Eider

deutscher Strom zur Nordsee und historische Grenze zwischen Schleswig und Holstein
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Eider
Eider bei Breiholz

Eider bei Breiholz

Daten
Gewässerkennzahl DE: 952
Lage Deutschland, Schleswig-Holstein
Flusssystem Eider
Quelle Klaster Teich bei Wattenbek
54° 8′ 18″ N, 10° 7′ 38″ O
Mündung Bei Tönning über den Purrenstrom in die NordseeKoordinaten: 54° 18′ 46″ N, 8° 56′ 55″ O
54° 18′ 46″ N, 8° 56′ 55″ O

Länge 188 km
Linke Nebenflüsse Tielenau, Broklandsau, Süderau
Rechte Nebenflüsse Treene, Sorge
Großstädte Kiel
Mittelstädte Rendsburg
Kleinstädte Friedrichstadt, Tönning

Die Eider (lateinisch Egdor; altnordisch Egða; dänisch Ejderen) ist mit 188 Kilometern der längste Fluss in Schleswig-Holstein. Von 811 bis 1864 markierte der Fluss mit einigen Unterbrechungen die Südgrenze Dänemarks. Er hat im 19. Jahrhundert den nationalliberalen Dänen den Namen Eiderdänen eingebracht, da sie weiterhin den Fluss als dänische Südgrenze sehen wollten.

Die Eider gehört zur Flussgebietseinheit Eider.

Geografie

Flusslauf

 
Eider bei Groven um 1895
 
Eider nördlich von Bordesholm
 
Eider bei Tönning

Die Eider entspringt als Dröge Eider südöstlich von Wattenbek am Klaster Teich bzw. südlich des Bothkamper Sees, der zwischen Bordesholm und Preetz liegt. Vom See fließt sie erst ein kleines Stück nach Südwesten, um dann östlich an Bordesholm vorbeizufließen. Fortan fließt ihr Wasser Richtung Norden nach Flintbek, Molfsee und dann in den Schulensee, der am südwestlichen Stadtrand von Kiel liegt.

Das obere Eidertal wurde als Modellprojekt für die Vernässung von Niedermooren ausgewählt. Die Eiderniederung wird dort extensiv beweidet. Dabei werden Rückzüchtungen von Wildpferderassen und Auerochsen eingesetzt. Zu dem 390 ha großen Projektgebiet gehören sowohl die Niederung als auch die angrenzenden Hänge.

Obwohl die Eider sich bei der Großstadt Kiel dicht an der Ostsee vorbeischlängelt, versperrt eine Endmoräne, der Hornheimer Riegel, den Weg zur Ostsee und die Eider wendet sie sich fortan der Nordsee zu: Nach Durchfließen des Schulensees fließt sie in Richtung Westen in den Westensee und durch ihn nach Norden. Beim Flemhuder See, an dem sie seit dem Bau des Nord-Ostsee-Kanals in dem Achterwehrer Schifffahrtskanal östlich vorbei fließt, mündet sie in den Nord-Ostsee-Kanal, der bis Rendsburg im wesentlichen dem alten Flusstal folgt. In diesem Bereich existieren aber noch Altarme der Eider.

Zentral für die Eider liegt Rendsburg: Einerseits speist ihr Wasser den Nord-Ostsee-Kanal. Andererseits entspringt die Eider in Rendsburg sozusagen neu, da kein Wasser aus dem Nord-Ostsee-Kanal zurück in den Fluss gelangt. Das Teilstück der Eider zwischen Rendsburg und dem Nord-Ostsee-Kanal wird als Obereider bezeichnet.

Danach mäandert die Eider nach Westen über Friedrichstadt nach Tönning, wo sie in den Purrenstrom mündet - ihr etwa 9 km langer und 2 km breiter Mündungstrichter. Nicht nur in diesem Bereich ihres Unterlaufs ist die Eider ein Tidefluss, der Brackwasser- und Süßwasserwatten aufweist. Am Südwestende des Purrenstroms befindet sich das große Eidersperrwerk. Direkt dahinter beginnt das Wattenmeer der Nordsee.

