Wladimir Michailowitsch Sensinow

russischer Politiker, Revolutionär und Publizist
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Wladimir Michailowitsch Sensinow (russisch Владимир Михайлович Зензинов; * 29. November 1880 in Moskau; † 20. Oktober 1953 in New York City) war ein russischer Politiker, Publizist und Revolutionär.

Studium in Deutschland

Als Sohn eines reichen Moskauer Kaufmanns und Ratsherrn wurde er Ende der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts als Schüler von der zaristischen Geheimpolizei Ochrana verwarnt, weil er revolutionäre Schriften verteilt hatte. Nach dem Besuch eines Gymnasiums bis 1899 reiste er nach Deutschland und studierte dort ab 1900 die Fächer Philosophie, Ökonomie, Geschichte und Rechtswissenschaften in Heidelberg, Berlin und Halle (Saale).[1]Während seines Studiums gehörte er dem Kreis Deutsch-sozialistischer Revolutionäre an, dem auch Nikolai Dmitrijewitsch Awksentjew, I.I. Fundaminski und Abram Rafailowitsch Gots mitwirkten. Im Januar 1904 kehrte er nach Moskau zurück und wurde bald ein führendes Mitglied der Partei der Sozialrevolutionäre (SR). Er hatte den Auftrag, in Moskau die Organisation der SR aufzubauen.

Verbannung, Flucht und revolutionäre Tätigkeit

Am 9. Januar 1905 wurde er verhaftet und saß anschließend sechs Monate in Untersuchungshaft. Dann wurde er zu fünf Jahren Verbannung ins östliche Sibirienverurteilt. Wegen Ausbruch des Russisch-Japanischer Krieges wurde seine Verbannung in die Provinz von Archangelsk verlegt. Schon am Tage der Ankunft flüchtete er von dort in die Schweiz, wo er im August 1905 in Genf ankam. Danach ging er nach St. Petersburg, wo er der terroristischen Gruppe der Sozialrevolutionäre beitrat. In den folgenden Monaten wurde Sensinow eine führenden SR, um einen revolutionären Straßenkampf zu führen. Doch das Zentralkomitee der SR hatte ausdrücklich vor diesem militärpolitischen Kurs gewarnt.[2]

Im Januar 1906 beteiligte er sich an den Vorbereitungen zur Ermordung des Generalgouverneurs von Moskau, Admiral Fjodor Wassiljewitsch Dubassow. Doch schon im Frühling des Jahres 1906 ging er in die Distrikte von Kiew und Tschernigow, um dort in der Landwirtschaft zu arbeiten. Seine Arbeit wurde durch die Auflösung der Staatsduma am 9. Juli 1906 unterbrochen. Er fuhr nach St. Petersburg, wo ert im September 1906 verhaftet wurde, um in die Verbannung nach Sibierien geschickt zu werden. Im Sommer 1907 kam er mit mehreren Gefangenen nach Jakutsk, von wo er durch die Taiga mehr als 1800 km nach Ochotsk flüchtete. Von dort gelangte er mit einem japanischen Fischerboot nach Japan. Über Schanghai, Hong Kong, Singapur und Colombo gelangte er durch den Suez-Kanal nach Europa.

Erneute Verbannung und antibolschewistische Tätigkeit

Im Jahre 1910 kehrte er nach St. Petersburg zurück und wurde wieder verhaftet. Nach sechs Monaten Haft in der Peter-und-Paul-Festung wurde er in eine Region so weit nördlich von Jakutsk entfernt verbannt, aus der eine Flucht unmöglich war. Dort verbrachte er die nächsten fünf Jahre mit ethnografischen und ornithologischen Studien, über die er später mehrere Bücher veröffentlichte. Nach der Verbannung kam er im Jahre 1915 nach Moskau und ging dann wieder nach St. Petersburg, wo er von Januar 1917 bis Januar 1918 blieb und Augenzeuge der Oktoberrevolution wurde. Dort wurde er in die Verfassungsgebende Versammlung gewählt.

