Die Polizei Niedersachsen ist die Landespolizei des deutschen Landes Niedersachsen. Sie untersteht dem Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport.
Polizei Niedersachsen | |
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Staatliche Ebene | Land |
Stellung | Polizei |
Aufsichtsbehörde | Niedersächsisches Ministerium für Inneres, Sport und Integration |
Gründung | 1. April 1951 durch SOG |
Hauptsitz | Hannover |
Behördenleitung | Landespolizeipräsident Andreas Bruns |
Bedienstete | ca. 23.000 |
Netzauftritt | www.polizei.niedersachsen.de |

Geschichte
- → Hauptartikel: Geschichte der Polizei Niedersachsen
Die Entstehung und Entwicklung der niedersächsischen Landespolizei stellt die Polizeigeschichtliche Sammlung Niedersachsen in Hannover dar.
Gründung
Geburtsstunde der niedersächsischen Landespolizei ist der 1. April 1951 als das Polizeigesetz Niedersächsisches Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung (SOG) in Kraft trat. Allerdings reorganisierte die britische Besatzungsmacht bereits unmittelbar nach ihrem Einmarsch gegen Ende des Zweiten Weltkriegs die Polizei im Gebiet des heutigen Niedersachsen. Sie wies anfangs eine kommunale Struktur nach britischem Vorbild auf. Das vom Niedersächsischen Landtag 1951 beschlossene Polizeigesetz dagegen schuf eine einheitliche Landespolizei unter zentraler Führung durch das Niedersächsische Innenministerium.
Polizeiaufbau durch die Briten
Durch die Auflösung der staatlichen Ordnung war unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg auch innerhalb der britischen Besatzungszone die öffentliche Sicherheit nicht mehr gegeben. Das machte sofort nach Kriegsende einen Neuaufbau der Polizei mit nationalsozialistisch unbelastetem Personal notwendig. Die britische Militärregierung schuf eine Einheitspolizei, in der die Kriminalpolizei bis 1951 untergeordneter Teil der Gesamtpolizei war. Am 1. November 1946 wurde durch Verordnung der britischen Militärregierung das Land Niedersachsen ins Leben gerufen.
Trotz polizeilicher Dezentralisierung sah die britische Militärregierung die Notwendigkeit, überregionale Polizeieinrichtungen zur Bekämpfung der schweren Kriminalität zu schaffen. Zentrale Einrichtung ihres Besatzungsbereichs wurde das "Zonal Bureau" (deutsch: Kriminalpolizeiamt für die Britische Zone) in Hamburg. Ein Ableger für die Gebiete des damals noch nicht bestehenden Niedersachsens (Länder Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe, Hannover) war das Anfang 1946 eingerichtete "Regional Records Bureau" (deutsch: Kriminalpolizeizentrale) in Hannover, aus dem sich später das Landeskriminalamt Niedersachsen entwickelte.
Schon 1945 wurde gemäß britischer Weisung für die Polizeiausbildung in der Region Hannover, die damals etwa dem heutigen Niedersachsen entsprach, eine Polizeischule in einer Kaserne am Welfenplatz in Hannover eingerichtet. Im Mai 1946 wurde die Polizeischule auf Befehl der britischen Militärregierung nach Hann. Münden verlegt, die nach kurzem die Bezeichnung Landespolizeischule Niedersachsen (LPSN) trug.
1947 wurde die Polizeigewalt im Land Niedersachsen von der britischen Militärregierung an deutsche Stellen übergeben. Die Polizei behielt noch bis 1951, wie von den Briten bereits kurz nach Kriegsende initiiert, ihre kommunale Struktur mit einzelnen Polizeiämtern.
Aufgabenverteilung
Seit ihren Anfängen bestand die Polizei in Niedersachsen aus den beiden Sparten:
- Schutzpolizei mit Wasserschutzpolizei und Bereitschaftspolizei als uniformierte Polizei
- Kriminalpolizei als zivile Polizei
Die durch Erlass des Niedersächsischen Innenministeriums 1952 festgelegte Aufgabenverteilung wurde im wesentlichen bis zur Polizeireform von 1994 beibehalten.