Durch die bei Ebbe und Flut auftretenden gewaltigen Strömungen hat sich das Flussbett der Eider sehr tief in den weichen Marschboden geschnitten, der vorwiegend aus Klei besteht. So findet man vor allem in den scharfen Flusskurven Wassertiefen bis zu 20 m vor.

Die größten Nebenflüsse der Eider sind die Treene und die Sorge. Der Unterlauf der Eider ist durch den Gieselau-Kanal mit dem Nord-Ostsee-Kanal verbunden.

 
Eider, Nordostseekanal und Treene

Der mittlere Abfluss der Eider beträgt 6,5 m³/s.

Geschichte des Flusslaufs

 
Eidersperrwerk

Eingriffe im Flusslauf und damit verbundene Änderungen des alten Flussbettes sind heute auf Luftbildern noch deutlich zu erkennen. 1499 wurde auf Höhe der heutigen Siedlung Bösbüttel, Gemeinde Sankt Annen (Dithmarschen), ein Seitenarm der Eider zu Dithmarschen hin eingedeicht. 1570 - 1589 wurde ein neuer Zugang der Treene zur Eider hergestellt. "Mit der Abdämmung der Treene ist ein folgenschwerer Eingriff in die Abflussverhältnisse der Eider vollzogen worden."[1] Über vier Schleusen entwässerte die Treene bei Friedrichstadt in die Eider.

Von 1935 bis 1937 wurde südöstlich von Friedrichstadt bei Drage bzw. Nordfeld die Eiderabdämmung Nordfeld gebaut. Grund dafür waren neben der Schiffbarmachung der Eider auch die immer wiederkehrenden Überschwemmungen und Zerstörungen in den Marschen links und rechts der Eider. Diese wurden durch die Abdämmung verhindert, und seitdem ist die Eider nur noch zwischen Nordfeld und der Mündung ein Tidengewässer. Vor dem Bau der Abdämmung reichten die Gezeiten noch bis nach Rendsburg. Mit dem Bau des Eidersperrwerks (1967 - 1973) an der Eidermündung (Katinger Watt) zur Nordsee wurde dem Bedürfnis nach Sturmflutsicherheit Rechnung getragen, die Tide wird jedoch geregelt beibehalten, soweit es die Wetterlage zulässt. In den 1990er Jahren kam es zu einem erhöhten Rückstau, weil man aufgrund der extremen Wetterlage nicht genügend Oberflächenwasser entwässern konnte.

Sprachgrenze

Die Eider war bis zur Völkerwanderung wahrscheinlich die Sprachgrenze zwischen westgermanischen Angeln und Jüten einerseits und Sachsen andererseits. Zwischen Dänisch und Niederdeutsch, das sich aus dem Sächsischen herausbildete, lag wohl noch ein unbesiedelter Landstreifen nördlich des Flusses bis zur Schlei, doch bildete vereinfacht die Eider damit rund 300 Jahre lang eine Trennlinie zwischen den Nordgermanischen und Westgermanischen Sprachen.

Reichsgrenze

Gemeinsam mit der Levensau, die bis bis zum Kanalbau im Jahr 1777 nördlich der Stadt Kiel in die Kieler Förde mündete, bildete die Eider seit 811 die Grenze zwischen den fränkischen und dänischen Reichen: Der Wikingerkönig Hemming schloss 811 Frieden mit Karl dem Großen, der während des Sachsenkrieges Dänemark vom Süden her bedrängt hatte. (Die Dänen waren zwischen 300 und 500 in die Gebiete der Jüten und Angeln eingewandert.)[2]

In einem auf der Eiderinsel im heutigen Rendsburg geschlossenen Vertrag einigten sich im selben Jahr zwölf dänische und fränkische Unterhändler erstmals auf die Eider als eine Reichsgrenze.[3] Der Friedenschluss ist u. a. dokumentiert durch den Bericht von Adam von Bremen.

