Terentius (dux)

römischer Oberbefehlshaber und Heerführer
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Oktober 2010 um 18:18 Uhr durch Mediatus (Diskussion | Beiträge) (Terentius als comes et dux Armenia). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Terentius war der Name von einer oder zwei Persönlichkeiten, die als hohe ritterliche Stabsoffiziere in der spätrömischen Armee dienten. Als dux (Anführer) hatten sie unter Kaiser Valentinian I. (364–375) bzw. Valens (364–378) den militärischen Oberbefehl über die pannonische Provinz Valeria und die am Ostrand von Kleinasien gelegene Provinz Armenien inne.

Forschung

Der valerianische Terentius dux ist insbesonders durch seine Ziegelstempel bekannt geworden, die an verschiedenen Militärplätzen aus dem Boden kamen; über den armenischen Terentius berichtet der antike Historiker Ammianus Marcellinus. Zudem gibt es ein Brieffragment von Basilius dem Große, das an den Militärkommandeur gerichtet ist. Anhand von datierbaren Grabungsbefunden aus Ungarn wird heute weitgehend davon ausgegangen, daß der in Valeria als dux Valeriae ripensis[1] eingesetzte Terentius im Jahr 371 sein Amt an den Nachfolger Frigeridus abgab, während die für Armenien tätige Person gleichen Namens nachweislich zwischen 369–374 das Militär dieser Provinz befehligte. Da das Datum 371 in der Forschung trotz allem Dafürhalten auch immer wieder diskutiert wurde, ist eine abschließende Beurteilung über den Sachverhalt, ob es sich bei den beiden Kommandeuren um eine oder zwei unterschiedliche Persönlichkeit handelt, noch nicht erfolgt.[2]

Terentius als dux Valeriae ripensis

Insbesonders die Fundumstände an zwei in Ungarn gelegenen Wachtürmen[3] zwischen den Kastellen Visegrád–Gizellamajor und Visegrád–Sibrik legen nahe, daß eine Übereinstimmung der beiden bekannten Kommandeure gleichen Namens nicht passend erscheint. Die einzige Möglichkeit, den oben genannten archäologischen Befund vom Donauknie und die schriftlichen Quellen in Übereinstimmung zu bringen besteht darin, anzunehmen, daß beim Bau des Burgus Visegrád-Steinbruch ältere Ziegel des nicht mehr amtierenden Terentius mit verbaut worden sind. Damit wäre Platz für die Überlegung, eine Amtsübergabe an Frigeridus für 369/370 anzunehmen.[4]

Terentius als comes et dux Armenia

Der persischer Großkönig Schapur II. (309–379) verletzte nach dem Tod Kaiser Jovians 364 den Friedensvertrag von 363 und marschierte in Armenien ein. Der dort regierende, mit den Römern verbündete König Arsakes III. mußte sich alleine verteidigen, da sich Jovian mit dem für Rom sehr nachteiligen Vertrag von 363 verpflichtet hatte, Armenien im Falle eines Angriffs der Perser nicht zu unterstützen. Es gelang den Eindringlingen Arsakes III. um 368 gefangenzunehmen, zu blenden und in Ketten zu legen. Doch auch nach diesem Erfolg hatte Schapur Armenien nicht in der Hand, da die Königin Pharandzem und ihr Sohn Papa die Hauptstadt Artogerassa behaupteten. Bei dem Versuch, zwei Überläufer auf Pharandzem anzusetzten, scheiterte Schapur. Am Ende kam es zum Untergang des persischen Expeditionsheeres. Aus Furcht vor einem Rachefeldzug der Perser floh Papa zum römischen Ostkaiser Valens. Als römischer Klientelkönig sollte der Armenier unter Roms Schutz in seine Heimat zurückkehren. Dies Aufgabe übertrug der Kaiser dem 369 zum armenischen dux ernannten Terentius. Dies nun sah Schapur als Vertragsbruch an, stürmte noch im gleichen Jahr Artogerassa, ging scharf gegen Christen vor[5] und ließ Pharandzem grausam hinrichten, während Papa vorübergehend in die Berge floh und sich später von Schapur in ein inszeniertes Intrigenspiel hineinreißen ließ. An dessen Ende hatte der Armenier mindestens zwei seiner wichtigsten Getreuen und anscheinend auch den armenischen Katholikos umbringen lassen. Laut Ammianus hatte Terentius seinen Kaiser bereits vor der Abreise nach Armenien vor Papas zweifelhaften Charakter gewarnt, doch soll, glaubt man den Schilderungen, auch der stets ergeben und ernst erscheinende Terentius selber ein übler Unruhestifter gewesen sein. 370 beorderte Valens den gotischen Heermeister Arintheus nach Armenien und Terentius mit zwölf Legionen in das nördlich angrenzende Iberien. Dort sollte der 363 von Schapur vertriebene König Sauromaces II. wiedereingesetzt werden. Der persische Großkönig hatte anstelle des rechtmäßigen Herrschers dessen perserfreundlichen Vetter Aspacures II. installiert. Die Römern erlangten die Macht über Iberien und teilten das Land zwischen den beiden Königen auf, was im Sommer 371 zum Krieg mit dem erzürnten Schapur führte. Doch erlitten die persischen Truppen gegen den aus Ägypten herbeibeorderten und zum comes ernannten Traianus und den verbündeten ehemaligen Alamannenkönig Vadomar eine Niederlage.[6]

