Christoph Daum

deutscher Fußballtrainer (1953–2024)
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Christoph Daum (* 24. Oktober 1953 in Zwickau) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler und heutiger -trainer.

Christoph Daum
Personalia
Geburtstag 24. Oktober 1953
Geburtsort ZwickauDDR

Karriere als Fußballspieler

Christoph Daum begann seine Fußballerkarriere 1971 in der Jugendmannschaft bei SF Hamborn 07, wechselte dann 1972 zu Eintracht Duisburg, spielte während seiner Studienzeit im Lehrerturnverein Duisburg sowie ab 1975 beim 1. FC Köln, wo er bei den Amateuren zum Einsatz kam.

Karriere als Trainer

Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn erwarb er den Trainerschein des DFB.

1. FC Köln

1981 wurde Daum Amateurtrainer beim 1. FC Köln. In der Saison 1985/86 wurde er zum Co-Trainer und 1986 zum Cheftrainer der Bundesligamannschaft des 1. FC Köln befördert. Er führte den Verein zurück in die Spitzengruppe und wurde einmal Dritter (1988) und zweimal Vizemeister (1989 und 1990). Während der Weltmeisterschaft 1990 wurde Daum vom damaligen Präsidenten Dietmar Artzinger-Bolten entlassen. Während damals offiziell keine Begründung für die Entlassung Daums genannt wurde, sagte Artzinger-Bolten nach Bekanntwerden von Daums Kokain-Affäre im Jahr 2000: "Ich fühle mich bestätigt, daraus können Sie Ihre Schlüsse ziehen.“ Damit deutet er an, dass zum damaligen Zeitpunkt bereits der Kokain-Konsum Daums zur Entlassung führte.

VfB Stuttgart

Im November 1990 wechselte Daum zum VfB Stuttgart, mit dem er 1992 den Meistertitel der Fußball-Bundesliga errang.

In der Folgesaison unterlief Daum in der ersten Runde des Europapokals gegen Leeds United am 30. September 1992 ein Fehler: Er wechselte einen (damals nicht gestatteten) vierten Ausländer ein. Das Spiel wurde nach einem Protest von Leeds mit 3:0 statt 4:1 für Leeds gewertet. Da der VfB das Hinspiel 3:0 gewonnen hatte, wurde ein Entscheidungsspiel auf neutralem Boden angesetzt und der Verein schied nach der Niederlage im fast leeren Stadion Camp Nou in der ersten Runde der UEFA Champions League aus. Damit verpasste der VfB die Teilnahme an den neu geschaffenen Gruppenspielen. In der Winterpause 1993/94 musste Daum den Verein verlassen.

Besiktas Istanbul und Bayer 04 Leverkusen

Ab 1994 arbeitete Daum beim türkischen Fußballverein Beşiktaş Istanbul, bevor er zwei Jahre später nach Deutschland zurückkehrte und von Bayer 04 Leverkusen als Trainer verpflichtet wurde. Aufgrund der sogenannten Kokain-Affäre wurde Christoph Daum 2000 in Leverkusen entlassen.

Austria Wien und Fenerbahçe Istanbul

Er wechselte erneut zu Beşiktaş Istanbul (März 2001 bis Mai 2002) und anschließend zum FK Austria Wien (Oktober 2002 bis Juni 2003). Mit dem Verein holte er die österreichische Meisterschaft. Ab 1. Juli 2003 arbeitete Christoph Daum als Cheftrainer bei Fenerbahçe Istanbul, der 2004 und 2005 türkischer Meister wurde. Zum Ende der Saison 2005/06 reichte Daum aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt ein.

Während der 4. INAS-FID Fußball WM der Menschen mit Lern- und geistiger Behinderung im August und September 2006 in Deutschland war Christoph Daum als Trainerassistent tätig.

Zweites Engagement beim 1. FC Köln

Am 27. November 2006 wurde Daum zum zweiten Mal Trainer des 1. FC Köln, mit dem er im Mai 2008 den Aufstieg in die 1. Bundesliga schaffte. Daums Vertrag lief zwar noch bis 2010, hatte aber eine Sonderkündigungsklausel für den Ablauf der Saison 2008/09 [1], von welcher er fristgemäß zum 31. Mai 2009 Gebrauch machte und den Verein zum 30. Juni 2009 verließ.

