Istrien

größte Halbinsel an der nördlichen Adria
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Istrien, (kroatisch und slowenisch Istra, italienisch Istria, deutsch früher auch Histerreich) ist eine Halbinsel an der nördlichen Adria zwischen dem Golf von Triest und dem Kvarner vor Rijeka.

Motovun in Inneristrien

Politische Gliederung

Der weitaus größte Teil Istriens gehört zu Kroatien, ein Teil des Nordens jedoch zu Slowenien, und ein kleiner Landstrich um die Ortschaft Muggia herum schließlich zu Italien. Der kroatische Teil Istriens bildet - mit Ausnahme des Gebietes um die Stadt Opatija, das zur Gespanschaft Primorje-Gorski kotar (kroatisch Primorsko-goranska županija) gehört - die Gespanschaft Istrien (kroatisch Istarska županija). Dieser umfasst 2813 km² mit 206.344 Einwohnern (Volkszählung von 2001). Verwaltungssitz der Gespanschaft Istrien ist die im Landesinneren gelegene Stadt Pazin.

Bevölkerung

Die Bevölkerung Istriens besteht mehrheitlich aus Kroaten, im slowenischen Teil aus Slowenen. Besonders im Gebiet längs der Westküste gibt es eine größere italienische Minderheit. Im Gebirgsland des nordöstlichen Istrien wird in einigen Ortschaften auch das Istrorumänische gesprochen. Die Bevölkerung konzentriert sich in den Küstengebieten, während das Landesinnere nur dünn besiedelt ist.

Von den Einwohnern der Gespanschaft Istrien(in Kroatien) waren laut Volkszählung von 2001 148.328 (71,88 %) Kroaten, 14.284 (6,92 %) Italiener, 6.613 (3,20 %) Serben, 3.077 (1,49 %) Bosniaken, 2.032 (0,98 %) Albaner, 2.020 (0,98 %) Slowenen. 8.865 (4,30 %) gaben keine Nationalität (im amtlich definierten Sinne), sondern eine regionale Zugehörigkeit an (Istrianer).

 
Limfjord

Geographie und Wirtschaft

Die Halbinsel Istrien besteht größtenteils aus Kalkgestein. Die Küste ist tief gegliedert, einige Meeresarme wie der Lim-Fjord (zwischen Vrsar und Rovinj) oder die Bucht von Plomin reichen tief ins Innenland und haben fjordähnlichen Charakter. Bedeutend ist der Fremdenverkehr an der Küste, der eine bis ins 19. Jahrhundert zurückreichende Tradition hat.

 
Rovinj an der Westküste

Wirtschaftliches Zentrum und größte Stadt Istriens ist die Hafenstadt Pula.

Bekannte Badeorte sind Medulin, Rovinj, Poreč, Ičići, Lovran, Medveja, Mošćenička Draga, Opatija und Umag im kroatischen, sowie Koper, Portorož und Izola im slowenischen Teil.

Im nördlichen und mittleren Teil Istriens liegen die Orte meist auf markanten Hügeln, was der Landschaft einen besonderen Reiz verleiht. Inneristrien ist recht dünn besiedelt, die wichtigsten Orte hier sind Motovun, Buzet, Buje sowie Grožnjan, das vor allem durch seine Künstlerkolonie sowie durch Musikaufführungen bekannt wurde. Die Bevölkerung lebt vom aufkommenden Tourismus sowie von selbstversorgender Landwirtschaft. Weinbau wird in diesen Regionen intensiv betrieben, vor allem werden der gelbe bis grünliche, leicht bittere Malvazija sowie der helle rote Teran gekeltert.

In der Gegend um Motovun werden hervorragende Trüffel gefunden, die

 
Totentanz, 15. Jh.

von manchen Kennern zu den besten der Welt gezählt werden. Auch der Kaiserling (Amanita caesarea) zählt zu den istrischen Pilzspezialitäten.

Inner-Istrien ist reich an bemerkenswerten Baudenkmälern. Oft sind es kleine, unscheinbare Kirchen, die mit oft gut erhaltenen Fresken beeindrucken. Am bekanntesten ist das Marienkirchlein von Beram mit einem grandiosen Totentanzzyklus.

