Russische Luftschifffahrt
Die Klammerangabe bei doppelt angegebenem Datum bezeichnet die Originaldaten russischer Archive nach dem damals verwendeten julianischen Kalender.
Über die russische Luftschifffahrt und die der Sowjetunion sind nur wenige, teils widersprüchliche und kaum nachprüfbare Fakten vorhanden. Dies ist zum einen auf die speziell von der Sowjetunion betriebene Geheimhaltung, die praktisch keinerlei Informationen offenbarte und zum anderen auf die Propaganda, die zwar oft große Projekte bewarb, deren Realisierung jedoch im Dunkeln blieb, zurückzuführen.
Russland bzw. die Sowjetunion kauften und bauten einige kleinere und mittelgroße Luftschiffe. Eine der prägenden Personen war der Italiener Umberto Nobile, der in den 1930er Jahren einige Zeit in der Sowjetunion verbrachte um dort den Luftschiffbau voranzutreiben. Der Bau von Starrluftschiffen wurde von der Sowjetunion zwar propagiert, jedoch kam es nicht zur Umsetzung.
Die Anfänge
Bereits 1885 begann der russische Raumfahrtpionier Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski sein Augenmerk Ganzmetall-Luftschiffen zuzuwenden. Schon ein Jahr später veröffentlichte er seine Studie "Theoria Aerostatika", der 1892 die "Aerostat Metallitscheski" (Theorie eine Ganzmetall-Luftschiffes) folgte. Bis zu seinem Tod 1935 hatte er 35 Bücher, Artikel und Schriften zu dieser Thematik veröffentlicht. Als einziges je gebautes Ganzmetallluftschiff ist neben dem Prototypen von David Schwarz aus dem Jahr 1897 jedoch nur das amerikanische ZMC-2 (1929-41) bekannt.
1906/07 wird das russische Luftschiff "Kretschet" nicht zuletzt durch die Bemühungen des Generalleutnants N. Kirpitschew geplant. Die Arbeiten zum Bau verliefen jeoch langsam. Das Schiff wurde etwa 1909/10 fertiggestellt. Es wurde von zwei 100 PS-Panhard-Motoren mit je einer Luftschraube angetrieben, hatte eine Länge von 70 m, ein Volumen von 6900 m³ und einen Durchmesser von 11 Metern.
1908 wurde ein kleines Luftschiff "Utschebnij", zu deutsch "Für die Ausbildung", gebaut Zeit bis zu Fertigstellung der "Kretschet" zu nutzen um die Besatzung auszubilden. Es hatte ein Volumen von 1.500 m³ und war von (Captain Shabskij(?) einem Offizier der russischen Armee gebaut worden.
Zu praktischen Erfahrungen Russlands mit Luftschiffen kam es 1909, als es zwei Luftschiffe von Frankreich kauft.
Parsevals PL 7, Erstflug 1910, wurde für das russische Heer gebaut. Es fuhr unter dem Namen "Grif" (deutsch: Greif).
Ebenfalls 1910 wurde das halbstarre Luftschiff "Forssmann", benannt nach seinem Konstrukteur V. Forssmann, er gehörte zur Russischen Armee, gebaut. Es hatte ein Volumen von nur 800 m³, eine Länge von 37 m, Durchmesser 6 m und wog 450 kg.
Golub', Sokol und Jasteb
Etwa 1911 wurden drei Russische Luftschiffe fertiggestellt und an die Russische Armee übergeben. Sie hießen Golub', Sokol und Jasteb und entsprachen dem damaligen internationalen Stand der Luftschifftechnik.