- Die Schutzpolizei war für die verkehrspolizeilichen Aufgaben zuständig. Die uniformierte Polizei war für die Bearbeitung der leichten Kriminalität (einfacher Diebstahl, Betrug, Körperverletzung, Hehlerei, Nötigung) und bei schweren Straftaten für die erste Tatortsicherung zuständig.
- Die Kriminalpolizei war angewiesen, schwere und die öffentliche Sicherheit beeinträchtigende Straftaten (organisierte Kriminalität, Mord, Totschlag, Sexualverbrechen, Raub, schwerer Diebstahl, Betrug, Wirtschaftsstraftaten, Geiselnahmen, Entführungen, Anschläge, Vermisstenfälle) zu bearbeiten sowie Delikte von Berufsverbrechern und Jugendlichen.
Reformen
Die erste größere Polizeireform nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte in Niedersachsen 1974. Anlass war die seit Anfang der 1960er Jahre rasant angestiegene Kriminalität und der ab 1970 aufkommende Terrorismus durch die Rote Armee Fraktion, aber auch durch das Olympia-Attentat von 1972. Auf Vorschlag der Innenministerkonferenz erließ die Bundesregierung 1972 das Programm für die Innere Sicherheit, das 1974 modifiziert wurde. Wesentliche Reformpunkte 1974 in Niedersachsen waren die Einführung von "Rund um die Uhr"-Lagediensten der Polizei sowie Schaffung von örtlichen Kriminaldauerdiensten. [1] In dieser Zeit entstanden auch polizeiliche Spezialeinheiten wie das SEK und das MEK. 1974 wurden die Beschäftigten der Weiblichen Kriminalpolizei in die Kriminalpolizei überführt. 1981 wurden erstmals Frauen bei der Schutzpolizei eingestellt.
Bei der nächsten größeren Polizeireform von 1994 wurden die Sparten Schutz- und Kriminalpolizei zusammengeführt. Bereits 1992 wurde für die Polizeivollzugsbeamten und -beamtinnen die zweigeteilte Laufbahn eingeführt, in der es nur noch den gehobenen und den höheren Dienst gibt.
Die gegenwärtige (2009) Struktur der Polizeiorganisation in Niedersachsen entstand durch eine bedeutende Umorganisierung im Jahre 2004. Dabei wurde die Polizei aus den vier 2004 aufgelösten Bezirksregierungen (Braunschweig, Hannover, Oldenburg, Lüneburg) herausgenommen. Daraus entstanden die gegenwärtigen Polizeidirektionen in der Fläche, zuvor gab es nur zwei städtische Polizeidirektionen in den Großstädten Braunschweig und Hannover. Hinzu kamen 2004 Göttingen und Osnabrück als weitere Standorte für Polizeidirektionen in der Fläche.
Am 1. Oktober 2007 wurden die Polizeiausbildung sowie die polizeiliche Fortbildung reformiert. Die bis dahin nebeneinander bestehenden Aus- und Fortbildungseinrichtungen "Fakultät Polizei" an der Niedersächsischen Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege in Hildesheim sowie das "Bildungsinstitut der Polizei Niedersachsen" wurden zur Polizeiakademie Niedersachsen zusammengeführt.