Zweites Engagement bei Fenerbahçe Istanbul

Seit Juli 2009 war Daum erneut Trainer bei Fenerbahçe Istanbul. Er sah darin eine größere Herausforderung (Champions League) und bessere Möglichkeiten als beim 1. FC Köln, wo er von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch machte. Am 25. Juni 2010 wurde bekannt, dass sich Daum und der Verein auf eine vorzeitige Vertragsauflösung geeinigt haben.[2]

Kokain-Affäre

In einem der größten Skandale in der Geschichte des deutschen Fußballs wurde Christoph Daum, damals Trainer von Bayer 04 Leverkusen und designierter Bundestrainer der deutschen Fußballnationalmannschaft, im Oktober 2000 der Konsum von Kokain nachgewiesen. Angestoßen wurde die Affäre durch die zunächst interne, dann öffentliche Forderung Uli Hoeneß’ an Christoph Daum, die Aussage, er wäre verschnupft, zu bestreiten. Daum, der zunächst eine Verleumdungsklage gegen Hoeneß eingereicht und mehrfach öffentlich seine Unschuld beteuert hatte, sah sich schließlich unter wachsendem öffentlichen Druck veranlasst, die gerichtsmedizinische Analyse einer Probe seiner Haare auf Drogenrückstände zuzulassen. Auf einer zuvor am 9. Oktober 2000 eigens einberufenen Pressekonferenz erklärte Daum diese freiwillige Haarprobe und äußerte: „Ich tue das, weil ich ein absolut reines Gewissen habe“.

Nachdem ihm am 20. Oktober 2000 das Institut für Rechtsmedizin der Universität Köln das Ergebnis der Haaranalyse mitgeteilt und Kokainkonsum[3] nachgewiesen hatte, wurde Daum als Vereinstrainer fristlos entlassen, außerdem sein ab 1. Juni 2001 laufender Vertrag als Bundestrainer der deutschen Fußballnationalmannschaft vom DFB aufgelöst.

Daum verließ anschließend Deutschland und verbrachte zweieinhalb Monate in Florida in den USA. Von dort versuchte er zunächst weiterhin, seine Unschuld zu beweisen, unter anderem mit einer zweiten, privat in Auftrag gegebenen Haaranalyse, deren angeblich ihn entlastendes Ergebnis er im November 2000 vorlegte. Am 12. Januar 2001 jedoch, einen Tag nach seiner Rückkehr nach Deutschland, gab Daum auf einer Pressekonferenz in Köln erstmals den Konsum von Kokain zu.

Das spätere Gerichtsverfahren vor dem Landgericht Koblenz wegen Erwerb von und Anstiftung zum Handel mit Kokain gegen Daum wurde gegen Zahlung einer Geldbuße von 10.000 Euro eingestellt.

Weitere Kontroversen

Geldstrafe wegen Manipulationsvorwürfen

Am 21. August 2007 leitete der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ein Ermittlungsverfahren gegen Daum ein, da dieser nach einer 0:1-Heimniederlage des 1. FC Köln gegen Alemannia Aachen den Schiedsrichtern in einem Fernsehinterview bewusste Spielmanipulation zu Ungunsten seiner Mannschaft vorgeworfen hatte. Da Daum im Nachhinein jedoch die Vorwürfe zurücknahm und sich bei dem Unparteiischen entschuldigte, wurde er mit einer Sperre von 2 Spielen und 10.000 Euro Geldstrafe bestraft.[4]

Vorwurf der Homophobie

In einer Dokumentation des DSF mit dem Titel Das große Tabu - Homosexualität & Fußball mit Erstausstrahlung am 28. Mai 2008, aus der Zitate schon am 22. Mai 2008 bekannt wurden, äußerte Daum sich wie folgt: „Da wird es sehr deutlich, wie sehr wir dort aufgefordert sind, gegen jegliche Bestrebungen, die da gleichgeschlechtlich ausgeprägt ist, vorzugehen. Gerade den uns anvertrauten Jugendlichen müssen wir mit einem so großen Verantwortungsbewusstsein entgegen treten, dass gerade die, die sich um diese Kinder kümmern, dass wir denen einen besonderen Schutz zukommen lassen.“ und Bezug nehmend auf DFB-Chef Theo Zwanziger, der schon im Dezember erklärte, Fußballer beim Coming-out gegebenenfalls unterstützen zu wollen[5]: „Und ich hätte da wirklich meine Bedenken, wenn dort von Theo Zwanziger irgendwelche Liberalisierungsgedanken einfließen sollten. Ich würde den Schutz der Kinder über jegliche Liberalisierung stellen.“

Dies rief viel Kritik hervor, unter anderem von Volker Beck, der meinte, dass Daum „Lesben und Schwule diffamiert, indem er sie in die Nähe von Kinderschändern rückt“[6], ein althergebrachtes Vorurteil. Daum versuchte am 23. Mai zu relativieren und verteidigte sich damit, dass er grundsätzlich ein liberaler Mensch sei und es auch in seinem Bekanntenkreis Homosexuelle gebe, von denen auch welche in gleichgeschlechtlichen Beziehungen leben. „Kinderschutz geht mir aber über alles. Kinder müssen vor Gewalt und sexuellen Übergriffen, ganz gleich ob von homo- oder heterosexuellen Menschen, geschützt werden. Deswegen arbeite ich auch aktiv bei der Organisation Power-Child e.V. mit.“[7] Daraufhin warf ihm der Journalist Thomas Winkler vor, Daum würde durch das Wort „aber“ erneut einen Bezug zwischen Homosexualität und sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen herstellen.[8]