- Mit der Serienummer eins wurde die "Golub" ausgeliefert. Gebaut bei (Izhora Works in Kolpino(?) in der Nähe von St. Petersburg. Antrieb: ein * 75-PS-Körting-Motor mit zwei Luftschrauben, Volumen: 2.270 m³, Länge 46 m, Durchmesser: 9,5 m, Höchstegeschwindigkeit: 50 km/h Das Luftschiff „Golub'“, deutsch „Taube“, wurde im Sommer 1916 nach Sewastopol verlegt. Wie auch die englischen, deutschen und französischen Luftschiffe wurde es der Marine übergegeben. Es hatte keinen militärischen Wert und sollte zur Ausbildung der Marineluftschiffer dienen. Aber schon nach kurzer Zeit, am 5. Juli (22. Juni) 1916, zerriss seine Hülle beim Befüllen mit Traggas.
- Seriennummer 2 trug die "Sokol", zu deutsch "Falke". Auch sie wurde 1911 bei (Izhora Works, Kolpino(?) gebaut. Das Volumen betrug: 2500 m³, Länge: 50 m, Durchmesser: 10 m. Der Antrieb bestand aus einem 100 PS-Dion-Bouton-Motor ebenfalls mit zwei Luftschrauben. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 54 km/h
- Das Dritte Luftschiff war in Duks bei Moskau gebaut worden und hieß "Jastreb", zu deutsch "Habicht". Es besaß einen 75-PS-Dansette-Gillet-Motor mit zwei Luftschrauben. Das Volumen betrug 2.500 m², die Länge 50 m, der Durchmesser 9 m. Gerüchten zufolge wurde es im März 1913 zerstört.
Luftschiffe im Ersten Weltkrieg
Zum Beginn des Ersten Weltkrieges besaß Russland mit 12 (eventuell auch 11) Luftschiffen die größte Luftschiffflotte neben Deutschland.
Albatros
Das in Russland gebaute Luftschiff "Albatros" (Seriennummer 3 der Izhora Works, Kolpino bei Petersburg) konnte mit acht bis 12 Personen eine Geschwindigkeit von bis zu 75 km/h erreichen. Es hatte eine Volumen von etwa 8-10.000 m³, jedoch nur eine Dienstgipfelhöhe von 2.000 Metern. Angeblich ist es einmal 1912 bei Befüllen mit Gas aufgeplatzt.
1914 bekam dieses Luftschiff den Befehl von St. Petersburg nach Wladiwostok an der Pazifikküste zu fahren. Für das Prallluftschiff war dies unmöglich, jedoch wurden alle Vorbereitungen für diese Fahrt getroffen. Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges wurden die Vorbereitungen zu dieser Reise aber sofort abgebrochen.
Am 25. August (12) 1914 wurde das Schiff an eine neue Mannschaft übergeben. Sie bestand aus dem Kommandanten Oberstleutnant B.W. Golubow, den Offizieren: I.M. Lossowski, A.P. Aturin, L.A. Lipping, und den Mechanikern: A.G. Kirotar und P.I. Tschimala.
Die neue Besatzung fuhr das Schiff von St. Petersburg – über Lida nach Belostok. Beginn der Überführung war am 28.(15). August 1914. Um 17.30 Uhr wurde die „Albatros“ aus der Halle ausgeschifft und stieg um 18.00 Uhr auf. Die Flughöhe war 200 m bei einem Seitenwind von 5 m/s. Die Eisenbahnlinie nach Warschau diente als der Navigation. Nach einem Motorschaden verlor die Besatzung unweit von Pskow die Orientierung, jedoch gelang es ihr nach der Reparatur neue Orientierungspunkte zu finden.
Am 29.(16) August 1914 um 2.00 Uhr wurde das Luftschiff in einer Höhe von 200 - 300 m von der Festung Dwinsk aus beschossen. Wieder verlor die Besatzung die Orientierung, fand jedoch trotzdem den Weg nach Lida, wo sie um 6.30 ankam.
Einigen Tage später begann die Tannenbergschlacht. Die "Albatros" wurde nach Belostok geflogen. Von dieser Stadt aus sollte sie Aufklärungsflüge in Richtung von Allenstein unternehmen. Aber starke Westwinde verhinderten die Durchführung der Aufgabe. Am 12. September (30.08.) 1914 wurde dem Schiff befohlen, einen Bombenangriff unweit der Festung Ossowez zu unternehmen. Die "Albatros" wurde jedoch von eigenen (russischen) Truppen beschossen und mußte mit 12 Löchern in der Hülle umkehren.
