Amiga

Commodore Amiga Heimcomputer
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Der Commodore Amiga war ein von Ende der 1980er bis Anfang/Mitte der 1990er weit verbreiteter Computer, der besonders in seinen kleinen Varianten (A500 und A1200) als Heimcomputer beliebt war. Für seine Zeit hatte er erstaunliche Multimediafähigkeiten und ein leistungsfähiges, preemptives Multitasking-Betriebssystem. Der Amiga hat bis heute als Nischenprodukt überlebt. Der Begriff Amiga kommt aus dem Spanischen und bedeutet Freundin.

Varianten

Keyboard-Modelle

  • Amiga 500 (CPU Motorola MC68000 7,14 MHz, 512 KB RAM) Besonderheiten: der nach verkauften Einheiten erfolgreichste Amiga, galt in der sich schnell entwickelnden Szene als Kult und Computer für Millionen.
  • Amiga 500 Plus (CPU MC68000 7,14 MHz, 1 MB RAM) Besonderheiten: besaß einen erweiterten Chipsatz (ECS), der sich allerdings oft als inkompatibel mit Software erwies, die entgegen der Programmierrichtlinien mit direkten Hardwarezugriffen arbeitete, und war daher nicht besonders erfolgreich. Wurde vom technisch ähnlichen Amiga 600 abgelöst.
  • Amiga 600 (CPU MC68000 7,14 MHz, 1 MB RAM) Besonderheiten: hatte zusätzlich einen PCMCIA-Typ-II-Anschluss und wie der A1200 einen integrierten TV-Modulator und einen internen IDE-Port zum Anschluss einer 2,5" IDE-Festplatte; Akzeptanz war aufgrund fehlender 10er-Tastatur und ECS auch gering.
    • Amiga 600HD (CPU MC68000 7,14 MHz, 1 MB RAM) Besonderheiten: Festplatte serienmäßig.
  • Amiga 1200 (CPU MC68EC020 14 MHz, 2 MB RAM) Besonderheiten: neuer Grafik-Chipsatz (AGA), IDE-Controller und Platz für eine interne 2,5"-Festplatte, sehr erfolgreich. Der AGA-Chipsatz macht bei vielen älteren Spielen Probleme (mehr als ECS), es kann jedoch in eine Art Bios auf das alte OCS umgeschaltet werden. Die schnellere CPU war auch oft nicht kompatibel mit älteren Spielen, dort half nur noch die Anwendung eines speziellen Programmes weiter. Analog gilt dies für das Betriebssystem OS 3.0.

Desktop- und Tower-Modelle

 
Amiga-500-Station mit 2 Amiga A2000 als Monitorstütze

Amiga PPC - Mainboard-Modelle

  • AmigaOneSE (G3 fest, 600 MHz, ATX)
  • AmigaOneXE (G3/G4 austauschbar, 800 MHz - 1,1 GHz, ATX)
  • AmigaOneXC (G3/G4 austauschbar, noch nicht veröffentlicht, Micro-ATX)
  • µA1 oder "Micro-AmigaOne" (G3/G4 austauschbar, 800 MHz - 1,1 GHz, Mini-ITX)

Alle AmigaOne-Modelle werden mit Debian/LinuxPPC und dem AmigaOS 4.0 Pre-Release ausgeliefert.

Settop-Box

Spielekonsole

  • CD³² Besonderheiten: Noch vor der PlayStation die erste 32-Bit-Konsole der Welt. Stellte mit Tastatur im Prinzip einen vollwertigen Amiga 1200 dar.

Ausstattung

Hardware

Wichtigstes Kennzeichen der klassischen Amiga-Hardware waren die spezialisierten Custom-Chips. Diese stellten eigenständige Co-Prozessoren dar, die den Hauptprozessor bei Grafikoperationen, Interruptverwaltung, Sounderzeugung und diversen Ein-/Ausgabeoperationen entlasteten. Die Amiga Custom-Chips, das sogenannte Chipset, begründeten seinerzeit die langjährige Überlegenheit der Amiga-Hardware gegenüber konkurrierenden Systemen: Bis weit in die 1990er-Jahre hinein konnte kein anderes auf dem Markt befindliches PC-System mit ähnlich performanter und flexibler Grafik aufwarten, da dort keine Arbeitsteilung durch Co-Prozessoren stattfand. Mitte der 1990er-Jahre entwickelte sich die Fixierung auf ein Chipset aber zunehmend zu einem Nachteil, da es die Flexibilität des Systems einschränkte und das Betriebssystem AmigaOS lange Zeit zu wenig Möglichkeiten bot, in ausreichendem Maße von der Hardware zu abstrahieren.

