Northeim

Stadt in Niedersachsen
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Northeim ist eine Europastadt und ehemalige Hansestadt, sowie aktueller Sitz des Landkreises Northeim in Niedersachsen (Deutschland).

Wappen Deutschlandkarte
Northeim
Deutschlandkarte, Position der Stadt Northeim hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 42′ N, 10° 0′ OKoordinaten: 51° 42′ N, 10° 0′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Northeim
Höhe: 120 m ü. NHN
Fläche: 145,85 km2
Einwohner: 27.326 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 187 Einwohner je km2
Postleitzahl: 37154
Vorwahl: 05551
Kfz-Kennzeichen: NOM, EIN, GAN
Gemeindeschlüssel: 03 1 55 011
Stadtgliederung: 16 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Scharnhorstplatz 1
37154 Northeim
Website: www.northeim.de
Bürgermeister: Harald Kühle (SPD)
Lage der Stadt Northeim im Landkreis Northeim
KarteUslarUslarBodenfeldeHardegsenNörten-HardenbergKatlenburg-LindauDasselMoringenBad GandersheimNortheimKalefeldEinbeckEinbeckLandkreis NortheimNiedersachsenHessenLandkreis GöttingenLandkreis HolzmindenLandkreis HildesheimLandkreis GoslarLandkreis GöttingenNordrhein-WestfalenSolling (gemeindefreies Gebiet)
Karte

In der Mittelstadt Northeim, die sich auf rund 145 km² Fläche erstreckt, leben rund 30.000 Einwohner (2008).

Geographie

Geographische Lage

Northeim liegt in Südniedersachsen im Niedersächsischen Bergland an den äußersten Südwestausläufern des Harzes bzw. einige Kilometer östlich des Sollings. Es befindet sich 20 Kilometer nördlich der Großstadt Göttingen. Durch das Stadtzentrum verläuft der 10. Grad östlicher Länge. Auf der Einkaufsstraße Breite Straße ist der Längengrad durch weiße Pflastersteine markiert.

Durch Northeim fließt die Rhume mit ihrem Rhumekanal, der einst zum Betrieb der Northeimer Mühle angelegt wurde.[2] Die durch Langenholtensen fließende Düne mündet in der Nähe der B-241-Brücke in die Rhume.[3][4] Unweit westlich der Stadt verläuft die Leine in Süd-Nord-Richtung. In sie mündet die Rhume 4,5 km nordwestlich des Stadtkerns sowie die von Westen kommende Moore.

Northeim liegt an der Northeimer Seenplatte, die derzeitig aus 12 durch Kiesabbau entstandene Seen mit einer Gesamtfläche von 360 ha(August 2006) besteht. Bis zum Ende der Abbauarbeiten werden mindestens 3 weitere Seen hinzukommen. Der größte Einzelsee wird sich dann über eine Fläche von 160 ha erstrecken. Die Seen werden als Badeseen und für Wassersport wie zum Beispiel regelmäßige Segelregatten genutzt. Jedes Jahr findet dort das Northeimer Seefest mit zahlreichen Veranstaltungen statt. Andere Bereiche der Seenplatte dienen dem Naturschutz, so etwa das Wasservogelreservat Northeimer Seenplatte.

Einwohner

(jeweils zum 31. Dezember)

  • 1998 - 31.902
  • 1999 - 31.804 (- 98)
  • 2000 - 31.691 (- 113)
  • 2001 - 31.432 (- 259)
  • 2002 - 31.183 (- 249)
  • 2003 - 31.033 (- 150)
  • 2004 - 30.973 (- 60)
  • 2005 - 30.744 (- 229)
  • 2006 - 30.617 (- 129)
  • 2007 - 30.294 (- 323)
  • 2008 - 29.980 (- 314)
  • 2009 - 29.657 (- 323)


Während Northeim Ende des 20. Jahrhunderts noch knapp 32.000 Einwohner besaß, sinkt die Einwohnerzahl seit Jahren stetig. Innerhalb der letzten 10 Jahre hat Northeim über 2.000 Einwohner verloren, was einen jährlichen Rückgang von etwas mehr als 200 Einwohnern ausmacht.