Am 22. (09). September 1914 fuhr das Schiff nach Brest-Litowsk, Mitte September kehrte es nach Belostok zurück. Oberstleutnant B.W. Golubow wurde durch Stabskapitän A.I. Schabskij ersetzt.
Am 15., 16. und 19., (2., 3. und 6.) Oktober 1914 führte das Luftschiff insgesamt sechs erfolglose Fahrten nach Letzen durch. Vier wurden wegen zu starkem Wind abgebrochen, einmal verlor die Besatzung die Orientierung und einmal wurde es von russischen Truppen beschossen. Am 26. (13) Oktober 1914 verlor der Kommandant A.I. Schabskij im Nebel die Orientierung und musste notlanden. Das Luftschiff wurde dabei schwer beschädigt und später abgewrackt.
Berkut
Das Luftschiff "Berkut", zu deutsch "Königsadler", mit dem Baujahr 1910, galt bereits bei Kriegsausbruch als veraltet. Im Sommer 1916 wurde es als Ersatzteilspender zerlegt und seine Hülle für den Bau von 9 Gasbehältern verwendet.
Burewestnik (PL-14)
Beim Luftschiff „Burewestnik“, zu deutsch „Sturmvogel“, handelt es sich um das ehemalige Parseval-Luftschiff „P.L. 14“, das seine erste Fahrt am 27. Februar 1913 durchführte. Es wurde im Herbst 1914 in Belostok für den Kampfeinsatz vorbereitet. Sein Kommandant wurde A.P. Tschetschulin. Am 1. Januar 1915 (19.12.1914) stieg das Schiff auf eine Höhe von 1.100 Metern. Von dieser Höhe aus wurden Bombenversuche durchgeführt. Diese Höhe reichte jedoch nicht aus, um das Luftschiff vor Flakfeuer zu bewahren. Tschetschulin plante daher eine Höhe von 2.000 m zu erreichen. Zum Ende des Winters 1915 wurde die „Burewestnik“ beim Ausschiffen aus der Halle beschädigt und deswegen abgewrackt. Das Luftschiff hat letztendlich keinen Kampfeinsatz durchgeführt.
- Länge: 90
- maximaler Durchmesser: 15,5 m
- Volumen: 9600 m³
- max. Geschwindigkeit: 67 km/h
- Motorisierung: 2 mal 180 PS Maybach
Tschernomor 1-4
Am 22.(9.) Juni 1916 wurde anläßlich der Ausrüstung der Schwarzmeerflotte mit Luftfahrzeugen der Luftschiffverband in Sewastopol gegründet. Die Hauptaufgabe der Luftschiffe des Verbandes war der Kampf gegen deutsche U-Boote. Es wurden vier Prallluftschiffe in England bestellt. Sie waren die üblichen Patroullieluftschiffe der „Sea-Scout“-Klasse. Die Schiffe wurden Tschernomor 1 bis 4 genannt. "Tschernomor", zu deutsch "Schwarzmeer" ist eine fiktive Gestalt aus dem Gedicht von Alexander Puschkin: Das Märchen von Zar „Saltan“ und bedeutet etwa „Befehlshaber von Recken.
Diese Luftschiffe verfügten leider über unzuverlässige Motoren: „Tschernomor 1“ bzw. „Tschernomor 2“ wurden wegen allzu häufiger Ausfälle der Motoren während der Einsatzfahrten abgerüstet. „Tschernomor 3“ verbrannte am 6. April (24. März) 1917 in der Halle. Daraufhin wurde „Tschernomor 4“ erst gar nicht ausgepackt und verblieb in seiner originalen Lieferverpackung aus England.
