Die Rhätische Bahn (RhB ), (ital. Ferrovia retica, rätoromanisch Viafier retica) ist eine Schmalspurbahn im Kanton Graubünden in der Schweiz. Von der Rechtsform her ist die RhB eine Aktiengesellschaft. Das Aktienkapital ist heute wie folgt aufgeteilt:
- 52% Kanton Graubünden
- 43 % Bund
- 5% Private

Die RhB verfügt über ein ausgedehntes Streckennetz mit einer Länge von ca. 400 km und einer Spurweite von 1.000 mm.
Geschichte
Der Bau der Rhätischen Bahn geht auf die Initiative des Niederländers Willem-Jan Holsboer zurück Dieser war der Hauptinitiator der Eisenbahnlinie von Landquart nach Davos, der ersten Linie im Streckennetz der späteren RhB.
Am 7. Februar 1888 wurde auf Initiative Holsboers hin die Schmalspurbahn Landquart-Davos AG (LD) gegründet. Ursprünglich wollte die Gesellschaft von Landquart nach Davos eine Zahnradbahn erstellen, um die Steigungen auf dieser Gebirgsstrecke zu überwinden. Eine Variante mit drei Spitzkehren war ebenfalls im Gespräch. Beide Varianten wurden jedoch aufgrund des Erfolges der zahnrad- und spitzkehrfreien Gotthardbahn verworfen und der Bau einer reinen Adhäsionsbahn beschlossen. Der erste Spatenstich erfolgte am 29. Juni 1888.
Schon 1889 konnte der Streckenteil von Landquart nach Klosters und acht Monate Später die ganze Strecke bis Davos eröffnet werden.
Aufgrund der weiteren, ebenfalls auf Holsboer zurückgehenden Pläne für eine Expansion der Bahn auch in andere Regionen des Kantons Graubünden, änderte die Schmalspurbahn Landquart-Davos AG im Jahre 1895 ihren Namen in Rhätische Bahn (RhB).
1897 wurde die RhB nach einem Volksentscheid zur bündnerischen Staatsbahn
In der Folge wurde das Streckennetz zügig erweitert:
- 1903 Eröffnung der Albulastrecke von Thusis über Tiefencastel, Filisur und Samedan nach St. Moritz.
- 1904 Eröffnung der Strecke von Reichenau durch die Vorderrheinschlucht nach Ilanz.
- 1908 Eröffnung der Strecke von Pontresina nach Samaden.
- 1909 Eröffnung der Strecke von Davos nach Filisur.
- 1912 Eröffnung der Strecke von Ilanz nach Disentis.
- 1913 Eröffnung der Strecke von Samedan über Zernez nach Scuol. Pläne für eine Weiterführung dieser Strecke nach Landeck im österreichischen Tirol wurden nicht mehr verwirklicht.
Die Strecke von Samedan nach Scuol war, anders als die vorher eröffneten Strecken, von Anfang an elektrifiziert. Zwischen 1913 und 1922 wurde das gesamte Stammnetz elektrifiziert. Die Elektrifizierung machte den Zugbetrieb erheblich leistungsfähiger und behob für die Bahn den vor allem durch den Ersten Weltkrieg bedingten Kohlemangel. Als Stromsystem kam die auf dem RhB-Stammnetz bis heute übliche Wechselspannung von 11 kV und 16 2/3 Hz zur Anwendung.
1942 übernahm die RhB die bis dahin selbständigen Bahnen Chur-Arosa Bahn, Misoxerbahn,und Berninabahn.
Während der wirtschaftlich schwierigen Jahre des zweiten Weltkrieges und bis weit in die Siebzigerjahre hinein, geriet die RhB in finanzielle Nöte. Nur mit grosszügigen Subventionen des Bundes konnte sie diese frequenzschwache Zeit ohne Streckenabbau und Bahnhofschliessungen meistern. Zeitweise wurde sogar die Übernahme der RhB durch die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) diskutiert.
Erst als der Bund ab Ende Siebziger- / Beginn Achtzigerjahre die Subventionen drastisch zu senken begann, besann sich die RhB auf ihre Stärken. Zielstrebig begann sie ihre attraktive Streckenführung in einer atemberaubend schönen Landschaft touristisch zu vermarkten.
