Ein Primzahlzwilling ist ein Paar aus zwei Primzahlen, deren Abstand 2 ist. Die kleinsten Primzahlzwillinge sind (3 und 5), (5 und 7) und (11 und 13).

Geschichtliches
Der Begriff Primzahlzwilling wurde erstmals von Paul Stäckel benutzt.
Definition
Primzahlzwillinge nennt man zwei Primzahlen und , deren Differenz ist. Die Primzahl wird dabei auch als Primzahlzwilling zur Primzahl bezeichnet.
Eigenschaften
Mit Ausnahme des Primzahlzwillings liegt zwischen den beiden Primzahlen eines Primzahlzwillings immer eine durch 6 teilbare Zahl. Jede ganze Zahl lässt sich nämlich in der Form , , , , oder darstellen, wobei eine ganze Zahl ist. Zahlen der Form , und sind durch 2 teilbar und können deswegen mit Ausnahme der Zwei keine Primzahlen sein. Zahlen der Form sind durch 3 teilbar und können deswegen mit Ausnahme der Drei auch keine Primzahlen sein. Somit haben alle Primzahlen über 3 die Form oder . Daraus folgt, dass jeder Primzahlzwilling mit Ausnahme von die Darstellung hat.
Des Weiteren folgt auch
- .
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Mit Ausnahme von n=1 ist die letzte Ziffer eines n eine 0, 2, 3, 5, 7 oder eine 8, da im anderen Fall eine der beiden Zahlen 6n-1 bzw. 6n+1 durch 5 teilbar und damit keine Primzahl wäre.
Mit einer ganzen Zahl n lässt sich jede ungerade Zahl in der Form 30n+1, 30n+3, 30n+5, 30n+7, ..., 30n+25, 30n+27, 30n+29 (letztere auch als 30n-1) darstellen. Primzahlen (außer 3 und 5) sind aber nie von einer der 7 Formen 30n+3, 30n+5, 30n+9, 30n+15, 30n+21, 30n+25 und 30n+27, da Zahlen dieser 7 Formen stets durch 3 oder durch 5 teilbar sind.
Daher hat jedes Primzahlzwillingspaar (außer (3,5) und (5,7)) mit einer ganzen Zahl n genau eine der drei Formen
- (30n-1, 30n+1), (30n+11, 30n+13), (30n+17, 30n+19)
bzw. die letztere Darstellung, um die Symmetrie zu (30n+11, 30n+13) zu verdeutlichen, alternativ geschrieben als (30n-13, 30n-11).
Sonstiges
Das kleinste Paar von Primzahlzwillingen ist (3; 5).
Das größte derzeit bekannte Paar von Primzahlzwillingen ist
- 65516468355 · 2333333 ± 1 (= 111659...716160 ± 1)
das sind Zahlen mit 100.355 Ziffern. Die neuen Rekordzahlen haben damit fast doppelt so viele Ziffern wie die Zahlen des bisherigen Rekords aus dem Jahr 2007. Das Zahlenpaar wurde von Twin Prime Search mit Unterstützung des DC-Projekts PrimeGrid gefunden.
Zwei Primzahlzwillinge mit dem Abstand von vier, also Folgen der Form , nennt man Primzahlvierlinge.
Offene Fragestellung
Je größere Zahlen man betrachtet, desto weniger Primzahlen findet man dort. Obwohl unendlich viele Primzahlen existieren, ist es ungewiss, ob es unendlich viele Primzahlzwillinge gibt. Die Primzahlzwillings-Vermutung besagt, dass es unendlich viele gibt. Sie ist eine der großen offenen Fragen der Zahlentheorie.
Während die Summe der Kehrwerte der Primzahlen divergent ist (Leonard Euler) hat Viggo Brun im Jahr 1919 bewiesen, dass die Summe der Kehrwerte der Primzahlzwillinge konvergiert. Daraus kann man weder schließen, dass es endlich noch das es unendlich viele Primzahlzwillinge gibt. Der Grenzwert der Summe wird Brunsche Konstante genannt und beträgt nach der neuesten Schätzung von 2002 etwa 1,902160583104.
Godfrey Harold Hardy und John Edensor Littlewood stellten in den 1920er Jahren eine Vermutung über die asymptotische Dichte der Primzahlzwillinge auf (und der von anderen Primzahlkonstellationen), bekannt als erste Hardy-Littlewood-Vermutung bzw. als Spezialfall derselben für Primzahlzwillinge. Danach ist die Anzahl der Primzahlzwillinge kleiner als x asymptotisch durch die Formel
mit der Primzahlzwillingskonstante (Folge A005597 in OEIS)
gegeben. Da die Primzahlen nach dem Primzahlsatz asymptotisch eine Dichte besitzen, ist die Vermutung durchaus plausibel, und auch numerisch lässt sich die asymptotische Form gut bestätigen. Sie ist aber wie die Primzahlzwillingsvermutung unbewiesen. Da aus der Vermutung von Hardy und Littlewood die Primzahlzwillingsvermutung folgt, heisst sie auch starke Primzahlzwillingsvermutung.[1]
Nachdem schon Paul Erdös 1940 zeigte, dass eine positive Konstante c < 1 existiert, so dass für unendlich viele Paare aufeinanderfolgender Primzahlen , die Ungleichung gilt, bemühte man sich, immer kleinere Werte für c zu finden. Die Mathematiker Dan Goldston und Cem Yıldırım veröffentlichten 2003 einen Beweis, mit dem sie behaupteten bewiesen zu haben, dass c beliebig klein gewählt werden kann, womit es in der unendlichen Folge der Primzahlen immer wieder kleine Abstände zwischen zwei aufeinander folgenden Primzahlen geben würde. Andrew Granville fand noch im selben Jahr einen Fehler in dem 25-seitigen Beweis. Im Mai 2005 konnten Goldston, Yıldırım und Janos Pintz eine Korrektur vorlegen.[2] Diese wurde von den damaligen Fehlerfindern überprüft und als korrekt gewertet. Der neu vorgelegte Beweis zeigt zudem eine neue Methode auf, die ein wichtiger Schritt zu einem Beweis der Vermutung zur Anzahl der Primzahlzwillinge zu sein verspricht.
Weblinks
- Eric W. Weisstein: Twin Primes. In: MathWorld (englisch).
- Die 20 größten bekannten Primzahlzwillinge