Das Chipset wurde kontinuierlich weiter entwickelt: Amiga 1000, Amiga 500 und Amiga 2000 nutzten hiervon die Originalvariante, später auch als Original Chip Set (OCS) bezeichnet. Im HiRes-Modus konnten damit Auflösungen von 640×256 (PAL) Bildpunkten (bzw. 640×512 im Zeilensprungverfahren) aus einer Palette von maximal 16 aus 4096 möglichen Farben dargestellt werden. Ungleich flexibler war der LoRes-Modus mit einer Auflösung von 320×256 (PAL) Bildpunkten (bzw. 320×512 im Zeilensprungverfahren), der nicht nur die Möglichkeit bot, eine frei wählbare Palette von 32 Farben zu nutzen, sondern im sogenannten HAM6-Modus auch alle 4096 Farben gleichzeitig darzustellen. Zusätzlich gab es noch den EHB-Modus (Extra Half Bright), der eine Palette von 64 Farben ermöglichte, wobei allerdings nur die ersten 32 frei wählbar waren und die restlichen aus diesen mit halber Helligkeit erzeugt wurden. Mittels Overscan konnten diese Auflösungen geringfügig angepasst werden, um die Fläche des Videomonitors/Fernsehers besser auszunutzen. Das OCS ermöglichte außerdem, vierstimmigen 8-bit-Sound (zwei Stimmen pro Stereokanal), wobei Samples mit jeweils frei wählbarer Samplingfrequenz von bis zu 28 kHz abgespielt werden konnten.

Das im Amiga 600, Amiga 500 Plus und Amiga 3000 verwendete Enhanced Chip Set (ECS) wurde marginal um einen SuperHiRes-Modus mit 1280×256 (PAL) Bildpunkten (bzw. 1280×512 im Zeilensprungverfahren) und maximal 4 Farben sowie freier programmierbareren Zeilenfrequenzen ergänzt.

Die aktuelle Variante, Advanced Graphics Architecture (AGA), kam erstmals im Amiga 1200 und Amiga 4000 zum Einsatz. AGA erweiterte die Farbtiefe von 12 bit (4096 Farben) auf 24 bit (16,8 Mio. Farben), davon konnten jedoch nur maximal 262144 Farben im HAM8-Modus gleichzeitig dargestellt werden. Die Farbpaletten konnten mit AGA durchgehend 256 Einträge umfassen.

Der klassische Amiga unterschied beim Arbeitsspeicher (RAM) zwischen zwei verschiedene Varianten: Das sog. Fast-Memory, das allein dem Prozessor zur Verfügung stand sowie das sog. Chip-Memory, auf das auch die Custom-Chips zugreifen konnten.

Das Bussystem des Amiga war der so genannte Zorro Bus mit 24-Bit-Adressraum -- im A500/1000 seitlich durch einen 86poligen Anschluss, im A2000 Zorro 2 intern durch mehrere 100polige Anschlüsse, im A3000/A4000 Zorro 3 mit 32-Bit-Adressraum durch mehrere 100polige Anschlüsse, 32 Bit wurde durch Multiplexen der Signalleitungen erreicht. Durch einen Adapter konnte man Zorro-2-Karten an einem Amiga 500/1000 betreiben. Selbstverständlich liefen auch alle Zorro-2-Karten noch am Zorro-3-Bus, da am Bus selbständig erkannt wurde, ob es sich bei der Karte um eine 16- oder 32-Bit-Karte handelte. Es konnten keine handelsüblichen IBM-kompatiblen Steckkarten eingebaut werden.

Der Amiga hatte aber schon eine Autokonfiguration (ähnlich dem Plug-and-Play), die es dem Betriebssystem ermöglichte, Adressen und Interrupts den Karten zuweisen zu können. Daher gab es keine Konflikte wie bei den ISA-Slots des IBM-kompatiblen Systems.

