Walter Ernst Hans Werner Lautenbacher ( *23. Februar 1920 in München; † 10. August 2000 in Leonberg) war einer der bedeutendsten und einflussreichsten Fotodesigner Deutschlands des 20. Jahrhunderts.
Vita
Walter E. Lautenbacher, 1920 in München geboren, studierte dort von 1947 bis 1949 an der Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen. Diese Schule war 1900 von seinem Vater Georg Heinrich Emmerich als Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie gegründet worden, dem damals ersten Professor für Lichtbildkunst in Bayern.
Im Jahre 1954 machte sich Lautenbacher selbständig, nachdem er einige Jahre als Leiter eines Studios für Werbefotografie praktiziert hatte. Danach wurde er zu einem der führenden Modefotografen seiner Zeit. Ab 1959 arbeitete er mit dem Moderedaktionen der Zeitschriften CONSTANZE und PETRA in Hamburg, mit denen er u. a. auch die Pariser Mode fotografierte. Für diese Zeitschriften entstanden über 250 mehrseitige Modereportagen.
Mit den Redaktionen von LA DONNA und ANNABELLA in Italien fotografierte Lautenbacher in Mailand und Florenz die neuesten Kollektionen für Prêt-à-porter. Für die ANNABELLE in der Schweiz, für die Zeitschriften FREUNDIN, NEUE MODE und FÜR SIE übernahm er viele Modereisen. Zugleich arbeitete er für die Presse- und Werbeabteilungen großer Markenartikler, wie BLEYLE, TRIUMPH, EGERIA, COMTESSE, HANRO SWISS, BOGNER, ERGEE und SCHIESSER, um nur die wichtigsten zu nennen.
Seit 1954 praktizierten bei Lautenbacher zwei Dutzend Assistenten. Die Mehrzahl von ihnen sind erfolgreiche Kollegen geworden. Lautenbacher hat auch viele Fotomodelle gefördert und sie in der Öffentlichkeit bekannt gemacht, u. a. Ina Balke, Juliane Biallas, Sylvia Dakis, Beate Schulz, Margie Schmitz-Jürgens, Mirja Larsson, Astrid Schiller, Gloria ter Braake, Gabrielle von Canal, Britta Bauer, Evelyn Kühn u. v. a. Alle erschienen auf seinen Titelseiten und in den Serien seiner Modejournale.
In der Bundesrepublik war es stets üblich, alle Kniffe und Pfiffe der Beleuchtung und Gestaltung möglichst »geheim« zu halten. Lautenbacher hatte sich dagegen schon frühzeitig gewehrt. Er hatte immer Lust, durch offene Darlegung seiner Aufnahmetechniken die Konkurrenz zu beleben. Schon in den 50er Jahren zeigte er den interessierten Kollegen als erster sein neu eingerichtetes Studio mit Leuchtröhren, die damals die heißen Scheinwerfer verdrängten. Später holte er sich aus Amerika die ersten Farbpapiere für die Hintergründe, informierte sich auf mehreren Reisen nach New York über die neuesten Elektronenblitze und gab sein Wissen weiter. 1963 zeigte er auf der Photokina zum ersten Mal öffentlich die von ihm eingeführte Methode der »Fettscheibe«, d. h. eines selbst herzustellenden, variablen Weichzeichners für die Mode- und Werbefotografie.
Im Jahre 1967 veranstaltete Lautenbacher mit seinen Kollegen Franz Lazi und Ludwig Windstoßer die erste Ausstellung »Commercial Photography« in Stuttgart im Wilhelmspalais. 1969 gründete er mit den beiden Freunden und sechs anderen Kollegen den Bund Freischaffender Foto-Designer (BFF), der inzwischen zu einer weithin anerkannten Standesorganistion angewachsen ist. Lautenbacher war bis zu seinem Tod Ehren-Vorstand dieses Berufsverbandes. 1972/74 baute Lautenbacher sein Studiohaus in Leonberg auf den Engelberg.
Auf über 220 Auslandsreisen, die er zum größten Teil selbst organisierte, fotografierte Lautenbacher im Dienste der Mode. Viele gute Freundschaften waren ihm von diesen Reisen erhalten geblieben, u.a. mit Eileen und Jerry Ford, Inhaber der seinerzeit weltgrößten Modellagentur Ford Models in New York.
Alle seine Erfahrungen, die er bei der Arbeit für die Moderedaktionen gewonnen hatte, flossen in seine Aufgaben für die Industrie mit ein und umgekehrt. Diese profunden, praxiserprobten Kenntnisse kamen seinen Schülern zugute, die er in seinem Seminar-Studio für Modefotografie von 1981 bis 1991 unterrichtet hat.
Lautenbacher war zuletzt verheiratet mit Juliane Biallas, die nach ihrer Karriere als Fotomodell selber erfolgreiche Fotografin wurde und heute in Athen, Griechenland lebt. Lautenbacher hatte vier Söhne, drei von ihnen haben bei ihm praktiziert und sind heute als Dokumentarfilmer, Modefotograf und Werbeagenturinhaber selbstständig.
Werke
Das Archiv Walter E. Lautenbacher umfasst mehr als 7000 Fotos. Einige seine Bilder sind als Vintage Prints im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund zu sehen sowie in den Sammlungen WANING und SCHUPMANN.
Preise und Auszeichnungen
1989 George Eastman-Medaille in Gold
Veröffentlichungen
- Inszenierte Modefotografie 1953-1983, 1994, ISBN 3-89322-677-X, ausgezeichnet mit dem Kodak-Fotobuch-Preis
- Mode, Models und ihr Fotograf, 2000, ISBN 3-933989-06-X
Weblinks
siehe auch
Personendaten | |
---|---|
NAME | Lautenbacher, Walter E. |
ALTERNATIVNAMEN | Walter Ernst Hans Werner Lautenbacher |
KURZBESCHREIBUNG | Fotograf |
GEBURTSDATUM | 23. Februar 1920 |
GEBURTSORT | München, Deutschland |
STERBEDATUM | 10. August 2000 |
STERBEORT | Leonberg, Baden-Württemberg, Deutschland |