Bárðarbunga

Vulkan auf Island
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Bárðarbunga ist ein subglazialer Stratovulkan in Island. Er liegt am Nordwestrand des Vatnajökull und ist Teil dieses Gletschers. Gleichzeitig befindet er sich zwischen den Grímsvötn und dem Tungnafellsjökull und erreicht eine Höhe von 2010 m, womit er der zweithöchste Berg Islands ist.[1] Einige Gletscherzungen reichen bis auf 1300 m hinunter in Richtung Vonarskarð. Die bedeutendste ist Köldukvísljökull[2].

Bárðarbunga
Blick auf Bárðarbunga aus der Luft
Blick auf Bárðarbunga aus der Luft
Höhe 2010 m
Lage Island
Koordinaten 64° 38′ 27″ N, 17° 31′ 40″ WKoordinaten: 64° 38′ 27″ N, 17° 31′ 40″ W
Bárðarbunga (Island)
Bárðarbunga (Island)
Typ subglazialer Vulkan
Letzte Eruption 1910 (nachgewiesen)
Lavafeld Þjórsárhraun
Lavafeld Þjórsárhraun

Vulkanismus

Bárðarbunga war lange kaum bekannt, weil er so weit von den besiedelten Gegenden entfernt liegt und außerdem relativ selten sichtbare Eruptionen produziert.

Geologische Untersuchungen ergaben jedoch, dass sich unter dem Eis mit einer Fläche von 80 km² eine der größten Calderen des Landes verbirgt. Sie misst 10 km im Durchmesser und ist 700 m tief. Gleichzeitig handelt es sich bei der Bárðarbunga um den Zentralvulkan des größten Vulkansystems Islands, das eine Länge von ca. 150 km hat und im Süden mit den Veiðivötn bis in die Nähe von Landmannalaugar reicht.[3] Islands größter bislang entdeckter Lavastrom, das Lavafeld Þjórsárhraun, stammt aus diesem System. Er entstand vor ca. 8.500 Jahren, bedeckt ca. 950 km2 und hat ein Volumen von etwa 21-30 km3.[4]

Es gelang inzwischen, zahlreiche Tephralagen, die man zunächst anderen Vulkanen zuschrieb, der Bárðarbunga zuzuordnen.

Eruptionsgeschichte

Grundsätzlich ist der Vulkan im Holozän in Abständen von etwa 250 bis 600 Jahren ausgebrochen.

Vatnaöldur und Veiðivötn

Zahlreiche vorgeschichtliche Eruptionen (d.h. Datierungen vor dem 9. Jahrhundert) fanden im Südwesten des Gletschervulkans statt und zwei auch nach der Besiedelung Islands: die Vatnaöldur-Eruption im Jahre 870 n.Chr. und die Veiðivötn-Eruption im Jahre 1480. Beide waren verhältnismäßig große Ausbrüche.

Torfajökull und Veiðivötn

Im 15. Jahrhundert löste der gewaltige explosive Ausbruch an den Veiðivötn vermutlich einen weiteren im benachbarten Torfajökull-System aus. Etwas Ähnliches hatte sich im Jahre 870 ereignet, und weil bei den Vatnaöldur dunkler Basalt und im Torfajökull heller Rhyolith ausgestoßen wurde[5], spricht man hier von der leicht erkennbaren, weil zweifarbigen, Landnahmeaschenlage, die in Island eine wichtige Rolle in der Tephrochronologie spielt. Etwa um dieselbe Zeit wird nämlich der Beginn der Besiedelung von Island angesetzt.[6]

Dyngjuháls

Kleinere Eruptionen finden häufiger im Nordosten der Bárðarbunga auf dem eisfreien Dyngjuháls statt, die letzte davon von 1862 bis 1864.

