Belagerung von Mainz (1689)

Schlacht des Pfälzischen Erbfolgekrieges
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Der Pfälzische Erbfolgekrieg (16881697), auch Orléansscher Krieg genannt, wurde durch den Tod des Kurfürsten von der Pfalz Karl II., Sohn von Karl I. Ludwig, ausgelöst. Eigentlich war es ein französischer Krieg, der in der Region der Kurpfalz sowie großen Teilen Südwestdeutschlands stattfand. Er wird von Historikern zu den Kabinettskriegen gezählt.

Philipp I., Herzog von Orléans

Anlass

Kurfürst Karl I. Ludwig, der Sohn Friedrichs V., des Winterkönigs, hatte ursprünglich beabsichtigt, das politische Verhältnis zum angrenzenden Frankreich durch die Hochzeit seiner Tochter Elisabeth Charlotte (die als Liselotte von der Pfalz in die Geschichte einging) mit Herzog Philipp von Orléans, dem Bruder des französischen "Sonnenkönigs" Ludwig XIV., zu stabilisieren.

Allerdings bewirkte die Hochzeit das Gegenteil: Nach dem Tod Karls II. beanspruchte Ludwig XIV. die Kurpfalz als Erbe seiner Schwägerin. Dieser Forderung wurde aber von der in Düsseldorf residierenden katholischen Seitenlinie Pfalz-Neuburg nicht nachgegeben.

Frankreich sah einen strategischen Vorteil darin, dass der Kaiser bzw. Österreich im Türkenkrieg gebunden war. Klares Kriegsziel war die Sicherung und der Ausbau französischer Gebiete auf deutschem Boden.

Kriegsverlauf

Deutschland

Frankreich versuchte, seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, indem es 1688 in die Pfalz und das linksrheinische Gebiet einfiel. Der Kaiser, rückversichert durch die Augsburger Allianz, antwortete mit dem sogenannten Reichskrieg auf die Bedrohung. 1689 traten England, Savoyen und die Niederlande dem Bündnis gegen die französischen Expansionsbestrebungen bei ("Große Allianz"). Diese schaffte es zunächst, die Franzosen zurückzudrängen. Vor der Räumung verwüsteten französische Truppen das Gebiet genauso, wie sie es im Verlaufe des Krieges nach einem erneuten Vorstoß über den Rhein 1692/93 noch einmal tun sollten. Ziel war die Entfestigung des Gebietes, um in einem potentiellen Aufmarschraum gegen Frankreich keine Stützpunkte zu belassen. Zahlreiche Städte, Dörfer, Burgen und Schlösser der Kurpfalz, von Kurtrier und der Markgrafschaft Baden wurden zum Teil mehrmals in Schutt und Asche gelegt. Auch Mannheim, Heidelberg (samt seinem Schloss, 1693) und Speyer (samt dem Kaiserdom, 1689) wurden zerstört.

Bei den militärischen Operationen in Deutschland kam es zu keiner einzigen Feldschlacht. Das Ziel der Franzosen war eher, den Gegner durch gezielte Zerstörungen unter Druck zu setzen. Das Ziel der Reichsarmee war es, den Franzosen ein weiteres Vordringen auf deutsche Gebiete (Schwaben, Franken) unmöglich zu machen, was auch gelang. Eigene offensive Aktionen auf linksrheinische Gebiete fanden aber nicht statt.

Französische Unternehmungen gegen Großbritannien

Mit französischer Hilfe gelang es 1689 dem vormaligen englischen König Jakob II. (gestürzt 1688 durch Wilhelm von Oranien) zunächst, fast ganz Irland zu erobern. Diese Eroberungen gingen aber schnell wieder verloren, nachdem der als Wilhelm III. auf den Königsthron gekommene Oranier auf der irischen Insel landete. Jakob II. floh nach Frankreich.

Datei:Paton Battle of Barfleur.jpg
Die Schlacht von Barfleur, 29. Mai 1692 von Richard Paton, gemalt im 18. Jh.

