Als die Knabenlese, oder auch Devschirme (türkisch devşirme - sammeln, griechisch παιδομάζεμα, pedomásema - das Kindereinsammeln) bezeichnet man die vom Osmanischen Reich praktizierte Zwangsrekrutierung, bei welcher es in den von ihm besetzten Ländern (vorwiegend männliche) Jugendliche aus ihren (vorwiegend christlichen) Familien entfernte, um sie für seine eigenen Dienste einzusetzen. Sie wurden dann nach den Regeln des Islam erzogen und in der Armee (Janitscharen) oder in der Verwaltung eingesetzt. Wegen ihrer Herkunft - sie hatten anders als z.B. die Gruppe der Sipahis keine vom Sultan abweichenden Loyalitäten - konnten sie dort Karriere machen und stiegen teilweise sogar in die höchsten Ämter des Staates auf.
Die Knabenlese wurde hauptsächlich auf dem Balkan im 14. - 17. Jahrhundert durchgeführt (die letzte devşirme fand 1703 statt) und führte teilweise zu Konflikten, weil es ein Zwangsmittel war und damit dem besetzten Land ein Teil seiner potentiellen Elite entzogen wurde. Allerdings bot es für viele Familien besonders in der späteren Zeit des Janitscharen-Corps die einzige Aufstiegsmöglichkeit, so dass häufig die Eltern den eigenen Sohn für die Knabenlese zur Verfügung stellten.