Es wurden attraktive Angebote wie der Glacier-Express, der Palm-Express und der Heidiexpress kreiert, die während des Grossteils des Jahres dank Besuchern aus der ganzen Welt für volle Züge sorgen.
Ausserdem wurden umsatzschwache Bahnhöfe geschlossen oder zu Haltestellen herabgestuft. Die Strecke von Mesocco nach Bellinzona wurde zunächst für den Personenverkehr und mittlerweile auch für den Güterverkehr stillgelegt.
Zusätzlichen Auftrieb erhielt die RhB durch den erwähnten Bau der Vereinalinie, welche von Landquart über Klosters, durch den im Jahre 1999 eröffneten Vereinatunnel, ins Unterengadin führt. Auf dieser Linie werden nebst Personen vor allem auch PWs und Lastwagen transportiert, welche sich dadurch die beschwerliche und im Winter gefährliche Fahrt über den Flüelapass ersparen können.
Das Unterengadin ist durch diesen Tunnel um zwei, im Winter sogar drei Stunden der Kantonsshauptstadt Chur und den Zentren des schweizerischen Mittellandes, wie Zürich, St. Gallen oder Bern, nähergerückt. Die Frequenzen der grösstenteils vom Bund finanzierten Vereinalinie haben bisher sämtliche Erwartungen übertroffen und dem Unterengadin, vor allem Scuol einen gewissen wirtschaftlichen Aufschwung, aber auch einen teilweise fragwürdigen Tagestourismus, gebracht.
Die wirtschaftlichen Probleme der RhB sind trotz aller Neuerungen jedoch nicht völlig aus der Welt geschafft. Hingegen konnten durch die erwähnten Vorkehrungen die gekürzten Subventionen des Bundes kompensiert werden.
Das Netz der Rhätischen Bahn
Die Strecke von Landquart nach Davos-Platz
Der Bahnhof Landquart ist ein Eisenbahnknoten. Reisende aus Richtung Zürich, St. Gallen oder Chur die ins Prättigau, nach Davos oder durch den Vereinatunnel ins Unterengadin wollen, müssen hier von der Normalspurbahn der SBB auf die Schmalspurbahn der RhB umsteigen (aus Richtung Chur gibt es jedoch auch direkte Züge der RhB über Landquart nach Klosters und Davos bzw. Scuol).
Zwischen Malans und der Station Seewis-Valzeina (593 m ü. M.) führt die Strecke durch den 1017 m langen Chlus-Tunnel, der seit 1963 eine enge Schlucht, die Chlus umgeht. Parallel zu diesem Tunnel verläuft auch ein Strassentunnel, durch den die Hauptstrasse 28 führt.
Hinter Grüsch erreicht die Strecke den dreigleisigen Bahnhof Schiers. Hier enden die Nahverkehrszüge aus Chur und Thusis. Hinter Schiers wechselt die Strecke auf die südliche Seite der Landquart.
Hinter Serneus sticht vor allem die 525 m lange und 60 m hohe Sunnibergbrücke ins Auge, Kernstück der für den Strassenverkehr gebauten Ortsumfahrung von Klosters, die das südlich der Bahn entlang laufende Tal der Landquart überspannt.
Der Bahnhof Klosters besteht aus drei überdachten Bahnsteiggleisen. Ein weiteres Durchfahrtsgleis dient dem Güterverkehr. Hinter dem Bahnhof liegt in einer 45°-Kurve die ungewöhnlich wirkende Maag-Brücke. Sie ist mit einer Überdachung gegen Lawinengefahren geschützt und stellt die letzte Querung der Landquart dar. Die zweigleisige Brücke führt zu zwei Tunnelbauwerken:
- Beim Tunnel auf der linken Seite handelt es sich um den Zugwaldtunnel, durch den die wichtige, im Jahr 1999 eröffnete Vereinastrecke durch den Vereinatunnel ins Unterengadin führt.
- Die Strecke nach Davos verläuft durch den rechten, 402 m langen Klosters-Kehrtunnel und wendet sich dabei in einem weiteren 4°-Winkel nun nach Westen. Hier liegt die Steigung bei 45 Promille.
Ab Cavadürli, einem Beliebten Ausgangspunkt für Wanderungen, führt die Strecke durch dichte Lärchen- und andere Nadelwälder zur Station Davos-Laret. Höchster Punkt ist die Haltestelle Davos-Wolfgang. Danach führt die Strecke wieder bergab und dem Davoser See entlang zum Bahnhof Davos-Dorf und weiter nach Davos-Platz. Der Banhof Davos-Platz ist die Endstation.
