Oberrhein-Aquifer

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Mit dem Begriff Oberrheinaqifer wird eines der größten Aquifere Mitteleuropas bezeichnet. Sein Volumen beträgt etwa 450.000 Kubikkilometer. Dieser Grundwasserleiter deckt etwa drei Viertel des Trinkwasserbedarfs der Bevölkerung im Oberrheingraben zwischen Schwarzwald und Vogesen, damit sind mehr als drei Millionen Bewohner des Elsass und Baden-Württembergs von der Wasserressource abhängig.[1]


Wirtschaftliche Nutzung, Risiken

Industrieabfälle, Giftmüll

Nach 1945 wurden einige Baggerseen im Umfeld von Basel (CH) und auch an anderen Stellen der Region zu Müllkippen, teilweise auch für Giftmüll. Eines von vielen Beispielen ist ein Schuttloch in Teningen, in welches eine Kondensatorenfabrik und ein Aluminiumwalzwerk jahrzehntelang ihren Abfall abkippten und dabei das Grundwasser u.a. mit Dioxin und Polychlorierten Biphenylen (PCB) kontaminierten. Viele dieser Altlasten lagern noch immer im Grundwasser. Die Verursacherfirmen dagegen existieren häufig nicht mehr, somit gehen die Folgekosten zu Lasten der Allgemeinheit.[1]

2002 meldete der Chemiekonzern Rhodia in Chalampé (F) den Behörden einen kleinen Störfall: das Lösungsmittel Cyclohexan sei in kleinen Mengen ausgetreten. Ein Mitarbeiter der Firma meldete jedoch den Medien, es seien mindestens 30 Tonnen versickert (siehe auch: Whistleblower). Nach heftigen Reaktionen des BUND sowie von französischen Umweltgruppen wurden nach und nach die eigentlichen Ausmasse des Skandals deutlich. Dabei wurde dann zunächst der Austritt von 400 Tonnen des Stoffes zugegeben, später gingen die Behörden davon aus, dass ca. 1.200 Tonnen Cyclohexan ausgetreten waren (diese Menge entspricht in etwa dem Inhalt der Kesselwagen eines 300 Meter langen Zuges).[1]

In stillgelegten Stollen ehemaliger elsässischer Kaliminen (z. Bsp. Stocamine) befinden sich mehrere zehntausend Tonnen hochgiftiger Industrieabfälle, darunter Zyanid, Asbest, Arsen sowie chrom- und quecksilberhaltige Substanzen. Diese sind mittlerweile von Kalisalz umhüllt, ihre Bergung wäre daher schwierig und unter Umstanden gefährlich. Einer dieser Stollen wird alle 100 bis 150 Jahre von Grundwasser überschwemmt und langfristig (in ca. 600 Jahren) könnten auch toxische Substanzen durch die alten Strebe an die Oberfläche kommen und dadurch das Grundwasser in der Umgebung der Deponie ungenießbar machen.[2]

Kalisalz

Seit Beginn des letzten Jahrhunderts wurde im Oberrheingraben Kalisalz abgebaut. Als Abfallprodukt fiel dabei Natriumchlorid (Steinsalz) an. Abraumhügel (Kalihalde, Kilimandscharo, Monte Kalino) zeugen noch heute von diesem in Baden historischen Abbau, mittlerweile werden sie auch als kulturelles Wahrzeichen und Denkmal begriffen.[3] Der Oberrhein-Aquifer ist allerdings seit langem hohen Belastungen durch Ausschwemmungen aus diesen Überresten ausgesetzt (z. Bsp. 4.200 Tonnen Salz pro Jahr in Buggingen).[1] Diese Salzfahnen unterliegen genauer Beobachtung.

Eine größere Gefahr geht von den Minen im elsässischen Kalibecken (Mines de Potasse d'Alsace) bei Mulhouse (F) aus. Die Abraumhalden der ehemaligen großen Minen in Wittelsheim (F) und Pulversheim (F), die abgetragen wurden, bildeten landschaftlich eigenartige Erosionslandschaften, die bis zu 90% aus Salz bestehen. Die durch den Regen verursachten Auswaschungen der Kalihalden im Südenelsass versalzen große Teile des Grundwassers der elsässischen Rheinebene bis in den Raum Sélestat (F).[1]

Auch eine massive Versalzung des Grundwassers auf der badischen Rheinseite zwischen Bremgarten und Breisach war indirekt auf die Kaliberge bei Mulhouse zurückzuführen. In einer offenen Betonrinne wurde für Jahrzehnte hochkonzentrierte Salzlauge in den Rhein geleitet. Am AKW Fessenheim vorbei floß die Brühe in den Rheinseitenkanal (Canal d´Alsace). Noch 1991 strömten pro Sekunde 115 Kilogramm Salz in eine der Haupttrinkwasseradern Europas - jährlich 3,6 Mio. Tonnen. Erst durch massiven juristischen Druck von holländischen Umweltschützern und der Wasserwerke am Rhein wurde die eingeleitete Menge reduziert.