Stadtgliederung

Dazu gehören auch folgende Siedlungen, die den jeweiligen Dörfern zugeordnet sind: Wetze zu Stöckheim, Brunstein zu Langenholtensen, Gut Wickershausen zu Hollenstedt. Güntgenburg, ein ehemaliges Vorwerk des Klosterguts Höckelheim mit sechs Einwohnern (2005), gehört zu Hammenstedt.

Geschichte

 
Merian-Stich von Northeim (1654)

Das Mitte 2008 etwa 15 Kilometer nordnordöstlich von Northeim entdeckte römische Schlachtfeld bei Kalefeld zeigt, dass die Gegend um Northeim im ausgehenden 2. oder frühen 3. Jahrhundert von den Römern zumindest zeitweise beherrscht wurde.

Erste Erwähnung bis zur Jahrtausendwende

Für das 7. Jahrhundert lässt sich die erste Erwähnung Northeims notieren, da der fränkische Adelige Nithard und dessen Frau Eggehild Eigentümer in Northeim, Medenheim und Sudheim an das Kloster Fulda übertragen. Um 800 befand sich im Bereich der heutigen Sankt-Sixti-Kirche eine sächsische Siedlung, die später mit dem Namen „Oberdorf“ bezeichnet wurde. Wie diese Siedlung ursprünglich hieß, ist jedoch nicht überliefert. In der Nähe befand sich zu dieser Zeit auch eine fränkische Ansiedlung, die zur Sicherung von Handelswegen beitragen sollte. Diese ging im 10. Jahrhundert in den Besitz der Northeimer Grafen über. Ins Jahr 982 datiert die erste Erwähnung eines Grafen des Rittigaus, der Graf Siegfried von Northeim, welcher in einer Urkunde Kaiser Ottos II. genannt wird.

Northeim während des Mittelalters

Die erste Erwähnung der Stadt als Sitz der Northeimer Grafen stammt aus dem Jahr 1002. Die Northeimer Siegfried I., Siegfried II. und Benno sowie Heinrich und Udo von Katlenburg ermordeten in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai den Meißener Grafen Eckbert im Kloster Pöhlde.

Um 1050 heiratete Graf Otto von Northeim Richenza von Werl. Auf diese Weise vermehrte er seinen Besitz beträchtlich und wurde so zu einem der angesehensten und reichsten Fürsten der damaligen Zeit. 1061 wurde Otto von der Witwe Heinrichs III., Agnes, das Herzogtum Bayern verliehen. Da er Pläne zur Ermordung von König Heinrich IV. bei einem Besuch in Northeim geschmiedet haben sollte, wurde Otto 1069 des Majestätsverbrechens für schuldig befunden und verlor damit seine Rechtslehen und das Herzogtum Bayern. Otto von Northeim, der 1083 an den Folgen eines Reitunfalles starb, plante seinerzeit die Gründung eines Klosters in Northeim, Sankt Blasien. Im Schutze dieses Klosters entstand die Marktsiedlung im Bereich der heutigen Breiten Straße, die dritte Keimzelle Northeims.

Im Jahre 1110 heiratete Ottos Enkelin Richenza von Northeim Lothar von Supplingenburg, wodurch sie später Deutsche Kaiserin wurde. Richenza, nach der in Northeim bis in die 1970er Jahre ein Mädchengymnasium benannt war, ist die Großmutter Heinrichs des Löwen. Die männliche Linie der Grafen von Northeim erlosch mit dem Tode Heinrichs von Bomeneburg im Jahre 1147. Der Besitz der Northeimer Grafen, unter anderem das Kloster, gelangte an den Grafen Hermann von Winzenburg. Nach dessen Ermordung fünf Jahre später gehörte das Kloster Heinrich dem Löwen.