Die landschaftlich und, nicht nur wegen des berühmten Wiesenerviadukts, bahnbautechnisch hochinteressante Fortsetzungsstrecke zur Albulabahn bei Filisur wird jedoch vom Heidiexpress (der von Chur über Landquart - Davos- Filisur-Albulatunnel ins Oberengadin führt) sowie von Regional- und Pendelzügen befahren.
Bahnhofe und Stationen der RhB Strecke Landquart-Davos:
Bahnhof/Station | Kilometrierung | Höhenlage |
---|---|---|
Landquart | 0,000 km | 523 m ü.M. |
Malans | 2,072 km | 536 m ü.M. |
Grüsch | 7,905 km | 630 m ü.M. |
Schiers | 11,457 km | 654 m ü.M. |
Fuchsenwinkel | 14,854 km | 715 m ü.M. |
Jenaz | 16,761 km | 723 m ü.M. |
Fideris | 18,202 km | 744 m ü.M. |
Küblis | 21,443 km | 810 m ü.M. |
Saas | 24,595 km | 935 m ü.M. |
Serneus | 27,695 km | 1'028 m ü.M. |
Klosters-Dorf | 30,653 km | 1.124 m ü.M. |
Klosters-Platz | 32,436 km | 1.191 m ü.M. |
Cavadürli | 36,623 km | 1.352 m ü.M. |
Davos-Laret | 40,823 km | 1.522 m ü.M. |
Davos-Wolfgang | 43,685 km | 1.625 m ü.M. |
Davos-Dorf | 47,331 km | 1.560 m ü.M. |
Davos-Platz | 49,978 km | 1.540 m ü.M. |
Die Strecke von Landquart nach Thusis
Die Albulabahn von Chur nach St. Moritz
Hauptartikel: Albulabahn
Die Strecke von Filisur nach Davos
Die Strecke von Reichenau nach Disentis
Die Strecke von St. Moritz nach Scuol
Bahnhofe und Stationen der RhB Strecke St. Moritz - Scuol-Tarasp
Bahnhof/Station | Kilometrierung | Höhenlage |
---|---|---|
Scuol-Tarasp | 0,0 km | 1286 m ü.M. |
Ardez | 7,6 km | 1431 m ü.M. |
Guarda | 11,7 km | 1431 m ü.M. |
Lavin | 14,9 km | 1431 m ü.M. |
Sagliains | 16,3 km | 1431 m ü.M. |
Susch | 18,2 km | 1434 m ü.M. |
Zernez | 24,7 km | 1470 m ü.M. |
Cinuos-chel - Brail | 34,7 km | 1628 m ü.M. |
S-chanf | 39,0 km | 1669 m ü.M. |
Zuoz | 41,2 km | 1692 m ü.M. |
Madulain | 43,5 km | 1697 m ü.M. |
La Punt - Chamues-ch | 45,0 km | 1696 m ü.M. |
Bever | 49,4 km | 1710 m ü.M. |
Samedan | 51,5 km | 1705 m ü.M. |
Celerina | 54,1 km | 1729 m ü.M. |
St. Moritz | 56,7 km | 1774 m ü.M. |
Die Berninabahn von St. Moritz nach Tirano
Hauptartikel: Berninabahn
Die Chur-Arosa Bahn
1912 begannen die Bauarbeiten für die kunstbautenreiche Chur-Arosa-Bahn (ChA) von Chur nach Arosa. Diese verwendete im Gegensatz zur Rhätischen Bahn ein anderes Stromsystem, nämlich 2400 Volt Gleichstrom. Im Gegensatz zur Bernina-Bahn konnte die Chur-Arosa-Bahn in den Anfangsjahren Erfolge erzielen. Die Krisenjahre und die zunehmende Automobilkonkurrenz sorgten jedoch dafür, dass auch sie in Schwierigkeiten kam und 1942 in die Rhätische Bahn eingegliedert wurde.
1997 wurde das Stromsystem an das des Stammnetzes der RhB angeglichen. Eine unterirdische Strecke unter die Stadt Chur konnte nicht realisiert werden.