Am 26. Mai erklärte Daum nochmals, dass es sich um mißverständliche Aussagen seinerseits gehandelt habe und „Noch mal: Mir geht es um Kinderschutz. Der steht für mich über allem. Für dieses Anliegen muss ich mich nicht entschuldigen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich keine Probleme mit Homosexuellen habe.“[9] Worin der mögliche Zusammenhang zu einer Bewegung gegen Homophobie im Fußball besteht, wurde nicht erklärt. Der schwul-lesbische Fanclub des 1. FC Köln, Andersrum Rut-Wieß, bot Daum eine Aussprache an, um darzulegen, warum die gemachten Äußerungen von ihm nicht zu tolerieren seien, und um Daum eine Chance zu geben, mögliche Missverständnisse auszuräumen.[10] Daum nahm die Einladung Anfang August 2008 an, distanzierte sich von seinen homophoben Äußerungen und entschuldigte sich bei Mitgliedern des schwul-lesbischen Fanclubs.[11]

Die mediale Aufmerksamkeit hatte zur Folge, dass dem am Abend des 23. Mai im Kölner RheinEnergieStadion stattfindenden 2. Aktionsabend gegen Homophobie im deutschen Fußball mehr Resonanz zuteil wurde als der ersten Veranstaltung im Oktober des Jahres davor.[12]

Trainerlaufbahn (Profivereine)

Trainerlaufbahn
Amtszeit Verein Titel
1985–1990 Vorlage:Flagicon 1. FC Köln
1990–1993 Vorlage:Flagicon VfB Stuttgart 1992 - Meisterschaft
1992 - Supercupsieger
1994–1996 Vorlage:Flagicon Besiktas Istanbul 1994 - Türkischer Pokal
1994 - Supercupsieger
1995 - Meisterschaft
1996–2000 Vorlage:Flagicon Bayer 04 Leverkusen
2001–2002 Vorlage:Flagicon Besiktas Istanbul
2002–2003 Vorlage:Flagicon FK Austria Wien 2003 - Österreichischer Pokal
2003 - Meisterschaft
2003–2006 Vorlage:Flagicon Fenerbahce Istanbul 2004 - Meisterschaft
2005 - Meisterschaft
2006–2009 Vorlage:Flagicon 1. FC Köln 2008 - Aufstieg in die 1. Bundesliga
2009–2010 Vorlage:Flagicon Fenerbahce Istanbul 2009 - Supercupsieger

Privates

Daum ist zum zweiten Mal verheiratet, hat vier Kinder und lebt mit seiner zweiten Ehefrau Angelica Camm-Daum in Köln-Hahnwald. Die Trauung seiner zweiten Ehe wurde im September 2007 im Mittelkreis des Kölner RheinEnergieStadions vollzogen.

Commons: Christoph Daum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kündigungsoption bei Daum, kicker.de, 2. Juni 2009, abgerufen am 2. Juni 2009
  2. [1] Mitteilung des Vereins (deutsch), 25. Juni 2010
  3. Der Soziologe Günter Amendt in der taz vom 23. Oktober 2000 zum Kokainkonsum des Fußball-Managers Christoph Daum: „Das ist ein Dopingfall. Fußball ist Teil der neuen Unterhaltungsindustrie. Der Druck ist unmenschlich. Der Treibstoff der New Economy ist Kokain.“
  4. DFB zieht Daum aus dem Verkehr Bericht auf sport.ard.de
  5. DFB-Chef will Homo-Fußballern helfen, queer.de, 20. Dezember 2007
  6. Volker Beck kritisiert Daum, queer.de, 23. Mai 2008
  7. Tagesspiegel: TV-Dokumentation: Streit um Daum-Äußerungen zu Homosexuellen, Zeit online, 23. Mai 2008
  8. Thomas Winkler: Kölns Trainer diffamiert Schwule und Lesben - Daum bald Stargast beim CSD?, taz.de, 26. Mai 2008
  9. Beleidigung - FDP-Politiker greift Daum an, express.de, 27. Mai 2008
  10. RPO: Schwulen-Affäre - Fanklub bietet Daum Aussprache an, rp-online.de, 26. Mai 2008
  11. Queer:Daum entschuldigt sich bei schwulen Fans
  12. Anne Richter: Theo Zwanziger: "Der Ball ist für alle da", queer.de, 26. Mai 2008