Zwischen den Weltkriegen
Im Herbst 1920 wurde in Petrograd (heute St. Petersburg.) das ehemals in Frankreich gebaute Luftschiff Astra rekonstruiert. Es hatte ein Volumen von 12.000 m³ und wurde danach in „Krassnaja Swjesda“ (Roter Stern) umbenannt. Es führte fünf gelungene Fahrten durch, bevor es im Frühjahr 1921 zu einem Unfall kam.
Der Weltkrieg, die Revolution und der Bürgerkrieg hatten die Entwicklung von Luftschiffen in Russland unterbrochen. So wurde das erste kleine russische Prallluftschiff erst 1920 gebaut. Zwei weitere kamen 1925 dazu, das größere davon, das Kleinluftschiff „Moskowski Chimik-Resinstschik", zu deutsch "Moskauer Gummi-Chemiker", verließ am 14. Juni 1926 erstmals seinen Hangar. Es war das dritte in der UdSSR gebaute Luftschiff besaß ein Volumen von 2.400 m². Ein ehrgeiziger Fünfjahresplan brachte von 1928 bis 1932 eine Reihe von kleinen Versuchs-Prallluftschiffen hervor. Sie waren entworfen worden, um die Machbarkeit zu testen, Besatzungen auzubilden und die Fertigung größerer Luftschiffe vorzubereiten. Diese ersten Schiffe führten zum Erstaunen der Bevölkerung, die noch nie derartige Gefährte gesehen hatte, einige Fahrten über Moskau und die Umgebung durch.
Eines von ihnen war wahrscheinlich das 1929 projektierte Prallluftschiff. Die Zeitung „Komsomolskaja Prawda“ organisierte über eine Spendenaktion die notwendgen Geldmittel. Am 31. August 1930 fand die Jungfernfahrt, des zu Ehren der Zeitung auf den Namen „Komsomolskaja Prawda“ getauften Luftschiffes, über Moskau statt.
Die nächsten drei, 1932 in Leningrad bei der neu geschaffenen Luftschiff-Konstruktions-Abteilung (?), gebauten Schiffe erhielten die Bezeichnung W 1-3. Sie hatten ein Volumen von 2.200, 5.010 und 6.500 Kubikmetern. Obwohl W 2 schon nach kurzer Zeit zerstört wurde, fuhren die anderen bis zum Schwarzen Meer und demonstrierten die Vielseitigkeit von Luftschiffen im Post-, Passagier-, und Frachttransport und ihre besondere Eignung für die großen Entfernungen innerhalb des Landes und die Funktionstüchtigkeit unter ungünstigen klimatischen Bedingungen.
"CCCP-B3" (UdSSR-W3) hatte ein Volumen von 6500 Kubikmetern und konnte 3.000 kg Nutzlast befördern. Es wurde von zwei 2 Kolbentriebwerken mit je 240 PS angetrieben und konnte eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h erreichen. Die Länge betrug 63,5 m. Die Gondel war mit etwas Abstand an Seilen und Streben aufgehängtю Diese Konstruktionswушse sollte wahrscheinlich die Brandgefahr der mit Wasserstoff gefüllten Hülle verringern. Auch Vera Djomina, die welterste Luftschiffkommandantin fuhr auf diesem Schiff.
Nobile in der Sowjetunion
Nicht zuletzt durch die Besuche großer Luftschiffe, wie der Norge und LZ 127 „Graf Zeppelin“ wuchs auch in der Sowjetunion der Wunsch große Luftschiffe zu bauen. Man lud daher den italienischen Luftschiff-Konstruktuer Umberto Nobile ein, in der Sowjetunion den Luftschiffbau voranzutreiben. Diese Entscheidung wurde durch Stalin selbst abgesegnet, während Mussolini, sich gute Propaganda für Italien erhoffend, zustimmte.
