Dame Valerie Jane Goodall, DBE (* 3. April 1934 in London) ist eine britische Verhaltensforscherin. Sie untersucht seit 1960 das Verhalten von Schimpansen im Gombe Stream National Park in Tansania.

Goodall ist neben Dian Fossey (Gorillas) und Biruté Galdikas (Orang-Utans) eine von drei Frauen, die auf Anregung des Paläontologen Louis Leakey Anfang der 1960er-Jahre Langzeitstudien über Menschenaffen begannen. Leakey hoffte, von diesen Verhaltensbeobachtungen Rückschlüsse auf das Verhalten der Vormenschen ziehen zu können.
Leben und Leistungen
Nach ihrer Schulausbildung besuchte sie zunächst eine Schule für Sekretärinnen, realisierte 1957 aber auf Einladung eines ehemaligen Schulkameraden ihren lang gehegten Traum, Afrika kennen zu lernen, und reiste nach Kenia. Im Kenya National Museum fand sie eine Anstellung und kam so in Kontakt mit dessen Direktor Louis Leakey.
Obwohl Goodall zuvor nicht studiert hatte und daher den mindestens erforderlichen Bachelor-Grad nicht besaß, durfte sie sich in Anerkennung ihrer außergewöhnlich ertragreichen Verhaltensbeobachtungen und einer höchst selten erteilten Ausnahmegenehmigung bereits ab 1962 an der Universität Cambridge zur Promotion einschreiben, die sie 1965 mit Erfolg abschloss.
Viele Erkenntnisse über Schimpansen sind auf Jane Goodalls Arbeiten zurückzuführen. Sie entdeckte, dass Schimpansen zum Gebrauch von Werkzeugen fähig sind: Zum einen brechen sie Zweige ab und angeln mit ihnen Termiten aus den Löchern ihrer Bauten; zum anderen verwenden sie Steine als Hammer und Amboss, um Nussschalen zu sprengen. Ferner fand sie heraus, dass Schimpansen auch Fleisch fressen und sogar gemeinschaftlich auf die Jagd nach anderen Affenarten gehen sowie in Gruppen andere Schimpansengruppen attackieren.
Goodall war eine der ersten Forscherinnen, die den von ihr beobachteten Tieren keine Nummern, sondern Namen gab. Diese Praxis stieß damals in der wissenschaftlichen Gemeinde auf Ablehnung, weil dadurch angeblich die Objektivität verloren ging – und nicht zuletzt auch deshalb, weil Jane Goodall zuvor nur als Sekretärin und Kellnerin gearbeitet hatte. Inzwischen sind viele Wissenschaftler Goodalls Beispiel gefolgt.
Der Cartoonist Gary Larson hat Jane Goodall in einem Cartoon verewigt. Da sie sich darüber freute, werden heute T-Shirts mit diesem Cartoon verkauft. Der Erlös daraus geht an das von ihr 1976 gegründete Jane Goodall Institute for Wildlife Research, Education and Conservation, das sich den Schutz der bedrohten Schimpansen zum Ziel gesetzt hat.
1991 gründete Goodall mit Kindern in Tansania die Aktion Roots & Shoots (englisch für Wurzeln und Schösslinge, aber auch Wurzeln und Sprösslinge), die inzwischen bereits in über 40 Ländern aufgegriffen wurde. In Roots & Shoots-Gruppen entwickeln Kinder eigene Ideen und kleine Projekte im Bereich Natur- und Umweltschutz, um so zur Verbesserung des Lebens auf der Erde beizutragen.
Heute setzt sich Goodall außerdem im Great Ape Project für bestimmte Rechte der großen Menschenaffen ein, die den Menschenrechten ähnlich sind. Seit 2002 ist sie Friedensbotschafterin der UNO.
Weiterhin wirbt sie für Alternativen zu Tierversuchen. Im Mai 2008 forderte sie das Nobelpreiskomitee auf, einen Nobelpreis für Alternativmethoden zu Tierversuchen zu schaffen [1].
1964 bis 1974 war sie mit dem Tierfilmer Hugo van Lawick (1937-2000) verheiratet, mit dem sie Filme drehte und mit dem sie auch einen Sohn hat.
Auszeichnungen
- 1990 Kyoto-Preis
- 1997 Global 500 Award
- 2002 Konrad-Lorenz-Preis
- 2003 Prinz-von-Asturien-Preis
- Ehrenmitglied des Club of Budapest
- 2004 Dame Commander (DBE) im Order of the British Empire
- 2005 Officier de l’Ordre de la Légion d’Honneur
Schriften
- In the shadow of man. William Collins Sons & Co., London 1971, ISBN 0002113570 (Deutsche Übersetzung: Wilde Schimpansen.)
- The Chimpanzees of Gombe. Patterns of Behaviour. Belknap Harvard University Press, Cambridge/Massachusetts 1986, ISBN 0674116496
- Grund zur Hoffnung. Autobiografie. Riemann 1999, ISBN 978-3570500071
Literatur
- Dale Peterson: Jane Goodall. The woman who redefined man. Houghton Mifflin Company, Boston, 2006, ISBN 978-0395854051
Einzelnachweise
- ↑ Goodall urges Nobel prize for sparing lab animals. The Guardian, Wednesday May 28 2008.
Weblinks
Siehe auch
Personendaten | |
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NAME | Goodall, Jane |
ALTERNATIVNAMEN | Morris-Goodall, Valerie Jane (Geburtsname); Van Lawick-Goodall, Jane |
KURZBESCHREIBUNG | britische Verhaltensforscherin |
GEBURTSDATUM | 3. April 1934 |
GEBURTSORT | London |