Republik Serbische Krajina

historischer Staat auf dem Balkan
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Die Republik Serbische Krajina (Republika Srpska Krajina/RSK) war ein international nicht anerkanntes De-Facto-Regime, das in den Jahren 1991 bis 1995 ca. ein Drittel des Gebietes der Republik Kroatien kontrollierte.

Das von der Republik Serbische Krajina kontrollierte Gebiet 1991-1995

Am 19. Dezember 1991 wurde dieses Gebiet im Gegenzug zur Unabhängigkeitserklärung Kroatiens als von Kroatien unabhängiger Staat proklamiert. Zur Hauptstadt der RSK wurde Knin erklärt. 1992 schlossen sich der RSK auch die zu diesem Zeitpunkt serbisch kontrollierten Gebiete im Osten Slawoniens an.

Zielsetzung war die Vereinigung dieses Gebietes mit der Republika Srpska (Serbische Republik, heute eine der beiden Entitäten in Bosnien und Herzegowina) und Restjugoslawien zu einem gemeinsamen serbischen Staat Großserbien.

Die kurze Geschichte der Serbenrepublik ist im Zusammenhang mit dem Balkankonflikt und den anderen ethnischen Konflikten des zerfallenden Jugoslawien zu sehen und zu bewerten.

Die gesamte politische und militärische Führung der RSK befindet sich heute im ICTY in Den Haag und steht wegen Kriegsverbrechen unter Anklage.

Territorium und Bevölkerung

Das Gebiet der Republik Serbische Krajina setzte sich zusammen aus der Banija über den Kordun und die Lika bis ins Hinterland Norddalmatiens reichte) sowie Teilen West- und Ostslawoniens. Die drei Teile hatten nur über das serbisch kontrollierte Gebiet im Norden Bosniens bzw. die Bundesrepublik Jugoslawien Verbindung untereinander. Die faktische Grenze war die Waffenstillstandslinie, die dem Frontverlauf von Anfang 1992 entsprach.

Laut Ergebnis der Volkszählung von 1991 lebten im Frühjahr 1991 auf dem Gebiet der späteren Republik Serbische Krajina insgesamt 555.540 Menschen, davon 331.619 (59,7%) Serben, 168.026 (30,2%) Kroaten und 55.895 (10,1%) Angehörige anderer Nationalitäten, wobei in den einzelnen später zur RSK gehörenden Landesteilen die jeweilige regionale Bevölkerungsverteilung wie folgt war:

Serben Kroaten andere gesamt
spätere RSK gesamt 331.619 (59,7%) 168.026 (30,2%) 55.895 (10,1%) 555.540
Krajina im engeren Sinne 255.966 (67%) 70.708 (28%) 13.101 (5%) 339.775
Teile Westslawoniens 14.161 (60%) 6.864 (29%) 2.577 (11%) 23.602
Teile Ostslawoniens 61.492 (32%) 90.454 (47%) 40.217 (21%) 192.163

Quelle für die Zahlen: ITCY, Anklage gegen Slobodan Milošević, Absatz 69

Der Gründung der RSK gingen großflächige Vertreibungen von über 170.000 nicht-serbischen Einwohnern (vorwiegend Kroaten) aus überwiegend serbisch besiedelten Gebieten und Städten und später auch serbischer Einwohner aus mehrheitlich kroatisch bewohnten Gebieten voraus.

Quelle für die Zahlen: ITCY, Anklage gegen Slobodan Milošević, Absatz 36k.

Vorgeschichte

Datei:Militärgrenze.jpg
Karte der Militärgrenze

Der Begriff Krajina ("kraj" = Gebiet, Grenze oder Rand) bezieht sich auf Vojna krajina, die serbische und kroatische Bezeichnung der österreichischen Militärgrenze, zu der ein großer Teil des Gebietes unter österreich-ungarischer Herrschaft gehört hatte.

