Eva von Buttlar (*Juni 1670 in Eschwege; +27. April 1721 in Altona) war eine mystisch-libertinistische Sektiererin und Namensgeberin der unter dem Namen Buttlarsche Rotte bekannt gewordenen Gruppe.
Nach ihrer Bekehrung 1697 trennte sie sich von ihrem Ehemann, dem Eisenacher Hofmeister Jean de Vésias, mit dem sie seit 1687 verheiratet war, um sich separatistischen Kreisen anzuschließen. Mit dem Theologen Justus Gottfried Winter und dem Medizinstudenten Johann Georg Appenfeller gründete sie 1702 eine philadelphische Gemeinschaft mit etwa 70 Mitgliedern, die „Christliche und Philadelphische Sozietät“ sehr eigenwilliger Prägung. Mit den philadelphischen Gruppierungen d. Zt. teilte sie die entschiedene Ablehnung des verfaßten Kirchentums und jeder konfessionellen Beschränkung, mit separatistischen Gruppierungen die Verachtung von Gottesdienst und Sakrament. Nahezu alles, was darüber hinausging, ist nur unter dem Oberbegriff des sektiererisch-sexualistischen Libertinismus zu fassen: Mit Winter und Appenfeller stellte sie die sichtbare „himmlische Trinität“ dar, sich selbst als „himmlische Sophia“. Unter „praktischer Anwendung“ des bereits bei Jakob Böhme und vor allem von Johann Georg Gichtel entwickelten mystischen Gedankens der Ehe des geistlichen Menschen mit der himmlischen Sophia wurde die körperliche Einigung mit ihr als dem „Teich Bethesda“ vollzogen.
Dem Urteilsspruch der 1704/05 geführten gerichtlichen Untersuchung wegen „Gotteslästerung“ entzog sich die „Rotte“ durch die Flucht nach Glashütte und 1704 nach Saßmannshausen bei Berleburg, der zeitweiligen heimlichen „Hauptstadt“ des deutschen radikalen Pietismus und manches sektiererischen Separatismus. 1706 erreichte das Treiben der Gruppe in Lügde bei Pyrmont seinen Höhepunkt. Von dort durch Gerichtsspruch erneut vertrieben, zog v. Buttlar, inzwischen mit Appenfeller verheiratet, nach Altona, wo sie keinen Anstoß mehr erregte und womit eine der schillerndsten Episoden neuerer deutscher Kirchengeschichte ihr längst verdientes Ende fand.
Literatur (chronologisch geordnet)
- Ausführl. Beschreibung des neuen Unfugs, welchen die Pietisten vor weniger Zeit als im Jahre 1705 und 1706 wider alle obrigkeitlichen Edicta ferner verübet und gestiftet haben [...] 1707
- E. F. Keller, Die B. R. (ZHTh 19, 1845, 591-612)
- Max Goebel, Geschichte d. christl. Lebens i. d. rhein.-westf. Kirche II, 1852
- Ludwig Christiany, E. v. B., die Messaline u. Muckerin als Prototyp der »Seelenbräute«. Ein Btr. z. Kenntnis der Mysterien des Pietismus, 1870
- E. Benz, Der vollkommene Mensch nach J. Böhme, 1937 (zur mystisch- theologischen Grundlage)
- F.Tanner, Die Ehe im Pietismus, 1952