Weltweite Evangelische Allianz

Netzwerk evangelischer Kirchen
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Die Evangelische Allianz ist ein evangelikal ausgerichtetes weltweites Netzwerk von Kirchen, Organisationen und Einzelpersonen aus verschiedenen reformatorischen Kirchen. Sie vertritt nach eigenen Angaben weltweit rund 420 Millionen Menschen.[1] Die theologische Basis der Evangelischen Allianz ist eine Interpretation der Aussagen der historischen reformatorischen Bekenntnisse.

Regelmäßiges Publikationsorgan der Deutschen Evangelischen Allianz ist das Quartalsmagazin "EiNS".

Organisation

Zur weltweiten Evangelischen Allianz gehören Organisationen, Vereine und Kirchen, deren Identität und Berufung im Christentum wurzeln.[2] Es gibt drei Arten der Mitgliedschaft:

Die regionalen und lokalen Allianzen sind unabhängige Organisationen mit jeweils eigenen Mitgliedschaftsstrukturen. So gibt es nationale Allianzen, wie beispielsweise die Deutsche Evangelische Allianz, die nur die Mitgliedschaft von Einzelpersonen kennen. Andere, wie die National Association of Evangelicals in den Vereinigten Staaten[6] oder die Schweizerische Evangelische Allianz[7] bieten Mitgliedschaft für Organisationen, Einzelpersonen, lokale Kirchen und nationale Denominationen an.

Theologische Basis

Die theologische Basis der weltweiten Evangelischen Allianz betont:[8]

  • die Allmacht, Gnade, Schöpfung, Offenbarung, Erlösung, Endgericht und Vollendung durch den biblisch bezeugten Gott
  • die göttliche Inspiration der Heiligen Schrift und ihre Irrtumslosigkeit in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung
  • die Erlösungsbedürftigkeit, das heißt völlige Sündhaftigkeit und Schuld der Menschen, die ihn Gottes Zorn und Verdammnis aussetzt.
  • Erlösung des Menschen allein durch Gottes Gnade aufgrund des Opfertodes Jesu
  • Bekehrung und Wiedergeburt des Menschen durch den Heiligen Geist
  • das Priestertum aller Gläubigen, das zur Verkündigung des Evangeliums verpflichtet
  • die sichtbare Wiederkunft Jesu Christi, leibliche Auferstehung der Toten zu Gericht und ewigem Leben der Erlösten

Geschichte

 
Thomas Chalmers

Die Evangelische Allianz entstand auf dem Boden der von John Wesley und George Whitefield ausgelösten Erweckungen in Großbritannien der 1730er Jahre, die viele evangelische Denominationen erfasst und miteinander in Verbindung gebracht hatten. Die Opposition gegen die Oxford-Bewegung in der anglikanischen Kirche ab 1830 und gegen das empfundene Erstarken des Katholizismus in den 30er und 40er Jahren des 19. Jahrhunderts sowie der Bruch der Church of Scotland 1843 gelten als Ursachen für die Entstehung einer Bewegung, deren Ziel die Einigung der evangelischen Christen war.[9]

Thomas Chalmers war einer der Mitbegründer der schottischen Freikirche. Chalmers lud 921 Christen aus 12 Nationen und 52 reformatorischen Kirchen nach London ein[10], um enger zusammenzuarbeiten und eine gemeinsame Gebetswoche zu beschließen, die derzeit in der zweiten Januarwoche stattfindet (Allianzgebetswoche). Aus dieser Zusammenarbeit heraus wurde die Evangelische Allianz am 19. August 1846 auf internationaler Ebene in einem Freimaurer-Saal (Freemason Hall) in London gegründet[11] und erhielt alsbald auch Organisationseinheiten in einzelnen Ländern.

Als Gründe der seinerzeitigen Gründung nennt die Evangelische Allianz vor allem

Deutsche Evangelische Allianz

 
 
Expo 2000-Wahrzeichen: Pavillon der Hoffnung (Expowal) von WVD, CVJM und DEA.

Die Deutsche Evangelische Allianz (DEA) ist ein Zusammenschluss evangelisch und vor allem evangelikal gesinnter Christen verschiedener Gemeinden und Gruppen. Sie bildet den deutschen Zweig der internationalen Evangelischen Allianz.