Spektakuläre Kriminalfälle
- 1945-47: Serienmord an 12 Grenzgängern von Ost nach West durch Rudolf Pleil im Harzgebiet
- 1972: Festnahme der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof in Langenhagen
- 1977: Mord an fünfköpfiger Familie eines Bankdirektors in Braunschweig-Mascherode durch Ferenc Sos [2]
- 1978: Celler Loch durch Sprengung der Gefängnismauer der Justizvollzugsanstalt Celle
- 1987: Ermordung von zwei SEK-Beamten mit Schusswaffen durch drei flüchtige Straftäter in Hannover
- 1987-1990: Serienmord an drei Frauen südlich von Hamburg durch den „Heidemörder“ Thomas Holst
- 1989: Göhrde-Morde an zwei Ehe-/Liebespaaren im Waldgebiet der Göhrde durch noch unbekannten Täter
- 1989: Autobombenanschlag der irischen Terrorvereinigung IRA mit Tötung eines britischen Soldaten in Hannover
- 1991: Polizistenmord von Holzminden an zwei Polizeibeamten durch Gewehrschüsse aus nächtlichem Hinterhalt durch zwei Brüder im Solling bei Boffzen
- 1993-2003: Auftreten des Pferderippers, unter anderem in Niedersachsen
- 1996 und 1998: Mord an zwei minderjährigen Mädchen durch Ronny Rieken im Raum Oldenburg mit erster Überführung eines Mörders mittels DNA-Massentest in Deutschland
- 1997: Tötung seiner Ehefrau durch Pfarrer Klaus Geyer bei Braunschweig
- 2001: Tötung des 9-jährigen Dennis nach Entführung aus einem Schullandheim bei Cuxhaven durch noch unbekannten Täter
Größere Polizeieinsätze, Katastrophen- und Unglücksfälle
Folgende Ereignisse führten zu umfangreichen Polizeieinsätzen:
- 1969 Zugunglück von Linden durch Explosion von Bundeswehr-Munition auf einem Güterzug in Hannover-Linden-Süd mit 12 getöteten Bahn- und Feuerwehrangehörigen
- 1969 Rote-Punkt-Aktionen in Hannover
- 1975 Waldbrandkatastrophe in der Lüneburger Heide mit fünf getöteten Feuerwehrangehörigen
- 1976 Bruch des Elbe-Seitenkanals
- 1977 Gewalttätige Großdemonstration gegen das Kernkraftwerk Grohnde 1977
- 1980 Räumung des Hüttendorfes der Republik Freies Wendland
- seit 1995 meist jährliche Castortransporte ins Atommülllager Gorleben mit Unterstützung der Bundespolizei (2008 deutschlandweit etwa 16.500 Beamte beim 11. Transport [3], in Niedersachsen rund 10.000 Einsatzkräfte) [4]
- 1998 ICE-Unglück von Eschede mit 101 Todesopfern
- 1999 Fahndung nach Gewaltverbrecher Dieter Zurwehme
- 2000 Expo 2000 in Hannover
- 2006 Fußball-Weltmeisterschaft 2006 mit dem Spielort Hannover
- 2010 Tötung von drei Angehörigen des Kampfmittelbeseitigungsdienstes in Göttingen bei der unkontrollierten Detonation eines Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg mit Langzeitzünder [5]
Auftrag
Aufgaben
Die Polizei Niedersachsen hat als Exekutivorgan des Landes Niedersachsen im Rahmen des Polizeirechts den Auftrag der Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Als Strafverfolgungsbehörde geht sie gegen ordnungswidrige und strafbare Handlungen vor, ermittelt Täter und analysiert Tatmuster. Eine weitere Aufgabe ist die Gefahrenabwehr im Bereich der inneren Sicherheit, das heißt, die Verhütung oder Unterbindung von rechtswidrigen Handlungen jedweder Art. Im Rahmen der Verkehrsüberwachung regelt sie Verkehrsströme und hat eine tragende Rolle in der Notfallhilfe (Notruf). Ferner sorgt die Polizei in enger Kooperation mit der Judikative und anderen Behörden für die Verbrechensprävention um bereits im Vorfeld mögliche Straftaten zu erkennen und zu verhindern.
Rechtsgrundlagen
Für den Bereich der Gefahrenabwehr ergeben sich die Eingriffsbefugnisse der Polizei aus dem Polizeigesetz des Landes Niedersachsen, dem Niedersächsischen Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung (Nds. SOG).
Die Ermächtigung für das Einschreiten zur Strafverfolgung ergibt sich aus der Strafprozessordnung (StPO).
Organisation
Ministerielle Führung
Die niedersächsische Polizei wird durch das Landespräsidium für Polizei, Brand- und Katastrophenschutz (LPPBK) im Niedersächsischen Ministerium für Inneres, Sport und Integration (MI) geführt. Das LPPBK ist eine Abteilung im Niedersächsischen Innenministerium, das aktuell (2009) von einem Präsidenten geleitet wird. Es ist die oberste Führungsstelle, die die Polizeiorganisation, ihr Personal, ihren Haushalt sowie ihre Technik steuert. Auch übt das LPPBK die Dienst- und grundsätzlich auch die Fachaufsicht über die ihm nachgeordneten Polizeibehörden aus.
