Liestal

Schweizer Gemeinde und Hauptort des Kantons Basel-Landschaft
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Liestal (früher Liesthal ) ist die Hauptstadt des Schweizer Kantons Basel-Landschaft sowie des Bezirks Liestal. Die Stadt liegt 17km südöstlich von Basel sowie 6km von Augst. Sitz kantonaler Behörden, Gerichte und Verwaltungen.

Wappen von Liestal
Basisdaten
Kanton: Basel-Landschaft
BFS-Nr.: 2829
PLZ: 4410
Amtssprachen : Deutsch
Fläche: 18,21 km², 1.818 ha, davon 1.025 ha Wald
Einwohner: 12'924 (Ende 2003)
Temperatur : Jahr: 10,1 °C, Januar: 2,1 °C, Juli: 20,8 °C
Höhe: 327 m ü. M.
Regen : Niederschlag pro Jahr 933 mm
Postleitzahl: 4410
Vorwahl: 061
Geografische Lage: 47° 28' n. Br., 7° 44' ö. L.
Kfz-Kennzeichen: BL
Partnerstädte : Sacramento, Waldkirch SG, Onex
Website: http://www.liestal.ch/
Stadtpräsident: Regula Gysin (seit 2004) (Exekutive)
Karte
Liestal

Liestaler Stadtwappen

Zur Zeit der bischöflichen Herrschaft (1305-1400) erhielt Liestal den Bischofsstab, den es wie das Bistum in roter Farbe führte. Besondere Kennzeichen waren die sieben gotischen "Krabben" (Tupfen) und der rote Schildrand. Nach der Trennung beider Basel übernahm die Landschaft den roten Stab als Kantonswappen. Um Verwechslungen zu vermeiden, machte man in Liestal ein seit 1407 bekanntes Stadtsiegel 1921 zum offiziellen Stadtwappen: Die untere Hälfte ist rot, die obere silbern. Darauf ein wachsender roter Bischofsstab mit sieben gotischen Krabben. Flagge: weissrot.

Geschichte

Der Name Lihstal wird 1189 erstmals genannt. Für seine Erklärung gibt es verschiedene Hypothesen: Liustatio, römischer Wachtposten zum Schutz der Strasse; Lucistabulum, Haus eines römischen Siedlers namens Lucius; Liubherestal, der Besitz eines Alemannen namens Liubirih; Lieschtal, der Ort, wo Liesche (Riedgras) wächst, wie zum Beispiel die sumpfige Gegend des späteren Weihers.

Die Gegend von Liestal war schon in vorrömischer Zeit besiedelt. Die römische Villa in Munzach und die römische Wasserleitung, die im Heidenloch und an der oberen Burghalde sichtbar ist, bilden gesamtschweizerisch bedeutende römische Bauwerke. Das Geviert des Kirchhofes geht mit grösster Wahrscheinlichkeit auf ein spätrömisches Kastell (4. Jahrhundert) zurück. Seine Entwicklung verdankt Liestal seiner verkehrsgünstigen und strategisch wichtigen Lage an der Strassengabelung zu den beiden Hauensteinpässen.

So thront auf Burghalden eine erst partiell erforschte ausgedehnte Festungsanlage des 10. Jahrhunderts. Nach der Eröffnung des Gotthardpasses und nach dem Bau der ersten Rheinbrücke im nahen Basel wird Liestal in der Mitte des 13. Jahrhunderts von den Frohburgern zur befestigten Stadt und damit zum sicheren Etappenort an der Nord-Süd-Route gemacht. Liestal wird mit Mauern, Toren und Türmen versehen. Der Markt wird vom offenen «Altmarkt» in der Nähe des Zusammenflusses von Ergolz und Frenke in die sicherere Stadt verlegt. 1305 verkaufen die Frohburger die Stadt an den Bischof von Basel. Unter der Herrschaft des Bischofs erlangten die Liestaler weitgehende Selbständigkeit. 1374 verpfändete der Bischof von Basel Liestal mit Waldenburg und Homburg dem Herzog Leopold von Österreich, der sie bald den Grafen von Thierstein überliess. Als diese 1381 das Pfand nicht zurückgeben wollten, nahm Herzog Leopold Liestal ein und verbrannte das Städtchen. Doch schon im gleichen Jahr löst der Bischof das Pfand wieder ein und gewährt Liestal neue Rechte. 1400 kauft die aufstrebende Handelsstadt Basel dem Bischof das Städtchen ab. Freiheiten und Vorrechte gehen wieder verloren und können erst im Laufe der Zeit wieder zurückerobert werden.