Nachfolger des Frankenreiches wurde das Heilige Römische Reich, dessen Nordgrenze die Eider war (nur um 1000 lag die Grenze zeitweilig an der Schlei). Südlich der Grenze entstand aus den Sachsengebieten das deutsche Herzogtum Holstein, von dem aus ab etwa 1200 die Kolonisierung des südlichen Schleswigs durch sächsische und westfälische Siedler erfolgte, mit der die Eider ihre Funktion als Sprachgrenze allmählich verlor. Mit Auflösung des Heiligen Römischen Reiches 1806 büßte die Eider auch ihre Funktion als Staatsgrenze für einige Jahre ein, um dann ab 1815 die Nordgrenze des Deutschen Bundes zu markieren.

Im deutsch-dänischen Konflikt um das im Süden mittlerweile überwiegend deutsch gesinnte Herzogtum Schleswig im 19. Jahrhundert gab es unter den dänischen Nationalliberalen die Parole „Danmark til Ejderen” (Dänemark bis zur Eider), die der Parole der deutschen Schleswig-Holsteiner Up ewig ungedeelt entgegenstand. Der Konflikt mündete in die Erhebung der Schleswig-Holsteiner (1848-1851) und die Besetzung Schleswigs nach dem Deutsch-Dänischen Krieg durch Preußen und Österreich (1864), mit der der Fluss schließlich seine Funktion als Nordgrenze des Deutschen Bundes verlor.

Heute trennt die Eider die beiden Landesteile Schleswig-Holsteins, Schleswig und Holstein. Im Osten wird die Grenze immer noch durch die Levensau (nördlich von Kiel) bzw. den Nord-Ostsee-Kanal markiert.

Verkehr

 
Eiderradweg
 
Hafen in Tönning

Die Eider ist von Rendsburg (km 0,000) bis zur Mündung (km 111,150 seewärtige Begrenzung zur Nordsee laut WaStrG) eine Bundeswasserstraße mit der Abkürzung „Ei“ im Zuständigkeits-Bereich des Wasser- und Schifffahrtsamtes Tönning. Bei km 22,780 mündet der Gieselaukanal als Verbindung zum Nord-Ostsee-Kanal. Zuvor verband der Eiderkanal Nord- und Ostsee miteinander.

Bis 2008 war die Obereider (zwischen Rendsburg und Nord-Ostsee-Kanal) ebenfalls Bundeswasserstraße in der verordnungsgebende Zuständigkeit vom Wasser- und Schifffahrtsamt Kiel-Holtenau,[4] seitdem sind die Städte Büdelsdorf und Rendsburg zu gleichen Teilen zuständig.

Die Eider wird von mehreren Fähren und Brücken überquert. In den Saisonwochenenden von Mai bis September können Fußgänger und Radfahrer die Eider zum Beispiel an der Hohner und der Bargener Fähre überqueren.

Literatur

  • Gerd Quedenbaum: Die Eider. Eider-Verlag, Düsseldorf 1983 (= Eider-Bücher), ISBN 3-921908-08-6.
  • Gerd Stolz: Der alte Eiderkanal – Schleswig-Holsteinischer Kanal: herausgegeben anlässlich des 200. Jahrestages seiner Inbetriebnahme am 17. Oktober 1784. 4. Aufl., Westholst. Verlagsanst. Boyens, Heide in Holstein 1989 (= Kleine Schleswig-Holstein-Bücher, 34), ISBN 3-8042-0297-7.
  • Gerd Stolz: Kleine Kanalgeschichte: vom Stecknitzkanal zum Nord–Ostsee–Kanal. Westholsteinische Verlagsanst. Boyens, Heide in Holstein 1995, ISBN 3-8042-0672-7.
Commons: Eider – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zitat aus "Das Wasserwesen an der Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste" von Friedrich Müller und Otto Fischer, 1958, Band 4, S. 42.
  2. Hans Schultz Hansen: Sønderjyllands historie, Band 1, Aabenraa 2008, S. 27, 39.
  3. Robert Bohn: Geschichte Schleswig-Holsteins. Beck, München 2006, S. 9.
  4. BGBl I/11 vom 31. März 2008

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