Eine weitere herausragenden Möglichkeit des klassischen Amigas war die Genlock-Fähigkeit. Diese ermöglichte beispielsweise (Chroma-) Keying - das Ersetzen einer bestimmen Farbe im Computerbild in Echtzeit durch ein Videobild. Deshalb wurde der Amiga oft zum privaten oder halbprofessionellen Videoschnitt, zur Vertitelung oder für aufwendige Blenden benutzt. Auch professionelle Bluebox-Anwendungen waren verfügbar.

Später wurden für den Amiga Grafikkarten angeboten, welche die beim Original vorhandenen Videofähigkeiten um "flimmerfreie" Darstellungen für im Büro notwendiges Arbeiten liefern sollten. Zu dieser Zeit machte der IBM-kompatible Computer zusammen mit Windows seinen Siegeszug in die Büros der Welt.

Die wohl bekannteste Hardwareerweiterung für den Amiga war eine 512 KByte große Speichererweiterung sowie der so genannte Flickerfixer. Die ersten Modelle des Amiga (1000, 500 und 2000) konnten ausschließlich Videosignale entsprechend dem PAL oder NTSC-Standard erzeugen, die mit einer Zeilenfrequenz von 15,625 kHz arbeiten. Höhere vertikale Auflösungen als ca. 256 Pixel waren damit nur durch Verwendung eines Zeilensprungverfahrens möglich, was zu heftigem Flimmern der Darstellung führt. Um dennoch VGA-Monitore ansteuern zu können, wurde der Flickerfixer erdacht, der die zwei ausgegebenen Halbbilder zu einem Einzelbild zusammenfügen und sie wie für diese Monitore erforderlich mit der doppelten Zeilenfrequenz von 31 kHz ausgeben konnte. Amiga 500 Plus, 600 und 3000 konnten durch ihr erweitertes ECS-Chipset von sich aus mit unterschiedlichen Zeilenfrequenzen umgehen, mussten dabei allerdings mangels Speicherbandbreite Kompromisse eingehen, was die Auswahl der darstellbaren Farben angeht. Um den Amiga 3000 auch in Büroumgebungen einsetzen zu können, wurde hier ein Flickerfixer bereits ab Werk eingebaut. Mit dem Amiga 1200 und 4000 wurde der Flickerfixer dank des nochmals erweiterten AGA-Chipsets überflüssig.

Vorrangig in den USA benutzten Filmstudios und Fernsehsender den Amiga zusammen mit einer "Toaster" genannten Hardwareerweiterung für die tägliche Arbeit. Bekanntestes Beispiel dafür ist die TV-Serie "Babylon 5", deren Spezialeffekte teilweise mit Amiga-Rechnern erzeugt wurden, ebenso wie bei der TV-Serie "Seaquest DSV". Die 3D-Computerprogramme Cinema 4D (Software) und Lightwave (Software) standen ursprünglich nur auf diesem Rechner zur Verfügung.

Die ersten Festplatten für den Amiga waren schon XT-, später dann SCSI 2- und ATA-Festplatten.

Eine der gängigsten Erweiterungen für den internen Amiga-1200-Erweiterungsbus (einen abgespeckten Zorrobus 3) war die Blizzard Turbokarte mit 030@50 MHz, 040@25 MHz oder 060@50 MHz. Mit einer Turbokarte macht jedoch oft die interne Festplatte Probleme: bei einem Reset fragt der Amiga die Hardware schneller ab als die Festplatte antworten kann, die Festplatte wird nicht gefunden. Mit einem Trick schaffen sich manche Benutzer Abhilfe: sie durchtrennten die Resetleitung zur Festplatte, Pin 1 auf der Tastaturseite, und knickten ein Stück der Leitung weg. Sofern die anderen Pins dabei unversehrt bleiben, führt die Festplatte nach dem Einschalten noch einen Reset durch, nicht jedoch beim Software-Reset beim Drücken beider Amiga-Tasten und der CTRL-Taste. Führt man dann nach dem Einschalten des Amigas nach kurzer Wartezeit einen Soft-Reset durch, wird so auch die Festplatte erkannt. Für 2005 war eine auf der Freescale 8245 PowerPC 400 Mhz CPU (Energiespar-Version des 603e) basierende Turbokarte von ACK Software Controls, Inc mit Silicon Images 680 IDE-Controller, mit "Radeon Mobility" GPU und einer AmigaOS OEM-Version angekündigt.