Derzeit bekennen sich in Deutschland nach eigenen Aussagen der DEA rund 1,3 Millionen Menschen zu Organisationen oder Einrichtungen, die zur Evangelischen Allianz gehören oder ihr nahestehen. Es gehören etwa 1100 örtliche Allianzkreise zur Deutschen Evangelischen Allianz[12], in denen sich Christen aus verschiedenen lokalen Gemeinden und Organisationen, aus Landes- und Freikirchen und christlichen Gruppen und Werken treffen, um gemeinsam die Ziele der Evangelischen Allianz zu fördern.

Die Deutsche Evangelische Allianz hat jährlich zwei Hauptveranstaltungen: die „Internationale Gebetswoche“ (Allianzgebetswoche) Anfang Januar, die in ca. 1100 Orten stattfindet und ca. 300.000 Besucher zählt,[13] und die seit 1886 jährlich stattfindende Bad Blankenburger „Allianzkonferenz“ Anfang August mit ca. 2500 Teilnehmern.[14]

Das angeschlossene Institut für Islamfragen bietet Informationen über den Islam aus christlicher Perspektive. Es wurde am 19. Oktober 1999 gegründet. Den Vorsitz haben Dieter Kuhl und Albrecht Hauser. Wissenschaftliche Leiterin ist Christine Schirrmacher. Das Institut bietet online ein Fatwa-Archiv.

Die Deutsche Evangelische Allianz ist eine von über 2.000 auf der Lobbyliste beim Deutschen Bundestag eingetragenen Organisationen, Wolfgang Baake ist Beauftragter der Evangelischen Allianz beim Deutschen Bundestag. Langjähriger Mitvorsitzender war u.a. auch der westfälische Pfarrer und bekannte Buchautor Paul Deitenbeck.

Sowohl die Deutsche Evangelische Allianz als auch die Schweizer Evangelische Allianz vergeben ein Spendensiegel an Organisationen, bei denen die Verwendung der anvertrauten Spendengelder in ihrem Sinne sichergestellt ist. Eine Liste der Organisationen, die das Spendensiegel erhalten haben, kann online abgerufen werden. [15][16]

Im Jahr 2000 beteiligt sich die Deutsche evangelische Allianz gemeinsam mit World Vision Deutschland und dem CVJM-Gesamtverband mit dem Projekt Pavillon der Hoffnung an der Expo 2000[17], eigener Thementag war der 31. Juli 2000.[18]

Schweizerische Evangelische Allianz

Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) ist ein Zusammenschluss evangelischer Landes- und Freikirchen, Werke und Einzelpersonen. Sie versteht sich als eine Stimme evangelischer Christen in der Öffentlichkeit. Die SEA fördert die Zusammenarbeit evangelischer Christen. In der französischsprachigen Schweiz (Romandie) ist die SEA als Alliance Evangélique Suisse (AES) eingetragen.

Die SEA hat sich zur Aufgabe gemacht, lokale Allianzen zu bilden und Informationsaustausch auch über die lokalen Sektionen hinaus zu fördern. Sie steht bei der Entwicklung von missionarischen und sozialen Diensten im Rahmen gemeinnütziger Institutionen beratend zur Seite. Sie nimmt Stellung zu aktuellen ethischen Fragen in Gesellschaft und Wirtschaft und organisiert regelmäßige Gebetsveranstaltungen.

In der Evangelischen Allianz der Schweiz arbeiten Christen aus 90 Organisationen und rund 550 evangelischen Kirchen und Freikirchen sowie über 1000 Einzelmitglieder in über 80 lokalen Sektionen der Deutschschweiz und der Romandie zusammen. Nach Schätzungen gehören insgesamt etwa 250'000 Personen zu ihrer Basis.

Die Schweizerische Evangelische Allianz ist ein Teil der Europäischen Evangelischen Allianz (EEA) und der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA).