Polizeiorganisation
In Niedersachsen gibt es rund 500 Polizeidienststellen, wobei an 140 Standorten ein "Rund um die Uhr"-Schichtbetrieb stattfindet. Es werden rund 23.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, von denen etwa 18.500 verbeamtet sind. Mit etwa 6.600 Beschäftigten versieht knapp ein Drittel Schichtdienst.
Die dem Niedersächsischen Innenministerium nachgeordneten Polizeibehörden sind:
- 6 Polizeidirektionen (PD) in der Fläche mit 33 Polizeiinspektionen:
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- Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA NI) in Hannover
- Polizeiakademie Niedersachsen (PA) mit Sitz in Nienburg sowie den Studienorten Hann. Münden und Oldenburg und der Polizeigeschichtlichen Sammlung Niedersachsen in Hannover
- Zentrale Polizeidirektion (ZPD) mit:
- Landesbereitschaftspolizei Niedersachsen (LBPN) mit rund 1100 Beamten an den Standorten Braunschweig, Göttingen, Hannover, Lüneburg, Oldenburg und Osnabrück
- Polizeihubschrauberstaffel Niedersachsen (PHuStN) in Langenhagen mit Außenstelle in Rastede (Oldenburg)
Boot der Wasserschutzpolizei Niedersachsen auf dem Mittellandkanal bei Hannover - Wasserschutzpolizei Niedersachsen mit Sitz in Oldenburg und Leitstelle in Cuxhaven. Den 4 Wasserschutzpolizeikommissariaten in Brake, Emden, Hannover und Wilhelmshaven sind 9 Wasserschutzpolizeistationen (zuständig für 2500 km2 Küstengewässer, 1800 Streckenkilometer Bundes- und Landeswasserstraßen sowie 71 km2 Seen) zugeordnet
- IT-Technik
- Kampfmittelbeseitigungsdienst
- Medizinischer Dienst
- Sozialwissenschaftlicher Dienst
- Polizeimusikkorps Niedersachsen (PMK)
- Technische Züge mit Tauchergruppen (Hannover, Braunschweig und Oldenburg)
Die 6 regionalen Polizeidirektionen sind für Flächengebiete zuständig und haben ihren Sitz in der jeweiligen Stadt. Jeder Polizeidirektion ist eine Zentrale Kriminalinspektion (ZKI) nachgeordnet, die in speziellen Kriminalitätsbereichen (Organisierte Kriminalität, Korruption, Banden- und Wirtschaftskriminalität) ermittelt. Den Polizeidirektionen sind 33 Polizeiinspektionen (PI) nachgeordnet. Ihnen nachgeordnet sind landesweit 88 Polizeikommissariate (PK). Unterhalb der Ebene Polizeikommissariat gibt es in Niedersachsen 384 Polizeistationen (PSt). Darüber hinaus gibt es 5 Autobahnpolizeikommissariate.
Eigenständig, aber dem Niedersächsischen Innenministerium unterstellt ist der Landesbetrieb für Ausstattung und Ausrüstung der Polizei:
- Logistik Zentrum Niedersachsen (LZN) in Hann. Münden
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Polizeirevier am Welfenplatz in Hannover
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Dienstgebäude der Polizeidirektion Hannover, 1903 als Polizeipräsidium errichtet
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Ehemaliges Hauptgebäude des Landeskriminalamtes Niedersachsen in Hannover
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Polizeiakademie Niedersachsen am Standort Hann. Münden
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Logistik Zentrum Niedersachsen in Hann. Münden
Spezialeinheiten
Es gibt folgende Spezialeinheiten:
- Mobile Einsatzkommandos (MEK)
- Spezialeinsatzkommando (SEK), seit 1975, seit 2004 beim LKA NI
- Präzisionsschützenkommando (PSK) beim SEK [6]
und besonderen Organisationseinheiten, die nicht ständig bestehen:
- Verhandlungsgruppen (VG)
Reiter und Hundestaffeln
Niedersachsen gehört zu den wenigen Ländern, in denen noch Reiterstaffeln mit berittener Polizei bestehen. Ihnen gehören in Braunschweig und Hannover 51 Dienstpferde an, die von 66 Mitarbeitern betreut sowie geritten werden. [7]. Darüber hinaus gibt es 217 Diensthunde mit Diensthundeführer. Polizeihunde sind Schutzhunde und erhalten bei Eignung eine Spezialausbildung als Sprengstoffspürhund, Fährtenhund, Suchtmittelspürhund, Blut- und Leichenspürhund, Personenspürhund oder als Brandmittelspürhund.