Zum Schutz der Grenzen gegen die Türken hatten die Habsburger in dem Gebiet Ungarns, zu dem die Krajina und der Nordwesten Bosniens bis zur Schlacht von Mohács (1526) gehört hatten, seit der Mitte des 16. Jahrhunderts Serben (von den Kroaten und der österreichischen bzw. venezianischen Verwaltung auch als "Vlasi", deutsch: Walachen und in Dalmatien auch als "Morlaci", deutsch: Morlaken bezeichnet) als Wehrbauern angesiedelt. Von der Habsburger Monarchie wurde eine Autonomie der Orthodoxen Kirche und eine Gleichberechtigung mit der Katholischen Kirche zugestanden. Anfänglich (1630,"Statuta Valachorum") bestand sogar eine volle Autonomie der Vojna krajina, die später, nachdem die Kriegsgefahr mit den Türken nicht mehr bestand, wieder zurückgenommen wurde. Im Gegenzug mussten die Bauern den Grenzschutz übernehmen und später mussten sie auch Soldaten für die regulären österreich-ungarischen Armeen stellen. Auch die Venezianer siedelten im dalmatinischen Hinterland, das im 17. Jahrhundert den Türken entrissen werden konnte, orthodoxe Slawen an. Während des Zweiten Weltkriegs hatten die Krajina-Serben schwere Verfolgungen durch das faschistische Ustascha-Regime Kroatiens zu erleiden, auf der anderen Seite wurden Bosniaken und Kroaten von den serbisch-nationalistischen Tschetniks verfolgt, die mit den italienschen faschistischen Besatzungstruppen im Kampf gegen Ustascha und Tito-Partisanen kollaborierten.

1943 erhielten die Krajina-Serben konstitutionelle Rechte innerhalb der Sozialistischen Republik Kroatien. Auch nach den Änderungen der Verfassungsgesetze in Jugoslawien 1965 und 1974 wurden diese Rechte der serbischen Bevölkerung bekräftigt. Die ursprüngliche Forderung der Krajina-Serben nach voller Autonomie wurde von Josip Broz Tito, dem späteren Staatspräsidenten Jugoslawiens, abgelehnt.

Ereignisse zwischen 1990 und 1995

Unabhängigkeitserklärung Kroatiens und Proklamation der RSK

Im April 1990 fanden in Kroatien erstmalig seit 1945 demokratische Wahlen statt. Die Mehrheit mit 40% der Stimmen und 2/3 der Parlamentssitze errang die national-konservative HDZ (Hrvatska Demokratska Zajednica/deutsch: "Kroatische Demokratische Gemeinschaft") unter dem Vorsitz des ersten Staatspräsidenten Kroatiens, Franjo Tuđman. Erklärte Zielsetzung der neuen Regierung war eine möglichst große Selbständigkeit Kroatiens innerhalb Jugoslawiens oder (für den Fall, dass dies nicht möglich sein sollte) die völkerrechtliche Souveränität.

Der Gedanke an ein souveränes Kroatien außerhalb Jugoslawiens löste bei einem Teil der serbischen Minderheit Befürchtungen aus, die durch nationalistische Propaganda auf beiden Seiten noch zusätzlich geschürt wurden.

Am 25. Juli 1990 erklärte der serbische Bevölkerungsteil aufgrund der sich abzeichnenden kroatischen Verfassungsänderung die "Souveränität und Autonomie des serbischen Volkes in Kroatien" und gründete einen Nationalrat. Am 22. Dezember 1990 wurde die neue kroatische Verfassung verabschiedet, die vorsah, dass nur noch Kroaten dem Staatsvolk Kroatiens angehören sollten - die bisherige Bezeichnung für das Staatsvolk Kroatiens hatte "Kroaten und Serben in Kroatien" gelautet. Die serbische Bevölkerungsminderheit hatte damit keine Gruppenrechte mehr in Kroatien. Erst das im Juni 1991 beschlossene "Dokument über die Rechte der Serben und anderer nationaler Minderheiten in der Republik Kroatien" ließ erste Ansätze eines wirkungsvollen Minderheitenschutzes erkennen.

Bereits zwischen März und August 1991 kam es entlang der Grenze und innerhalb der Krajina zu ersten Auseinandersetzungen zwischen der kroatischen Polizei und der Nationalgarde auf der einen und serbischen Freischärlern und der vom serbischen Belgrad aus geführten Jugoslawischen Bundesarmee auf der anderen Seite.

Am 19. August 1991 stimmte die serbische Bevölkerung in einem Referendum für ihre Unabhängigkeit, um so die Erhaltung ihrer in der ehemaligen kroatischen Verfassung verankerten konstitutionellen Rechte zu erzwingen. Den kroatischen staatlichen Behörden sprachen sie die Legitimität ab und hinderten sie an jeglichen Tätigkeiten in mehrheitlich serbisch besiedelten Gebieten.