Organisation

Die Sektionen der SEA sind lokale Zusammenschlüsse von christlichen Gemeinden. Sie sind stimmberechtigte Mitglieder der Schweizerischen Evangelischen Allianz. Die Schweizerische Evangelische Allianz ist sehr föderalistisch orientiert, so dass sich die einzelnen Sektionen im Organisationsgrad stark unterscheiden können.

Momentan gibt es in der Deutschschweiz 65 Sektionen und acht Mitgliedschaften einzelner Gemeinden. In der Romandie sind es 13 Sektionen und drei Mitgliedschaften einzelner Gemeinden.

Der Vorstand der SEA besteht aus sieben Personen, darunter Präsident Thomas Bucher, Leiter der Operation Mobilisation Schweiz, und Geschäftsführer/Zentralsekretär Hansjörg Leutwiler.

Jugendallianz

Der Bereich Jugendarbeit wird innerhalb der SEA als Jugendallianz bezeichnet. Matthias Spiess, der Jugendbeauftragte der SEA ist für diesen Bereich verantwortlich.

Kontroversen

Die Evangelische Allianz nimmt auf internationaler, europäischer und lokaler Ebene Stellung zu weltanschaulichen, ethischen, wirtschaftlichen und politischen Themen, beispielsweise zur Sexualethik[19] (doc.), zum Bankgeheimnis[20], zur Religionsfreiheit[21][22] oder zu Homosexualität[23][24]. Sie vertritt dabei in weltanschaulicher und ethischer Hinsicht eine konservativ-christliche[25] und in wirtschaftlicher Hinsicht eine sozial-kritische Position. In beiden Fällen trifft sie dabei auf Kritik von Andersdenkenden.[26] Die Versuche, kreationistische Inhalte in die schulische Ausbildung einfließen zu lassen, verteidigt sie mit dem Verweis auf die Meinungsfreiheit.[27]

Obwohl die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) die Minarett-Initiative der SVP gegen den Bau von Minaretten an Moscheen nicht unterstützt, war sie über eine Anfrage der Organisation der Islamischen Konferenz bei der Schweizer Botschaft erstaunt, mit der Begründung: "Gerade in den islamischen Ländern sei die Religionsfreiheit höchstens bedingt gewährleistet."[28] Dennoch befürwortet die SEA den freiwilligen Verzicht auf den Bau von Minaretten und wendet sich dagegen, dass von Minaretten per Lautsprecher Gebetsrufe ergehen, weil dies "den religiösen Frieden" gefährde.[29]

Die weltweite und die Deutsche Evangelische Allianz distanzierten sich vom International Burn a Koran Day.[30][31] und treten für Religionsfreiheit für Angehörige aller Religionon und von religionslosen einfür die weltweite Relgionsfreiheit eintritt[32].

Siehe auch

Literatur

  • Joachim Cochlovius: Evangelische Allianz. In: Theologische Realenzyklopädie 10 (1982), S. 650-656
  • Rudolf Westerheide: EINS - Wie wir als Christen glaubwürdig werden. Impulstour 2004., Born-Verlag, Januar 2004, ISBN 3-417-24817-5
  • Reinhard Hempelmann (Hrsg.): Handbuch der evangelistisch-missionarischen Werke, Einrichtungen und Gemeinden, Christliches Verlagshaus Stuttgart, Stuttgart, 1997, Seite 134 ff, ISBN 978-3767577633

