hélène Quéval, Ein weites Feld de Günter Grass, Lectures d’une œuvre, coordinatrice, avec un texte inédit de H. J. Schädlich : « Tallhover – Ein weites Feld », Paris éd. du Temps Nov. 2001
  • Wulf Segebrecht (Hrsg.): Auskünfte von und über Hans Joachim Schädlich, Bamberg 1995
  • Hans Joachim Schädlich, München 1995 (Edition text+kritik 125) ISBN 3-88377-490-1
  • Nachtrag zur literarischen Staatssicherheit. Anmerkungen zum Tod von Karlheinz Schädlich (dem Bruder von Hans Joachim Schädlich), Berliner Zeitung 19. Dezember 2007
  • Susanne Schädlich: Immer wieder Dezember. Droemer, 2009, ISBN 978-3-426-27463-7.

Einzelnachweise

  1. Interview mit Susanne Schädlich bei Deutschlandradio Kultur
  2. [1]