Kroatien verabschiedete am 22. Dezember 1991 eine neue Verfassung als einheitlicher und souveräner Staat, die Krajina-Serben erklärten sich für autonom und die Republik Serbische Krajina (zunächst noch als Srpaska autonomna oblast Krajina, deutsch: Serbisches autonomes Gebiet Krajina) wurde ihrerseits ausgerufen. Während die Kroaten in dieser einseitigen Autonomie-Erkläung einen Angriff auf ihre eben erklärte Unabhängigkeit und eine Gefährdung der Integrität ihres Staates sahen, begründete die serbische Seite die Ausrufung der Krajina-Republik mit dem nunmehr angeblich nicht mehr gewährleisteten Schutz durch die jugoslawische Armee. Gleichzeitig führten Kroatien und die neugegründete Republik Serbische Krajina eigene Währungen ein.

Der Krieg in Kroatien

Im weiteren Verlauf kam es nun auch zu Übergriffen gegen die Zivilbevölkerung und im Gebiet der RSK begannen so genannte ethnischen Säuberungen. Neben der ortsansässigen Bevölkerung waren auch Paramilitärs aus anderen Teilen des ehemaligen Jugoslawien und Verbände der Jugoslawischen Volksarmee (JNA) am Krieg beteiligt. Die auf kroatischem Boden stationierten Einheiten der JNA dienten den serbischen Milizen als taktischer Berater und Bereitsteller von Kriegsgerät. Formell dem Kommando der JNA unterstellt, standen die verschiedenen paramilitärischen Einheiten unter dem Machteinfluss der Führung in Belgrad und dem serbischen Ministerium für innere Sicherheit und wurden auch finanziell von dort unterstützt [1].

In verschiedenen Orten, so in Škabrnje (nahe Zadar) fanden zum Beispiel am 18. November 1991 unter dem Oberbefehl von JNA-General Ratko Mladić Massaker an der kroatischen Zivilbevölkerung statt [2], während auf kroatischer Seite unter General Mirko Norac am 10. September 1993 bei einem Massaker während der Militäraktion gegen den "Medački džep" (deutsch Medak-Tasche) nahe der Stadt Gospić zahlreiche serbische Zivilisten ums Leben kamen [3]. Insgesamt wurden unzählige Dörfer und Städte zerstört und insgesamt über 1,2 Millionen Landminen gelegt, die noch heute eine Bedrohung darstellen [4].

Die Verselbstständigung der Polizeieinheiten auf dem Gebiet der serbischen-krajinischen Gemeinden mündete in der Formierung einer bewaffneten Einheit, die sich zum politischen Faktor entwickelte und alle Versuche, während des Krieges zivile Verwaltungsstrukturen aufzubauen, behinderte. Spätestens mit der totalen Zerstörung von Vukovar in Ostslawonien und der Belagerung und Beschuss von Dubrovnik im Herbst 1991 gab es kaum mehr Chancen auf eine Verständigung zwischen Serben und Kroaten und damit auf ein schnelles Ende des Krieges.

Der Krieg in Kroatien aus der Sicht des Abschlussberichtes der UNO-Expertenkommission 1992

Quelle: [5]

"Eine Reihe von Anzeichen deutet darauf hin, dass die politische und militärische Führung des ehemaligen Jugoslawien die Vorbereitungen für ein militärisches Eingreifen in Kroatien im Jahr 1990, möglicherweise auch davor getroffen hatte."

Weiter steht im Bericht der UNO-Expertenkomission, dass "die jugoslawische Bundesarmee JNA bei den sich abzeichnenden Unabhängigkeitsbestrebungen ihre Truppenstärke in Kroatien erhöhte. Sowohl in taktischer Hinsicht als auch in ihrer Intensität unterschied sich die Rolle der JNA dramatisch von der Rolle, die sie zuvor bei den Auseinandersetzungen in Slowenien gespielt hatte. Lokale serbische Aufständische wurden direkt mit Waffen und Ausrüstung aus den Beständen der JNA versorgt. Eine spezielle Einheit für psychologische Kriegsführung begann, Pläne für Provokationen und ethnische Säuberungen auf lokaler Ebene durch Sondereinheiten auszuführen."