Nobile siedelte im Mai 1932 nach Moskau über. Er stand dort jedoch ganz am Anfang. Die Bauwerft verfügte weder über eine Luftschiffhalle, noch über Werkstätten oder Material. Die zukünftigen Luftschiffbauer hatten nicht einmal Zeichentische oder Papier, stattdessen mußten sie die Rückseiten alter Landkarten und Möbel benutzen, die sie selbst aufgetrieben hatten. Was den Sowjets an Material fehlte, machten sie jedoch durch Anzahl und Begeisterung wieder wett. Nobile wurden 80 junge Techniker, 30 Konstrukteure und die Luftschiff-Ausbildungsschule (?) unterstellt, die Techniker für die anstehenden Großtaten der Sowjetunion ausbildete. Dort waren weitere 500 Schüler eingeschrieben.
Die Gestaltung und Konstruktion des Luftschiffes begann nach vielen Hürden im Sommer 1933.
Wie für Stalin und die Sowjetunion üblich wurden solche Projekte nicht allein in die Verantwortung eines Ausländers gegeben. Unabhängig von Nobile bauten sowjetische Techniker 1934 ein halbstarres Luftschiff mit einem Volumen von 9.150 m³. Es erhielt die Bezeichnung СССР-В7 "Челюскинец" (UdSSR-W7 Tscheljuskinez). (Nach Quelle: "Die Großen Zeppeline" war W7 ein 38.000m³-Schiff, das 1934 von Trojani, Nobile, und Katanski erbaut wurde) Es wurde jedoch nur wenige Tage nach der Fertigstellung am 10. August 1934 in seiner hölzernen Luftschiffhalle in Gorel durch ein Feuer zerstört. Dabei verbrannten auch UdSSR-W4 und W5, die dort ebenfalls untergebracht waren. Die Ursache für den Brand ist nicht ganz geklärt. Angeblich konnte es zu diesem Brand kommen, da ein vorgeschlagener Biltzableiter bis dahin nicht montiert worden war. Dieser Verlust, nach dem betriebenen Aufwand rief eine Untersuchungskommission der gefürchteten OGPU, einem Vorgänger des sowjetischen Geheimdienstes KGB, auf den Plan. Alle Tätigkeiten wurden auf Grund der Befürchtung vor größeren Schwierigkeiten gestoppt.
Die UdSSR-W7 hingegen schien verhext zu sein. Neu in der Luftschiffhalle zerstört, wurde sie im Frühling 1935 durch ein Schiff ähnlicher Größe mit der Bezeichnung СССР-В7бис "Челюскинец" (UdSSR-W7bis Tscheljuskinez)ersetzt. Auch dieses Schiff wurde bereits im Oktober des gleichen Jahres zerstört.
In der Nacht vom 23. zum 24. Oktober 1935, startet des Luftschiff in Gatchiny in Petrozavodsk. Für diese Rückfahrt war jedoch nicht ausreichend Kraftstoff an Bord. Die Motoren fielen 100km vor dem Ziel aus. Einige Stunden lang trieb das Schiff in Richtung der finnischen Grenze. Daraufhin wurde beschlossen zu landen. Dabei trieb das Luftschiff in einen Stromleitung und fing Feuer. Ein Besatzungsmitglied kam um, die anderen konnten sich retten.
Nobiles Arbeit ging jedoch weiter. Die W6 führte ihre Jungfernfahrt am 5. November 1934 durch. Zwei Tage später fuhr das Schiff als Teil der Feierlichkeiten zur Oktoberrevolution über Moskau. W6 wurde in „OSOAWIACHIM“ (ОСОАВИАХИМ = Всесоюзное общество содействия авиаций и химической обороне - Allunionsgesellschaft zur Unterstützung der Luftfahrt und der chemischen Verteidigung, bestand 1927 - 1948) benannt, einer Organisation, die die Luftfahrt in der breiten Öffentlichkeit populär machen sollte. 'Das Schiff war eine Weiterentwicklung der Italia mit einer Länge von ca. 106 m und einem Volumen von 19.400 m³.