Statistik zu Aufklärungsquote und Kriminalitätsbelastung
2009 betrug die Aufklärungsquote bei Straftaten 59,97 %, was einen Höchstwert für Niedersachsen darstellt. Auch die Anzahl der ermittelten Tatverdächtigen war 2009 auf einem Höchststand. Dagegen stagnierten die Fallzahlen gegenüber dem Vorjahr. [8]
Bei den vorsätzlichen Straftaten gegen das Leben (Mord, Totschlag) gab es 2009 insgesamt 276 Fälle, von denen 266 Straftaten aufgeklärt wurden (Aufklärungsquote: 96 %). 59 Taten wurden vollendet. Dies ist der niedrigste Stand seit dem Jahre 2000.
Die Kriminalitätsbelastung lag 2009 bei 7,426 Straftaten pro 100.000 Einwohner (sogenannte Häufigkeitsziffer).
Jahr | Fallzahlen | aufgeklärt | AQ | Tatverdächtige |
1998 | 567.871 | 284.649 | 50,13% | 201.627 |
1999 | 547.902 | 275.345 | 50,25% | 199.791 |
2000 | 564.469 | 299.629 | 53,08% | 210.853 |
2001 | 566.896 | 298.594 | 52,67% | 209.948 |
2002 | 608.467 | 324.142 | 53,27% | 224.008 |
2003 | 593.616 | 317.598 | 53,50% | 229.455 |
2004 | 587.252 | 316.577 | 53,91% | 225.000 |
2005 | 601.557 | 335.197 | 55,72% | 236.712 |
2006 | 603.597 | 335.101 | 55,52% | 234.851 |
2007 | 607.075 | 345.192 | 56,86% | 239.714 |
2008 | 589.967 | 345.331 | 58,53% | 237.406 |
2009 | 590.233 | 353.936 | 59,97% | 242.350 |
Uniform
- → Hauptartikel: Polizeiuniform (Deutschland)
Bis 1976 war die Polizeiuniform blau/grau. Danach wurde die moosgrün und beige Uniform eingeführt, die der Modeschöpfer Heinz Oestergaard 1974 entworfen hatte. 2006 wurde in Niedersachsen damit begonnen, bei Polizeiuniformen auf die europäische und bundeseinheitliche Polizeifarbe blau umzustellen. Die neue, blaue Uniform entspricht dem Modell, das vom Designer Luigi Colani und der Modefirma Tom Tailor für die Hamburger Polizei geschaffen wurde. In Niedersachsen wurde die Umstellung auf das Hamburger Uniformmodell Ende 2008 kostenneutral abgeschlossen. Der Uniformwert beläuft sich in der Grundausstattung auf etwa 400 Euro.
Ausrüstung
Fahrzeuge
- 4.200 Fahrzeuge, darunter Funkstreifenwagen und Motorräder, mit Fahrleistung von insgesamt etwa 90 Millionen Kilometer pro Jahr
Die Polizei Niedersachsen nutzt als Dienstfahrzeuge überwiegend Fahrzeuge der Marke Audi, Mercedes-Benz, Opel und Volkswagen. Vereinzelt kommen auch Fahrzeuge anderer Hersteller wie zum Beispiel Škoda zum Einsatz. Einige Fahrzeuge wurden zu Erprobungsversuchen auch mit Erdgasantrieb beschafft. Aktuelle Streifenwagen sind Audi A6, Mercedes-Benz E-Klasse, Opel Omega, VW Passat und VW Touran. Die Bereitschaftspolizei nutzt unter anderem Fahrzeuge der Marken BMW, Fiat, Ford, Mercedes-Benz und Volkswagen, vereinzelt auch Fahrzeuge der Marke Opel.