Software

Technisch war der Amiga vielen Computern seiner Zeit voraus. Neben den herausragenden technischen Eigenschaften (z. B. PnP in Form der Autoconfiguration), unterstützte das Betriebssystem bereits Präemptives Multitasking im so genannten "Round Robin"-Verfahren - fast zehn Jahre vor der Einführung von Windows 95.

Datei:Amiga Workbench 20.jpg
Amiga Workbench 2.0 mit einigen offenen Fenstern und aktiviertem Menü. Unten rechts ist die Amiga-Shell zu sehen.

AmigaOS, das Betriebssystem des Amiga, ist "modular" aufgebaut und besitzt diverse Ähnlichkeiten zu Konzepten, wie sie von UNIX her bekannt sind. Der Amiga besitzt dynamisch nachladbare Geräte-Treiber (Suffix: .device) sowie Shared Libraries (Suffix: .library) und unterstützt viele Konzepte moderner Betriebssysteme (Streams, Pipelining, Signals, Message-Queues, usw.). Auch der von Unix und Linux her bekannte Kommandozeileninterpreter (CLI) ist dem Amiga nicht fremd.

Als Dateisystem verwendete der Amiga das Amiga Fast File System (FFS). Anfangs, als Festplatten im Heimcomputer-Bereich noch teuer waren und eher eine Ausnahme bildeten, wurden Daten auf 3,5" DD Disketten mit einer Speicherkapazität von 880 KByte gespeichert. Unter späteren Versionen des FFS konnten auch so genannte High Density Disketten mit der doppelten Kapazität beschrieben werden und das Dateisystem wurde um Journaling-Eigenschaften erweitert.

Bekannt war die so genannte "Guru-Meditation". Diese bezeichnet den Zustand eines durch das Amiga Betriebssystem abgefangenen schweren Programmfehlers. Sie ist vergleichbar mit dem "Blue Screen Of Death"/BSOD der auf Windows NT basierenden Systeme seine Heimat hat. Auch wenn diese Fehlermeldung später durch ein nüchternes "Software Failure" ersetzt wurde, blieb der Name bestehen.

Mit der "translator.library" und dem "narrator.device" wurden bei diesem Rechner die Möglichkeit integriert, von höheren Programmiersprachen aus Sprachausgabe zu verwirklichen. Der Amiga war der erste Rechner, der mit Software zur Sprachsynthese ausgeliefert wurde. Dies wurde möglich, weil die Audioausgabe des Amiga auf 8 Bit Digital/Analog-Wandlern basiert und somit (bis zu einer bestimmten Maximalqualität) wie heutige PCs jeden beliebigen Klang ausgeben kann - die meisten Rechner der damaligen Zeit boten, wenn überhaupt, nur Synthesizer-Chips, die nur bestimmte Klänge erzeugen können.

Der Amiga wurde, außer zum Spielen (was beim Amiga 500/1200 eher der Fall war), hauptsächlich zum Bearbeiten von Videos benutzt. Weitere wichtige Anwendungen waren 3D-Animation, Musik (Tracker wie Soundtracker, Futuretracker u. ä. sind heute noch Kult). In den letzten Jahren kamen auch noch Anwendungen wie das Authoring zur langen Liste der Anwendungen hinzu. Bekannteste Vertreter: AmigaVision, eine Autorensoftware für die Erstellung von interaktiven CDs, zur Wiedergabe von Laserdiscs und für Karaoke-Anwendungen und Scala, dessen leistungsfähigste Version, Info Channel, auch heute noch in Kabelfernsehanlagen eingesetzt wird. Diese Produkte gab es lange, bevor Hersteller wie Macromedia mit Director den Markt eroberten.

Spiele

Bekannte Amiga 500 Spiele waren:

Bekannte Amiga 1200 Spiele waren:

Anwendungen

  • Art Effect (Bildbearbeitung)
  • Aweb (Webbrowser)
  • Deluxe Paint (Malprogramm für Pixelgrafiken)
  • Deli Tracker (Musik Abspielprogramm)
  • Eagleplayer (Abspielprogramm)
  • Final Writer (Textverarbeitung)
  • fxPAINT (Bildbearbeitung)
  • fxSCAN (Scanprogramm)
  • GoldED (Texteditor)
  • IBrowse (Webbrowser)
  • Maxon Cinema 4D (Raytracer)
  • Movie Shop (Video Schnitt)
  • Lightwave (Raytracer)
  • Personal Paint (Malprogramm für Pixelgrafiken)
  • Protracker (Sequencer)
  • Reflections (Raytracer)
  • StormC (Compiler für C++ und C)
  • SView (modulare Bildkonvertierung, -bearbeitung und Anzeige ähnlich Irfanview)
  • VHI Studio (Digitalkameras und Webcams)
  • Voyager (Webbrowser)
  • WordWorth (Textverarbeitung)
  • YAM (E-Mail-Client)