1692 versuchten die Franzosen ein zweites Mal, Jakob II. auf den englischen Thron zurück zu bringen. Diesmal sollten Truppen direkt nach England übersetzen, 30.000 Mann und eine große Transportflotte standen zur Verfügung. Es gelang aber den Engländern in den Seeschlachten bei Kap Barfleur und La Hougue [1] (28. Mai bis 2. Juni), die französische Flotte weitgehend zu vernichten, womit ein Übersetzen nach England unmöglich wurde.

Italien

Relativ leichtes Spiel hatte Frankreich in Italien, da die Österreicher gegen die Türken gebunden waren. Es gelang hier in kurzer Zeit, ganz Savoyen zu erobern. Dieses Faustpfand hatte in den späteren Friedensverhandlungen aber wenig Wirkung, Frankreich musste auch diese Eroberung wieder aufgeben.

Niederlande

In den Niederlanden führte Frankreich gegen ein verbündetes Heer aus Deutschen (aus verschiedenen Reichsteilen, z. B. Brandenburg [2]), Engländern und Niederländern Krieg. Das französische Heer wurde von dem Marschall von Luxemburg geführt und errang drei Siege in Feldschlachten:

Auch auf diesem Schauplatz gab es keinen wirklichen Sieger. Den Verbündeten gelang es trotz ihrer militärischen Unterlegenheit, die Stellung weitestgehend zu behaupten.

Seekrieg

Der Kampf zwischen Frankreich einerseits und England mit seinen Verbündeten Spanien und den Niederlanden andererseits fand hauptsächlich zur See statt. Schauplatz waren insbesondere der Ärmelkanal, aber auch Westindien (Eroberung von Cartagena durch die Franzosen 1697) und Neufundland.

In der französischen Geschichte hinterließen die Erfolge des Kaperkapitäns Jean Bart einen bleibenden Eindruck. Zusammen mit anderen Kaperkapitänen gelang es ihm zwischen 1692 und 1697, insgesamt über 4.000 Schiffe zu erbeuten. Dies änderte aber nichts an der Tatsache, dass Frankreich im Laufe des Krieges seine Macht zur See durch das Fehlen einer eigenen Schlachtflotte verlor.

Auf den Friedensschluss hatten diese Auseinandersetzungen zur See wenig Einfluss.

Friedensschluss

1697 wurde der Pfälzische Erbfolgekrieg durch den Frieden von Rijswijk beendet. Die ehemalige deutsche Reichsstadt Straßburg und das gesamte Elsass wurden französisch. Alle anderen besetzten deutschen Gebiete mußten geräumt werden.

Auswirkungen

Obwohl der Gewinn des Elsass mit einigen Unterbrechungen bis heute Bestand hat, war der Krieg für Frankreich alles andere als ein Erfolg. Er belastete insbesondere den Staatshaushalt immens, und einige in vorherigen Kriegen erworbene Ansprüche gingen verloren. Zeit zur Konsolidierung der Staatsfinanzen hatte Frankreich kaum, denn schon 1700 zog durch den Tod des spanischen Königs der nächste große Krieg, der Spanische Erbfolgekrieg, Europa in seinen Bann.

Großbritannien festigte seine Vorherrschaft zur See, da die französische Flotte weitgehend zerstört war und gleichzeitig auch die verbündeten Niederländer große Verluste hinnehmen mussten.

Literatur

Zum Landkrieg in Deutschland:

  • Georg Ortenburg (Hrsg.), Siegfried Fiedler: Kriegswesen und Kriegführung im Zeitalter der Kabinettskriege, Bernhard & Graefe Verlag, Augsburg 1986, ISBN 3-7637-5478-4

Zum Landkrieg in Irland:

  • Michael McNally: Battle of the Boyne 1690 - The Irish campaign for the English crown, Osprey Publishing, 2005, ISBN 184176891X

Zum Landkrieg in den Niederlanden:

  • John A Lynn: The French Wars 1667–1714 - The Sun King at war, Osprey Publishing, 2005, ISBN 1841763616

Zum Seekrieg:

  • Helmut Pemsel: Seeherrschaft Band I, Bernhard & Graefe Verlag, Augsburg 1996, ISBN 3-89350-711-6
  • Heinz Neukirchen: Seemacht im Spiegel der Geschichte, Transpress Verlag, Berlin 1982

Siehe auch