Der freiheitsliebende und wehrhafte Geist Liestals verwickelt die Bewohner des Städtchens immer wieder in kriegerische Auseinandersetzungen. Als Untertanen der Stadt Basel sind die Liestaler 1444 mit ihrem eigenen Banner bei St. Jakob an der Birs dabei, wo sie 23 Mitbürger verlieren. 1476 und 1477 kämpfen Liestaler in den Burgunderkriegen. Entgegen dem strikten Neutralitätsbefehl der Stadt Basel unterstützen die Liestaler 1499 im Schwabenkrieg die Solothurner und Eidgenossen. 1501 legt der Schultheiss von Liestal auf dem Basler Marktplatz im Namen seiner Mitbürger und Nachbardörfer den Eid auf den Schweizerbund ab. Es kommt immer wieder zu Scharmützeln mit den habsburgischen Rheinfeldern. Liestal rebelliert immer wieder gegen die Bevormundung durch Basel, das seine Vormacht wenn nötig auch mit Gewalt durchsetzt. Unter dem Eindruck des süddeutschen Bauernkrieges erheben sich Anfang des 16. Jahrhunderts auch die Baselbieter erfolgreich gegen die Stadt Basel.

Liestal erhält 1525 einen Freiheitsbrief, der unter anderem die Leibeigenschaft aufhebt. Wenig später schliesst sich Liestal auch der Reformation an. Im 17. Jahrhundert beteiligen sich die Liestaler an der schweizerischen Bauernbewegung und revoltieren wieder gegen die Vorherrschaft Basels. Der Aufstand scheitert. Liestal wird 1653 von Basler Truppen besetzt, und drei Liestaler Rädelsführer werden in Basel enthauptet. Schon drei Jahre später erreicht Liestal die Wiederbewaffnung des Städtchens.

Als 1789 von Frankreich her der Ruf nach Freiheit und Gleichheit ertönt, verlangt Liestal als einzige Baselbieter Gemeinde schon 1790 die Wiederherstellung der alten Rechte. Begeistert feiert Liestal 1797 den durchreisenden Napoleon. «Liestal bien patriote» nennt er das Städtchen, das zum Mittelpunkt der Baselbieter Befreiungsbewegung wird. Hier steht der erste Freiheitsbaum der deutschen Schweiz. Am 16. Januar 1798 zerrissen rebellische Liestaler die obrigkeitliche Fahne und hissten die Tricolore. Unter Führung Liestals erlangte das Baselbiet als erstes Untertanenland der Eidgenossenschaft die langersehnte Freiheit. Nach Napoleons Sturz bekam Liestal wieder die Vorherrschaft Basels zu spüren.

1830 springt der Funke der französischen Julirevolution auch ins Baselbiet. Im Liestaler Rathaus beginnt eine provisorische Regierung zu tagen. Liestal wird schliesslich zum Hauptort des am 17. März 1832 in seinen Mauern gegründeten neuen Kantons. Noch während langer Zeit prägt die revolutionäre Gesinnung die Politik Liestals, das im 19. Jahrhundert viele politische Flüchtlinge aufnimmt. 1854 erhielt Liestal Anschluss an das internationale Eisenbahnnetz; das war die Grundlage für seine Industrialisierung

Sehenswürdigkeiten

  • Munzach (825 Munciacum), römischer Herrschaftssitz aus der Mitte des 1. Jahrhunderts. Die Grabungen von 1950-1974 förderten einen mit Mosaiken und Heizungen reich ausgestatteten Herrensitz samt Landwirtschaftsbetrieb zutage (zurzeit wenig ansprechend; Neugestaltung der Ruinenanlage erst in Planung).
  • Römische Wasserleitung im Heidenloch und am Oberen Burghaldenweg. Steinenbrüggli über die Frenke (vermutlich römisch).
 
