Dieser Artikel beschreibt die aktuelle Situation der zivilen Nutzung der Kernenergie in einzelnen Ländern. Derzeit betreiben 30 Länder 440 Kernreaktoren mit einer gesamten Anschlussleistung von etwa 374 Gigawatt brutto (Stand: 1. August 2010).[1]


Geschichte
Mit der zivilen Nutzung der Kernenergie in Kernkraftwerken wurde Mitte der 1950er Jahre begonnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Nutzung der Kernenergie gesellschaftlich höchst umstritten und wurde mit den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki in Verbindung gebracht. US-Präsident Dwight D. Eisenhower skizzierte 1953 seine Vision einer friedlichen Nutzung der Kernenergie in der Rede Atoms for Peace vor den Vereinten Nationen. Im Jahr 1957 wurde zu diesem Zweck die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) gegründet. In den folgenden Jahrzehnten wurden in vielen großen Industriestaaten Kernkraftwerke gebaut, deren Leistung schnell anwuchs.
In den 1970er Jahren wurde die Atom-Euphorie von mehreren Ölkrisen angetrieben, obwohl damals wie heute nur wenige Einsatzbereiche von Öl durch elektrische Energie ersetzt werden können. Seit den 1970er Jahren gewannen auch Anti-Atomkraft-Bewegungen zunehmend an Bedeutung, die nicht nur den militärischen Einsatz, sondern auch die zivile Nutzung der Kernenergie in Frage stellten. 1978 beschloss Österreich, das bereits fertiggestellte Kernkraftwerk Zwentendorf nicht in Betrieb zu nehmen und blieb damit atomkraftfrei. Der Unfall im Kernkraftwerk Three Mile Island 1979 und die Katastrophe von Tschernobyl 1986 zeigten die Risiken von Kernkraftwerken für Bevölkerung und Natur auf. 1980 beschloss Schweden als erstes Land einen Atomausstieg bis zum Jahr 2000, der allerdings nicht umgesetzt wurde. Weitere Länder haben die vorzeitige Stilllegung von Kernkraftwerken beschlossen oder Neubauten verboten. In manchen Ländern wurden derartige Beschlüsse verzögert umgesetzt oder revidiert (Ausstieg aus dem Ausstieg).
Ab den 1990er Jahren verlangsamte sich der Ausbau der Atomkraft deutlich. Während zuvor in manchen Jahren über 30 AKW in Betrieb gingen, waren es nach 1990 selten mehr als sechs[2] und im Jahr 2008 erstmals seit den 1960er Jahren Null.[3].
In den letzten Jahren wurde in einigen Ländern ein weiteren Ausbau oder einen Neueinstieg in die Kernenergie erwogen. Befürworter der Technologie erwarten eine weltweite Renaissance der Kernenergie. Der Industrieverband World Nuclear Association geht beispielsweise davon aus, dass die installierte Leistung von Atomkraftwerken in Deutschland von 20 Gigawatt im Jahr 2008 auf bis zu 50 Gigawatt bis 2030 steigt.[4] Die Europäische Kommission unterstützt die wirtschaftliche Nutzung der Kernenergie. Sie hat Pläne für eine grundlegende Überarbeitung des EU-Energiemarktes vorgestellt und besteht weiterhin darauf, dass Kernenergie eine der Triebkräfte sei, die Europa mittels einer „dritten industriellen Revolution“ in ein kohlenstoffarmes Zeitalter führen werde.[5]
Übersicht
Derzeit nutzen 30 von 193 Staaten (inklusive Taiwan) weltweit Kernenergie. Knapp die Hälfte der 440 in Betrieb befindlichen Reaktoren steht in den USA (104), Frankreich (58) und Japan (54). Verschiedene Prognosen für den Ausbau der Kernenergie konnten in der Vergangenheit nicht eingehalten werden. So erwartete die IAEO 1976 einen weltweiten Ausbau der installierten Leistung von Atomkraftwerken bis zum Jahr 2000 auf 2300 Gigawatt. Diese Zahl musste in den folgenden Jahren immer weiter reduziert werden. Tatsächlich waren 2000 dann nur 350 GW installiert.[6] Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über alle Länder, die Kernenergie nutzen, genutzt haben, nutzen wollen oder ein Atomprogramm begonnen und wieder abgebrochen haben (Stand: 1. Juli 2010).[1][7]
Land | Strom- erzeugung in TWh (2009) |
Anteil an Gesamtstrom- erzeugung (2009) |
Reaktoren in Betrieb [Def. 1] |
Reaktoren abgeschaltet [Def. 2] |
Reaktoren im Bau [Def. 3] |
Reaktoren in Planung [Def. 4] |
Absichtserklärungen für Reaktoren [Def. 5] |
Status |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Argentinien | 7.6 | 7 % | 2 | 0 | 1 | 2 | 1 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Finnland | 22.6 | 33 % | 4 | 0 | 1 | 0 | 2 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Frankreich | 392.0 | 75 % | 58 | 12 | 1 | 1 | 1 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Indien | 14.8 | 2 % | 19 | 0 | 4 | 20 | 40 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Japan | 263.0 | 29 % | 55 | 7 | 2 | 12 | 1 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Kanada | 85.3 | 15 % | 18 | 0 | 2 | 4 | 3 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Pakistan | 2.6 | 3 % | 2 | 0 | 1 | 2 | 2 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Russland | 153.0 | 18 % | 32 | 5 | 10 | 14 | 30 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Slowakei | 13.1 | 54 % | 4 | 3 | 2 | 0 | 1 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Südkorea | 141.1 | 35 % | 20 | 0 | 6 | 6 | 0 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Taiwan | 41.6 | 21 % | 6 | 0 | 2 | 6 | 1 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
USA | 798.7 | 20 % | 104 | 28 | 1 | 9 | 22 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Volksrepublik China | 65.7 | 2 % | 11 | 0 | 24 | 33 | 120 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Armenien | 2.3 | 45 % | 1 | 1 | 0 | 1 | 0 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Bulgarien | 14.2 | 36 % | 2 | 4 | 0 | 2 | 0 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Brasilien | 12.2 | 3 % | 2 | 0 | 1 | 0 | 4 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Kasachstan | 0 | 0 % | 0 | 1 | 0 | 2 | 2 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Rumänien | 10.8 | 21 % | 2 | 0 | 0 | 2 | 1 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Südafrika | 11.6 | 5 % | 2 | 0 | 0 | 3 | 24 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Ukraine | 77.9 | 49 % | 15 | 4 | 0 | 2 | 20 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Vereinigtes Königreich | 62.9 | 18 % | 19 | 26 | 0 | 4 | 6 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Schweiz | 26.3 | 40 % | 5 | 0 | 0 | 0 | 3 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Slowenien | 5.5 | 38 % | 1 | 0 | 0 | 0 | 1 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Tschechien | 25.7 | 34 % | 6 | 0 | 0 | 2 | 1 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Ungarn | 14.3 | 43 % | 4 | 0 | 0 | 0 | 2 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Mexiko | 10.1 | 5 % | 2 | 0 | 0 | 0 | 2 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Niederlande | 4.0 | 4 % | 1 | 1 | 0 | 0 | 1 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Italien | 0 | 0 % | 0 | 4 | 0 | 0 | 10 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Litauen | 10.0 | 76 % | 0 | 2 | 0 | 0 | 2 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Iran | 0 | 0 % | 0 | 0 | 1 | 2 | 1 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
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Indonesien | 0 | 0 % | 0 | 0 | 0 | 2 | 4 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Jordanien | 0 | 0 % | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Polen | 0 | 0 % | 0 | 0 | 0 | 6 | 0 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Thailand | 0 | 0 % | 0 | 0 | 0 | 2 | 4 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Türkei | 0 | 0 % | 0 | 0 | 0 | 4 | 4 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Verein. Arab. Emirate | 0 | 0 % | 0 | 0 | 0 | 4 | 10 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Vietnam | 0 | 0 % | 0 | 0 | 0 | 4 | 10 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Weißrussland | 0 | 0 % | 0 | 0 | 0 | 2 | 2 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Schweden | 50.0 | 35 % | 10 | 3 | 0 | 0 | 0 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Spanien | 50.6 | 18 % | 8 | 2 | 0 | 0 | 0 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Belgien | 45.0 | 52 % | 7 | 1 | 0 | 0 | 0 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Deutschland | 127.7 | 26 % | 17 | 19 | 0 | 0 | 0 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Irland | 0 | 0 % | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Kuba | 0 | 0 % | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. | 0 | 0 % | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Philippinen | 0 | 0 % | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. |
Welt | 2577 | 15 % | 438 | 123 | 56 | 154 | 344 |
- ↑ Der Reaktor ist am Stromnetz angeschlossen.