 
St. Blasien-Komplex, Ansicht vom Münsterplatz

1204 erfolgt die erste Erwähnung Northeims als civitas (lat.: Stadt), die Stadtrechte wurden Northeim knapp 50 Jahre später verliehen, im Jahre 1252. Dies führte zum Bau der heute noch in Teilen erhaltenen Stadtmauer. 1246 ging Northeim einen gegenseitigen Schutzbund mit der 50 Kilometer entfernten Stadt Hannoversch Münden ein. 1265 übernahm die Stadt Göttinger Stadtrecht, was ein Privileg darstellte. Die Niederlassung der Herzoge von Braunschweig-Lüneburg diente seit 1334 als Rathaus (und zwar bis zum verheerenden Brand von 1832). Zur selben Zeit bekam Northeim das Recht, eigene Münzen zu prägen. Ab dieser Zeit begann Northeim wirtschaftlich aufzublühen und wurde 1384 zum Mitglied der Hanse. 1477 bekam Northeim eine erste Stadtschule, welche noch heute als Gymnasium Corvinianum existiert. Auf die Zeit um 1480 ist die Erneuerung der gesamten Klosteranlagen datiert. Zu dieser Zeit kam es 1485 zum Bau der gotischen Hallenkirche des Klosters. Die Reformation brachte die Bauarbeiten jedoch zum Erliegen. Northeim wurde evangelisch. Am 7. März 1539 verfasste der Reformator Anton Corvinus die erste evangelische Kirchenordnung für die Stadt, und der Rat wurde Patronatsherr der Sankt-Sixti-Kirche. Wenige Jahre später wurde das Kloster bis 1592 zum Pfandbesitz der Stadt, als geistliche Institution hörte das Kloster 1562 auf zu existieren. Northeims Mitgliedschaft in der Hanse blieb eine verhältnismäßig kurze Episode, da die Stadt bereits 1554 wieder aus ihr ausschied. Für die Jahre 1568 und 1574 ist der Bau der ersten Steinbrücke über die Rhume und die Errichtung der ersten Apotheke datiert.

Northeim seit dem Dreißigjährigen Krieg

Einen Wendepunkt in der Stadtgeschichte stellt mit dem Verlust der Pfandschaft über das Kloster das Jahr 1592 dar. Auch an Northeim ging der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) nicht vorbei. So wurde die Stadt 1626 dreimal von kaiserlichen Truppen belagert. Zunächst vom 8. bis 17. April durch Truppen unter Oberst Martigny, dann erneut vom 6. bis 10. August unter Oberst Blankart. Die dritte Belagerung erfolgte im September 1626 durch den Grafen von Fürstenberg und Oberst Blankart. Northeim ergab sich im Folgejahr und musste 300 Mann Besatzung aufnehmen und diese mit wöchentlich 300 Talern verpflegen. Der katholische Feldherr Tilly befahl den Abriss der Befestigungsanlagen Northeims, die Beseitigung der Wallanlagen und Füllung der inneren Gräben genügte ihm 1629 jedoch. 1641 war ein düsteres Jahr für Northeim. Die wehrlos gewordene Stadt wurde von General Piccolomini überfallen und schonungslos ausgeraubt. Viele Northeimer fielen dem zum Opfer. Die zwischenzeitliche wirtschaftliche Blüte der Stadt war spätestens mit dem Dreißigjährigen Krieg beendet. Die Folgen waren Niedergang und eine starke Verarmung.