GUI

Die GUI des AmigaOS zeichnete sich durch sehr intuitive Bedienung und Font-Sensitivity aus, wie man sie heute eigentlich nur bei Apple findet. Insbesondere [MUI] erfreute sich großer Beliebtheit, alternativ standen auf dem objektorientierten BOOPSI-System basierende Gadgets (entspricht: Widgets) zur Verfügung. Wegweisend war auch der konsequente Einsatz so genannter Datatypes - das sind Codecs, die eine einheitliche Schnittstelle zum Laden und Speichern aller gängigen Dateiformate anbieten.

Kulturelle Phänomene

Der Amiga hat, ebenso wie andere Homecomputer, eine Jugendbewegung geprägt. Vielmehr kann man sagen, dass die technikbegeisterten Jugendlichen den Amiga als Objekt, als Werkzeug eingesetzt haben. Insbesondere ist eine Demoszene entstanden. In Europa gab (und gibt es teilweise noch) ein länderumspannendes Netzwerk von Gruppen, die sich mit der Nutzung des Amiga beschäftigt haben.

Geschichte

Historie

Jay Miner stieg 1981 bei Atari aus, dort war er u.a. zuständig für die Entwicklung der Spielkonsole Atari 2600 und der Heimcomputer Atari 400 und 800 und gründete die Firma Amiga Inc. Anfangs lieferte Amiga Spielmodule und Controller für die Atari 2600-Konsole, etwas später wurde eine Amiga Spielkonsole geplant. Aus der Spielkonsole wurde in den Köpfen der Entwickler ein Computer. Atari (damals unter Führung von Raymond Kassar, Warner Communications) war per Vereinbarung vom Juli 1983 Geldgeber und wollte den Amiga als Nachfolger der mittlerweile angeschlagenen XL-Computer-Serie auf den Markt bringen. Mit dem Börsenskandal vom Dezember 1982 im Nacken mußte Kassar noch im Juli 1983 zurücktreten. Der neue CEO Morgan verfolgte weiter das Ziel, das Projekt "Lorraine", wie der Amiga intern genannt wurde, als Nachfolger des XL zur Marktreife zu bringen. Am 2. Juli 1984 verkaufte Warner Communications die Konsolen- und Computerabteilung von Atari an Jack Tramiel, dem gechassten Gründer von Commodore. Tramiel versuchte Amiga endgültig zu kaufen und bot den Aktionären 0,98 $ pro Aktie. Commodore (unter Irving Gould) bot kurz vor Ende der 24-Stunden-Frist 2 $ pro Aktie und bekan den Zuschlag.

Das erste Modell war der Amiga 1000, der 1985/1986 auf den Markt gebracht wurde. Er glich sehr dem Commodore 128D - allerdings nur vom Aussehen. Eine optionale Erweiterungsbox namens Sidecar ermöglichte parallel zum Betrieb des Amiga-Betriebssystems auch die Benutzung von MS-DOS (auf einer eigens dafür verwendeten 8088-CPU).

Die direkte Konkurrenz des Amigas war damals der Atari ST und (in den USA) der Apple IIgs, ein wenig später auch die Farbfähigen Macintosh-Modelle von Apple.

Datei:Amiga 500 und Computerspiele.jpg
Amiga 500 und junger Computerspieler mit Turrican 1

Später folgten die Modelle Amiga 500 (als Nachfolger des legendären C64) und der Amiga 2000, der den damals modernen Desktop-PCs glich. Für professionelle Anwender wurde auch ein Rechner namens Amiga 2500/UX angeboten, auf dem parallel ein UNIX-Betriebssystem (AMIX) verfügbar war. Technisch gesehen waren die Amiga 2500-Modelle mit dem normalen Amiga 2000 identisch, aber durch den Einbau eines zusätzlichen Prozessorboards (mit einer 68020- bzw. 68030-CPU) deutlich leistungsfähiger.