- ↑ Der Reaktor ist endgültig abgeschaltet oder stillgelegt.
- ↑ Der erste Beton wurde für den Reaktor gegossen oder es werden derzeit größere Renovierungsarbeiten am Reaktor unternommen. Manche Bauten sind bereits über 30 Jahre im Gange, die Fertigstellung ungewiss.
- ↑ Freigabe, Finanzierung oder größere Verpflichtungen für den Reaktor wurden abgeschlossen oder die Konstruktion des Reaktors ist zwar weit fortgeschritten, aber für unbestimmte Zeit eingestellt. Der Betrieb wird meist innerhalb von 8 bis 10 Jahren erwartet, sofern es nicht zu Verzögerungen kommt.
- ↑ Konkrete Absichtserklärungen für Reaktoren, mit Leistung, Standort oder Reaktortyp. Sie sollen innerhalb der nächsten 15 Jahre in Betrieb gehen.
In Bangladesch, Ghana[8], Israel[9], Italien und Litauen wird ernsthaft ein Einstieg bzw. Wiedereinstieg in die Kernenergie diskutiert. Die avisierten Kernkraftwerke haben bislang jedoch noch keinen Planungsstatus erreicht.[7] Voraussichtlich werden nicht alle geplanten oder in Bau befindlichen Kernkraftwerke auch ans Netz gehen. So befinden sich einige Anlagen seit Jahrzehnten „im Bau“, ohne dass die Konstruktion voranschreitet. In Österreich und den Philippinen wurden betriebsbereite Kernkraftwerke aus politischen Gründen nicht in Betrieb genommen.
Argentinien
Argentinien bezieht etwa sechs Prozent seiner Elektrizität aus insgesamt zwei Kernkraftwerksblöcken - Atucha 1 (seit 1974) und Embalse (seit 1983). In Atucha soll bis 2010 ein zweiter Reaktor fertig gestellt werden.[10] Das Land besitzt außerdem noch einige Forschungsreaktoren und exportiert Kerntechnik.
Armenien
In Armenien gibt es einen aktiven Druckwasserreaktor vom sowjetischen Typ WWER-440/270 im Kernkraftwerk Mezamor. Die Abschaltung ist für 2016 geplant, gleichzeitig bestehen Planungen für einen Neubau, der im Frühjahr 2009 international ausgeschrieben wurde.[11]
Belgien
Der belgische Ausstieg aus der Kernenergie wurde 1999 von der damaligen Regierung bestehend aus den Liberalen (Vlaamse Liberalen en Democraten und Mouvement Réformateur), den Sozialisten (Sociaal Progressief Alternatief und Parti Socialiste) und den Grünen (Groen! und Ecolo) beschlossen und gesetzlich festgelegt. Die Abschaltung der sieben belgischen Reaktoren erfolgt nun stufenweise nach jeweils 40 Betriebsjahren, der Bau neuer Kernkraftwerke wurde verboten. Als das Gesetz verabschiedet wurde, spekulierten viele, dass es eine größere Überarbeitung durch neue Regierungen ohne die Beteiligung der Grünen geben würde.[12]
2002 wurde eine neue Regierung gewählt, an denen die Grünen nicht mehr beteiligt waren. Im September 2005 entschied diese, die vorher gefällte Entscheidung teilweise rückgängig zu machen. So wurde die Ausstiegsfrist um 20 Jahre verlängert, ebenso wird die Option für weitere Verlängerungen der Gesamtlaufzeit offen gehalten. Dabei bleibt unklar, ob neue Kernkraftwerke gebaut werden. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass es unrealistisch sei, den Strom, der durch Kernkraftwerke erzeugt wird, durch andere Methoden zu ersetzen. Die beiden einzigen realistischen Alternativen bestehen darin, in großen Menge Öl- und Kohlekraftwerke zu bauen oder Strom aus dem Ausland zu erwerben. Während die erste Möglichkeit den Anweisungen des Kyoto-Protokolls widerspricht, ist die zweite teurer als die Betreibung der Kernkraftwerke.
Dies war einer der Hauptgründe, den anfänglichen Ausstieg rückgängig zu machen, weil es unmöglich scheint, mehr als die Hälfte des Stromes aus erneuerbaren Energien zu beziehen, und eine Rückkehr zu Strom, der aus Kohle gewonnen wird, mit dem Kyoto-Protokoll nicht vereinbar wäre. Aufgrund der hohen Kosten ist geplant, höchstens 5 % des Energieverbrauchs auf erneuerbare Energien umzustellen. Der aktuelle Regierungsplan sieht vor, dass alle Atomkraftwerke spätestens bis 2025 geschlossen werden sollen. Der bereits erwähnte Bericht beschäftigt sich vor allem mit Treibhausgasen und Nachhaltigkeit.
Brasilien
Brasilien hat derzeit zwei aktive Kernreaktoren im Kernkraftwerk Angra. Dort werden etwa vier Prozent des inländischen Stromes – pro Jahr etwa 13.000 Gigawattstunden – produziert. Seit 30 Jahren ist ein dritter Reaktor am gleichen Standort in Planung und im Bau. Eine Fertigstellung des Baus ist derzeit nicht abzusehen.
Bulgarien
Bulgarien betreibt derzeit zwei von ursprünglich sechs aktiven Kernreaktoren am Standort Kosloduj. Vier Blöcke wurden als Bedingung für den EU-Beitritt abgeschaltet. Bereits 1984 wurde mit dem Bau des Kernkraftwerks Belene begonnen, der Bau nach der Wende aber abgebrochen. Jetzt sollen die Reaktorblöcke durch den deutschen Energiekonzern RWE und russische Investoren fertiggestellt werden. Am 3. September 2008 fand der erste Spatenstich zum 2000-Megawatt-Kraftwerk Belene statt. Das neue bulgarische Kernkraftwerk sollte zwei WWER-1000/446B Reaktoren der dritten Generation nach russischer Bauart umfassen.[13] Nach der Parlamentswahl am 5. Juli 2009 und dem damit verbundenen Regierungswechsel hat die neue, konservative Regierung den Bau von Belene gestoppt. Hintergrund ist, dass Bulgarien in der Energiepolitik nicht von Russland abhängig werden soll und das Kernkraftwerk aus eigenen Mitteln nicht finanzieren kann und will.[14][15]
Deutschland
In Deutschland ist der Ausstieg aus der Kernenergie in dem Atomkonsens genannten Vertrag der Bundesrepublik mit den Betreibergesellschaften geregelt.[16] Auf Grundlage des Vertrags wurde das Atomgesetz 2002 novelliert.[17] Ausgehend von einer Regellaufzeit von etwa 32 Jahren bestimmt der Vertrag, welche Reststrommengen ein Kraftwerk in den Betriebsjahren noch produzieren darf. Wenn man die Stromproduktion der einzelnen Kraftwerke aus der Vergangenheit in die Zukunft projiziert, ergibt sich aus den Reststrommengen, dass etwa 2021 das letzte von 19 deutschen Kernkraftwerken stillgelegt werden wird.[18] Diese Termine können sich verschieben, da im Rahmen des Atomkonsenses Reststrommengen zwischen Kraftwerken übertragen werden können. Vom Netz genommen wurden inzwischen die Kernkraftwerke Stade (am 14. November 2003) und Obrigheim (am 11. Mai 2005).