Die Maximalzielsetzung der JNA war, die kroatischen Unabhängigkeitsbestrebungen militärisch niederzuwerfen oder zumindest (als Minimalziel) Teile Kroatiens zu amputieren, um diese an ein Restjugoslawien einzugliedern.

Gemäß dem Absatz D diese Dokumentes [6] griffen zwischen August 1990 und April 1991 serbische paramilitärische Einheiten kroatische Polizisten durch Bombenanschläge und Feuerüberfälle an.

Bis Mitte Juli 1991 verlegte die JNA schätzungsweise 70.000 Soldaten nach Kroatien. Der Vorwand war, einen Puffer zwischen den Fraktionen bilden zu wollen.

Die Kämpfe eskalierten und umfassten hunderte von Quadratkilometern in Slawonien, der Banija und Norddalmatien. Die lokalen JNA-Führer waren laut diesem Expertenbericht in Gebieten, die wenig von Serben besiedelt waren, mehrheitlich nicht gewaltorientiert. Die JNA und die serbischen Paramilitärs schworen die serbischen Aufständischen auf Angliederung der RSK mit Restjugoslawien ein.

Kriegstaktik der JNA gemäß Abschlussbericht der UNO-Expertenkommission

Quelle: UNO 1992

Die JNA-Einsätze in Kroaten verliefen in drei Phasen: In der ersten Phase wurden Brücken über größere Flüsse eingenommen und kroatische Polizeieinheiten „neutralisiert“. In der zweiten Phase versuchte die JNA, die Verkehrsverbindungen zwischen der Hauptstadt Zagreb und den Kriegsgebieten zu unterbrechen. In der dritten Phase wurden in den Gebieten, die unter serbischer Kontrolle standen, ethnische Säuberungen an Nicht-Serben durchgeführt.

Während des Krieges in Kroatien kämpften schätzungsweise 12.000 serbische Freischärler in Kroatien. Im Oktober 1991 wurden annähernd 200.000 Gebäude, 50 Brücken, 100 Flussboote, tausende Privat-Pkw, über 200 katholische Kirchen, 500 Kulturdenkmäler, 20 Schulen und 250 Postämter zerstört.

Nahezu 30 Prozent Kroatiens geriet unter die Kontrolle extremistischer serbischer Aufständischer. Aufgrund der für die JNA unerwartet heftigen Gegenwehr der Kroaten verlor die JNA bis Oktober 1991 über 600 Panzer, 395 andere Militärfahrzeuge und 100 Kampfflugzeuge. Nach dem Waffenstillstand im November 1991 zog die JNA mit einen Teil ihrer Waffen aus Kroatien ab und verlegte ihre Einheiten nach Bosnien-Herzegowina.

Waffenstillstand und UN-Schutzzonen

Unter internationaler Vermittlung wurde Anfang 1992 ein Waffenstillstand geschlossen. Demnach verpflichtete sich die jugoslawische Armee, ihre Truppen aus Kroatien abzuziehen. In den umstrittenen Gebieten wurde eine Friedenstruppe der Vereinten Nationen (UNPROFOR) stationiert, nachdem der Vance-Owen-Plan von beiden Konfliktparteien akzeptiert worden war. Insgesamt entstanden vier Schutzzonen: Sektor Nord, Süd, Ost und West. Die UN entsandte 14.000 Soldaten in diese Gebiete. Die serbisch kontrollierten Teile blieben völkerrechtlich ein Teil Kroatiens. Über ihren endgültigen Status sollte später in Verhandlungen zwischen der kroatischen Regierung und den örtlichen Serben entschieden werden.

Die Waffenstillstandslinie wurde faktisch zu einer Staatsgrenze zwischen Kroatien und der Krajina-Republik, die nur unter größter Gefahr überschritten werden konnte. Die Verhandlungen über die Öffnung der Verkehrwege und eine Rückkehr von Flüchtlingen und Vertriebenen kamen nicht voran, da die serbische Seite nicht bereit war, Vertriebenen die Rückkehr zu gestatten und zusätzlich die Anerkennung der Serben als zweites Staatsvolk (statt Minderheit) innerhalb Kroatiens oder die Anerkennung der Republik Serbische Krajina durch Kroatien verlangte. Die damalige Führung der Republik Serbische Krajina sah in der Kontrolle der wichtigsten Verkehrsverbindungen vom nördlichen Kroatien nach Dalmatien durch Gebiete in der Lika und Norddalmatien und nach Slawonien durch das von ihr kontrollierte Gebiet in Westslawonien ihr Hauptdruckmittel in dieser Frage gegenüber der kroatischen Regierung.

