Harzer Schmalspurbahnen
Harzer Schmalspurbahnen ist der Name des Betreiber eines 132 km langen Netzes von 1.000 mm-Schmalspurbahnen im Harz (nördlichstes Mittelgebirge in Deutschland).

Dieses Netz setzt sich zusammen aus der:
Geschichte
Das Schmalspurnetz ist durch die Verbindung von ursprünglich getrennten Bahnlinien entstanden, welche verschiedenen Bahngesellschaften gehörten.
1887 wurde mit der Strecke Gernrode – Mägdesprung die erste Schmalspurstrecke im Harz eröffnet. Sie gehörte zur "Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn AG (GHE)". In den Folgejahren wurde die Strecke verlängert und das Streckennetz vergrößert. Zum Netz der GHE gehörten die Bahnlinien von Gernrode (Harz) bis Harzgerode, Hasselfelde und Eisfelder Talmühle. Da die Bahnlinie auf einem langen Abschnitt dem Tal des Flüsschens "Selke" folgt, entstand neben dem Beinamen "Anhaltische Harzbahn" der Beiname "Selketalbahn".
Im Jahr 1896 wurde die zweite Eisenbahngesellschaft im Handelsregister eingetragen, welche eine Schmalspurbahn durch den Harz errichten wollte. Am 22. Dezember 1898 eröffnete die "Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn AG (NWE)" den Sonderzugverkehr auf dem Streckenabschnitt Wernigerode - Brocken (Brockenbahn), die so genannte Harzquerbahn (Wernigerode - Drei Annen-Hohne - Nordhausen) nahm am 27. März 1899 den Gesamtverkehr auf.
1898 wurde die "Südharz Eisenbahn AG (SHE)" gegründet. Unter ihrer Regie wurde 1899 die Strecke Walkenried – Braunlage – Tanne eröffnet.
Durch die Teilung Deutschlands nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Südharz-Eisenbahn vom restlichen im Osten gelegenen Streckennetz getrennt. Seit den 1960er Jahren existiert die SHE nicht mehr. Die GHE wurde 1946 und die NWE wurde 1949 verstaatlicht und der Deutschen Reichsbahn unterstellt.
Infolge der Grenzschließung am 13. August 1961 wurde der öffentliche Verkehr mit Personenzügen auf der Brockenbahn eingestellt. Später durften nur noch Personen mit speziellem Passierschein bis nach Schierke fahren.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands hat die Deutsche Reichsbahn die Brockenbahn rekonstruiert. Seit der Wiedereröffnung am 15. September 1991 zählt die Strecke hinauf zum Brocken (höchster Gipfel des Harzes) zu den bekanntesten Strecken der Harzer Schmalspurbahnen.
Harzer Schmalspurbahnen GmbH
Am 1. Februar 1993 übernahm das nicht bundeseigene Eisenbahnunternehmen "Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB)" von der Deutschen Reichsbahn (DR) Fahrzeuge, Strecken, Personal usw. und fungiert seitdem als Eisenbahnverkehrs- (EVU) und Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU). Gesellschafter der HSB sind die Landkreise Wernigerode, Quedlinburg und Nordhausen, die an der Strecke liegenden Kommunen, die Stadt Quedlinburg, die Gemeinde Tanne sowie die Kurbetriebsgesellschaft Braunlage. Sitz ist Wernigerode, wo sich auch die Werkstätten befinden. Die HSB unterhält heute das längste zusammenhängende Schmalspur-Streckennetz von 131,24 km Länge(ohne die zu bauende Erweiterung nach Quedlinburg) mit 44 Bahnhöfen und Haltepunkten.
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Bezeichnungen "Harzer Schmalspurbahnen" (das Streckennetz von 1887 bis heute) und "Harzer Schmalspurbahnen GmbH" (das Unternehmen, welches seit 01.02.1993 Netzbetreiber ist) sowie die Abkürzungen "HSB" (offizielle Abkürzung für das Unternehmen) oft unexakt verwendet.
Die HSB betreibt heute das größte noch existierende Schmalspurbahnnetz in Deutschland. Hervorzuheben ist, dass täglich Züge nach Fahrplan verkehren. Es kommen dabei auch mehrere Dampflokomotiven zum Einsatz. Der Regionalverkehr zwischen Nordhausen und Ilfeld wurde hingegen auf Dieselbetrieb umgestellt. Seit 01.05.2004 verkehren zwischen Nordhausen Krankenhaus und Haltepunkt Ilfeld-Neanderklinik Hybrid-Straßenbahnen des Typs "Combino Duo". Im Bereich der Harzquerbahn (ohne Fahrleitung) erfolgt der Antrieb diesel-elektrisch. Die bekannteste Strecke ist die Brockenbahn. Auf ihr fahren täglich mehrmals Züge von (Wernigerode -) Drei Annen Hohne bis zum Brocken und zurück. Außerdem betreibt die HSB noch einen regulären Güterverkehr von einem Schotterwerk in Unterberg nach Nordhausen mit aufgebockten Normalspurwaggons.
Am 18.04.2005 wurde mit den Umspurarbeiten des normalspurigen Gleises von Gernrode nach Quedlinburg begonnen. Ab Sommer 2006 ist es dann vorraussichtlich möglich, von der Unesco-Welterbestadt Quedlinburg in den Harz mit der Schmalspurbahn zu fahren.
Die HSB verfügt über einen umfangreichen Fuhrpark aus Dampf- und Dieselloks sowie mehreren Triebwagen. Den Grundstock bilden die 17 Neubauloks der DR Baureihe 99 7231 - 99 7247 sowie die durch Umbau aus regelspurigen V 100 entstandenen 10 Loks der Baureihe 199.8. Dazu kommen mehrere Historische Dampfloks: vier Malletloks der ehmealigen NWE, die Einheitsloks 99 222 und 99 6001 sowie die Heeresfeldbahn-loks 99 6101 und 99 6102. Weiter verfügt die HSB über eine Flotte aus modernen Dieseltriebwagen verschiedener Hersteller und mehrere historische Triebwagen. Der Wagenpark besteht aus verschiedenen Personenzug-Baueihen, teils aus DR-Beständen, teils historische Waggons der Gründergesellschaften. Es existieren noch Rollwagen für den internen Schoterverkehr sowie moderne Rollböcke für die Bedienung des Schotterwerkes Unterberg.
Literatur
- Gerhard Zieglgänsberger, Hans Röper: Die Harzer Schmalspurbahnen, herausgegeben vom Motorbuch Verlag Pietsch, Dezember 1999 ISBN 3-613-71103-6
- Erich Preuß: Gespielte Historie. HSB-Dampfspektakel. In: LOK MAGAZIN. Nr. 245/Jahrgang 41/2002. GeraNova Zeitschriftenverlag GmbH München, ISBN 0458-1822, S. 76-81.
- Matthias Bethke, Wolfgang Finke, Hans Schweers: Die Fahrzeuge der Harzer Schmalspurbahnen, Schweers & Wall Erscheinungsdatum: Dezember 2003 ISBN: 3894941200
- Jörg Bauer: 100 Jahre Harzquer- und Brockenbahn, EK Verlag, Freiburg Erscheinungsdatum: 1999 ISBN: 3882556854
- Winfried Dörner / Otto O. Kurbjuweit / Jürgen Steimecke: Harzer Schmalspur-Spezialitäten, Verlag Ferrook-ArilErscheinungsdatum: 17. Januar 2005 ISBN: 3-936923-01-9