Der Friedhof Hietzing ist ein Friedhof im 13. Wiener Gemeindebezirk Hietzing.

Lage
Der Friedhof Hietzing liegt im Osten von Hietzing im Bezirksteil Hietzing. Das Friedhofsgelände wird im Westen von der Maxingstraße und im Süden von der Elisabethallee begrenzt. Östlich des Friedhofs liegen eine Wohnhausanlage und ein zur Maria Theresien-Kaserne gehörendes Gelände, im Norden der Maxingpark. Der Eingang befindet sich in der Maxingstraße 15. Der Friedhof umfasst eine Fläche von 97.175 Quadratmeter und beherbergt 11.207 Grabstellen.[1]
Geschichte
Alter Friedhof
Hietzing gehörte bis 1786 zur Pfarre Penzing. Die Toten mussten daher auf dem „Gottesacker zu Penzing“ bestattet werden. Dennoch dürfte es bereits vor der Erhebung von Hietzing zur Pfarre einen Friedhof im Bereich Maxingstraße 6 und Trauttmansdorffgasse 1 gegeben haben. Hinweise hierfür sind das in der Front des Hauses Maxingstraße 6 eingebettete alte Friedhofskreuz aus dem Jahr 1619 und die Notiz in der „Topographie von Niederösterreich“, dass „das Anwachsen des Ortes 1787 die Anlage eines neuen Friedhofes auf dem Künigelberge notwendig“ gemacht habe.
Neuer Friedhof
Mit der Pfarrerhebung von Hietzing wurde im südwestlichen Teil von Hietzing der neue „Leichenhof“ errichtet und am 12. Februar 1787 durch den Klosterneuburger Dekan Marcellin Jani geweiht. Erste Erweiterungen erfolgten 1794, 1817 und 1835, wobei der Friedhof bei der letzten Erweiterung mit einer Mauer eingefriedet wurde. 1861 übernahm die Gemeinde Hietzing den Friedhof in ihr Eigentum. Als der Friedhof 1892 neuerlich erweitert wurde, stand er nach der Eingemeindung von Hietzing bereits im Eigentum der Wiener Gemeindeverwaltung. Nach den Erweiterungen des Friedhofes wurde 1897 ein neues "Leichenhaus" an der Maxingstraße mit zwei Leichenkammern und einem Vorraum sowie die Wohnung für einen Wärter in Betrieb genommen.
Nach mehrfachen Erweiterungen um die Jahrhundertwende umfasste der Friedhof 1905 bereits 26.129 Quadratmeter. Der Friedhof war als interkonfessioneller Friedhof für die Toten von Hietzing und dem Schloss Schönbrunn bestimmt. 1907 wurde der Friedhof durch ein 15.967 Quadratmeter großes Grundstück bedeutend erweitert. Das neue Friedhofsareal wurde am 4. Jänner 1908 geweiht. 1913 wurde der Neubau einer Kapelle und einer Leichenkammer abgeschlossen. Die bestehenden Objekte wurden hingegen in Dienstwohnungen umgewandelt. Die Kapelle wurde am 25. Mai 1914 geweiht. Zwischen 1918 und 1944 wurde der Friedhof vier Mal erweitert. Des Weiteren erfolgten in den 1930er Jahren Umbau- und Renovierungsarbeiten an den vorhandenen Gebäuden.
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurden die Friedhofskapelle und die Aufbahrungshalle schwer beschädigt. Die Wiederherstellung der Gebäude konnte erst 1947 abgeschlossen werden. Die Aufbahrungshalle wurde 1952 umgestaltet, die Kapelle 1963 renoviert. Zudem erfolgte in den 1950er Jahren eine neuerliche Erweiterung des Friedhofs. Der alte Friedhofsteil im Biedermeierstil erfuhr 1970 eine Renovierung. Aufbahrungshalle und Kapelle wurden ebenfalls Anfang der 1970er Jahre nach den Plänen von Erich Boltenstern renoviert und umgestaltet. Zudem wurden die Verwaltungsgebäude renoviert. 1979 wurde der Friedhof am östlichen Rand zum letzten Mal erweitert. Eine letzte Umgestaltung erfuhren die Aufbahrungsräume im Zeitraum von 1989 bis 1991 nach Plänen von Christof Riccabona. Der in Aufbahrungsraum Nr. 2 nachempfundene Rokokostil wurde dabei erhalten.
Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten
Ehrenhalber gewidmete Gräber
Der Hietzinger Friedhof weist 111 ehrenhalber gewidmete Gräber auf.[2]
Name | Lebensdaten | Tätigkeit |
---|---|---|
Alban Berg | 1885–1935 | Komponist |
Carlo Böhm | 1917–1997 | Schauspieler |
Barbara Bogner (geb. Fröhlich) | 1797–1878 | Sängerin und Malerin, Schwester von Kathi Fröhlich |
Heinz Conrads | 1913–1986 | Schauspieler und Conferencier |
Engelbert Dollfuß | 1892–1934 | Politiker |
Gottfried von Einem | 1918–1996 | Komponist |
Heinrich Eisenbach | 1870–1923 | Schauspieler |
Fanny Elßler | 1810–1884 | Tänzerin |
Johanna Franul von Weißenthurn | 1773–1845 | Schauspielerin und Schriftstellerin |
Anna (Netti) Fröhlich | 1793–1880 | Sängerin, Schwester von Kathi |
Kathi Fröhlich | 1800–1879 | Sängerin, Freundin von Franz Grillparzer |
Joseph Giampietro | 1866–1913 | Schauspieler und Komiker |
Bruno Granichstaedten | 1879–1944 | Komponist und Pianist |
Franz Grillparzer | 1791–1872 | Schriftsteller |
Richard Groner | 1853–1931 | Lokalhistoriker und Journalist |
Anton Hanak | 1875–1934 | Bildhauer |
Gerhard Hanappi | 1929–1980 | Fußballspieler und Architekt |
Karl Hartl | 1899–1978 | Filmregisseur |
Joseph Hellmesberger senior | 1828–1893 | Violinvirtuose, Direktor des Wiener Konservatoriums |
Josef Hellmesberger junior | 1855–1907 | Operettenkomponist und Hofkapellmeister |
Georg Hellmesberger senior | 1800–1873 | Violinist und Dirigent |
Ferdinand Hellmesberger | 1863–1940 | Dirigent, Cellist und Kapellmeister |
Peter Hey | 1914–1994 | Kabarettist |
Egon Hilbert | 1899–1968 | Staatsoperndirektor |
Hans Jaray | 1906–1990 | Kammerschauspieler und Regisseur |
Josef Josephi | 1852–1920 | Schauspieler |
Carl Kalwoda | 1896–1951 | Schauspieler |
Wilhelm Karczag | 1857–1923 | Theaterdirektor |
Louise Kartousch | 1886–1964 | Schauspielerin |
Gustav Klimt | 1862–1918 | Maler |
Marie Emilie Auguste Koberwein | 1819–1895 | Schauspielerin |
Victor Léon | 1860–1940 | Librettist |
Alexander Lernet-Holenia | 1897–1976 | Schriftsteller |
Emmerich Magyar (Robert) | 1847–1899 | Burgschauspieler und Regisseur |
Johann Malfatti | 1775–1859 | Mediziner |
Gustav Maran | 1854–1917 | Schauspieler |
Hubert Marischka | 1882–1959 | Schauspieler und Theaterdirektor |
Ludwig Wilhelm Mauthner | 1806–1858 | Kinderarzt |
Karl Mayerhofer | 1828–1913 | Hofopernsänger |
Lotte Medelsky | 1880–1960 | Hofschauspielerin |
Ludwig Moser | 1869–1938 | Komponist, Orgelvirtuose, Blinden-Musikprofessor |
Henriette Strauß | 1818–1878 | Hofopernsängerin |
Wilhelm Strehl | 1851–1941 | Operettensänger |
Karl Tautenhayn | 1871–1949 | Komponist |
Otto Wagner | 1841–1918 | Architekt |
Richard Waldemar | 1869–1946 | Schauspieler |
Stella Wang-Tindl | 1895–1974 | Pianistin |
Lucille Marcell-Weingartner | 1887–1921 | Kammersängerin |
Rudolf Weinwurm | 1835–1911 | Musikdirektor |
Mathilde Wildauer | 1820–1878 | Burgschauspielerin und Hofopernsängerin |
Leopold Zechner | 1884–1968 | Politiker und Stadtschulratspräsident |
Gustav Zelibor | 1903–1978 | Komponist und Kapellmeister |
Mizzi Zwerenz (Maria Gutmann) | 1876–1947 | Schauspielerin und Operettensoubrette |
Gräber weiterer Persönlichkeiten
Weitere bedeutende Persönlichkeiten, die am Hietzinger Friedhof begraben sind:
Name | Lebensdaten | Tätigkeit |
---|---|---|
Carl Auer von Welsbach | 1858–1929 | Chemiker |
Josef Freiherr von Bezecny | 1829–1904 | Generalintendant des Hoftheaters |
Jean-Baptiste Cléry | 1759–1809 | Gefolgsmann von Ludwig XVI. |
Ernst Decsey | 1870–1941 | Schriftsteller und Musikkritiker |
Anton Dermota | 1910–1989 | Tenor |
Karl Flödl | 1900–1968 | Politiker |
Martin Gerlach junior | 1879–1944 | Fotograf |
Ella Giampietro | 1871– | Schauspielerin, Frau von Joseph Giampietro |
Franz Glawatsch | 1871–1928 | Operettensänger |
Marte Harell | 1907–1996 | Schauspielerin |
Franz Conrad von Hötzendorf | 1852–1925 | Feldmarschall |
Julie Kopacsi | 1867–1957 | Operettensängerin |
Ernst Marischka | 1893–1963 | Regisseur |
Koloman Moser | 1868–1918 | Maler |
Rudolf Prack | 1905–1981 | Schauspieler |
Aloys von Seiller | 1833–1918 | Diplomat |
Katharina Schratt | 1853–1940 | Schauspielerin |
Rudolf Sieczyński | 1879–1952 | Wienerliedkomponist |
Bernhard Tittel | 1873–1942 | Kapellmeister an der Staatsoper |
Gustav Ucicky | 1899–1961 | Filmregisseur |
Hermann Josef Ullrich | 1888–1982 | Vizepräsident des Obersten Gerichtshofs, Musiker |
Else Wohlgemuth | 1881–1972 | Schauspielerin |
Gisa Wurm | 1885–1957 | Schauspielerin (Grab aufgelassen) |
Paul Zsolnay | 1895–1961 | Verleger |
Einzelnachweise
- ↑ Friedhof Hietzing auf den Seiten der Städtischen Friedhöfe (Magistratsabteilung 43), abgerufen am 10. November 2008
- ↑ Friedhöfe Wien GmbH – Ehrenhalber gewidmete Gräber des Friedhofs Hietzing, April 2008 (abgerufen am 13. Dezember 2008)
Literatur
- Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Falter Verlag, Wien 2004, ISBN 3-85439-335-0
Weblinks
Koordinaten: 48° 10′ 33,6″ N, 16° 17′ 58″ O