Subglaziale Eruptionen

Studien von Gletschereis und Aschenlagen haben gezeigt, dass zahlreiche Eruptionen auch im und unter dem Gletscher selbst stattfanden, vermutlich im Nordosten der Caldera oder in ihr selbst. Diese Ausbrüche scheinen einem Zyklus zu folgen, einige fanden zwischen 1701 und 1740 statt und andere nach 1780. Eine weitere Eruption konnte nach 1864 festgestellt werden. Die letzte eindeutig nachgewiesene Eruption fand 1910 statt (Loki-Fögrufjöll, subglazial, explosiv). Man vermutet seitdem etliche weitere unentdeckte Ausbrüche, jedoch konnte bisher keiner von ihnen nachgewiesen werden, da sie unter dem Eispanzer des Gletschers stattgefunden haben müssen.[7].

Bárðabunga und Gjálp

Der Ausbruch im Gjálp 1996 kann nach neuesten Erkenntnissen durch ein vorausgehendes Erdbeben in der Bárðarbunga getriggert worden sein. Die Eruption im Gjálp löste zudem am 6. November eine kleine Eruption im benachbarten Vulkan Bárðarbunga aus, die nur kurz anhielt, aber eine 4000 m hohe Eruptionssäule produzierte.[8]

Potentielle Gefahren

Nachgewiesene zyklisch auftretende Erdbebenserien ebenso wie nahezu täglich auftretende kleinere Erdbeben am Vulkan verweisen auf die immer bestehende Möglichkeit weiterer Ausbrüche.[9] Der Vulkan ist berüchtigt für die Gletscherläufe, die bei einem Ausbruch in alle Richtungen ins Tiefland strömen. Auch Lavaströme und Tephrafall würden Gefahren darstellen, sollte es zu einer großen Eruption kommen.[10].

In Abständen von rund 500 bis 800 Jahren gibt es immer wieder große Spaltenausbrüche im Südwesten der Bárðarbunga. Dies könnte die zahlreichen dort befindlichen Wasserkraftwerke beeinträchtigen und schädigen. Auch würde die Asche negative Auswirkungen auf den Flugverkehr und die klimatischen Verhältnisse in der Nordpolregion haben.[11]

Flugzeugabsturz

Am 14. September 1950 stürzte das Flugzeug Geysir über der Bárðarbunga ab. Wegen schlechten Wetters auf dem Gletscher war die Mannschaft - das Flugzeug hatte keine Passagiere an Bord - 4 Tage lang ohne Kontakt zur Außenwelt. Es konnten jedoch nach sechs Tagen Suche alle Mitglieder der Flugzeugmannschaft lebend, wenn auch teilweise verletzt, geborgen werden.[12]

Siehe auch

Wiss. Abhandlungen

Sport an der Bárðarbunga

Einzelnachweise

  1. Bárðarbunga im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
  2. Íslandshandbókin. Seinni bindi. 1989, S.937
  3. Bárðarbunga im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
  4. Bárðarbunga im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
  5. vgl. G. Larsen, Thor Thordarson: Phreatomagmatism in the Eastern Volcanic Zone; abgerufen am 25. Juli 2010
  6. vgl. http://visindavefur.hi.is/svar.php?id=5062 Vísindavefurinn, Háskóli Íslands, Dæmi 3, abgerufen am 25. Juli 2010
  7. vgl. GVP, Bárðarbunga, Eruptive History. [1] abgerufen: 23. Juli 2010
  8. vgl. Vulkanolog. Inst., Univ. Island, Zum Ausbruch im Gjálp, abgerufen: 10. August 2010
  9. vgl. http://en.vedur.is/earthquakes-and-volcanism/earthquakes/vatnajokull/ Erdbebenmessungen d. Isländischen Wetteramtes: am Vatnajökull, die Caldera der Bárðarbunga liegt im äußersten Nordwesten des Gletscherschildes, deutlich erkennbar als Ring eingezeichnet gegenüber dem allein stehenden Tungnafellsjökull.(englisch)
  10. vgl. Magnús T. Guðmundsson u.A.: Volcanic hazards in Iceland. Jökull, 58, 2008 , z.B. S. 254; abgerufen: 23. Juli 2010
  11. http://www.eldgos.is/archives/category/bar%C3%B0arbunga
  12. Íslandshandbókin. 2. bindi. 1989, S.937.; vgl. auch: http://www.ruv.is/frett/stadarakvordun_oviss_allir_a_lifi Abgerufen: 20.9.2010