Als Mitherausgeber arbeitete er an der Zeitung Delo Naroda der SR mit.[3] Im Sommer 1918 ging er in die Wolga-Region, wo sich die antibolschewistischen Kräfte versammelten. Als am 8. Juni 1918 in Samara eine Konstituierende Versammlung (Komutsch) gebildet wurde, gehörte er dem Organisationskomitee an.[4] Als am 23. September 1918 das Ufaer Direktorium gebildet wurde, das eine Provisorische Gesammtrussische Regierung der Gegner der Bolschewiki vereinte, wurde er deren Mitglied. Im Oktober 1918 zog das Ufaer Direktorium nach Omsk. Dort drang am 18. November 1918 eine Abteilung Kosaken unter dem Kommando des Befehlshabers der sibirischen Kosakendivision Oberst Wjatscheslaw Iwanowitsch Wolkow[5]in die Wohnungen der Mitglieder des Dirketoriums und verhaftete sie. Sensinow, Awksentjew, J.F. Rogowski und A.A. Argunow wurden zum Stab des Atamans I. N. Krasilnikow gebracht und einige Tage später aus Russland nach China ausgewiesen.[6]

Emigration nach Europa und die USA

Von China reiste er über die USA nach Paris, wo er im Januar 1919 ankam. Dort wurde im Mai 1920 das Administrative Zentrum" von Sozialrevolutionären und anderen politischen Emigranten gegründet, darunter Sensinow, Awksentjew, Wiktor Michailowitsch Tschernow und Alexander Fjodorowitsch Kerenski. Das Zentrum versuchte von Paris aus, die politische Entwicklung in Russland zu beeinflussen. Doch schon im April 1922 stellte das Zentrum seine Tätigkit ein.[7]Sensinow reiste von Paris nach Prag und Berlin, um dann wieder nach Paris zurückzukehren. Bis 1939 arbeitete er bei verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften wie Wolja Rossija", "Golos Rossi", "Dni", "Nowajaa Rossija" und "Sowremenijee Zapiski". Im September 1939, bei Ausbruch des Zwiten Weltkriegs, reiste er nach Finnland und sammelte dort Informationen zu einem Buch über die Sowjetunion, das er in New York im Jahre 1945 veröffentlichte. Nachdem er im Jahre 1940 nach New York reiste, blieb er dort bis zu seinem Lebensende im Jahre 1953.

Schriften

  • Le Parti socialiste revolutionnaire et la situation actuelle en Russie, mit E. Rubanowitsch und Wasili Sukhomlin, Paris 1919
  • Iz zhizni revoliutsionera, Paris 1919
  • Gosudarstvennyi perevorot Admirala Kolchaka v Omske 18 noyabrya 1918 goda : sbornik dokumentov, Paris 1919
  • Dallo zarismo al bolscevismo : ricordi dun rivoluzionario russo, Rom 1920
  • The Russian situation mit Ilya Lwowitsch Tolstoi,, 1924
  • Nena, Berlin 1925
  • Zheleznyi skrezhet. Iz amerikanskikh vpechatlenii, Paris 1926
  • Bezprizornye, Paris 1929
  • Die Tragödie der verwahrlosten Kinder Russlands, Zürich 1930
  • Deserted: The Story of the Children Abandoned in Soviet Russia, London 1931. Reprint 1975: ISBN 088355190X1975
  • The Road to Oblivion mit Isaac Don Levine, London 1932
  • Vstrecha s Rossiyei, New York 1945
  • Perezhitoe, New York 1953

Web Seiten

Einzelnachweise

  1. Manfred Hildermeier, The Russian Socialist Revolutionary Party before the First World War, New York 2000, S. 385
  2. Manfred Hildermeier, ebenda, S. 238
  3. Heinrich R. Schulz et al.(Hrsg,), Who was Who in the USSR, Metuchen (NJ) USA, 1972, S. 629
  4. G.N. Golikow, M.I. Kusnezow, Lexikon der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution, Leipzig 1987, S. 432
  5. Jamie Bisher, White terror: Cossack warlords of the Trans-Siberian, New York 2005, S. 50
  6. David Golnikow, Fiasko einer Konterrevolution - Das Scheitrn antisowjetischer Verschwörungen in der UdSSR (1917-1925), Berlin 1982, S. 287
  7. David Golinkow, ebenda, S. 529