Fußnoten

  1. World Evangelical Alliance (engl.); letzter Zugriff 29. Juli 2010
  2. WEA: Define Membership
  3. WEA: Full members
  4. WEA: Global Partners
  5. WEA: Associate Members
  6. NAE: Membership
  7. SEA: Sektionen
  8. Deutsche Evangelische Allianz: Die gemeinsame Basis des Glaubens
  9. The Evangelical Alliance: A Brief History, S. 1
  10. Reinhard Hempelmann (Hrsg.): Handbuch der evangelistisch-missionarischen Werke, Einrichtungen und Gemeinden, Christliches Verlagshaus Stuttgart, Stuttgart, 1997, Seite 134 ff, ISBN 978-3767577633
  11. Hans Hauzenberger, Einheit auf evangelischer Grundlage, Brunnen Verlag, Gießen 1986, ISBN 3765593230, ISBN 3857062355
  12. Die ganze Gesellschaft braucht Umkehr zu Gott. Artikel in der Zeitschrift idea-spektrum, Ausgabe 30/31. 2010
  13. idea: Evangelikale streben stärker in die Öffentlichkeit vom 18. Januar 2010: „beteiligten sich in Deutschland vom 10. bis 17. Januar rund 300.000 Christen an 1.100“
  14. Evangelische Allianz-Konferenz erwartet 2.500 Besucher. EKD, 2. August 2006, archiviert vom Original am 9. September 2010; abgerufen am 9. September 2010: „Zur 111. Jahreskonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz werden von diesem Mittwoch an im thüringischen Bad Blankenburg rund 2.500 Teilnehmer aus ganz Deutschland erwartet.“
  15. Deutsche Evangelische Allianz:www.ead.de Liste aller Organisationen, die das Spendensiegel der Evangelischen Allianz Deutschland tragen
  16. Schweizer Evangelischen Allianz:www.each.ch Der Ehrenkodex der Schweizer Evangelischen Allianz
  17. Wal gestrandet : Spatenstich für den „Pavillon der Hoffnung“ auf der Expo Hannover. BauNetz, 25. Juni 1999, archiviert vom Original am 13. Juli 2010; abgerufen am 13. Juli 2010.
  18. Pavillon der Hoffnung e.V. (CVJM, World Vision, Deutsche Evangelische Allianz). Exposeum e.V., archiviert vom Original am 24. Juni 2004; abgerufen am 29. Juli 2010 (deutsch).
  19. Sexual Ethics - Responding to a Changing World
  20. Das kleine Geheimnis der Schweizer Banken (PDF)
  21. Schweizerische Evangelische Allianz: Religionsfreiheit und die Frage der Toleranz, 1. Januar 1999
  22. Evangelische Allianz Deutschland: Christlicher Glaube und Islam (PDF)
  23. Österreichische Evangelische Allianz: Christlicher Glaube und Homosexualität
  24. Deutschen Evangelischen Allianz: Steeb: Unterstützung der Homo-Bewegung schwächt das Vertrauen in die Politik
  25. EKD:Jahreskonferenz der Evangelischen Allianz ab Mittwoch in Thüringen
  26. CSD: Protestanten kritisieren Merkel auf: queer.de, 17. August 2006
  27. Deutschen Evangelischen Allianz: Evolution: Wenn Lehrer keine Fragen mehr stellen dürfen , 10. Oktober 2006
  28. Schweizer Fernsehen: Evangelische Allianz verteidigt Minarett-Initiative, SF Tagesschau, 18. Januar 2008
  29. Muslime in der Schweiz:Orientierung und Entscheidungshilfe für Christen auf: Freikirche.ch, (pdf.), S. 12-13.
  30. Geoff Tunnicliffe: Secretary General of the World Evangelical Alliance condemns burning of Qur’an. World Evangelical Alliance, 9. September 2010, archiviert vom Original am 9. September 2010; abgerufen am 9. September 2010 (englisch): „The WEA, on behalf of its member churches, Christian organisations and bodies, strongly condemns the Dove World Outreach Center’s plans to burn copies of the Qur’an.“
  31. Jürgen Werth: Deutsche Evangelische Allianz distanziert sich von der Verbrennung eines Korans. Deutsche Evangelische Allianz, 8. September 2010, archiviert vom Original am 8. September 2010; abgerufen am 8. September 2010: „Wir hoffen, dass diese Gruppe in den USA von ihrem unsinnigen Vorhaben ablässt. Mit christlichem Glauben hat das jedenfalls überhaupt nichts zu tun! Das Recht auf Religionsfreiheit ist unteilbar und kann nicht allein von einer bestimmten Gruppe unter Ausschluss anderer in Anspruch genommen werden“
  32. Resolution zur Religionsfreiheit und Solidarität mit der verfolgten Kirche der Weltweiten Evangelischen Allianz. (PDF) WEA, 30. Oktober 2008, archiviert vom Original am 8. September 2010; abgerufen am 8. September 2010 (deutsch): „Die WEA steht für die Freiheit ein, irgendeine oder gar keine Religion auszuüben“