Corps Saxonia Göttingen



Das Corps Saxonia Göttingen ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es vereint Studenten und ehemalige Studenten der Georg-August-Universität Göttingen. Die Corpsmitglieder werden „Göttinger Sachsen“ genannt.
Wappen und Couleur
Das Wappen des Corps zeigt neben dessen Farben und dessen Zirkel in der Mitte die sächsische Raute (einem neunmal von Schwarz und Gold geteilten Feld mit einen schrägrechten grünen Rautenkranz), welche auf das Wappen des ehemaligen Königreichs Sachsen zurückgeht.
Saxonia hat die Farben „dunkelblau-weiß-hellblau“ mit silberner Perkussion. Dazu wird eine kleine dunkelblaue Mütze („Hinterhauptcouleur“) getragen.[1] Wie bei allen Göttinger Corps des KSCV tragen auch die Sachsenfüchse kein Fuchsenband.
Der Wahlspruch lautet „Vivant fratres intimo foedere iuncti! (V.f.i.f.i.)“ (deutsch: „Es leben die im engen Bunde vereinten Brüder!“).
Geschichte
Das Corps Saxonia wurde ursprünglich als Landsmannschaft am 12. Dezember 1840 von Studenten an der Göttinger Universität gegründet. Der offizielle Stiftungstag als Corps ist der 28. Juli 1844. Saxonia ist seit Gründung des Verbandes im Jahre 1848 Mitglied im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV).
1889 und 1968 war Saxonia präsidierendes Vorortcorps und stellte die Vorsitzenden des oKC.
Corpshaus
Das Corps Saxonia verfügte ursprünglich über den ältesten Corpshausbau in Göttingen, gelegen am Theaterplatz 5. Dieses Haus wurde speziell als Corpshaus konzipiert. Die Grundsteinlegung erfolgte am 16. Mai 1888 durch Prinz Albrecht von Preußen, der zu diesem Zeitpunkt Regent des Herzogtums Braunschweig und gleichzeitig als Vertreter seines schwer kranken Cousins, des deutschen Kaisers und preußischen Königs Friedrich III., Rector Magnificentissimus der Göttinger Universität war.[2] Prinz Albrecht hatte besondere Beziehungen zu den Göttinger Sachsen, da er selbst dem Corps Borussia Bonn angehörte, das mit der Saxonia Göttingen bis heute eng befreundet ist (Kartell seit 1858). Das Corpshaus ging 1935 an die Stadt Göttingen über und wurde zeitweilig als Stadtarchiv genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwarben die Göttinger Sachsen einen Neubau im Ostviertel der Stadt.
Auswärtige Beziehungen
Das Corps Saxonia ist Mitglied im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) und gehört zu den Unterzeichnern des Göttinger SC-Comments. Der Göttinger Senioren-Convent besteht heute aus sechs Kösener Corps.[3]
Zusammen mit dem Corps Borussia Bonn und dem Corps Saxo-Borussia Heidelberg bildet das Corps Saxonia aufgrund der gegenseitigen Kartelle den „Weißen Kreis“ innerhalb des KSCV. Ein Kartell besteht zudem mit dem Corps Pomerania Greifswald, für das Saxonia während der deutschen Teilung die Patenschaft übernommen hatte. Das langjährige Kartell mit dem Corps Starkenburgia wurde 1930 gebrochen. Außerdem bestand von der Wiederbegründung nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1965 ein offizielles Verhältnis zum Corps Hannovera Göttingen (sog. Ortskartell).
Ungebrochen sind die Kartellbeziehungen zu den längst suspendierten und erloschenen Corps Marchia Halle und Misnia III.
Bekannte Mitglieder
- Albert von Holleben (1825-1902), Geheimer Staatsrat, Kammerherr und Vorstand der Finanzabteilung des Fürstlich Schwarzburgischen Ministeriums
- Ferdinand Wahrendorff (1826-1898), Arzt und Klinikgründer
- Adolf von Arnim-Boitzenburg (1832-1887), Mitglied des Reichstages
- Ludolf August von Bismarck (1834-1924), Landrat des Kreises Stendal und Landeshauptmann der Altmark
- Georg Ebers (1837-1898), Jurastudent, später als Ägyptologe bekannt geworden (siehe auch: Papyrus Ebers)
- Hans Hermann von Berlepsch (1843-1926), preußischer Staatsminister für Handel und Gewerbe
- Siegfried von Saldern (1843-1913), Mitglied des Reichstags, Ritterschaftsdirektor der Altmark und der Prignitz
- Fritz Graf von der Schulenburg-Angern (1843-1921), Landrat, Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Felix Freiherr von Gutschmid (1843-1905), deutscher Gesandter in Chile und Japan
- Constantin Graf zu Stolberg-Wernigerode (1843-1905), Oberpräsident von Hannover
- Maximilian Freiherr von Gagern (1844-1911), hessischer Minister und Gesandter in Berlin, Bevollmächtigter zum Bundesrat
- Otto von Manteuffel (1844-1913), Mitglied des Reichstages
- Victor II. Amadeus von Ratibor (1847-1923), Standesherr
- Friedrich von Stülpnagel (1847-1914), Kurator der Ritterakademie Brandenburg und preußischer Politiker
- Hermann, Herzog zu Trachenberg, Fürst von Hatzfeld (1848-1933), Oberpräsident von Schlesien
- August von Froriep (1849-1917), Anatom

- Curt von Pfuel (1849-1936), war ein preußischer General der Kavallerie, Flügeladjutant des Kaisers Wilhelm II., Militärattaché in Madrid, Generalinspekteur des Militärerziehungs- und Bildungswesens, sowie Vorsitzender des Zentralkomitees der deutschen Vereine vom Roten Kreuz während des Ersten Weltkrieges
- Friedrich Wilhelm von Kleist (1851-1936), Ministerresident in Venezuela
- Alfred von Conrad (1852-1914), Chef der Reichskanzlei und Oberpräsident von Brandenburg
- Wilhelm von Maltzan-Wartenberg (1854-1933), Mitglied des Reichstages
- Wilhelm von Waldow (1856-1937), preußischer Staatsminister
- Rudolf von der Schulenburg (1860-1930), Oberpräsident von Brandenburg und der Provinz Sachsen, Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Karl von Behr (1864-1941), preußischer Justizbeamter und Landrat sowie Kabinettsrat der letzten deutschen Kaiserin
- August von Kospoth (1864-1917), Landrat des Kreises Oels in Schlesien
- Traugott von Jagow (1865-1941), Polizeipräsident von Berlin
- Heinrich Graf von Reichenbach-Goschütz (1865-1946), deutscher Standesherr
- Robert von Scheller-Steinwartz (1865-1921), deutscher Gesandter in Abessinien, sachsen-altenburgischer Staatsminister
- Georg Alfred Plehn (1868-1941), Konsul und Gesandter
- Ernst Arthur Voretzsch (1868-1965), deutscher Botschafter in Tokio
- Ulrich von Heyden (1873-1963), Landrat in von Ueckermünde und Prenzlau, Mitglied des Provinziallandtags von Brandenburg
- Gottfried Rabe von Pappenheim (1874-1955), Landrat des Kreises Kassel und Landeshauptmann von Hessen.