Verkehr

Bei Pula und Portorož existieren zwei Flughäfen - nur leider werden diese nicht wirklich in den internationalen Flugverkehr integriert.

Geschichte

In der Antike als Histria bekannt, gehörte Istrien zu Illyrien. Die Römer lernten die Einwohner als verwegene Seeräuber kennen und unterjochten sie im 3. Jahrhundert v. Chr. Augustus und Tiberius schlugen das Land zu Italien. Istrien wurde im 6. Jahrhundert von Slawen besiedelt, die jedoch von den Byzanz byzantinischen Kaiser wieder erobert wurden. Die Langobarden verwüsteten Istrien, vermochten es aber nicht zu erobern. 789 unterwarf Karlmann, Sohn Karls des Großen, Istrien dem fränkischen Reich.

Im Frühmittelalter gehörte es nacheinander zu Bayern und Kärnten, bevor es 1040 als eigene Markgrafschaft des Heiligen Römischen Reiches organisiert wurde.

Seit Mitte des 10. Jahrhunderts bildete Istrien eine von Friaul abgesonderte eigne Markgrafschaft, die aber dann wieder eine Zeitlang zum Herzogtum Kärnten gehörte, indem Heinrich I., Herzog von Kärnten, Istrien vom Kaiser Otto II. erhielt. Seitdem waren oft kärtnerische Prinzen Markgrafen von Istrien. Andererseits erwarben aber auch um 1077 die Patriarchen von Aquileja das Marchesat von Istrien, dem auch ein bedeutender Teil der Krain zugehörte.

Um 1170 kam Istrien an die Grafen von Andechs, indem der mit dem Haus Kärnten verwandte Graf (Berthold (V.)?), der auch Titularherzog von Dalmatien (Merania, Meran) war, Markgraf wurde. Ihm folgte 1188 sein Sohn (Berthold (VI.)?) und diesem 1204 sein vierter Sohn, Herzog Heinrich von Dalmatien. König Philipp nahm diesem, da er es mit dem Gegenkönig Otto IV. hielt, die Markgrafschaft, und weil Heinrich an der Ermordung Philipps teilgenommen hatte, mußte er fliehen, worauf Kaiser Otto IV. 1208 dem Herzog Ludwig von Bayern gab. Dieser trat es dem Patriarchen Wolcher von Aquileja ab, der darauf Anspruch erhob.

Um 1400 wurden die Gebiete im Landesinneren von den Grafen von Görz erobert und kamen später mit deren Gebieten an die Habsburger. Das vom österreichischen Istrien durchschnittene venezianische Istrien, das häuptsächlich die Küstengebiete umfasste kamen etwa zur selben Zeit an Venedig, von dem sie vierhundert Jahre lang beherrscht wurden, was den Küstenstädten einen deutlichen venezianischen Flair verleiht. Diese umfaßte Monfalcone, Grado, Koper (Capo d'Istria) , Pula (Pola), Poreč (Parenzo), Rovinj (Rovigno), Umag (Umago), Labin (Albona) und andere Städte.

Nach dem Frieden von Campo Formio (1797) besetzte Österreich auch den venezianischen Teil des Landes, zu welchem noch mehrere venezianische Besitzungen geschlagen wurden. Als aber Österreich in dem Frieden zu Preßburg auf sämtliche venezianische Besitzungen Verzicht geleistet hatte, mußte es auch Istrien an Frankreich abtreten, und dasselbe wurde zum Königreich Italien geschlagen. Man bildete daraus und aus einigen andern Parzellen das Departement Istrien (2.900 km² mit 82.300 Einwohnern, Hauptstadt Capo d'Istria). 1808 ernannte Napoleon I. den Marschall Bessières zum "Herzog von Istrien" Später wurde Istrien von Napoleon mit den illyrischen Provinzen vereinigt. 1813 wurden die beiden Gebiete von den Österreichern zurückerobert, und mit der Auflösung der Republik Venedig bildete Istrien 1815 wieder einen Teil der österreichischen Monarchie. 1849 wird Istrien als eigenes Kronland organisiert, das mit Triest und Görz zum Küstenland vereinigt war.

Die Markgrafschaft Istrien, die auch die Inseln der Kvarner-Bucht mit umfasste, hatte im Jahr 1900 eine Fläche 4.955 km² mit 345.000 Einwohnern. In Pula war seit 1867 der Hauptstützpunkt der k.u.k Kriegsmarine.