Liestal Törli, 2004
  • Erhaltene Teile der Befestigungsanlagen: Das obere Tor (Törli Wahrzeichen), Thomasturm, Reste der Stadtmauer an der Büchelistrasse. Alte Stadtmühle (1422).
  • Rathaus (1568): Ratsaal mit Kabinettscheiben (16.-17. Jahrhundert);
  • Burgunderschale, silberne, zum Teil vergoldete Schale Karls des Kühnen, die vom Liestaler Wirt Heinrich Strübin in der Schlacht von Nancy (1477) erbeutet wurde;
  • Fassadenmalereien des Rathausneubaus von 1937 und Wandgemälde im Lichthof von Otto Plattner;
  • Dichtermuseum (Spitteler, Widmann, Herwegh). Olsbergerhof (1571).
  • Ehemaliges Korn- und Zeughaus (um 1530 erbaut) seit 1981 Kantonsmuseum (mit Ausstellungen zur Naturkunde, zur Archäologie und Volkskunde sowie zur Seidenbandweberei).
  • Reformierte Stadtkirche (heutige Gestalt aus dem 16./17. Jahrhundert) mit frühgotischer Türe, Standesscheiben und Chorgestühl mit Flachschnitzerei von 1506.
  • Kantonales Regierungsgebäude (Spätbarock 1770-79 und 1850) mit Landrats- und Regierungsratssaal.
  • Ergolzhof Feldmühle. Hofgut Gräubern (1750).
  • Kantonales Gerichtsgebäude
  • Palazzo beim Bahnhof, erbaut vom Architekten des Bundeshaus
  • neue Kantonsbibliothek am Bahnhofsplatz
  • Römisch-katholische Kirche (1961).
  • Denkmäler für Georg Herwegh, Carl Spitteler usw.
  • Wasserfall Kessel.
  • Aussichtsturm Schleifenberg 614m

Brauchtum

 
Chienbäse, Liestal, Feb, 2004

Am Abend des Fasnachtssonntags werden aus Föhrenscheiten gebundene «Besen» von 20-100 kg Gewicht brennend durch die Altstadt getragen. Höhepunkte des Umzugs sind Feuerwagen, eiserne Wagen, die mehrere Tonnen brennenden Holzes tragen. Besonders hoch lodern die Flammen nach der Durchfahrt unter dem Obertor auf. Der Anlass zieht jeweils zehntausende von Zuschauern aus der ganzen Schweiz und dem angrenzenden Ausland an.

Santichlaus-Ylüüte

Am 6. Dezember um 17 Uhr versammeln sich die Liestaler Kinder in der Allee. Der Umzug wird vom traditionellen Blauen Santichlaus angeführt. Ihm folgen - von grösseren Schulkindern auf den Köpfen getragen - farbig beleuchtete Yffeln und schliesslich hinter einer riesigen, am Joch getragenen Glocke die Kinderschar. Jedes Kind trägt eine Glocke. Am Ziel des Umzugs erhalten alle vom Chlaus einen duftenden Grättimaa (oder auch Grittibänz genannt).

Wie in vielen Baselbieter Gemeinden gehört in Liestal der Banntag fest zum Jahresablauf. Am Montag vor Auffahrt ziehen die Männer von Liestal in vier Rotten aus, um die Grenzen der Gemeinde abzuschreiten. Begleitet wird der Zug von Vorderladergeknalle. In den letzten Jahren entstand um diese Knallerei eine heftige Kontroverse inklusive juristischer Geplänkel. Aus Protest gegen den reinen Männer-Festtag zieht seit einigen Jahren eine Fünfte Rotte vier Tage später, am Auffahrtstag zum alternativen Familien-Banntag los.


Schulen

Primarschulen
Fraumatt, Frenke, Mühlematt, Gestadeck, Rotacker
Sekundarschulen
Rotacker, Frenke, Burg
Realschule
Rotacker
Gymnasium
Lehrer/innenseminar
Gewerblich-Industrielle-Berufsschule
Kaufmännische Berufsschule KV
Eidgenössische Zollschule


Quellen Nachweis

Texte: Geschichte, Sehenswürdigkeiten Mit freundlicher Genehmigung - Eugen Lichtsteiner, www BL - link