Als Bindeglied zwischen Amiga und der PC-Welt besaß der Amiga 2000 sowohl die Amiga-eigenen Zorro-2-Slots als auch PC-typische ISA-Steckplätze. Diese konnten mit einer Brückenkarte (dem Nachfolger des Sidecar) erweitert werden. Damit besaß man dann einen vollwertigen PC im Amiga, auf den man von Amiga-Seite zugreifen konnte. Auch dieses Konzept war seiner Zeit weit voraus.

Dem Amiga 2000 folgte der Amiga 3000 sowie dessen Tower-Variante, die zum ersten Mal ein neues Betriebssystem in einem modernen 3D-Look mit sich brachten. Dieses hatte zahlreiche Neuerungen und Optimierungen, die noch heute in modernen Betriebssystemen wiederzufinden sind (AmigaOS 2.0). Auch der Amiga 3000 wurde, nicht zuletzt dank des fortschrittlichen Betriebssystems, ein Erfolg.

Mit dem Amiga 600 wurde dem Amiga 500 ein Nachfolger geschaffen, der später durch den Amiga 1200 abgelöst wurde. Beide konnten nicht den Erfolg des Amiga 500 fortsetzen. Zum Zeitpunkt der Einführung des Amiga 1200 wurde auch dessen großer Bruder, der Amiga 4000 (sowie Tower-Variante) als Nachfolger des Amiga 3000 auf den Markt gebracht.

Die Modelle Amiga 500/600/1200 waren eine kostengünstige Variante. Tastatur, Floppy (Diskettenlaufwerk) und die Hauptplatine bildeten eine Einheit. Beim A600 und A1200 war unter anderem auch noch Platz für eine 2,5" ATA Festplatte, im A1200 ließ sich mit ein wenig technischem Geschick und einem passenden Adapterkabel auch eine 3.5"-Platte einbauen.

Die Modelle Amiga 2000/3000/4000 waren erweiterbare Systeme, in denen zusätzliche Laufwerke und Erweiterungskarten integriert werden konnten. Die Modelle 3000 und 4000 wurden auch als Tower-Versionen angeboten und waren im oberen Preissegment angesiedelt - vergleichbar mit heutigen High-End-Rechnern. Auch die Tastaturrechner verfügen über einen Expansion-Slot, in den Erweiterungskarten eingesetzt werden konnten.

Commodore versuchte bereits Anfang der Neunziger Jahre, mit dem CDTV (einem Amiga im Design eines CD-Players), den Amiga als Multimedia-Plattform zu positionieren und in die Wohnzimmer zu bringen. Zu dieser Zeit entstand auch das Autorensystem AmigaVision. Kurz vor dem Niedergang von Commodore folgte dann das CD³² (1993), dem trotz aufwändiger Fernsehwerbung der große Durchbruch versagt blieb. Das CD³² basierte auf der Amiga 1200 Hardware, die um ein CD-ROM Laufwerk sowie einen Customchip (Aikiko) erweitert wurde. Tastatur, Floppy und Harddisk liessen sich optional nachrüsten.

Die persönliche Note

Besonders in den frühen Amiga-Produkten verewigten sich die Entwickler mehr oder weniger offen außerhalb des offiziellen Rahmens. Die bekannteste Anekdote tritt beim Systemabsturz zu Tage, die Guru Meditation. Wichtige Bauteile bekamen eigene Namen, Zorro, Fat Agnus, Denise und Paula sind einige davon. Die Innenseite des Amiga 1000-Deckels zieren eingravierte Unterschriften aller Entwickler sowie ein Pfotenabdruck. Natürlich gibt es auch mittels diverser Aktionen abrufbare Easter Eggs und nur mit einem Speichermonitor finden sich eine Reihe versteckter Botschaften im Betriebssystem-ROM.

Musik & Kunst

Sehr bekannt wurden auch "Musiker", die mit dem Amiga Musik (siehe auch Chiptune) machten:

sowie Künstler, die den Amiga für Computergrafik, Videoinstallationen und Pop-Art nutzten:

Der Amiga heute

Weiterentwicklung

Obwohl die Mutterfirma Commodore bereits 1994 in Konkurs ging, wurde die Entwicklung dieses Computers nie ganz beendet. Durch den auf Commodore folgenden Eigentümer ESCOM wurde die neue Firma Amiga Technologies gegründet, und von dieser wurden die Modelle Amiga 1200 und Amiga 4000T neu aufgelegt. Das geplante Nachfolgemodell "Walker" (wurde inoffiziell auch als Amiga 1300 bezeichnet) (Advanced Amiga Architecture "AAA"), das bereits auf der CeBit 1996 vorgestellt wurde, ist aufgrund des Konkurses von ESCOM nicht mehr erschienen.