1702 wurde die Herrschaft des Rates beseitigt und durch die Einsetzung einer Magistratsverfassung durch die landesherrliche Regierung ersetzt. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts verschwanden die im Krieg entstandenen Baulücken durch ein von der Landesregierung gefördertes Bauprogramm. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstand unter dem Bürgermeister Dr. Johann Achterkirchen eine mustergültige Verwaltung. Achterkirchens Grab befindet sich noch heute als eines der wenigen auf dem Alten Friedhof an der Gardekürrasierstraße. Auf 1773 ist die Ersetzung der alten Stadttore durch neue, breitere Tore datiert. Dies war nötig geworden, um dem Bau der neuen Heerstraßen gerecht zu werden. 1803 wurden schwefelhaltige Quellen am so genannten „Gesundbrunnen“ gefunden. Während Northeim Teil des Königreichs Westphalen (1807–1813) war, gehörte es zum Leinedepartment. Die erste Zeitung gab es mit dem „Northeimer Wochenblatt“ ab 1831. Im Folgejahr kam es zu einem schweren Brand in der Stadtmitte, dem 46 Wohnhäuser, die Apotheke und das prächtige Rathaus zum Opfer fielen. Da der Stadt nun ein Rathaus fehlte, kaufte sie 1842 das Rumannsche Patrizierhaus am Entenmarkt, welches als neues Rathaus diente und dies bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts auch blieb. 1848 wurden schließlich die Stadttore, die ihre Bedeutung längst eingebüßt hatten, beseitigt. Für das selbe Jahr ist die Bildung einer Bürgerwehr und die Gründung der noch heute bestehenden Turngemeinde angegeben. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lassen sich mit der Gründung des Landkreises Northeim erstmals überörtliche Verwaltungen in der Stadt nieder.

In dieser Zeit nahm die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt wieder deutlich zu. 1854 wurde die Eisenbahnstrecke von Hannover nach Göttingen in Betrieb genommen und die Stadtmauer nach Süden hin geöffnet, um von der Kurzen Straße einen Zugang zum neu erschaffenen Militärhospital zu ermöglichen. Die Funktion als Krankenhaus behielt das Gebäude noch bis ins 20. Jahrhundert. Mit dem Neubau des Krankenhauses am Wieter Ende der 1950er Jahre zog das Krankenhaus an den Wieter um. Das alte Krankenhaus fungierte sodann bis um die Jahrtausendwende als Rathaus, bis dieses erneut umzog. Mit dem Durchbruch der Stadtmauer an der heutigen Wieterstraße wurde der Berg Wieter 1867 als Wohngebiet erschlossen. 1868 bekam Northeim einen eigenen Bahnhof und die Strecke Northeim–Herzberg wurde eröffnet. Mit der Inbetriebnahme der Bahnlinie Northeim – Ottbergen im Jahre 1878 wurde Northeim zum bedeutenden Eisenbahnknotenpunkt. Die Eisenbahn bestimmte fortan weitgehend die Entwicklung der Stadt. 1883 wurde der noch heute als beliebtes Ausflugsziel dienende Wieterturm auf dem höchsten Northeimer Berg errichtet. Seine Geschichte reicht jedoch viele Jahre zurück. 1890 wurde das städtische Museum gegründet. Ab 1892 begann die Industrialisierung in Northeim, besonders im Bereich der Tabak- und Zuckerverarbeitung. Zudem wurde ein großes Wasserwerk errichtet, die Rhumemühle. Im selben Jahr wurde Northeim erneut von einem verheerenden Brand heimgesucht, der zur Zerstörung der östlichen Häuserzeile am Markt und der Nordseite der östlichen Breiten Straße führte. Dies ist unter anderem der Grund dafür, warum sich am Markt heute verhältnismäßig viele wilhelminische Steinbauten befinden.

Seit dem 20. Jahrhundert

1902 begann der Bau der Wasserleitung und Kanalisation. Sieben Jahre später wurde die zweite Northeimer Zeitung herausgeben, die „Northeimer Neuesten Nachrichten“, welche heute noch als Teil der HNA existiert. Erst ab 1912 wurde Northeim mit elektrischem Strom versorgt. Während des Ersten Weltkrieges besaß Northeim eine Unteroffiziersschule, die zwischen 1915 und 1918 bestand. Mit der Einführung des Frauenwahlrechts 1919 waren erstmals Frauen im Bürgervorsteherkollegium vertreten. Ab 1920 herrschte Wohnungsnot in der Stadt, weshalb eine Zuzugssperre verhängt und gemeinnützige Bauvereine gegründet wurden.