Ab 1979 wurde bei Gorleben ein unterirdischer Salzstock auf seine Eignung als Endlagerstätte für Brennelemente und hochradioaktive Abfälle aus Kernkraftwerken untersucht. Das Ziel war die Errichtung des Atommülllagers Gorleben. Seit 2000 ist die Erkundung des Salzstockes auf politischen Druck hin unterbrochen. Das auf drei bis zehn Jahre angelegte Moratorium wurde auf der Grundlage der von der Bundesregierung mit den Energieversorgungsunternehmen getroffenen Vereinbarung in Kraft gesetzt (Stand 2010).
Manche Atomkraftgegner kritisieren den Atomkonsens. Sie sehen darin eine Bestandsgarantie für Kernkraftwerke, keinen Ausstieg. Ihre Kritikpunkte lauten:
- Die vereinbarten Reststrommengen seien generell zu hoch und entsprächen nur durch Rechentricks 32 Betriebsjahren, tatsächlich seien es mehr.
- Der Atomkonsens berücksichtige nur Kernkraftwerke selbst, keine weiteren kerntechnischen Anlagen. Die Urananreicherungsanlage Gronau und die Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz wurden nach dem Atomkonsens ausgebaut bzw. in Betrieb genommen.
- In vielen Fällen habe die Regierung die Nutzung der Kernenergie im Ausland, beispielsweise durch Hermes-Bürgschaften, unterstützt.
- Die Wiederaufarbeitung von Atommüll sei nicht sofort verboten worden, sondern eine Anlieferung von abgebrannten Brennelementen sei bis Mitte 2005 zugelassen gewesen.
- Der so genannte geregelte Ausstieg sei mit Eingeständnissen in Sicherheitsfragen erkauft worden. Mit einer Verschärfung der Sicherheits- oder Steuervorschriften hätte ein schnelles Ende der Kernkraft erzwungen werden können.
Selbstverständlich kritisieren vor allem Befürworter der Kernkraft den Ausstieg. Teile der Politik fordern seit der Vertragsschließung den so genannten „Ausstieg aus dem Ausstieg“. Kernenergie liefere Versorgungssicherheit, verringere den CO2-Ausstoß und nutze einen preisgünstigen Primärenergieträger (Uran). Aufgrund steigender Preise für fossile Energieträger (Kohle, Gas) bekommen diese Argumente neuen Aufschwung. Aber auch der Uranpreis hat sich von 2001 bis 2006 verfünffacht, wobei er einen sehr geringen Anteil an den Betriebskosten eines Kernkraftwerks ausmacht, anders als es bei den fossilen Energieträgern der Fall ist, die einen hohen Brennstoffkostenanteil haben. Die Kernkraftbefürworter argumentieren weiterhin mit der Sicherheit deutscher Kernkraftwerke. Ihrer Meinung nach werde diese durch den Betrieb der Kernkraftwerke erhöht und die durch einen Ausstieg verursachte Erhöhung der anderen Risiken (zum Beispiel das Klimarisiko) überwiege die Risiken der Kernkraftwerke bei weitem. Die Kernkraftwerke der so genannten Konvoi-Baureihe sind zudem für eine Betriebsdauer von rund 65 Jahren ausgelegt, durch das Atomgesetz kann kein Konvoireaktor diese Laufzeit erreichen. In der Debatte um längere Laufzeiten geht es vorwiegend um die nächsten abzuschaltenden Kernkraftwerke Biblis A und B, Brunsbüttel, und Neckarwestheim 1.
Die große Koalition aus CDU/CSU und SPD hat sich nicht auf eine einheitliche Position zur Kernenergie einigen können. Im Koalitionsvertrag von 2005 ist das Fortbestehen der von der rot-grünen Regierung 2002 getroffenen Regelung vereinbart worden. Auch innerhalb der CDU/CSU gibt es Mitglieder, die gegen den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken sind, über 800 davon haben sich im Bundesverband Christliche Demokraten gegen Atomkraft zusammengeschlossen. Auf einem Parteitag in Stuttgart hat die CDU im Falle eines Wahlsieges bei der Bundestagswahl 2009 angekündigt den Ausstieg aus der Kernenergie wieder rückgängig zu machen. Laufzeiten von Kernkraftwerken sollen dann verlängert werden, der Beschluss sieht aber auch vor, dass keine neuen Kraftwerke gebaut werden sollen.[19]
Am 21. Januar 2010 fanden erstmals nach dem Regierungswechsel 2009 Gespräche zwischen der Bundesregierung und den Energieversorgern statt. Eine endgültige Entscheidung über den Weiterbetrieb der deutschen Kernkraftwerke soll im Herbst 2010 getroffen werden. Bis dahin sollen auch die von der Abschaltung bedrohten Kernkraftwerke Neckarwestheim 1 und Biblis A am Netz bleiben. Hierzu sollen nicht verbrauchte Stromkontingente von anderen Anlagen auf die beiden Blöcke übertragen werden dürfen.[20]
Anfang September 2010 einigte sich die CDU/FDP-Koalition auf eine Verlängerung der Restlaufzeiten. Die Laufzeit von Kernkraftwerken, die vor 1980 gebaut wurden, soll um acht Jahre verlängert werden. Neuere Reaktoren sollen vierzehn Jahre länger laufen dürfen. Im Gegenzug verpflichten sich die Energiekonzerne zu einer jährlichen Zahlung von je 300 Millionen Euro in den Jahren 2011 und 2012 und von je 200 Millinonen Euro bis 2016.[21]
Finnland
Finnland hatte 1977 den ersten Reaktor in Betrieb genommen. 1993 wurde aufgrund erheblicher öffentlicher Proteste die Planung für den Neubau von Kernkraftwerken gestoppt. Derzeit werden vier Reaktoren in zwei Kernkraftwerken betrieben. 2005 wurde in Olkiluoto mit dem Bau eines fünften begonnen, dem ersten Europäischen Druckwasserreaktor (EPR) von Areva NP. Der Bau sollte ursprünglich 2009 abgeschlossen sein, verzögert sich aber voraussichtlich bis 2012. Der finnische Energiekonzern TVO hat mit dem Baukonsortium einen Festpreis von 3,2 Mrd. Euro vereinbart. Die tatsächlichen Kosten liegen um 1,5 Mrd. Euro darüber.[22] Am Standort Olkiluoto soll ein vierter Block entstehen. Die Leistung des Reaktors soll zwischen 1.000 MW und 1.800 MW liegen. In Frage kommen unter anderem ein EPR oder SWR1000 von Areva, ein Advanced Boiling Water Reactor von Toshiba, ein ESBWR von Mitsubishi, ein koreanischer APR-1400 und ein russischer WWER-1200/491 (AES-2006). Es ist geplant, den Reaktor zwischen 2016 und 2018 in Betrieb zu nehmen. Am Standort Loviisa will Atomstroiexport einen weiteren Reaktor vom Typ WWER-1000 als AES-91 errichten. Ob und wann der Baubeginn erfolgen wird, ist noch nicht bekannt.[23]
Das Endlager Olkiluoto soll so erweitert werden, dass es auch für hochradioaktive Abfälle genutzt werden kann. Bis 1996 hat Finnland Atommüll nach Russland exportiert, dies ist mittlerweile verboten.[22]
Frankreich
Frankreich bezieht 80 Prozent seiner elektrischen Energie aus Kernenergie und hat damit eine der höchsten Quoten weltweit. Ein Teil des erzeugten Stroms wird exportiert, vor allem nach Italien, aber auch nach Deutschland. Dazu wurde das Kernkraftwerk Cattenom nahe an der französisch-deutschen Grenze in einer wirtschaftlich eher schwach entwickelten Region erbaut.