In der Zeit von 1957 bis 1976 gab es auf der Fessenheimer Rheininsel, gegenüber von Bremgarten, offene, undichte Zwischenlagerbecken für 520.000 m³ hochkonzentrierte Salzlauge. Die großen Salzwasserbecken sollten sich nach Ansicht von Fachleuten durch den im Salzwasser enthaltenen Ton selbst abdichten. Leider hatten sie sich geirrt: Eine Million Tonnen Salz sind ins Grundwasser versickert.[1][4][1]

Wenige Kilometer unterhalb der Fessenheimer Rheininsel fanden sich 2002 auch in Südbaden bis zu 50 Gramm Salz in einem Liter Grundwasser (Meerwasser enthält durchschnittlich 35 Gramm/ Liter). Diese Salzlauge fließt ca. 100 Meter unterhalb der Geländeoberkante langsam nach Norden.[1]


Landwirtschaft

Durch den großflächig angelegte Landwirtschaft in der Rheinebene, hier ist vor allem der Mais-, unter Anderem aber auch der Tabakanbau zu nennen, werden dem Grundwasserkörper große Mengen von Wasser entzogen.

Methyltertiärbutylether (MTBE)

Ab dem Jahr 2003 werden auch MTBE in diesem Grundwasserkörper gefunden. In den USA ist dieser Benzinzusatz bereits zu einer Bedrohung des Trinkwassers geworden, die dortigen Behörden fordern ein Verbot. Am Oberrhein wurde bei Grundwasseruntersuchungen an fast jeder sechsten Messstelle MTBE nachgewiesen - allerdings (noch) in unbedenklichen Mengen nahe der Nachweisgrenze.[1]

Nitrat

Die Nitratbelastung des Grundwassers ist hauptsächlich auf den Einsatz von mineralischem und organischem Dünger, zum Teil aber auch auf den Eintrag von Stickoxiden über die Luft zurückzuführen. Die mittlere Nitratkonzentration an über 1000 untersuchten Messstellen belief sich 2003 auf 29 mg/l. Der europäische Richtwert von 25 mg/l wurde an 36 % der Messstellen, der Grenzwert für Trinkwasser von 50 mg/l an 15 % der Messstellen überschritten.

Die Art und Weise der Bewirtschaftung spiegelt sich im Grundwasser wieder: So zeigt sich der Anbau von Mais in der Rheinebene in einer flächenhaften Belastungsfahne im Elsass und in Südbaden. Auch der intensiv gedüngte Wein bringt starke Belastungen in den Vorbergzonen von Schwarzwald und Vogesen und im Abstrom des Kaiserstuhls. Während die Nitratbelastung im Elsaß noch langsam steigt, scheint sie sich in Südbaden auf zu hohem Niveau zu stabilisieren zu und langsam abzunehmen.[1]


Die weit verbreitete Stickstoffdüngung in der Landwirtschaft führt zu teilweise hohen Konzentrationen des Stoffes im Grundwasser, sodass es teil- und zeitweise als nicht mehr zur Babynahrung geeignet eingestuft wird und auch immer wieder Brunnen geschlossen werden.[1]

Pflanzenschutzmittel

Pflanzengifte (Herbizide) wie Atrazin, Desethylatrazin, Simazin und Diuron sind im Grundwasser am Oberrhein fast überall zu finden. Im Elsass wurden die Grenzwerte für Trinkwasser bei Atrazin an 13 % und für Desethylatrazin an 17 % der Messstellen überschritten. Obwohl Atrazin in Deutschland seit 1991 verboten ist, ist das Gift noch in 40 % der Messstellen nachweisbar, an 4 % wird der Grenzwert überschritten. (2003). Hier zeigt sich das lange Gedächtnis des Grundwassers.[1]

  • BUND Südlicher Oberrhein: Wasser, Grundwasser und Trinkwasser am Oberrhein - Kritische Hintergrundinformationen
  • [2] www.fva-bw.de, Prof. Dr. Christian Leibundgut, Institute of Hydrology, Albert-Ludwigs-University of Freiburg, Colmar, 8., 9. November 2005: Hydrologie des Oberrheinaquifers und seine geschichtliche Entwicklung:
  • [3], Interreg Oberrhein/ Rhin supérior: Länderübergreifende Organisation für Grundwasserschutz am Rhein/ Liaison Opérationnelle pour la Gestion de l’Aquifère Rhénan (LOGAR), Finanzierungsplan, Die Entwicklung des Oberrheinraums nachhaltig gestalten, Förderung von Maßnahmen zum Schutz und zur Verbesserung der Qualität der natürlichen Ressourcen und zu deren nachhaltiger Nutzung

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/wasser-oberrhein.html BUND, Regionalverband Südlicher Oberrhein: Wasser, Grundwasser, Trinkwasser, Wasserverschmutzung und Rhein, Leitartikel
  2. [1], www.badische-zeitung.de, 15. September 2010, afp. Elsass: Experten warnen vor Gefahren durch Giftmülldeponie
  3. www.badische-zeitung.de, 31. Mai 2010, Sigrid Umiger: Monte Kalino - 5 Meter dicke Schutzschicht - Die Salzhalde von Buggingen soll saniert werden
  4. www.badische-zeitung.de, 31. Mai 2010, Sigrid Umiger: Monte Kalino - 5 Meter dicke Schutzschicht - Die Salzhalde von Buggingen soll saniert werden