Die Zeit der Weimarer Republik und der Aufstieg des Nationalsozialismus in Northeim wird ausführlich in dem Werk „Das haben wird nicht gewollt!“ von William Allen thematisiert.[5] Northeim dient unter dem Pseudonym „Thalburg“ als Beispiel für eine durchschnittliche Kleinstadt in Deutschland. Die NSDAP wurde schnell zu einer bestimmenden Macht im bürgerlich-konservativen (ab ca. 1950 eher sozialdemokratischen) Northeim. Ab 1933 erfolgte die Sanierung der Stadtmauer und der historischen Wallanlagen. Von 1934 – 1936 wurde vom Reichsarbeitsdienst die „Freilichtbühne Niedersachsen“ errichtet, noch heute eine der größten ihrer Art in Norddeutschland. In den Jahren 1934 und 1939 wurde der Stadt mit der Tagung des nationalsozialistischen Kriegsopferversorgung (NSKOV) reichsweite Bedeutung zu Teil. Während des Zweiten Weltkrieges blieb Northeim, vor allem die Altstadt, weitgehend von schweren Zerstörungen verschont.

 
Zerbombter Bahnhof im April 1945

Im September 1944 richtete ein Bombenabgriff am Rande der Northeimer Altstadt jedoch schwere Schäden an. Bei schweren Bombenangriffen im Februar und April 1945 wurde der Northeimer Bahnhof mit seiner repräsentativen Empfangshalle vollkommen zerstört, während zum Beispiel der Bahnhof Göttingen nicht so stark beschädigt wurde, was die Bedeutung des damaligen Bahnhofes zeigt. Am 9. April rollten schließlich US-amerikanische Panzer in die Stadt ein. Für Northeim war der Krieg beendet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Wiederaufbau der Stadt und des Bahnhofes. Northeim wurde Teil des neu geschaffenen Landes Niedersachsen. 1952 wurde das 700. Stadtjubiläum gefeiert und Northeim übernahm eine Patenschaft für Neustadt in Polen (ehemals Schlesien). Im Jahre 1957 wurde Northeim der Status einer selbstständigen Stadt verliehen. Ab 1958 begann ein umfangreiches Schulbauprogramm. Vor dem Zweiten Weltkrieg war Northeim Standort einer Garnison und wurde dies ab 1961 bis zur Schließung 1992 erneut, so dass Northeim Bundeswehrstandort war. 1967 schloss Northeim eine Partnerschaft mit der französischen Stadt Tourlaville. Ab 1969 erfolgte die Sanierung der Altstadt. Zu Beginn der 1970er Jahre wurden große Teile des historischen Klostergutes abgerissen und bebaut, das „City Center“ entstand. Im Zuge der Verwaltungsreformen, die ganz Niedersachsen betrafen, wuchs Northeim um 15 umliegende Ortschaften an, die heute Stadtteile (Ortsteile) sind. Somit wuchs Northeim über die 30.000 Einwohnermarke hinaus. Der Kreis Northeim wurde um den Landkreis Einbeck sowie Teile der Landkreise Gandersheim und Duderstadt ergänzt, Northeim blieb im neuen Landkreis Northeim nach wie vor Kreisstadt. 1975 wurde Northeim zu einer Europastadt. Ein Jahr später begann die Restaurierung der historischen Bausubstanz in der Altstadt. Im selben Jahr erfolgte der Bau der Statdthalle, welche jedoch wenig später niederbrannte und 1986 neu aufgebaut wurde. Ab 1986 wurde in der Innenstadt eine Fußgängerzone eingerichtet, die fast die gesamte Breite Straße umfasst. Vorher war die Innenstadt von Autos befahren worden. 1987 wurden eine Ost- und eine Westtangente in Betrieb genommen. 2002 war Northeim Ausrichter des Tages der Niedersachsen, im gleichen Jahr fand das 525-jährige Jubiläum des Gymnasium Corvininaum statt.

Politik

Stadtrat

(Wahlperiode vom 1. November 2006 bis zum 31. Oktober 2011)

Die nach der Kommunalwahl 2006 gebildete Mehrheitsgruppe aus SPD und FDP zerbrach im Mai 2008.

