Bentheim-Tecklenburg

Deutsches Adelsgeschlecht
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Das Haus Bentheim-Tecklenburg ist ein deutsches Adelsgeschlecht.

Entstehung des Grafenhauses in der Frühen Neuzeit

Das Grafenhaus Bentheim-Tecklenburg entstand 1606 als Nebenlinie der Reichgrafen von Bentheim.

Am Ende des 16. Jahrhunderts besaß das Grafenhaus Bentheim unter dem damaligen Familienoberhaupt Graf Arnold die politisch bedeutenden Reichsgrafschaften Bentheim, Tecklenburg und Steinfurt sowie die wichtige Limburg. Darüber hinaus befanden sich die Herrschaften Rheda, Gronau, Lingen, Alpen und Linnep sowie umfangreiche Güter und Rechtsansprüche im Besitz der Familie, darunter auch das prestigeträchtige Amt der Erbvögte von Köln.

Nach dem Tod von Graf Arnold d1606 wurde der Besitz nach seinem Testament von 1590 unter seinen Söhnen aufgeteilt. Der erstgeborene Adolf von Bentheim, der 1623 verstarb, erhielt die Reichsgrafschaft Tecklenburg sowie die Herrschaft Rheda, während seine nachgeborenen Brüder Arnold Jobst und Wilhelm Heinrich die Regentschaft in den Reichsgrafschaften Bentheim undt Steinfurt antraten.

Die jüngeren Söhne von Graf Arnold wurden aus der 1592 an Bentheim gefallenen Erbmasse der Mutter Magdalena von Neuenahr abgefunden. Graf Konrad Gumprecht erhielt die Grafschaft Limburg und Friedrich Ludolf die Herrschaft Alpen. Durch die von Graf Arnold verfügte Erbteilung wurde der große Territorial- und Güterbesitz des Grafenhauses zersplittert. Dies sollte sich ungünstig auf die weitere Entwicklung und politische Bedeutung der Familie auswirken.

Als Graf Konrad Gumprecht 1618 unerwartet an einer Krankheit starb, ging die Erbfolge in der Grafschaft Limburg an seinen 1617 geborenen Sohn Wilhelm über, der jedoch bereits 1626 verstarb. Die Erbfolge ging auf den Bruder Friedrich Ludolf über. Nach dessen Tode im Jahre 1629 erhielt der 1615 als Sohn von Graf Adolf von Bentheim-Tecklenburg geborene Graf Moritz von Bentheim-Tecklenburg das Territorium.

Da die Wittwe Konrad Gumprechts, Gräfin Johannetta Elisabeth von Nassau-Dillenburg vom Grafenhaus Bentheim nicht mit dem ihr zustehenden Wittwensitz Linnep sowie den im Ehevertrag vereinbarten Finanzmitteln versehen werden konnte, wurde ihr die vormundschaftliche Regentschaft in der Grafschaft Limburg für Graf Moritz von Bentheim-Tecklenburg überlassen. 1638 schloss Graf Mortiz mit Gräfin Johannetta einen Vertrag, der ihr die Nutzungsrechte und Regentschaft über die Grafschaft Limburg bis zu ihrem Tod garantierte. Nur so konnten die umfangreichen Ansprüche und Rechte der Gräfinwittwe aus ihrer nur zweijährigen Ehe mit Graf Konrad Gumprecht befriedrigt werden.

1633 musste die Gräfinwittwe Johannetta Elisabeth eine dreijährige Besetzung der Grafschaft und Schlossanlage Limburg durch kaiserliche Truppen unter den Generalwachtmeister Lothar Dietrich von Bönninghausen ertragen. Nur durch das Eingreifen des Grafen Johann Heinrich Ludwig von Nassau-Hadamar, Bruder der Gräfin Johannetta Elisabeth und Gesandter am kaiserlichen Hof sowie bei den Friedensverhandlungen in Münster, konnte die Grafschaft für das Haus Bentheim-Tecklenburg vor den Ansprüchen des brandenburgischen Kurfürstenhauses gerettet werden.