- Magnus Freiherr von Braun (1878-1972), Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft (1. Juni 1932 - 28. Januar 1933), Vater des Raumfahrtpioniers Wernher von Braun
- Friedrich Graf von Degenfeld-Schonburg (1878-1969), Oberpräsident der Provinz Niederschlesien
- Tilo von Wilmowsky (1878-1966), Verwaltungsjurist, Rittergutsbesitzer und Industrieller
- Wilhelm Freiherr von Gayl (1879-1945), Reichsinnenminister
- Busso Bartels (1880-1944), Landrat des Kreises Weißenfels
- Ewald Graf von Kleist-Wendisch Tychow (1882-1952), Gutsbesitzer und Politiker
- Herbert Kraus (1884-1965), Professor für Völkerrecht und Gründer des völkerrechtlichen Instituts in Göttingen, Verteidiger in den Nürnberger Prozessen
- Harald Mandt (1888-1974), Vorsitzender des Vorstandes der Albingia -Versicherung, Vizepräsident von Rotary-International
- Eckart von Naso („Seydlitz“) (1888-1976), Schriftsteller, gehörte dem Corps 1907/08 an und berichtet in seiner Autobiographie darüber
- Georg von Broich-Oppert (1897-1979), deutscher Botschafter in Oslo und ständiger Vertreter der Bundesrepublik bei den Vereinten Nationen
- Gotthard Freiherr von Falkenhausen (1899-1983), deutscher Bankier, Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken
- Hasso von Etzdorf (1900-1989), deutscher Botschafter in Tokyo und Rom
- Vollrath von Hellermann (1900-1971), General, Ritterkreuzträger
- Wolf-Werner von der Schulenburg (1899-1944), Ritterkreuzträger
- Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg (1902-1944), der „rote Graf“, Regierungspräsident und Oberst, als Widerstandskämpfer und Beteiligter am Attentat gegen Hitler vom 20. Juli 1944 hingerichtet
- Claus-Joachim von Heydebreck (1906-1985), Präsident des Landtages von Schleswig-Holstein, Kultusminister
- Friedemann Freiherr von Münchhausen (1906-2002), Staatssekretär im Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen
- Wichard Freiherr von Massenbach (1909-1998), Professor und Gründungsrektor der medizinischen Akademie in Lübeck
- Dietrich von Menges (1909-1994), Vorstandsvorsitzender der Gutehoffnungshütte, Ehrenpräsident der Industrie- und Handelskammer Essen, Konsul von Peru
- Adam von Trott zu Solz (1909-1944), Diplomat, außenpolitischer Experte der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis, als Widerstandskämpfer und Beteiligter am Attentat gegen Hitler vom 20. Juli 1944 hingerichtet
- Georg Traugott Emil Nicolaus Friedrich Graf von Baudissin (1910-1992), Diplomat, Politologe und Jurist
- Wilhelm von Salisch (1913-1945), Oberst, Träger des Eichenlaubs zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes
- Friedrich Ferdinand Prinz zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (1913-1989), Ritterkreuzträger
- Leonard von Dobschütz (* 1940), Wirtschaftswissenschaftler
- Christoph von der Malsburg (* 1942) Physiker und Neurobiologe
- Jürgen Bier (1943-2007), Kieferchirurg
- Tessen von Heydebreck (* 1945), Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bank AG
- Peter von Loeper (* 1957), Konsistorialpräsident der Pommerschen Evangelischen Kirche (Seit 2004)
Literatur
- Wolfgang von der Groeben: Verzeichnis der Mitglieder des Corps Saxonia zu Göttingen 1844 bis 2006, Düsseldorf 2006
Weblinks
Siehe auch: Corps, Kösener Senioren-Convents-Verband, Liste Kösener Corps, Studentenverbindung
Einzelnachweise
- ↑ Sachsencouleur in der Sammlung des Museums für Volkskunde Schleswig
- ↑ Walter Nissen u.a.: Göttinger Gedenktafeln. Göttingen 2002, S. 12
- ↑ Der SC besteht aus den Kösener Corps Brunsviga, Curonia, Hannovera, Hildeso-Guestphalia, Saxonia und Teutonia-Hercynia sowie einem der beiden Weinheimer Corps am Ort.