Zur Erprobung des Ersatzes für die derzeit am weitesten fortgeschrittenen Druckwasserreaktoren vom Typ N4 im Kernkraftwerk Civaux nach 2020 wird zur Zeit ein Europäischer Druckwasserreaktor in Flamanville gebaut. Ziel ist es, Betriebserfahrungen zu sammeln und eventuelle auftretende Probleme des Reaktors zu finden, um einen möglichst glatten Wechsel zur nächsten Reaktorgeneration zu gewährleisten. Der Bau eines weiteren EPR wurde am 3. Juli 2008 von Staatschef Nicolas Sarkozy angekündigt. Der Reaktor soll aber unabhängig von dem Reaktor in Flamanville gebaut werden.[24] Weiterhin wurde vom ehemaligen Präsidenten Jacques Chirac die Erforschung von natriumgekühlten schnellen Reaktoren zur Vernichtung des militärischen Plutoniums wie anderen Generation-IV-Konzepten in Auftrag gegeben.
Indien
In Indien werden zur Zeit acht Kernreaktoren gebaut. Außerdem plant das Land, noch 24 weitere zu errichten. Indien ist der weltweite technologische Vorreiter bezüglich des Thorium-Kreislaufs und plant seine zukünftigen Reaktoren mit diesem Kreislauf, anstatt Uran, zu betreiben.
Italien
Italien hat den Ausstieg aus der Kernenergie innerhalb von nur drei Jahren abgeschlossen. Nach der Katastrophe von Tschernobyl 1986 gab es eine Volksabstimmung, mit der der Ausstieg beschlossen wurde. Von 1987 bis 1990 wurden alle vier Kernkraftwerke Italiens abgeschaltet. Eine Wartefrist für den Bau neuer Kernkraftwerke, die ursprünglich von 1987 bis 1993 galt, wurde auf unbestimmte Zeit verlängert.
Im Oktober 2005 gab der Umweltminister der damaligen Mitte-Rechts-Regierung, Altero Matteoli, seine Ansicht kund, die Kernenergie nicht nur wieder einzuführen sondern innerhalb von 10 bis 15 Jahren zur wichtigsten Energiequelle zu machen. Danach gab es in Italien zwei Regierungswechsel und die nun erneut gewählte Mitte-Rechts-Regierung setzt sich wieder für eine Wiedereinführung der Kernenergie ein. Der Industrieminister Claudio Scajola gab am 22. Mai 2008 bekannt, Italien werde bis zum regulären Ende der Legislaturperiode (2013) mit dem Bau mehrerer moderner Atomkraftwerke beginnen.[25] Mit der französischen Regierung wurde am 24. Februar 2009 vereinbart, in Italien vier neue KKW vom Typ des Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) zu bauen.[26] Auch will sich Italien am zweiten Europäischen Druckwasserreaktor (EPR) in Frankreich beteiligen.[27]
Iran
Das iranische Atomprogramm reicht zurück bis in die 1950er Jahre. Mehrere kerntechnische Anlagen, jedoch noch kein Reaktor zur Energieversorgung sind im Betrieb. Der erste Reaktor des Kernkraftwerk Buschehr soll voraussichtlich im Juli 2010 in Betrieb gehen, der erste Testlauf wurde bereits durchgeführt.[28] Iran wird von westlichen Staaten verdächtigt, begleitend zur sogenannten friedlichen Nutzung der Kernenergie Atomwaffen entwickeln zu wollen.
Irland
In Irland wurde seit 1968 das erste Kernkraftwerk geplant, das in Carnsore Point im County Wexford gebaut werden sollte. Zunächst war lediglich ein Reaktor geplant, später vier. Allerdings wurde der Plan nach starken Protesten von irischen Atomkraftgegnern Ende der 1970er Jahre aufgegeben. Irland betreibt nach wie vor keine Kernkraftwerke.
Japan
Neben Kohle und Erdgas bilden Kernkraftwerke einen der drei gleichberechtigten Stützpfeiler der japanischen Stromerzeugung. Japan betreibt derzeit 54 Kernkraftwerke mit 47.000 Megawatt Leistung und 15 Versuchsreaktoren. Das Langzeitprogramm der Regierung sah vor, bis 2010 die Kapazität durch neue Kernkraftwerke auf 70.000 Megawatt zu erhöhen. Japan ist Teil der Forschungsanstrengungen zu Generation-IV-Reaktor-Konzepten und sehr aktiv auf dem Gebiet der Kernenergie. Derzeit sind zwei Reaktoren im Bau und 12 weitere in Planung.
Kasachstan
In Kasachstan wurde 1999 das Kernkraftwerk Aqtau, das einzige Kernkraftwerk des Landes abgeschaltet. Es ist jedoch seit 1998 geplant, im Norden des Landes am Balkasch-See bis zu sechs Reaktoranlagen des Typs WWER-640/WPBER-600 in Betrieb zu nehmen.[29] Auch einige andere Neubauprojekte sind in Planung[30], der Baubeginn für ein Atomkraftwerk in Kasachstan verzögert sich.[31]
Litauen
Der erste Block des Kernkraftwerks Ignalina ging 1983 in Betrieb, als Litauen noch Teil der Sowjetunion war. Block zwei folgte 1987. Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme waren die beiden Blöcke mit einer Bruttoleistung von je 1500 MW die leistungsstärksten der Welt, später wurde die Leistung auf je 1360 MW gesenkt. Zwei weitere Blöcke waren geplant, sie wurden jedoch nicht realisiert. Im Zuge des Zerfalls der Sowjetunion fiel das Kernkraftwerk 1991 an den nun souveränen Staat Litauen. In der Folge besaß Litauen neben Frankreich den größten Atomstromanteil aller Länder weltweit. Im Rahmen des EU-Beitritts 2004 beschloss das litauische Parlament im Mai 2000 die Stilllegung des Kernkraftwerks. Block eins ging daraufhin Ende 2004 von Netz, Block zwei folgte Ende 2009. Ein Referendum im Oktober 2008 zur Laufzeitverlängerung des zweiten Blocks scheiterte an zu geringer Wahlbeteiligung. Gemeinsam mit Estland, Lettland und Polen plant Litauen derzeit den Bau eines neuen Kernkraftwerks neben dem bisherigen, das Kernkraftwerk Visaginas könnte demnach frühestens 2015 in Betrieb gehen.[32]
Mexiko
In Mexiko gibt es ein Kernkraftwerk mit zwei Reaktoren, das Laguna Verde am Golf von Mexiko. Die beiden Reaktoren wurden 1990 und 1995 gegen den Protest der Bevölkerung in Betrieb genommen. 2005 wurde von der Regierung beschlossen, das Kernkraftwerk stillzulegen, ohne hierfür einen Termin bekannt zu geben.[33] 2007 wurde beschlossen die Leistung der beiden Reaktoren bis 2010 um etwa 20 Prozent zu erhöhen.[34]
Niederlande
In den Niederlanden stimmte die Mehrheit des dortigen Parlaments 1994 für den Ausstieg, nachdem über den Umgang mit Atommüll debattiert wurde. Das Kernkraftwerk Dodewaard in Neder-Betuwe wurde 1997 geschlossen. Im selben Jahr beschloss die Regierung, die Laufzeit des Kernkraftwerks Borssele im Jahr 2003 zu beenden, jedoch entschloss die konservative Regierung unter Jan Peter Balkenende, die Schließung auf das Jahr 2013 zu verschieben. 2005 wurde der Ausstieg aufgehoben und Untersuchungen, um Kernenergie auszubreiten, initiiert. Der Wende vorausgegangen war die Veröffentlichung eines Berichts der an der Regierung beteiligten Partei Christen Democratisch Appèl, der sich mit erneuerbaren Energien befasste. Die übrigen Regierungsparteien nahmen daraufhin dieselbe Position ein. 2006 beschloss die Regierung, dass das Kernkraftwerk Borssele bis 2034 betrieben werden soll. Essent und Delta, die beiden Eigentümer, werden zusammen mit der Regierung fünfhundert Millionen Euro in erneuerbare Energien investieren. Dieser Geldbetrag, den die Regierung auf andere Weise beansprucht, sollte ursprünglich den Eigentümern der Kernkraftwerke als Schadenersatz gezahlt werden. Inzwischen wurden Planungen für einen zweiten Block des Kernkraftwerks Borssele bekannt.