Ab 2009 wird der Fuhrpark für 23 Mill. Euro mit 1000 neuen Fahrzeugen verjüngt. Dazu zählen auch viele Großraumfunkstreifenwagen des Typs VW-Bus T 5. Sie sollen multifunktional als Streifenwagen, mobile Polizeistation oder zum Transport von Einsatzkräften genutzt werden. Außerdem werden 30 Fahrzeuge des Typs VW-Bus T 5 mit verbesserter Tatorttechnik angeschafft, mit denen die 30 Fachkommissariate für Kriminaltechnik in Niedersachsen ausgestattet werden. [9]
Farbgebung
Im Zuge der Farbumstellung werden neue Streifenwagen und Einsatzfahrzeuge künftig in der Farbgebung blau-silber sowie blau-weiß beschafft. Die ersten blau-silbernen Streifenwagen wurden Anfang 2005 der Polizei übergeben.
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Streifenwagen VW T4 in alter grün-silberner Farbgebung
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Streifenwagen VW Touran in neuer blau-silberner Farbgebung
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Streifenwagen VW Passat in neuer blau-silberner Farbgebung
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Streifenwagen Mercedes-Benz E-Klasse in neuer blau-silberner Farbgebung
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Streifenwagen Audi A6 der Autobahnpolizei mit signalgelben Sicherheitstreifen
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Polizeimotorrad der Marke BMW
Boote und Hubschrauber
Die Wasserschutzpolizei Niedersachsen betreibt 46 Einsatzboote. Zur Hubschrauberstaffel an den Standorten Hannover und Rastede gehören vier Hubschrauber (D-HPNA, D-HPNC, D-HOPE und D-HOPQ).
Waffen und andere Ausrüstung
- 15.000 ballistische Unterziehschutzwesten
Die Bewaffnung mit Handgranaten und Maschinengewehren wurde 1979 abgeschafft. 2009 berichteten die Medien, dass das Land Niedersachsen in den letzten Jahren etwa 13.000 Polizeipistolen ausgemustert hat, die danach in den legalen Waffenhandel gelangt seien. Die Kritik an dieser Praxis kam von den Eltern der Opfer des Amoklaufs von Winnenden. [10] [11]
Einsatzkommunikationmittel
- 12.000 Funkgeräte
Sondereinsatzmittel
2008 gab das Niedersächsische Innenministerium bekannt [12], dass bei der niedersächsischen Polizei Mini-Drohnen getestet wurden. Mögliche Anlässe zum Einsatz eines fliegenden Auges könnten Luftaufklärung, Beweissicherung, Dokumentation, Einsätze gegen bewaffnete Straftäter, aber vor allem Katastrophenereignisse sein.
Pferde und Diensthunde
Bei der niedersächsischen Polizei stehen 60 Polizeipferde bei der berittenen Polizei und 217 Diensthunde im Dienst.
Symbole
Die Polizei Niedersachsen nutzt als Teil der Landesverwaltung das weiße Niedersachsenross auf rotem Grund als Hoheitszeichen. Das Symbol wird im Rahmen des Corporate Design auf Uniformen, Briefpapier und Internetauftritten verwendet, häufig in Verbindung mit dem Polizeistern.
Nachwuchs und Einstellungen
Niedersachsen stellt jährlich etwa 400 Bewerber in den Polizeidienst ein. Bei Schulabgängern werden Abiturienten wie auch Realschüler übernommen.[13] Es werden auch Bewerber mit Migrationshintergrund eingestellt, die die Sprache einer hier lebenden Bevölkerungsgruppe sprechen.
Gewerkschaftliche Interessensvertretungen
Vertreter für die Belange der Polizeibeschäftigten sind hauptsächlich die Gewerkschaften:
Sonstiges
In Ostfriesland mit Sitz in Aurich [14], Osnabrück [15] und Hannover bestehen Polizeipuppenbühnen. Sie treten in Grundschulen und Kindergärten mit Stücken zur Verkehrs- und Kriminalprävention auf.
Der Polizeibeamte Johann-Heinrich Ahlers (CDU) ist seit 2003 Mitglied des Niedersächsischen Landtages. Die Polizeibeamtin Kirsten Lühmann (SPD) ist seit 2009 Bundestagsabgeordnete.
Internetwache
Die Polizei Niedersachsen betreibt eine Internetwache, bei der Onlineanzeigen erstattet werden können. Polizeiintern wird ein Intranet betrieben.