Die Amiga-Rechte sind dann 1997 von Gateway übernommen worden, deren Tochtergesellschaft Amiga International die vorhandene Hardware weiter vertrieben hat, und 2000 an eine Firma ehemaliger Gateway-Mitarbeiter namens "Amino Development" verkauft worden, die seitdem unter dem Namen Amiga Inc. besteht.

Von ehemaligen Entwicklungsingenieuren und Managern der Amiga Technologies wurde auch die Firma PIOS Computer AG gegründet, die später zur Metabox AG umfirmiert wurde. Inspiriert von phase5, die 1996 hiermit begannen, wurde bei PIOS-Metabox zunächst die Idee von PowerPC-basierten Amiga-Rechnern auf CHRP-Basis geboren. Später endete dies jedoch in einem SetTopBox-Fiasko für Metabox und deren Entwickler.

Die PowerPC-Anstrengungen von phase5 endeten zwar mit dem Konkurs des Unternehmens, werden aber auch heute noch von DCE gefertigt und verkauft. Die bereits verkauften Cyberstorm und Blizzard-Prozessorkarten werden jetzt hauptsächlich mit der zur ursprünglichen Lösung von phase5 konkurrierenden Betriebs-Software WarpOS der Firma Haage & Partner betrieben.

Die Firma Amiga, Inc. konzentrierte sich zunächst auf die Entwicklung des AmigaDE ("Digital Environment") auf Basis von TAO/Intent sowie dem zugehörigen SDK für Windows- und Unix/Linux-Rechner. Danach folgte AmigaAnywhere unter anderem für PocketPC basierte PDA-Systeme. Um dem ungebrochenen Interesse einer Weiterführung der jetzt "Classic Amiga" getauften Produkt-Linie nachzukommen, suchte sich Amiga, Inc. Partner für eine Neubelebung der Amigaplattform: Eyetech und Hyperion Entertainment.

Im Jahr 2003 ist schließlich die Hardware eines offiziellen Nachfolgers - des AmigaOne - erschienen, die statt der veralteten 680x0-CPUs von Motorola moderne PowerPC-CPUs enthält. Anfangs stand für diesen Computer nur LinuxPPC zur Verfügung - die erste öffentliche Version des von Hyperion Entertainment entwickelten neuen AmigaOS 4.0 ist als "Developer Pre-Release" im Juni 2004 an alle bisherigen Käufer ausgeliefert worden.

Mitte 2003 sind die Rechte am Amiga-Betriebssystem durch die Firma KMOS gekauft worden, im Juli 2004 wurde auch Amiga, Inc. von KMOS übernommen.

Die Beliebtheit des Amiga-Betriebssystems zeigt sich auch an mehreren Alternativprojekten:

Alternative Betriebssysteme

  • AROS (zu AmigaOS 3.1 Quellcode-kompatible Open-Source-Betriebssystem u.a. für x86-Hardware)
  • AMIX (siehe Amiga 2500/UX)
  • Linux68k (für ältere Amigas mit Motorola 680x0-Prozessor)
  • LinuxPPC (für modernere Amigas mit PowerPC-Prozessor)
  • MorphOS: Die Firma Genesi hat die Pegasos-Hardwareplattform auf den Markt gebracht, für die das Betriebssystem MorphOS geliefert wird. MorphOS ist ein zu AmigaOS 3.1 kompatibles Betriebssystem auf Microkernel-Basis. MorphOS basiert auf Konzepten aus den 90er Jahren und war ursprünglich als Nachfolger des AmigaOS geplant, da eine offizielle Weiterentwicklung eine Zeitlang nicht sicher schien. Die Verhandlungen mit Amiga Inc., MorphOS als Grundlage des neuen AmigaOS zu benutzen, scheiterten jedoch, und Amiga Inc. entschied sich, Hyperion Entertainment das AmigaOS auf die PowerPC-Plattform portieren zu lassen.

Siehe auch:

Alternative Hardware

  • Pegasos: Die Firma Genesi hat die Pegasos-Hardwareplattform auf den Markt gebracht, für die das Betriebssystem MorphOS geliefert wird.

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