Nordkorea
In Nordkorea waren in der kerntechnischen Anlage Nyŏngbyŏn zwei Kernreaktoren in Betrieb. Am 27. Juni 2008 begann man durch die Sprengung des Kühlturms mit dem Abriss der Anlage. Der Kernreaktor wurde als maßgeblich für das nordkoreanische Kernwaffenprogramm gesehen.
Des weiteren war das Kernkraftwerk Kŭmho mit zwei Druckwasserreaktoren geplant. Im August 2002 wurde mit dem Bau des ersten Reaktors begonnen, der aber im Dezember 2003 wieder abgebrochen wurde. Zuvor waren am selben Standort vier WWER-640 geplant gewesen. Anfang der 1990er-Jahre wurde begonnen, die Kerntechnische Anlage T'aech'ŏn mit einem Magnox-Reaktor zu bauen, der vermutlich zur Produktion von Plutonium für Kernwaffen dienen sollte. Dieses Vorhaben wurde offiziell aufgegeben.
Österreich
Österreich nahm sein einziges, in Niederösterreich errichtetes Kernkraftwerk Zwentendorf nie in Betrieb, da es 1978 durch eine Volksabstimmung abgelehnt wurde; diese wurde später in ein Verfassungsgesetz umgewandelt.[35] Am 9. Juli 1997 beschloss das österreichische Parlament einstimmig, die Anti-Atom-Politik des Landes fortzusetzen. Heute setzt sich Österreich auch in der Außenpolitik gegen Kernkraft ein, unter anderem gegenüber der Tschechischen Republik und gegen die Europäische Atomgemeinschaft der EU.
Philippinen
Auf den Philippinen wurde 2004 von Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo eine neue Energieleitlinie vorgeschlagen. Die Leitlinie sieht eine stärkere Nutzung der heimischen Öl- und Gasreserven vor, ebenso wie die verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energien, unter anderem Kokos-Diesel. Außerdem sollen mit Saudi-Arabien, China, Russland und weiteren asiatischen Ländern Handelsgesellschaften gebildet werden. Das einzige vorhandene, aber nie in Betrieb genommene Kernkraftwerk in Bataan soll danach in ein Gaskraftwerk umgebaut werden.
Polen
In Polen wurde der Bau von vier Reaktoren des Kernkraftwerk Żarnowiec aufgrund von Protesten 1990 eingestellt. Polen hat unter der Regierung des Premierministers Donald Tusk einen grundlegenden Wechsel in seiner Energiepolitik beschlossen. Bis 2025 sollen demnach zwei neue Kernkraftwerke fertig gestellt werden. Dies ist Teil eines Energie-Aktionsplans, der anstrebt, Polens Abhängigkeit von Kohle zu vermindern.[36] Die Inbetriebnahme der ersten beiden Kernkraftwerke war zunächst für 2020 geplant.[37] Im Sommer 2010 gab die Regierung eine Verzögerung bei der Planung bekannt. [38] Das erste Atomkraftwerk solle nun erst 2022 in Betrieb gehen, das zweite 2023.[39]
Die polnische Regierung hat eine Rangliste von 27 potentiellen Standorten für Atomkraftwerke erstellt.[40] Als bester Standort wurde weiterhin Żarnowiec angesehen. Einige der Standorte liegen auch an der Oder, an Grenze zu Deutschland.
Rumänien
In Rumänien wird derzeit am Standort Cernavodă ein Kernkraftwerk betrieben. Im Juni 2006 wurde seitens eines großen deutschen EVU ein neues Kernkraftwerksprojekt für Rumänien angekündigt. Das neue Kernkraftwerk soll in Drobeta Turnu Severin gebaut werden und im Jahre 2020 bis 1200 MW produzieren.
Schweden
In Schweden sind zehn Atomreaktoren an den drei Standorten Forsmark, Oskarshamn und Ringhals in Betrieb.
Nach der partiellen Kernschmelze im US-amerikanischen Kernkraftwerk Three Mile Island 2 im Jahr 1979 folgte in Schweden im März 1980 eine Volksabstimmung über die Zukunft von Kernenergie. Mit 58,1 Prozent sprachen sich die Wähler für einen weiteren begrenzten Ausbau von Kernkraftwerken aus. In Folge dessen beschloss das schwedische Parlament 1980, dass keine weiteren Kernkraftwerke gebaut werden sollen. Die damals im Bau befindlichen sechs Reaktoren wurden dennoch fertig gestellt. Der Ausstieg aus der Kernenergie sollte bis 2000 abgeschlossen sein. Diese Frist wurde auf 2010 verlängert und im Jahr 2009 ganz aufgehoben. Nach der Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 wurde erneut über die Risiken von Kernenergie diskutiert. Der schwedische Reichstag (Parlament) beschloss 1997, einen der beiden Reaktoren des Kernkraftwerkes Barsebäck bis zum 1. Juli 1998 zu schließen und den zweiten noch vor dem 1. Juli 2001, jedoch unter der Bedingung, dass die Energieproduktion bis dahin ausgeglichen ist. Der Block 1 im Kernkraftwerk Barsebäck wurde am 30. November 1999 geschlossen, Block 2 folgte am 1. Juni 2005. 1998 beschloss die Regierung, keine weiteren Wasserkraftwerke zu bauen, um die inländischen Wasserressourcen zu schützen.