Bis Ende 2007 waren die Freien Wähler, die „Bürger für Northeim“, mit einem Ratsherrn im Stadtrat vertreten. Nach parteiinternen Streitereien war der FW-Ratsherr bei den Freien Wählern ausgetreten. Die „Bürger für Northeim“ lösten sich daraufhin im Januar 2008 auf.

Städtepartnerschaften

Northeim unterhält Partnerschaften mit dem österreichischen Gallneukirchen, mit dem polnischen Prudnik (dt. Neustadt in Oberschlesien) sowie mit dem französischen Tourlaville.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Waldbühne

 
Northeimer Waldbühne

Die „Freilichtbühne Niedersachsen“ wurde im Jahre 1934 erbaut. Ursprünglich war die Waldbühne als Thingplatz geplant. Nach dem Krieg war sie Schauplatz der inoffiziellen ersten Deutschen Meisterschaft der Kunstturner.

Nach Sanierungsarbeiten und infrastrukturellen Verbesserungen steht heute eine Open-Air-Arena zur Verfügung, die sich vielfältig nutzen lässt. In der von uralten Buchen umsäumten Arena finden 8000 Besucher Platz. Die Waldbühne Northeim ist überregional bekannt; der NDR 1 Radio Niedersachsen mit Michael Thürnau als Moderator veranstaltete das Festival der Volksmusik. Diese trendweisenden Veranstaltungen hatten „Kult-Status“. Abgesehen davon wird die Bühne auch von regionalen Gruppen und Organisationen genutzt.

Bauwerke

  • Altstadt: Northeim besitzt eine gut erhaltene Altstadt, bestehend hauptsächlich aus Fachwerkhäusern des 16. bis 18. Jahrhunderts, dazu sind große Teile der ehemaligen Stadtmauer erhalten. Von großer, stadtbildprägender Bedeutung ist die (evangelische) St.-Sixti-Kirche, eine dreischiffige spätgotische Hallenkirche mit der größten Kirchenorgel des südniedersächsischen Raumes. Bei einem Großbrand in den frühen Morgenstunden des 6. April 2009 wurden acht Fachwerkhäuser schwer beschädigt, sechs davon mussten abgebrochen werden. Dank des schnellen Einsatzes der Freiwilligen Feuerwehr konnte ein verheerender Altstadtbrand wie zum Beispiel im 19. Jahrhundert, dem weite Teile der Altstadt zum Opfer fielen, verhindert werden.
 
Frühlingsmarkt in Northeim mit der Alten Wache im Hintergrund
  • 1734 wurde an der Südseite der Marktkapelle die so genannte "Alte Wache" in Fachwerk vorgesetzt. Sie diente als Garnisonswache für die Stadtkommandanten. Das Gebäude kostete 400 Taler und ist seit 1738 mit einem Glockenturm bekrönt, in dem die Armensünderglocke ihren Platz fand. Seit dem Herbst 1986 wird die Alte Wache als Seniorenbegegnungsstätte der Stadt Northeim genutzt.
 
Schloss in Imbshausen
  • Schloss in Imbshausen mit ca. 13.000 m² großem Schlosspark: 1862–1864 vom Baumeister Johannes Rasch als Gutssitz der Familie von Stralenheim im Stil englischer Neugotik erbaut (an Stelle von Vorgängerbauten). Nach dem Zweiten Weltkrieg musste die Familie von Stralenheim das Schloss räumen, das dann als Notunterkunft diente. 1946–1951 polnische Kadettenschule, seit 1952 Predigerseminar der evangelisch-lutherischen Landeskirche. 1963 schenkte Baron Henning von Stralenheim das Schloss dieser Landeskirche. Seit 1998 ist das Schloss im Besitz von Campus für Christus.
  • Ehemaliges Zisterzienserkloster Wiebrechtshausen.

Heimatmuseum

Gegenüber von St. Blasius an der Westseite des ehemaligen Klosterhofes befindet sich das 1478 erstmals urkundlich erwähnte Fachwerkhaus St. Spiritus. In diesem Gebäude ist das Heimatmuseum Northeim untergebracht, in dem seit 2004 der bedeutende Münzfund von Northeim-Höckelheim ausgestellt wird.