Alle während des Aufenthalts Nobiles von 1931 bis 1936 in der Sowjetunion gebauten Luftschiffe waren zum Passagiertransport vorgesehen. Die "СССР-В6" (deutsch: UdSSR-W6) sollte die Linie zwischen Moskau und Swerdlowsk befahren, konnte jedoch nicht eingesetzt werden, da es dort keine Luftschiffhallen, Ankermasten und Möglichkeiten zum Auftanken gab. Erst 1936 wurde schließlich in Swerdlowsk ein Ankermast aufgestellt und eine erfolgreiche Versuchsfahrt durchgeführt. Die W6 von Nobile war der größte Erfolg der sowjetischen Leichter-als-Luft-Flotte und auch das größte in der UdSSR je gebaute Luftschiff. Im Oktober 1937 brach es mit einer Fahrtdauer von 130 Stunden und 27 Minuten den Dauerfahrtrekord für Luftschiffe aller Klassen. Die zurückgelegte Strecke betrug angeblich rund 5.000 km.
Im Februar 1938 fuhr es jedoch in seine Katastrophe. Eine Gruppe sowjetischer Arktis-Forscher, trieb auf dem Eis in Richtung Grönland ab, wo das Eis aufzubrechen begann. Daraufhin wurde W6 ausgesandt, um die Forscher aufzunehmen, verunglückte jedoch in schlechtem Wetter weit nördlich in der Arktis. Die Forscher auf der Eisscholle wurden von Eisbrechern gerettet. Es wird angenommen, dass dies auch der Grund für das Ende dieses sowjetischen Luftschiffbauprogramms war.
Ein weiteres Luftschiff von Nobile die W8 mit einem Volumen von 9.500 Kubikmetern genauso groß wie die W7 wurde nach nur zwei Jahren 1938 außer Dienst gestellt. Es hatte ein zu geringe Nutzlast und es wurden wenig geeignete Flugzeugmotoren verbaut.
Zu dieser Zeit war Umberto Nobile bereits nach Italien zurückgekehrt. Damit war auch der Informationsfluß über den Luftschiffbau in der Sowjetunion unterbrochen. Die Aktivitäten wurden jedoch fortgesetzt.
Das bis dahin größte Luftschiff, die W 9 war 1936 im Bau. Bei einem Volumen von 25.000 Kubikmetern sollte es 8 Kabinen für 16 Passagiere inklusive Raucherzimmer und elektrischer Küche haben. Es gibt keine Belege, dass das Schiff je fertiggestellt wurde. Auch über das Lufschiff W 10, das im Mai 1938 Versuchsflüge über Moskau unternahm, gibt es keine weiteren Informationen.
In dem meisten Ländern kam die Luftschifffahrt nach der Hindenburg-Katastrophe 1937 zum Erliegen. Die Sowjetunion erklärte jedoch nicht entmutigt zu sein und die Luftschiffaktivitäten sogar noch zu verstärken. Sie wollte ihre Luftschiffe mit Traggas aus den neu entdeckten Helium-Vorkommen zu füllen. Die großen Luftschiffbauprogramme waren jedoch vorüber.
Es wurden nur noch einige wenige Prallluftschiffe gebaut, die auch am Zweiten Weltkrieg teilnahmen.
Um 1937 gab es auch kommerzielle Luftschiffnutzung. Luftschiff-Produktionsstätten befanden sich in Leningrad und am Zentralen Aerohydrodynamischen Institut (ZAGI) in der Nähe von Moskau.
Viele sowjetische Briefmarken zeigen Luftschiffe, jedoch läßt sich nur schwer zwischen echten Schiffen und Projekten unterscheiden. Aus dem Jahre 1931 ist ein Poster mit dem Aufruf, in Lenins Name eine Luftschiffflotte zu bauen, bekannt.
Über "CCCP-B4" (UdSSR-W4) ist bis auf ein Foto von der Gondel nichts bekannt.
Zweiter Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg besaß die Sowjetunion vier Luftschiffe, die die Rote Armee unterstützen.