Der Ausstieg aus der Kernenergie wird in Schweden weiterhin kontrovers diskutiert. Als 2006 die konservative Regierung unter Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt ihr Amt antrat, versuchte diese, den Ausstieg abzubrechen, musste davon jedoch nach Protesten zunächst wieder ablassen. Am 5. Februar 2009 hat die Regierung dennoch ein Energieprogramm beschlossen, das neben dem massiven Ausbau der Windenergie und einer Senkung des gesamten Energieverbrauchs auch den Neubau von Atomkraftwerken wieder erlauben soll. Neue Reaktoren dürfen dabei nur als Ersatz für stillgelegte Kraftwerke an den bestehenden Standorten gebaut werden. Mit dem Programm schloss die Regierung auch staatliche Unterstützung für den Neubau von Atomkraftwerken aus.[41] Am 17. Juni 2010 bestätigte der schwedische Reichstag den Ausstieg aus dem Atom-Ausstieg. [42]
Schweiz
In der Schweiz gab es bereits mehrere Volksabstimmungen zum Thema Kernenergie. Die erste wurde 1979 mittels einer Volksinitiative für nukleare Sicherheit durchgeführt, die abgelehnt wurde. 1984 gab es eine Abstimmung über die Initiative „Für eine Zukunft ohne Kernkraftwerke“, das mit 45 % aber ebenfalls scheiterte. Am 23. September 1990 gab es zwei weitere Volksabstimmungen über Kernenergie. Die Initiative „Stoppt den Bau von Kernkraftwerken“, die eine zehnjährige Wartefrist für den Bau neuer Kernkraftwerke vorschlug, war mit 54,5 % erfolgreich. Die Initiative für den Ausstieg wurde mit 47,1 % abgelehnt. 2000 wurde ein Referendum über die Einführung einer Ökosteuer durchgeführt, deren Aufkommen in die Förderung der Sonnenenergie fließen sollte. Dies blieb aber ebenfalls erfolglos. Zwei weitere Volksentscheide gab es am 18. Mai 2003: Der eine, der den Namen „Strom ohne Atom“ hatte, bat um einen Ausstieg, der zweite, der „Für längere Wartefristen“ hieß, sah eine Verlängerung der Wartefristen vor, die beim Referendum „Stoppt den Bau von Kernkraftwerken“ festgelegt worden waren. Beide wurden abgelehnt. Ersterer erhielt 33,7 %, letzterer 41,6 % Zustimmung.
Die Initiative „Strom ohne Atom“ hatte vorgesehen, bis 2033 alle Kernkraftwerke zu schließen. Hierbei sollte mit den beiden Reaktoren in Beznau begonnen werden; Mühleberg sollte 2005 folgen, Gösgen 2009 und Leibstadt im Jahr 2014. „Für längere Wartefristen“ plante eine Anhebung der Wartefristen um weitere zehn Jahre und zusätzlich eine Bedingung, die aktuellen Reaktoren nach einer Gesamtlaufzeit von vierzig Jahren zu schließen. Um genau diese vierzig Jahre um weitere zehn Jahre zu verlängern, wäre eine erneute Volksabstimmung notwendig, die allerdings hohe Verwaltungskosten mit sich ziehen würde. Das Scheitern von „Für längere Wartefristen“ war für viele sehr überraschend, da zuvor durchgeführte Meinungsumfragen eher das Gegenteil voraussagten. Die zum Zeitpunkt des Volksentscheids verschlechterte Wirtschaftslage der Schweiz wurde vielfach als Hauptgrund für die Ablehnung beider Initiativen betrachtet.
Es werden in der Schweiz insgesamt fünf Kernreaktoren (Beznau 1 und 2, Gösgen, Leibstadt und Mühleberg) betrieben. 39 % des Stroms wird durch Kernenergie erzeugt, weitere 56,1 % auf hydroelektrischem Weg und 4,9 % in konventionell-thermischen Kraftwerken bzw. auf der Basis anderer regenerativer Energien (2008).
Da die Kernkraftwerke Beznau und Mühleberg ihre geplante Laufzeit in den nächsten Jahren erreichen werden, wird derzeit über den Neubau zweier neuen Kernkraftwerke nachgedacht. Des Schweizer Energieversorgers Atel favorisiert die Standorte Gösgen und Beznau und gab die Gründung einer Planungsgesellschaft für die beiden Anlagen mit einer Leistung von je 1.600 MW bekannt. „Ich hoffe, dass die neuen Anlagen spätestens bis 2020 ans Netz gehen können. Sie werden mindestens 60 Jahre laufen können“, sagte Atel-Chef Giovanni Leonardi dazu. Am 10. Juni 2008 hat die Aare-Tessin AG für Elektrizität beim Bundesamt für Energie (BFE) ein Gesuch um eine Rahmenbewilligung für ein zweites Kernkraftwerk in Gösgen eingereicht, das Kernkraftwerk Niederamt heißen soll. Dieses soll ab 2025 Strom liefern.[43]
Am 30. November 2008 stimmten 76,4 Prozent des Wahlvolkes der Stadt Zürich für einen Ausstieg aus der Kernenergie. In der Gemeindeordnung wird festgehalten, dass die Stadt sich an keinen Neubauten von Atomkraftwerken beteiligen darf und auf neue Bezugsrechte von Atomstrom verzichtet. Die Beteiligung am AKW Gösgen wird 2039 enden.[44]
Slowenien
Slowenien wird sein einziges Kernkraftwerk in Krško voraussichtlich 2023 abschalten. Dies ist das einzige Kernkraftwerk der ehemaligen Volksrepublik Jugoslawien. Das Land beabsichtigt einen neuen Reaktor zu bauen.[45][46]
Spanien
In Spanien wurden im vergangenen Jahrhundert zehn Kernkraftwerke errichtet. 1983 wurde ein Moratorium verabschiedet. Trotzdem wurden noch mehrere Kernkraftwerke fertiggestellt. Weitere Neubaupläne wurden allerdings immer wieder verschoben und 1994 endgültig eingestellt. Im selben Jahr wurde auch der Reaktor Vandellòs 1 aus Sicherheitsgründen stillgelegt. Mit dem Regierungswechsel 2004 hat sich jedoch die Atompolitik gewandelt. Die neue Regierung unter Führung der Sozialisten will bis 2024 aus der Kernenergienutzung aussteigen.
Südafrika
Das Kernkraftwerk Koeberg in Südafrika ist das einzige Kernkraftwerk auf dem afrikanischen Kontinent. In dem Land gab es zudem eine Anreicherungsanlage in Pelindaba, die aber nach China verkauft wurde. Bezüglich der Kernenergie verfolgte das Land lange Zeit eine Expansionspolitik. Der geplante Bau eines Hochtemperaturreaktors wurde jedoch Anfang 2010 aufgegeben, nachdem 1 Mrd € investiert waren. Die Planung eines EPR wurde gestrichen, weil der südafrikanische Energiekonzern Eskom nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügt.[47]
Südkorea
Seit 2005 betreibt Südkorea insgesamt 18 Kernkraftwerke, zwei weitere befinden sich gerade im Bau, die planmäßig im Jahr 2004 in Betrieb hätten gehen sollen.