Bahnhofe und Stationen der RhB Strecke Chur - Arosa
Bahnhof/Station | Kilometrierung | Höhenlage |
---|---|---|
Chur | 0,0 km | 584 m ü.M. |
Chur Stadt | 0,8 km | 595 m ü.M. |
Lüen-Castiel | 8,7 km | 938 m ü.M. |
St. Peter - Molinis | 12,7 km | 1157 m ü.M. |
Peist | 14,4 km | 1244 m ü.M. |
Langwies GR | 17,9 km | 1317 m ü.M. |
Litzirüti | 20,7 km | 1452 m ü.M. |
Arosa | 25,7 km | 1739 m ü.M. |
Die Misoxerlinie
Unabhängig von restlichen Schienennetz Graubündens wurde 1903 im Misox die "Società Ferrovia elettrica Bellinzona - Mesocco" (BM) gegründet, die 1907 die Strecke von Bellinzona über Castione, Roveredo und Cama nach Mesocco eröffnete. Zunächst war nur eine Anbindung des abgeschiedenen Tals an Bellinzona, Hauptort des Kantons Tessin und damit an die Gotthardbahn vorgesehen. Die weiteren Planungen sahen eine Weiterführung über den San-Bernardino-Pass nach Thusis mit Verbindung zur Rhätischen Bahn vor. Geldmangel und der Erste Weltkrieg verhinderten allerdings den Bau.
Wegen der isolierten Lage kam auch diese Strecke bald in finanzielle Schwierigkeiten, sodass sie 1942 mit der RhB fusionieren musste. Aber auch später besserte sich die Situation nicht. So wurde 1972 der Personenverkehr eingestellt, und das Teilstück zwischen Bellinzona und Castione abgebrochen. Als 1978 die Strecke bei schweren Unwettern stark beschädigt wurde und sich Reparaturen nicht mehr rentierten, wurde ein weiteres Teilstück, Cama - Mesocco, stillgelegt und abgebrochen. Da verschiedene Industriebetriebe, die im unteren Misox ansässig waren, zwischenzeitlich geschlossen wurden oder weggezogen sind, nahm auch der Güterverkehr auf dem verbleibenden Teilstück Castione - Cama immer mehr ab. Um die komplette Stillegung der Strecke zu verhindern, gründeten 1994 Eisenbahnfreunde die Ferrovia Mesolcinese (FM).
Zum Jahresende 2003 hat die Rhätische Bahn die Misoxerlinie aufgegeben. Alle verbliebenen Fahrzeuge und Anlagen wurden der Ferrovia Mesolcinese (FM) überschrieben, die nun auf der Strecke Touristenfahrten mit Museumszügen anbietet.
Die Vereina-Strecke
Hauptartikel: Vereina-Tunnel
Um eine wintersichere Verbindung zwischen dem Prättigau und dem Engadin herzustellen, begann man in den 1970er mit den Planungsarbeiten. Man entschied sich für einen Eisenbahntunnel mit Bahnverladung für Kraftfahrzeuge.
Im Jahr 1991 begannen die Bauarbeiten für den mit 19,1 km längsten Meterspur-Tunnel der Welt, dem Vereinatunnel. 1999 wurde die Strecke zwischen Klosters und Sagliains bzw. Susch eröffnet.
Das Rollmaterial der RhB
Im Januar 2004 besaß die RhB 89 Elektrolokomotiven und -triebwagen sowie 374 Personenwagen und 997 Güterwagen. Folgende Fahrzeuge unterhält oder unterhielt die RhB:
- Dampflokomotiven
- Diesellokomotiven
- Elektrolokomotiven
- Kleinlokomotiven
- Schneeschleudern
- Steuerwagen
- Triebwagen
- Zweikraftlokomotiven
siehe auch: Bauartbezeichnungen der Schweizer Lokomotiven und Triebwagen
Weblinks
- Die RhB in der BahnGalerie ( www.bahngalerie.de )
- Weitere private RhB-Homepage
- Offizielle Homepage der RhB
- Webcam am Bahnhof Filisur der RhB
- Fahrpläne der Rhätischen Bahn als pdf-Dateien
- Ferrovia Mesolcinese (FM)
Das Kürzel RhB der Rhätischen Bahn wird leicht mit dem Kürzel RHB der Rorschach-Heiden-Bergbahn oder der Rhein-Haardtbahn verwechselt.