- „СССР-В1“ (UdSSR-W1): war das erfolgreichste Luftschiff, das nach dem Ersten Weltkrieg von der Sowjetunion entwickelt wurde. Während des Zweiten Weltkrieges versorgte es die russischen Feldluftschiffer (Fesselballoneinheiten) Der Roten Armee mit Material. Der Erstflug fand 1932 statt.
- „СССР-В12“ (UdSSR-W12) (Volumen: 3000m³): Das Luftschiff W-12 unternahm 1943 556 und 1944 414 Fahrten mit einer Gesamtdauer von 1.284 Stunden.
- „Победа“, Pobjeda, zu deutsch: Sieg, Baujahr 1944: Es half nach dem Zweiten Weltkrieg in der Schwarzmeerregion bei der Wrack- und Seeminensuche.
- „Малыш“ (Malysch, deutsch: Kind, Knirps)
Die Schiffe CCCP-B12 und Pobjeda unternahmen 1945 216 Fahrten mit einer Dauer von insgesamt 382 Stunden. Sie transportierten im Zweiten Weltkrieg rund 200.000 Kubikmeter Wasserstoff und etwa 320 t Fracht für die Rote Armee. Insgesamt führten die sowjetischen Luftschiffe während des Zweiten Weltkrieges über 1.500 Fahrten durch.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Die Luftschiffe waren nach dem Krieg wertvoll für die Verbindung mit abgelegenen Gebieten, Flugplätzen und für wissenschaftliche Untersuchungen. Das letzte Passagierschiff, die „Patriot“ wurde 1946 in Dienst gestellt. Aber schon 1950 wurden die regulären inländischen Luftschifffahrten beendet. Die Luftschiffära war damit voerst beendet.
1968 wurde ein Versuchsluftschiff in konventionieller Bauweise erprobt. Es hatte eine Länge von 50 m bei einer Tragkraft von 1.100 kg und einer Geschwindigkeit von 100 km/h. Damals waren zwei weitere Luftschiff-Typen geplant:
- "Nowosibirsk 1" sollte ein Prallluftschiff mit einer Länge von 55, einem Durchmesser von 12 Metern und einer Nutzlast von 1.000 kg sein.
- "Nowosibirsk 2" sollte einen Länge von 154 m und einen Durchmesser von 36 Metern haben. Seine beiden Motoren sollten eine Geschwindigkeit von 120 km/h ermöglichen. Die Nutzlast 30.000 kg betragen.
Über den Verlauf dieser beiden Projekte ist nichts weiter bekannt.
1982 wurden beschlossen zwei Versuchsmuster von großen Transportvorrichtungen zu bauen, die das System Leichter als Luft nutzten. Das Programm wurde vom Institut "Orgenergostroi" durchgeführt. Bereits im Sommer 1982 fanden erfolgreiche Tests in der Stadt Berjosowski (Nähe Swedlowsk) statt. Zum Einsatz kam das bemammte Versuchsmodell „Ural 3“ Das Luftschiff hatte eine Länge von 20, eine Höhe von 18 und eine Breite von 7 Metern bei 500 kg Tragkraft. Ein Motorradmotor mit zwei Propellern sorgte für Vortrieb. Es wurden 50 km/h erreicht, wobei durch die ungewöhnliche Form weder eine höhere Geschwindigkeit möglich, noch geplant war. Eine Version mit drei Tonnen Nutzlast war für die Serienfertigung geplant. Daneben gab es auch größere Studien. Das Luftschiff sollte als fliegender Kran dienen. Es waren jedoch auch Anwendungen in der Land- und Forstwirtschaft angedacht.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion bildeten sich einige private Unternehmen in Russland, die sich mit der Luftschifffahrt befassen. Zum Beispiel die Firma RosAeroSystems, die neben Gasluftschiffen (z.B. Au-11) auch das Heißluft-Luftschiff AV-1R herstellt.
Siehe auch
Weblinks
- info.dolgopa.org/sheet2_5.htm Russische Seiten zu Luftschiffen
- [www.internetelite.ru/aircrafts/indexq.html] russ. Luftschiffe zu Beginn des 1WK