Tschechien
Der Betrieb des Kernkraftwerks Temelín nahe der Grenze zu Österreich und Bayern hat zu Spannungen zwischen Tschechien und Österreich geführt, da das Kraftwerk von österreichischen Kernkraftgegnern als unsicher eingestuft wird; der IAEO-Generaldirektor Mohammed el-Baradei hat es jedoch für sicher erklärt.[48] Die Erweiterung des tschechischen Kernkraftwerks Temelín um zwei weitere Blöcke ist geplant.[49] Das Kernkraftwerk Dukovany hat insgesamt vier Blöcke; der Energiekonzern ČEZ rechnet jedoch mit dem einem fünften Block in Dukovany[50] und dem Neubau eines Kernkraftwerkes im nordmährischen Blahutovice.[51] Der Anteil der Kernenergie an der Produktion von Strom soll von 15 Prozent auf 25 Prozent im Jahr 2050 gesteigert werden, der der Kohle im selben Zeitraum von 42 auf 20 Prozent sinken.[52]
Türkei
Im Juli 2000 hat die Regierung der Türkei entschieden, das umstrittene Kernkraftwerk Akkuyu nicht zu bauen. Die Atompolitik des Landes ist allerdings wechselhaft. Es existieren Pläne für drei Kernkraftwerke mit insgesamt fünf Blöcken in Sinop oder Gökova.[53] Erste Angebote für den Bau eines Kernkraftwerks lieferte der russische Kernkraftwerksbauer Atomstroiexport. Das Kernkraftwerk soll günstiger und zuverlässiger als amerikanische Reaktoren sein.[54] Atomstroiexport ist das einzige Unternehmen mit verbliebenem Interesse an dem Projekt. Alle anderen Unternehmen, die ebenfalls an der Ausschreibung für den Bau des Kernkraftwerks Akkuyu teilnahmen, haben abgesagt. Das Kernkraftwerk soll eine Leistung zwischen 3.000 und 5.000 MW Leistung besitzen.[55]
Ungarn
Die Leistung des einzigen ungarischen Atomkraftwerks in Paks soll verdoppelt werden.[56]
USA
In den USA befindet sich zur Zeit offiziell ein Reaktor im Bau: der zweite Block des Kernkraftwerks Watts Bar. Baubeginn war 1972, eine Fertigstellung ist frühestens 2013 geplant. Die Lizenzen von 54 Reaktoren[57] (Stand Juni 2009) wurden von der Nuclear Regulatory Commission auf 60 Jahre Betriebszeit verlängert. Für weitere zwölf Reaktoren befinden sich dementsprechende Lizenzersuche in Bearbeitung. Am 14. Februar 2002 hat der damalige Energieminister der Bush-Regierung Spencer Abraham das „Nuclear Power 2010 Program“ angekündigt. Durch finanzielle Beihilfen des Staates sollten bis Ende des Jahrzehnts die ersten von insgesamt sechs bis sieben neuen Kernkraftwerken errichtet werden. Der 2005 verabschiedete Energy Policy Act beinhaltet Subventionen und staatliche Garantien, um Kernenergie auszubauen. Aufgrund dieses Gesetzes wurden bis Januar 2008 32 Anträge für den Neubau von Reaktoren bei der Nuclear Regulatory Commission eingereicht. Mit dem Baubeginn wurde schon 2008 gerechnet. Tatsächlich begannen erst im April 2009 Vorarbeiten zum Bau zweier neuer Kernkraftwerksblöcke am Standort Vogtle im Bundesstaat Georgia.[58] Im Kernkraftwerk Bellefonte war im Rahmen des Nuclear Power 2010 Program der Bau von zwei neuen Reaktoren vorgesehen, die Pläne hierfür jedoch im August 2009 weitgehend zurückgezogen.[59]
Vereinigte Arabische Emirate
Im Dezember 2009 wurde ein südkoreanisches Unternehmen mit dem Bau von vier Kernreaktoren mit einer Leistung von jeweils 1400 MW in den Vereinigten Arabischen Emiraten beauftragt. Der erste Reaktor soll 2017 ans Netz gehen.[60]
Vereinigtes Königreich
Das Vereinigte Königreich (Großbritannien) betreibt derzeit 14 kommerzielle Kernkraftwerke. Die britische Regierung forderte im Januar 2008 die Industrie dazu auf, Pläne zum Ausbau der Kernenergie auszuarbeiten.[61] Eine staatliche Finanzierung von Aufbau, Betrieb, oder Entsorgung wurde dabei ausgeschlossen.[62] Daraufhin kündigte das französische Unternehmen EDF den Bau von vier Kernkraftwerken in Großbritannien an, von denen das erste 2017 fertig gestellt werden könnte. Die britische Regierung hat am 10. Januar 2008 Pläne angenommen, die die Errichtung neuer Atomkraftwerke‚ weit vor 2020 vorsehen.[63]
Im März 2009 forderten E.ON und EDF von der britischen Regierung, den Ausbau der Windenergie zu begrenzen, da ansonsten neue Kernkraftwerke nicht rentabel wären.[64][65]
Volksrepublik China
Die Volksrepublik China hat aufgrund ihres enormen Wirtschaftswachstums einen extrem steigenden Energiebedarf. Der größte Teil der Energie soll durch Kohle und Erneuerbare Energien gedeckt werden. In China sind zur Zeit zwanzig Kernreaktoren im Bau.[7] Weiterhin wurden Aufträge für den baldigen Bau von vier AP1000 und zwei EPR unterzeichnet. Das Land plant langfristig weitere 150 Reaktoren zu bauen, darunter auch solche vom Typ Hochtemperaturreaktoren (HTR) aus eigener Entwicklung.
Weißrussland
Weißrussland plant ein Kernkraftwerk mit zwei Blöcken von jeweils 1.000 MW an der Grenze zu Litauen.[66] Mit dem KKW-Bau soll 2009 begonnen werden.
Weitere Länder
- Australien betreibt nur den Forschungsreaktor OPAL bei Sydney. Der 2007 abgewählte konservative Ministerpräsident John Howard befürwortete die Kernenergie, um die Treibhausgase zu reduzieren, allerdings hat Australien unter Howard nicht das Kyoto-Protokoll ratifiziert, dies war eine der ersten Amtshandlungen seines Nachfolgers. Die damalige Regierung hatte vorgeschlagen, 25 Kernreaktoren zu bauen. Die nachfolgende Labor-Regierung unter Ministerpräsident Kevin Rudd lehnt den Bau von Kernkraftwerken im eigenen Land ab.[67] Australien verfügt über etwa 40 % der weltweiten Reserven von Uranerz und ist einer der größten Exporteure von Uranerz.
- Ghana deckt zur Zeit 65 Prozent des Elektrizitäzsbedarfs mittels Wasserkraft. Nach einer Dürre kam es in den Jahren 2006/2007 zu einem schwerwiegenden Elektrizitäts-Versorgungsengpass. Vor dem Hintergrund hoher Ölpreise, Verzögerungen beim Gas-Pipelinebau zur Nutzung nigerianischen Erdgases und Zweifeln an der Zuverlässigkeit Nigerias als Gaslieferant wurde im Jahr 2007 vom ghanaischen Kabinett der Bau eines 400 MW-Reaktors bis zum Jahr 2018 beschlossen.[8]
- Israel darf kein Kernkraftwerk betreiben, weil es eine Überwachung seiner Nuklearanlagen durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) nicht zulassen will. Seit 2007 plant es den Bau eines 2000-Megawatt-Kernkraftwerks in der Negev-Wüste.[9]
- Lettland erzeugt Elektrizität zu gut zwei Dritteln aus Wasserkraft, die aus drei Wasserkraftwerken an der Düna stammt. Die restliche selbst erzeugte Elektrizität stammt aus zwei großen Verbrennungskraftwerken bei Riga (TEC-1 und TEC-2), die ein Gemisch aus Schweröl, Erdgas und Torf verbrennen. Lettland möchte sich jedoch an einem geplanten Kernkraftwerks-Neubau der baltischen Staaten, eventuell gemeinsam mit Polen, beteiligen, um sich von russischen Energie-Lieferungen unabhängig zu machen.
- Neuseeland verabschiedete 1987 den sogenannten New Zealand Nuclear Free Zone, Disarmament, and Arms Control Act, der zum einen verbietet, Kernwaffen auf neuseeländischem Terrain zu stationieren und zum anderen, dass Schiffe, die entweder Kernwaffen tragen oder per Kernenergie angetrieben werden, sich nicht mehr in den neuseeländischen Gewässern aufhalten dürfen. Allerdings verhindert dieses Gesetz nicht den Bau neuer Kernkraftwerke. Trotzdem sind in Neuseeland keine Kernkraftwerke geplant.