Im Juni 1992 kam es trotz UN-Präsenz zum erneuten Ausbruch der Kämpfe und auch im folgenden Jahr setzten sich die teilweise schweren bewaffneten Auseinandersetzungen fort.

Nach dem Ausrufen dieser Waffenruhe nutzte Kroatien die Kriegspause, um Waffen zu importieren und ihre Truppen mit Hilfe amerikanischer Militärberater zu trainieren.

Zur gleichen Zeit wurde die ursprünglich von der Jugoslawischen Volksarmee bewaffnete Armee der RSK (Vojska Srpske Krajine, VSK) durch kaum motivierte und überwiegend schlecht ausgebildete Soldaten beständig schwächer.

Die VSK zählte laut Jane's Intelligence Review vom 1. Oktober 1993 etwa 55.000 Soldaten, die eine Frontlinie von etwa 600 km in Kroatien und etwa 100 km entlang der bosnischen Grenze zu Bihać abdecken mussten, 16.000 davon in Ostslawonien und ca. 39.000 für die restliche Fläche der RSK. Schätzungen gehen davon aus, dass lediglich 30.000 der offiziell 55.000 Soldaten vollständig mobil gemacht werden konnten.

Die im Jahr 1994 von internationalen Vermittlern vorgelegten Friedenspläne, die eine weitgehende Autonomie der Serben innerhalb Kroatiens vorsahen und denen von kroatischer Seite zugestimmt wurde, wurde von serbischer Seite als nicht weitgehend genug abgelehnt, außerdem fürchteten zahlreiche in der RSK maßgebliche Serbenführer die spätere Verfolgung durch kroatische Behörden.

Geographische und wirtschaftliche Probleme

Die Existenz und die wirtschafliche Situation der Republik Serbische Krajina blieb Zeit ihres Bestehens prekär. Sie verfügte über kein zusammenhängendes Territorium; die Verbindung zwischen ihrem Kerngebiet, das sich von Knin im Süden längs der kroatisch-bosnischen Grenze bis Petrinja erstreckte, und dem serbisch kontrollierten Gebiet in Westslawonien konnte nur auf dem Wege über die Republika Srpska der bosnischen Serben aufrechterhalten werden; Ostslawonien war nur auf einem längeren Umweg über Rest-Jugoslawien zu erreichen.

Wirtschaftlich wäre die RSK nicht einmal in Friedenszeiten lebensfähig gewesen. So lag die Arbeitslosenquote 1994 laut Aussage des damaligen Premierministers Borislav Mikelić bei geschätzten 91,7%. Aufgrund der Sanktionen fand so gut wie kein Tourismus mehr statt. Durch die Trennung von Kroatien verlor die ohnhin nur spärlich vorhandene Industrie einen wichtigen Absatzmarkt und zudem fehlten qualifizierte Arbeiter und Manager. Insgesamt führte die dramatische wirtschaftliche Lage zu einer verstärkten Entwicklung einer Schattenwirtschaft und zu erhöhten Kriminalitätszahlen. (Quelle: [7])

Der von der Führung der Republik Serbische Krajina wiederholt geäußerte Wunsch, sich mit der von Serbien und Montenegro gebildeten Bundesrepublik Jugoslawien zu einem Staat zusammenzuschließen, wurde jedoch von der Führung in Belgrad abgewiesen, da sich Serbien durch einen solchen Schritt nicht den Weg zu einem künftigen Friedensschluss mit Kroatien verbauen wollte.