Mitarbeiterzeitung
Das Niedersächsische Innenministerium gab ab 1985 die Mitarbeiterzeitung Polizei-Extrablatt für die Polizeibediensteten in einer Auflage von 5.000 Exemplaren heraus. [16] 2007 wurde auf Farbdruck umgestellt und das Magazin erhielt den Namen "proPolizei". Es wird als gedruckte Broschüre verteilt und ist auch im polizeiinternen Intranet eingestellt.
Spürwildschwein Luise
- → Hauptartikel: Luise (Wildschwein)
Zwischen 1985-1987 stand das Wildschwein Luise im Dienst der Polizei Niedersachsen. Ein Polizeihundeführer aus Hildesheim bildete das Tier analog zu Diensthunden zum Aufspüren von Rauschgift und Sprengstoff aus. Anfangs wollte das Niedersächsische Innenministerium keine Kosten für Unterkunft und Verpflegung übernehmen und verbannte Luise aus polizeilichen Liegenschaften. Erst auf Intervention von Ministerpräsident Ernst Albrecht wurde das Schwein offiziell als polizeiliches Einsatzmittel unter der Bezeichnung Spürwildschwein (SWS) übernommen. [17] Die Sucherfolge bei zahlreichen Fernsehauftritten und öffentlichen Vorführungen in Deutschland machten Luise zum Sympathieträger für die niedersächsische Polizei. Der Pressewirbel um Luise ging rund um die Welt, 1986 erfolgte ein Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde als erstes Spürwildschwein im Polizeidienst. Im selben Jahr erklärte der Bund der Steuerzahler Luise zum Sparschwein des Jahres. 1987 ging Luise gemeinsam mit ihrem Führer in den Ruhestand.
Mediale Rezeption
In der Fernsehserie Tatort des NDR löst Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm (Darstellerin Maria Furtwängler) fiktive Mordfälle in Niedersachsen. Seit 2002 wurden bis heute (November 2009) 15 Sendungen ausgestrahlt. Ausgehend von ihrer Dienststelle in Hannover, wird sie im gesamten Land Niedersachsen tätig, überwiegend in Kleinstädten und Dörfern, wo sie mit örtlichen Polizeibeamten zusammenarbeitet. Die überregionale Ermittlungstätigkeit ermöglicht ein dramaturgischer Kniff, nach dem die Kriminalhauptkommissarin für das Landeskriminalamt Niedersachsen tätig ist. Absicht des NDR ist dabei offensichtlich, Land und Leute des Flächenlandes Niedersachsen den Zuschauern näher zu bringen. Zu öffentlichen Diskussionen führten die Tatort-Folgen Wem Ehre gebührt 2007 und 2009 Das Gespenst[18].
Siehe auch
Literatur
- Niedersachsen und seine Polizei, Hrsg: Niedersächsisches Innenministerium, Juli 1979
Einzelnachweise
- ↑ Niedersachsen und seine Polizei, Hrsg: Niedersächsisches Innenministerium, Juli 1979
- ↑ Zeitungsartikel vom 2. Februar 2008 zum 30. Jahrestag des Prozessbeginns
- ↑ taz vom 6.November 2008
- ↑ heute.de vom 9. November 2008
- ↑ http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Drei-Mitarbeiter-der-Polizei-Hannover-in-Goettingen-toedlich-verletzt
- ↑ Polizei-Extrablatt 1/2005
- ↑ Reiterstaffel Braunschweig
- ↑ Polizeiliche Kriminalstatistik Niedersachsen 2009 (pdf)
- ↑ Rundblick Nordreport vom 15. September 2009
- ↑ Niedersachsen verkauft ausrangierte Dienstwaffen in: ndr-online vom 18. Juni 2009
- ↑ Der Staat als Waffenhändler in: Frontal 21
- ↑ Polizei und Feuerwehr testen ferngesteuerte Mini-Drohne
- ↑ Nachwuchsgewinnung - Niedersächsisches Innenministerium
- ↑ http://www.polizei.niedersachsen.de/aurich/puppen/infos.pdf Pädagogische Polizeipuppenbühne Ostfriesland
- ↑ Präventionsteam Polizei Osnabrück
- ↑ proPOLIZEI löst Polizei-Extrablatt ab
- ↑ [Schwein gehabt. In: Der Spiegel. (online). Spiegel (Schwein gehabt ) vom 1. Juli 1985]
- ↑ "Das Gespenst" vergrätzt Geheimdienst bei Spiegel-Online