Die Entwicklung des Grafenhauses Bentheim-Tecklenburg wurde seit dem 17. Jahrhundert von wachsenden finanziellen Problemen beeinträchtigt. Um die Grafschaften Limburg und Tecklenburg kam es seit der Mitte des 17. Jahrhunderts zu Streitigkeiten mit den Kurfürsten von Brandenburg-Preußen. Seit 1577 befand sich die Grafschaft Tecklenburg im Zentrum eines Erbfolgestreites. Dieser eskalierte, als preußische und solms-braunfelsische Truppen gegen Ende des 17. Jahrhunderts die Grafschaft besetzten und später an Preußen verkaufte.

1729 erreichte Graf Moritz Casimir I. im Berliner Vergleich die volle Landeshoheit gegenüber Preußen. Dafür mußte er eine hohe Geldzahlung leisten und auf alle Ansprüche auf die seit 1702 in preußischem Besitz befindliche Grafschaft Tecklenburg verzichten.

1756 wurde die Hauptresidenz von Schloss Hohenlimburg aus Gründen der Kostenersparnis nach Rheda verlegt. Während des Siebenjährigen Krieges wurde das Schloss Rheda zu einer Residenz im Barockstil umgebaut. Im Jahre 1780 kam sogar ein eigenes Hoftheater hinzu.

Die Landesherrschaft der Grafen von Bentheim-Tecklenburger wurde nach dem Untergang des Altes Reichs durch die napoleonischen Gebietsteilungen beschnitten. 1808 wurden die Herrschaft Rheda und die Grafschaft Limburg dem neugeschaffenen Ruhrdepartement im Großherzogtum Berg zugeschlagen.

Literatur (zum Kapitel "Frühe Neuzeit"

  • Carl Heiner Beusch: Westfälische Standesherren. Die Fürsten von Bentheim-Tecklenburg im 19. Jahrhundert, in: Westfälische Zeitschrift 145 (1995), S. 257-330.
  • Harm Klueting: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in der Grafschaft Limburg [Ausstellungskatalog der Dresdner Bank AG], Hagen 1980.
  • Harm Klueting: "Daß sie ein Abspliß von der Grafschaft Mark ist, daran ist kein Zweifel". Die Grafschaft Limburg vom 13. bis zum 19 Jahrhundert, in: Jahrburch des Vereins für Orts-und Heimatkunde in der Grafschaft Mark 93/93 (1995), S. 63-126.
  • Edeltraut Klueting: Das (freiweltliche) adelige Damenstift Elsey. Geschichte, Verfassung und Grundherrschaft in Spätmittelalter und Frühneuzeit. Altena 1980 [= Altenaer Beiträge 14].
  • Harm Klueting: Ständewesen und Ständevertretungen in der westfälischen Grafschaft Limburg im 17. und 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur territorialen Verfassungsgeschichte Deutschlands in der Frühneuzeit, in: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 70 (1976), S. 109-201.
  • Stephanie Marra: Tod auf der Kirchmeß. Präsenz und Renitenz militärischer Truppen in der Grafschaft Limburg 1633-1636, in: Das Amt Wetter im Dreißigjährigen Krieg, hrsg. v. Dietrich Thier, Wetter 1998, S. 135-146.
  • Stephanie Marra: Gräfin Johanetta Elisabeth von Bentheim (1592-1654). Witwenherrschaft und Vormundschaftsregierung im Dreißigjährigen Krieg, in: Martina Schattkowsky (Hg.); Witwenschaft in der Frühen Neuzeit. Fürstliche und adlige Witwen zwischen Fremd- und Selbstbestimmung, Leipzig 2003 [= Schriften zur Sächsischen Geschichte und Volkskunde 6], S. 227-248.
  • Stephanie Marra: "Verzeichnuß von etliche Kleider Undt gezeugh". Die Inventare des Grafen Conrad Gumprecht zu Bentheim-Tecklenburg 1609/10, in: Hagener Jahrbuch 3 (1998), S. 182-190.
  • Rudolf Rübel: Graf Arnold von Bentheim-Steinfurt (1554-1608), in: Westfälische Lebensbilder 9, Münster 1962, S.18-33.
  • Peter Veddeler: Das Testament des Grafen Arnold von Bentheim vom Jahre 1591, in: Das Bentheimer Land 76 (1973), S. 71-88.