Im Londoner Vertrag vom 26. April 1915 wurden Italien territoriale Versprechungen unter anderem bezüglich Istriens gemacht, um es zum Kriegseintritt an der Seite der Alliierten zu bewegen. Für die Geschichte Istriens spielte er insofern eine gewichtige Rolle, als sich in den Friedensverhandlungen die italienische Diplomatie im Kreise der Großen Vier immer wieder und zunehmend hartnäckiger auf diesen Vertrag berief, um Italiens Gebietsansprüche durchzusetzen. Dem Londoner Vertrag zufolge sollten neben Görz und Gradisca auch Istrien mit Triest und die dalmatinischen Inseln Italien zufallen. Er sicherte Italien also Gebietserweiterungen zu Lasten der slowenischen und kroatischen Territorien Österreich-Ungarns beziehungsweise des späteren Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen zu.

Nach 1918 kam ganz Istrien zu Italien. Um die demographische Struktur zugunsten der italienischen Bevölkerungsgruppe zu verändern, wurden zu jener Zeit Italiener angesiedelt. Gegen einheimische Kroaten wurden schikanöse Verordnungen eingeführt. Die italienischen Faschisten führten (ähnlich wie auch in Südtirol) Zwangsitalianisierungsmaßnahmen durch. Die kroatische Sprache wurde im öffentlichen Leben verboten, kroatische Zeitungen durften nicht mehr erscheinen und auch im Schulunterricht durfte nicht mehr auf kroatisch Unterrichtet werden. Etwa 30.000 Kroaten verließen während der italienischen Herrschaft Istrien. Bereits in den 1920er Jahren kam es zu ersten, damals jedoch erfolglosen, antifaschistischen Widerstandsaktionen der kroatischen und slowenischen Einwohner.

Während des Zweiten Weltkrieges kämpften kroatische und slowenische Partisanen gegen den italienischen Faschismus und für die Vereinigung mit Kroatien und Slowenien. Nach der Frontwechsel Italiens auf die Seite der Alliierten im Jahre 1943 konnten die Partisanen zunächst in Teilen Istriens die italienischen Truppen entwaffnen und die Macht übernehmen, jedoch wurden Istrien zusammen mit den benachbarten Gebieten unmittelbar danach von der Deutschen Wehrmacht besetzt und als Operationsgebiet Adriatisches Küstenland unter deutsche Besatzungsherrschaft gestellt, die bis zum Frühjahr 1945 andauerte.

Bei der Gründung des zweiten Jugoslawien 1945 kam der Hauptteil an Kroatien, das eine Teilrepublik des sozialistischen Jugoslawiens wurde. Der nordwestliche Teil Istriens gehörte zunächst zum Territorium der Freien Stadt Triest. Als 1954 das Gebiet der Freien Stadt Triest zwischen Jugoslawien und Italien aufgeteilt wurde, wurde der jugoslawische Anteil seinerseits unter den Teilrepubliken Slowenien und Kroatien aufgeteilt. Das Gebiet um die Städte Koper und Portorož kam zu Slowenien, das weiter südlich gelegene Gebiet zu Kroatien. Die Grenze zwischen Italien und Jugoslawien wurde 1975 (Vertrag von Osimo) endgültig vertraglich festgelegt. Durch das gleichzeitig abgeschlossene Abkommen zum Schutz der Minderheiten beiderseits der Grenze wurden auf jugoslawischem (beziehungsweise heute in Rechtsnachfolge kroatischem und slowenischem) Gebiet die Rechte der italienischen Minderheit garantiert.

Im Gegensatz zur Grenze zu Italien war die Grenze zwischen den Teilrepubliken Kroatien und Slowenien im Nordwesten Istriens zu jugoslawischer Zeit an einigen wenigen Stellen relativ ungenau festgelegt. Nach der Unabhängigkeit der beiden Republiken 1991/1992 kam es zu einer bis jetzt nicht endgültig beendeten Kontroverse zwischen den beiden Staaten um den exakten Grenzverlauf an einigen wenigen Stellen in diesem Gebiet, vor allem um die Seegrenze im Golf von Piran.