Nachdem die Römer 372 ihre Herrschaft in Armenien gefestigt hatten wurden auch Fragen nach einer Neuorganisation der Kirche laut.[7] Die Bezeichnung comes et dux Armenia für Terentius ist durch ein erhaltenes Brieffragment überliefert, das der zum Metropoliten berufene Basilius der Große an diesen gerichtet hat.[8] Der einflußreiche Terentius, ein überzeugter Anhänger des nicänisch geprägten Christentums und Freund des Basilios, hatte den kaiserlichen Befehl erhalten, den Geistlichen über sein neues Amt zu informieren. In dem erhaltenen Brief des Basilios wiederum beschreibt dieser seine anschließenden Bemühungen als Metropolit, das Kirchenwesen Armeniens zu reorganisieren und innerkirchliche Schwierigkeiten aufzulösen. Möglicherweise war es der von Ammianus nicht sehr vorteilhaft charakerisierte Terentius selber gewesen, der sich während seiner Zeit als Oberkommandierender von Armenien bei Kaiser Valens für seinen Freund eingesetzt hat.[9] Nachdem Schapur den Klientelkönig Papa als Werkzeug einer fiktiven Intrige mißbraucht hatte und ein wichtiger Kirchenführer dabei umgekommen war, ersuchte Kaiser Valens den Armenier zu sich zu kommen, um ihn anschließend in Ehrenhaft zu nehmen. Doch Papa konnte fliehen und wurde damit bei die Römer endgültig zu einer unkalkulierbaren Gefahr für die Sicherheit ihrer Interessen. 373 wurde Terentius, der Valens bedrängt haben soll, einen neuen König zu ernennen, auf Papa angesetzt, um einen Hinterhalt zu legen. Im Herbst 374 gelang es, Papa zu einem Gastmahl bei dem Nachfolger des Terentius, Traianus, einzuladen. Dort wurde der Armenier hinterhältig erschlagen.

Oberkommandeure der Provinz Valeria

-
Name Dienstgrad Zeitstellung Bemerkung
Terentius Dux bis spästestens 171
Frigeridus Dux ab spätestens 171 bis 373[10]
Marcellianus Dux ab 373

Literatur

  • Alexander Demandt: Geschichte der Spätantike. Das Römische Reich von Diocletian bis Justinian 284–565 n. Chr. C.H. Beck Verlag, München 2008, ISBN 978-3-406-57241-8. S. 93–94.
  • Gerhard May: Basilios der Große und der Römische Staat. In: Bernd Möller, Gerhard Ruhbach (Hrgs.): Bleibendes im Wandel der Kirchengeschichte. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck). Tübingen 1973. ISBN3-16-135332-3. S. 59–60.

Einzelnachweise

  1. Notitia Dignitatum, IN PARTIBUS OCCIDENTIS, XXXIII.
  2. Endre Tóth: Römische Wachtürme von Pilismarót. In: Communicationes archeologicae Hungariae. Népművelési Propaganda Iroda. Budapest 1984. S. 77.
  3. Limesverlauf zwischen dem Kastell Visegrád–Gizellamajor bis zum Kastell Visegrád–Sibrik
  4. Klaus Wachtel: Frigeridus dux. In: Chiron. Band 30. C.H. Beck Verlag. München 2000. ISBN 3-406-46282-0. S. 912–913.
  5. Gerhard May: Basilios der Große und der Römische Staat. In: Bernd Möller, Gerhard Ruhbach (Hrgs.): Bleibendes im Wandel der Kirchengeschichte. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck). Tübingen 1973. ISBN3-16-135332-3. S. 60.
  6. Alexander Demandt: Geschichte der Spätantike. Das Römische Reich von Diocletian bis Justinian 284–565 n. Chr. C.H. Beck Verlag, München 2008, ISBN 978-3-406-57241-8. S. 94.
  7. Gerhard May: Basilios der Große und der Römische Staat. In: Bernd Möller, Gerhard Ruhbach (Hrgs.): Bleibendes im Wandel der Kirchengeschichte. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck). Tübingen 1973. ISBN3-16-135332-3. S. 59.
  8. Gerhard Müller (Hgrs.): TRE. Theologische Realenzyklopädie Teil 1. Walter de Gruyter. Berlin, New York 1993. ISBN 3-11-013898-0. S. 364.
  9. Gerhard May: Basilios der Große und der Römische Staat. In: Bernd Möller, Gerhard Ruhbach (Hrgs.): Bleibendes im Wandel der Kirchengeschichte. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck). Tübingen 1973. ISBN3-16-135332-3. S. 60.
  10. Zsolt Mráv: Archäologische Forschungen 2000–2001 im Gebiet der spätrömischen Festung von Göd-Bócsaújtelep (Vorbericht) 2002. In: Communicationes archeologicae Hungariae 2003. Népművelési Propaganda Iroda. Budapest 2003. S. 101.