Siehe auch
Weblinks
- Power Reactor Information System (PRIS) der Internationalen Atomenergieorganisation
- Übersicht über Atomenergienutzung und Ausstiegsdebatten der europäischen Länder, vom BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland
- Überblick über Kernenergie in Europa mit Grafik (Seite der BBC) (englisch)
- Gesamtverzeichnis der Atomkraftwerke von der World Nuclear Association
Fußnoten
- ↑ a b Power Reactor Information System (PRIS) der internationalen Atomenergiebehörde IAEO
- ↑ IAEO: Number of Operating Reactors by Age
- ↑ Auch im Jahr 2008 kein Aufstieg der Atomkraft
- ↑ World Nuclear Association: [1]
- ↑ 'Energierevolution': Kommission unterstützt Atomenergie
- ↑ Global 2000: "In Zukunft ohne Atomkraft", S. 7
- ↑ a b c World Nuclear Power Reactors 2007–2008 and Uranium Requirements, World Nuclear Association, Stand 1. Juli 2010
- ↑ a b IAEA: Assessment of nuclear power technology in Ghana. (PDF) 20. November 2008, S. 5-10,13, abgerufen am 17. Juli 2009 (englisch).
- ↑ a b Israel steht mit seinen Atomplänen nicht allein
- ↑ Website des Kerbkraftwerks Atucha 2
- ↑ Armenien schreibt Bau von Atomreaktor aus. RIA Novosti, 23. Februar 2009, abgerufen am 27. Februar 2009.
- ↑ http://www.scientific-alliance.org/pdf/essential_programme_to_underpin_government_policy_on_nuclear_power.pdf PDF
- ↑ Bulgarien baut zweites Kernkraftwerk
- ↑ Financial Times Deutschland, 7. August 2009: RWE scheitert mit Atomplänen
- ↑ RIA Novosti, 13. Juli 2009: Nach Regierungswechsel: Bulgarien legt zwei Energieprojekte mit Russland auf Eis
- ↑ Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Energieversorgungsunternehmen vom 14. Juni 2000
- ↑ Gesetz zur geordneten Beendigung der Kernenergienutzung zur gewerblichen Erzeugung von Elektrizität
- ↑ Übersicht der voraussichlichen Stillegungstermine von deutschen Kernkraftwerken
- ↑ Nach Wahlsieg soll der Atomausstieg gestoppt werden
- ↑ Alle 17 Atomkraftwerke sollen wohl vorerst weiterlaufen
- ↑ Atomausstieg nicht vor 2040 - orf.at
- ↑ a b Nuclear Power in Finland
- ↑ Atomenergoprojekt - Тендер ФИН5 АЭС "Ловииза (russisch)
- ↑ Frankreich baut zweiten Europäischen Druckwasserreaktor; Artikel vom 3. Juli 2008
- ↑ Neue Zürcher Zeitung: Italien setzt wieder auf Atomkraft
- ↑ Franzosen bauen Kernkraftwerke in Italien
- ↑ Italien will bei EPR in Frankreich einsteigen
- ↑ Erster Testlauf im Atomkraftwerk Buschehr
- ↑ Seite über schnelle Brüter: Kernkraftwerke in Kasachstan
- ↑ icjt.org - Kazakhstan
- ↑ Baubeginn für Atomkraftwerk in Kasachstan verzögert sich
- ↑ Litauer nehmen in Silvesternacht Abschied vom AKW Ignalina. RIA Novosti, 31. Dezember 2009, abgerufen am 1. Januar 2010.
- ↑ La Journada, 13. März 2005: Comenzó CFE el proceso para desmantelar Laguna Verde
- ↑ Nuclear Power in Mexico, Juli 2008
- ↑ http://www.bund-gegen-atomkraft.de/europa/europa_20/europa_96.htm BUND über Österreichs Atompolitik
- ↑ Polen setzt auf Kernenergie um Abhängigkeit von Kohle zu mindern
- ↑ Polen setzt auf Kernenergie
- ↑ Platts, 11. Juni 2010: Legal, workforce voids may slow Poland's nuclear plants: experts
- ↑ Platts, 13. August 2010: Poland delays nuclear plant schedule
- ↑ Das AKW-Standort-Ranking vom 16.03.2010 in Polen (polnisches Original)
- ↑ A sustainable energy and climate policy for the environment, competitiveness and long-term stability, Positionspapier der Regierung Schwedens
- ↑ Spiegel Online: Schweden steigt aus Atom-Ausstieg aus
- ↑ http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/konkretes_begehren_fuer_ein_zweites_kernkraftwerk_goesgen_1.755951.html Konkretes Begehren für ein zweites Kernkraftwerk Gösgen
- ↑ Stadt Zürich macht Ernst mit dem Atomausstieg. Überraschend deutliches Ja zur energiepolitischen Vorlage, Neue Zürcher Zeitung, 1. Dezember 2008
- ↑ http://www.croatia-blog.net/2006-10-21/slowenien-neue-energiepolitik-und-neues-kernkraftwerk/
- ↑ Slowenien ändert Energiepolitik und plant neues Kernkraftwerk
- ↑ Südafrika streicht Kernkraftwerkspläne
- ↑ http://www.networld.at/articles/0734/560/181863.shtml?print
- ↑ Erweiterung des tschechischen Kernkraftwerks Temelín um zwei weitere Blöcke geplant
- ↑ Jaderná energie na postupu. Včetně Česka. Naše situace je ovšem poněkud unikátní, Mladá fronta dnes, 3. März 2010. Abgerufen am 27. März 2010 (tschechisch).
- ↑ Nová jaderná elektrárna může stát v Blahutovicích, místním se to nelíbí, 19. Juli 2009. Abgerufen am 27. März 2010 (tschechisch).
- ↑ CEZ to Boost Dukovany Power Output 1.2 % in 2010, Spilka Says, 11. März 2010 (englisch).
- ↑ WNA - Emerging Nuclear Energy Countries, November 2007 (englisch)
- ↑ RIA Novosti - Russland-Türkei-Beziehungen: Mehr als nur Blue Stream; vom 1. Juli 2008
- ↑ Verivox - 24. September 2008 - Nur Atomstroiexport will Atomkraftwerk in der Türkei bauen
- ↑ Budapest plant massiven AKW-Ausbau
- ↑ Nuklearforum Schweiz - USA: weitere 20 Betriebsjahre für Vogtle
- ↑ Deal reached for Georgia Power nuclear reactors
- ↑ TVA: Single Nuclear Unit at the Bellefonte Site (englisch), abgerufen am 15. August 2009
- ↑ Südkorea baut Atomkraftwerk in der Wüste, Spiegel Online vom 27. Dezember 2009.
- ↑ http://www.berr.gov.uk/energy/nuclear-whitepaper/page42765.html
- ↑ http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/politics/7179579.stm
- ↑ http://www.euractiv.com/de/energie/grobritannien-gibt-neuen-atomkraftwerken-grunes-licht/article-169498 Großbritannien gibt neuen Atomkraftwerken grünes Licht
- ↑ die tageszeitung, 25. März 2009: Wind macht Atom unwirtschaftlich
- ↑ Frankfurter Rundschau, 24. März 2009: Höchstlimit - Stromriesen contra Windkraft
- ↑ Belarus plant Kernkraftwerk an der Grenze zu Litauen
- ↑ Australien öffnet sich Schritt für Schritt der Atomkraft