Die Rückeroberung des größten Teils der RSK durch Kroatien

Im Frühjahr 1995 wurde durch ein Abkommen zwischen der kroatischen Regierung und der Republik Serbische Krajina die durch das serbisch kontrollierte Westslawonien führende Autobahn zwischen Zagreb und Slawonien provisorisch wiedereröffnet. Immer wiederkehrende Übergriffe auf Reisende nahm Kroatien offiziell zum Anlass, das von der Republik Serbische Krajina kontrollierte Territorium in Westslawonien im Mai 1995 durch die Militäraktion Blijesak (Blitz) zurückzuerobern. Als Vergeltung auf den Angriff der Kroaten gegen die serbische Zivilbevölkerung in Pakrac ließ der damalige Präsident und Oberkommandierende der RSK, Milan Martić am 2. und 3. Mai 1995 zwei militärisch sinnlose Raketenangriffe auf das Stadtzentrum von Zagreb durchführen (siehe [8]), die 7 Tote und 200 Verletzte unter der Zivilbevölkerung forderten. Beide Ereignisse wurden vom UN-Sicherheitsrat auf das Schärfste verurteilt. Am 27. Februar 1996 begannen vor dem Internationalen Kriegsverbrechertribunal in Den Haag in Abwesenheit des Angeklagten die Verhandlungen gegen Milan Martić.

Nachdem die Führung der Republik Serbische Krajina auch nach dieser militärischen Niederlage nicht bereit war, auf die Forderungen der Kroaten einzugehen, begann die kroatische Armee im Sommer 1995 eine zweite Militäraktion (Oluja/Sturm) und eroberte bis auf Ostslawonien die Gebiete der Republik Serbische Krajina. Der Präsident und Oberkommandierende der RSK, Milan Martić, floh angesichts der Niederlage seiner Truppen bald nach dem Beginn der kroatischen Offensive auf das Gebiet Rest-Jugoslawiens.

Der Erfolg dieser Operation war maßgeblich darauf zurückzuführen, dass einerseits die kroatische Armee nun adäquate militärische Mittel und im Gegensatz zu 1991 eine militärische Führungsstruktur zur Verfügung hatte und mit Unterstützung sowohl der kroatischen Diaspora als auch der USA aufgerüstet worden war und andererseits die RSK keinerlei Unterstützung mehr von Seiten der Bundesrepublik Jugoslawien oder der bosnischen Serben hatte. Letzeres war offensichtlich zur Vermeidung eines direkten militärischen Konflikts mit Kroatien bereits im Vorfeld auf politischer Ebene ausgehandelt worden. So sagte der heutige kroatische Staatspräsident Stjepan Mesić vor dem Haager Tribunal 1997 als Zeuge aus, dass sich in der Zeit von 1991 bis 1995 die beiden Staatschefs Franjo Tuđman und Slobodan Milošević insgesamt 48 mal trafen. Bei einem dieser Treffen in Karadjordjevo (Serbien) ging es seiner Aussage nach, hauptsächlich um die Aufteilung Bosniens zwischen Kroatien und Serbien (siehe [9]).

Es kam, wie heute auch das ICTY in Den Haag in seinen Anklageschriften aufführt, während der "Operation Sturm" zu schweren Übergriffen auf die zurückgebliebene serbische Zivilbevölkerung und zahlreiche Häuser der serbischen Einwohner wurden zerstört. (Quelle: [10])

Da die politische Führung der Krajina-Serben angesichts der sich abzeichnenden Niederlage die Evakuierung angeordnet hatte, flohen die weitaus meisten der in der Krajina ansässigen Serben, großteils in die Republika Srpska in Bosnien-Herzegowina und nach Serbien und Montenegro, aber auch ins serbisch kontrollierte Ostslawonien (die spätere UNTAES-Zone).

Die UNTAES-Übergangsverwaltung in Ostslawonien

Von der Republik Serbische Krajina blieb danach nur noch das serbisch kontrollierte Gebiet in Ostslawonien übrig. Dieses wurde im Rahmen eines Abkommens zwischen Kroatien und Serbien auf friedlichem Wege in die Republik Kroatien wiedereingegliedert. Dazu wurde es von 1996 bis 1998 unter eine Übergangsverwaltung der Vereinten Nationen (United Nations Transitional Administration for Eastern Slavonia, Baranja and Western Srem/UNTAES) gestellt.

Demographische Kriegsfolgen

Wenn man die Volkszählungen von 1991 und 2001 gegenüber stellt, so ergibt sich folgendes Bild:

  • 1991 (letzte jugoslawische Volkszählung) lag der Anteil der Bevölkerung serbischer Nationalität in der Republik Kroatien bei ca. 582.000 (12,2%).
  • 2001 waren in Kroatien offiziell noch ca. 201.000 Einwohner serbischer Nationalität (4,5%) registriert. Viele davon leben aber immer noch im Ausland und haben sich nur in Kroatien wohnhaft gemeldet, um bestehende Eigentumsansprüche zu wahren und die ihnen zustehenden Rentenzahlungen zu sichern, die bis ins Frühjahr 2004 nur innerhalb Kroatiens an die serbischen Rentner ausbezahlt wurde.