Parks

 
Park am Tourlaviller Wall

Mehrere zentrale kleine Parkanlagen, die durch eine Reihe von Querstraßen unterbrochen werden, ziehen sich am nördlichen Rand der Stadtmauer entlang. Es handelt sich im Wesentlichen um einen von Grünanlagen gesäumten Spazierweg mit Parkbänken. Zusätzlich gibt es mehrere Teiche (zum Teil mit Wasserspielen) und eine Minigolf-Anlage mit einem großen Kinderspielplatz in unmittelbarer Nähe.

Seenplatte

 
Northeimer Seenplatte und Northeim

Die durch Kiesabbau entstandene "Northeimer Seenplatte" erstreckt sich über eine Fläche von etwa 360 ha und besteht zur Zeit aus 12 künstlichen Seen. Mindestens drei weitere werden noch hinzukommen. Schon heute gibt es hier vielfältige Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, wie Wandern, Baden, Segeln, Surfen, Tauchen und Angeln. Die naturverbundenen Besucher hingegen haben die Gelegenheit, das einzigartige „Wasservogelreservat Northeimer Seenplatte“ als geschützten Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt zu entdecken. Es besteht zunächst aus drei Seen, später aus vier Seen. Die Seenplatte ist schon heute ein wesentlicher Bestandteil des Northeimer Kultur- und Freizeitlebens. Anlässlich von internationalen Sportwettbewerben, Segel- und Surfregatten, und beim jährlichen Seefest kommen Tausende von Besuchern aus nah und fern an den See und in die Stadt.

Stolpersteine

Im Februar 2007 wurden in der Northeimer Innenstadt 16 Stolpersteine zum Gedenken an während der Zeit des Nationalsozialismus ermordete Juden verlegt. Auch die KZ-Gedenkstätte Moringen unterstützt dieses Erinnerungsprojekt. Die Verlegung der Stolpersteine fand unter großer Anteilnahme der Northeimer Bevölkerung statt.

Segment der Berliner Mauer

Seit dem 9. November 2009 steht auf einer Grünfläche an der Nordseite der Rhumebrücke an der Rückingsallee ein Originalsegment der Berliner Mauer, welches der Stadt Northeim aus Anlass des 20. Jahrestages der Maueröffnung vom Kameradenkreis der ehemaligen Garnison Northeim gestiftet wurde. Die ursprünglich unbemalte Oberfläche des Segments wurde von Schülerinnen des Gymnasiums Corvinianum künstlerisch gestaltet.

Bildung

 
Gymnasium Corvininaum

In Northeim sind mehrere Schulen ansässig:

So besitzt Northeim beispielsweise mit dem Gymnasium Corvinianum eines der ältesten Gymnasien Niedersachsens, an dem schon Loriot und Georg Diederichs ihr Abitur ablegten. Darüber hinaus existiert ein weiteres Gymnasium, neun Grundschulen, fünf Berufsbildende Schulen, eine Haupt- und eine Realschule sowie vier weiterbildende, eine Gesamt- und eine Förderschule. Eine Bundesfachschule für Betriebswirtschaft im Kraftfahrzeuggewerbe(BFC) und ein Bundesfachzentrum für Metall und Technik sind auch in Northeim ansässig.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Northeim liegt 20 Kilometer nördlich von Göttingen und 16 km südöstlich von Einbeck an der Autobahn 7 (FlensburgHamburgHannoverKassel-WürzburgFüssen) und den Bundesstraßen 3, 241 und 248. Im Herbst 2007 wurde die Westumgehung von Northeim eingeweiht.

Durch die Stadt führt die Bahnstrecke HannoverFrankfurt am Main bzw. HannoverWürzburg (alte Nord-Süd-Strecke); hier beginnen die Südharzstrecke über Herzberg (Harz) nach Nordhausen und die Sollingbahn nach Ottbergen. Im Westen wird das Stadtgebiet von der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg gequert.

Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2009 ist die Zahl der InterCity-Züge, die Northeim anfahren, stark ausgedünnt. Die meisten ICs verkehren nun statt über die Hannöversche Südbahn über die Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg. Lediglich drei InterCity-Verbindungen verbleiben im Leinetal und fahren wie bisher über Alfeld, Northeim und Kreiensen. [6]

Im Osten der Stadt - mitten im Wasserschutzgebiet - liegt der Flugplatz Northeim, welcher zu Rund- und Charterflügen genutzt wird.

Ansässige Unternehmen

Die Firma Wilvorst, die Abend- und Ausgehmode für den Herren herstellt, hat ihren Hauptsitz in Northeim.

Die ContiTech Elastomer-Beschichtungen GmbH, eine Tochter der Continental AG, entwickelt und fertigt Kautschuk- und Gummiprodukte wie Beschichtete Gewebe (z. B. für Rettungsinseln, Schutzanzüge und Membranen) und Gummitücher für die Druckindustrie (Offsetdruck). Des Weiteren befinden sich die ContiTech Vibration Control GmbH (Brems- und Lenkungsdichtungen aus Gummi), die ContiTech Schlauch GmbH und die ContiTech Transportbandsysteme am Standort Northeim.

Die THIMM - The Highpack Group, ursprünglich ein reiner Verpackungsmittel-Hersteller (Wellpappe), bietet heute auch Displays (Präsentationsverpackungen), Druckservice und Beratungsleistungen an.

Die SABEU Kunststoffwerk Northeim GmbH entwickelt Spritzgussartikel aus Thermoplasten oder thermoplastischen Elastomeren und fertigt diese auf Spritzgussmaschinen. Die Entwicklung, Herstellung, Wartung und Reparatur der benötigten Spritzgussformen erledigt sie in einem eigenen Formenbau.

Medien

Die Northeimer Zeitung ist seit 1910 (Eintrag ins Handelsregister) die "Northeimer Neueste Nachrichten". Sie wurde 1974 von der "Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen" (HNA) übernommen, die in Northeim eine Geschäftsstelle hat, und ist eine wichtige Tageszeitung mit Regional- und Lokalteil für den Kreis Northeim.

Persönlichkeiten

 
August E. Müller
 
Georg Diedrichs
 
Jochen Schimmang

Söhne und Töchter der Stadt

Weitere Northeimer Persönlichkeiten

Siehe auch

Literatur

  • Heinrich Eggeling: Northeim : 700 Jahre Stadt ; 1252 - 1952 ; ein Festbuch zur 700-Jahrfeier, Northeim, 1952
  • Friedrich Wilhelm Körber: Zur Geschichte der Northeimer Stadtbefestigungen, Northeim, 1974
  • G. J. Vennigerholz: Beschreibung und Geschichte der Stadt Northeim in Hannover und ihrer nächsten Umgebung, Northeim, 1894
  • Walter Ohlmer: Garnison Northeim : 1604-1987 ; ein wehrkundlicher Streifzug durch die historische Truppenbelegung einer deutschen Stadt. Moringen, 1987 ISBN 3-926434-00-7
  • Kurt Brockhausen: Farbiges Northeim. Northeim, 1981. ISBN 3-9800614-0-X

Einzelnachweise

  1. Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022, Stand 31. Dezember 2024 (Hilfe dazu).
  2. Oberverwaltungsgericht Lüneburg: Beschluss vom 9. Februar 2009. 13 LA 155/07. [1]
  3. Stadtplan der Stadt Northeim, Stand 1. April 2003, abgerufen am 8. Mai 2010
  4. Olaf Weiß: Stadt hat kaum Geld für Brückensanierung. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine online, www.hna.de, Stand: 20. April 2010, abgerufen am 8. Mai 2010
  5. http://www.zeit.de/1966/44/Eine-Stadt-verfaellt-Hitler
  6. Pressemitteilung des Wirtschaftsminiseriums auf suedharzstrecke.de, Bericht von Christian Haegele, Kommentare von Michael Reinboth, abgerufen am 19. Dezember 2009
  7. Kreisjugendring von Northeim (abgerufen am 6. April 2010)
  8. [2] (abgerufen am 9. April 2010)