Die Re-Integration der serbischen Bevölkerung Kroatiens ist größtenteils misslungen. Noch im Jahr 2000 kam es vereinzelt zu Übergriffen auf Rückkehrer. Viele kämpfen heute noch gegen die Enteignungen ihrer Ländereien, Häuser und Wohnungen. Zwar zahlt die kroatische Regierung heute offiziell Entschädigungen für diejenigen, die zurück kommen und genügend Grund und Boden haben, um für sich selber zu sorgen zu können, aber oft müssen diese Zahlungen erst über langwierige Gerichtsprozesse eingeklagt werden. Insgesamt ist die Situation der serbischen Heimkehrer schwierig (siehe [11]).

In manchen Gebieten, wie zum Beispiel in der Gegend um Knin, wurden viele vertriebene Kroaten aus Bosnien in den ehemaligen Häusern der serbischen Bevölkerung angesiedelt. Dies führt heute noch immer zu einer prekären Situation im Hinblick auf die Rückgaben enteigneten Eigentums. Das erklärt teilweise auch, warum gerade in dieser Region der Hass gegen die Serben besonders groß ist.

Bis Januar 2005 sind etwa 118.000 Serben nach Kroatien zurückgekehrt. Ein Teil der Serben aus Kroatien hat ihre Häuser und Gründstücke verkauft und wünscht keine Rückkehr.

Ein weiterer Teil hat Häuser und Grundstücke mit Kroaten aus der Vojvodina getauscht. Auf diese Weise sind bisher etwa jeweils 40.000 Personen umgesiedelt.

Den etwa 50.000 direkt am bewaffneten Aufstand beteiligten Serben wurde von der kroatischen Regierung eine generelle Amnestie gewährt, sofern individuell keine direkten Kriegsverbrechen nachgewiesen werden können.

Besonders die Dörfer in der Gegend zwischen Knin und Gospić entlang der Europastraße 71 sind aber noch heute größtenteils zerstört und verlassen.

Führende Politiker des Republik Serbische Krajina und UN-Verwalter

Trotz der kurzen Existenz der RSK und ungeachtet der fehlenden internationalen Anerkennung gab es zwischen 1991 und 1995 eine Vielzahl selbsternannter bzw. in von Belgrad kontrollierten Wahlen bestimmter Präsidenten bzw. Regierungschefs.

Liste der Präsidenten der RSK

Liste der Regierungschefs der RSK

Liste der UNTAES-Verwalter

Aktuelle Ereignisse

Der ehemalige selbst ernannte Präsident der Republik Serbische Krajina, Goran Hadžić, wurde im Mai 2004 wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vom UNO-Tribunal (ICTY) für das Frühere Jugoslawien in Den Haag angeklagt, die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen (siehe [12]).

Das UNO-Tribunal für das Frühere Jugoslawien in Den Haag hat am 29. Juni 2004 Milan Babić, der 1991/1992 der erste Präsident der RSK gewesen war, wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 13 Jahren Haft verurteilt. Der einstige führende Politiker der RSK hatte gestanden, 1991/1992 Menschen anderer Bevölkerungsgruppen aus politischen Gründen verfolgt zu haben. Babić war der Beteiligung an Aktionen angeklagt worden, die darauf abgezielt hatten, Nichtserben von rund einem Drittel des kroatischen Gebietes zu vertreiben (siehe [13]).

Auch gegen den kroatischen Ex-General Ante Gotovina gibt es einen Haftbefehl des UNO-Tribunal (ICTY) in Den Haag. Die Anklage lautet, dass unter seinem Kommando mindestens 150 Serben ermordet, tausende vertrieben, sowie serbische Dörfer zerstört worden seien. Die Kriegsverbrechen sollen nach der kroatischen Rückeroberung von serbisch kontrollierten Gebieten der ehemaligen Republik Serbische Krajina gegen Ende 1995 geschehen sein. Der Aufenthaltsort des flüchtigen Gotovina ist derzeit unbekannt (siehe auch [14]).

Siehe auch