Zum Inhalt springen

Heizkostenverteiler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Juli 2005 um 21:36 Uhr durch 80.139.135.168 (Diskussion) (Elektronische Heizkostenverteiler). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ein Heizkostenverteiler (HKV) ist ein Messhilfsgerät zur verbrauchsabhängigen Berechnung von Heizkosten. Man spricht von einem Messhilfsgerät, weil der Heizkostenverteiler, anders als z. B. ein Wärmezähler, keine physikalische Größe misst, sondern neutrale Einheiten (Striche). Erst durch Verhältnisrechnung mehrerer gleichartiger Heizkostenverteiler lassen sich daraus in der Heizkostenabrechnung die Heizkosten bestimmen. Obwohl es in Deutschland prinzipiell nicht zulässig ist, Waren mit ungeeichten bzw. nicht eichfähigen Messgeräten abzumessen, macht die Heizkostenverordnung bei den Heizkostenverteilern eine Ausnahme.

Aufbau

Der Heizkostenverteiler besteht in der Regel aus einem Rückenteil, meistens aus Metall, das wärmeleitend mit dem Heizkörper verbunden wird, und einem Vorderteil, das auf das Rückenteil aufgesteckt und verplombt wird. Das Vorderteil ist meistens aus Kunststoff und enthält die Messvorrichtung.

Funktionsprinzip

Durch die Erwärmung des Heizkörpers erwärmt sich auch das Rückenteil. Der Temperaturverlauf wird über die Heizperiode (ein Jahr laut Heizkostenverordnung) aufintegriert und bildet so den Messwert. Da die abgegebene Wärmemenge auch von der Größe und Bauart des Heizkörpers und vom Wärmeübergang zwischen Heizkörper und Heizkostenverteiler abhängt, wird der Messwert jedes Heizkörpers mit einem individuellen Faktor multipliziert.

Dieses kann entweder in der Heizkostenabrechnung geschehen, man spricht dann von einer Einheitsskala, weil jeder Heizkostenverteiler mit der gleichen Skala ausgestattet ist, oder bereits durch den Heizkostenverteiler. In diesem Fall wird der Heizkostenverteiler mit einer sogenannten Produktskala ausgestattet, die den Faktor bereits berücksichtigt. Die Bestimmung des Bewertungsfaktors findet im Rahmen der Montage des Heizkostenverteilers statt. Dazu wird der Hersteller und Typ des Heizkörpers - soweit möglich - bestimmt und ein Aufmaß genommen. Die Berechnung des Faktors ist ein Betriebsgeheimnis des jeweiligen Wärmemessdienstes und setzt genaue Kenntnisse über den eingesetzten Heizkostenverteiler und den Heizkörper voraus, die in umfangreichen Mess- und Versuchsreihen gewonnen werden.

Neben der Einheits- oder Produktskala haben einige Heizkostenverteiler eine zusätzliche Kontrollskala. Diese ist anders geteilt und dient dazu, Ablesefehler festzustellen.

Bauarten

Die Heizkostenverteiler werden nach ihrer Funktionsweise in zwei große Gruppen unterteilt: Heizkostenverteiler nach dem Verdunstungsprinzip und elektronischen Heizkostenverteiler. Dabei werden die Heizkostenverteiler nach dem Verdunstungsprinzip immer mehr von den elektronischen Heizkostenverteilern vom Markt verdrängt.

Heizkostenverteiler nach dem Verdunstungsprinzip

Beim Heizkostenverteiler nach dem Verdunstungsprinzip liegt ein mit einer Flüssigkeit gefülltes oben offenes Glasröhrchen am Rückenteil an. Je nach Temperatur verdunstet die Messflüssigkeit schneller oder langsamer. Die Menge der verdunsteten Flüssigkeit bildet den Messwert. Auf dem Vorderteil des Heizkostenverteilers ist eine Skala angebracht, mit der man den Messwert durch ein Fenster ablesen kann.

Als Messflüssigkeit eignen sich Flüssigkeiten, die so langsam verdunsten, dass der Vorrat im Heizkostenverteiler auch bei hoher Heizkörpertemperatur für ein Jahr sicher ausreicht, z. B. Methylbenzoat oder 1-Hexanol. Die Messflüssigkeit verdunstet in geringem Maße auch bei Raumtemperatur, wenn der Heizkörper kalt ist, etwa im Sommer. Zum Ausgleich für diese sogenannte Kaltverdunstung wird das Messröhrchen über den Nullpunkt der Skala hinaus befüllt.

Bei der jährlichen Hauptablesung wird das Röhrchen durch ein neu befülltes ersetzt. Bei einigen Geräten kann das Röhrchen auch verschlossen und zur Beweissicherung im Heizkostenverteiler ein weiteres Jahr aufbewahrt werden. Ein Vergleich zwischen Vorjahr und laufendem Jahr ist damit aber nicht möglich, weil es sich nicht um physikalische Einheiten handelt und sich der Preis je Einheit erst bei der Heizkostenabrechnung ergibt. Zur besseren Unterscheidung wird die Messflüssigkeit in jedem Jahr mit einem anderen Farbstoff versehen.

Kapillarheizkostenverteiler
Datei:PICT0028.JPG
Kapillarheizkostenverteiler

Ist der Durchmesser des Röhrchens sehr gering, so spricht man vom Kapillarheizkostenverteiler. Kapillarheizkostenverteiler benötigen weniger von der humantoxikologisch umstrittenen Messflüssigkeit und reichen wegen ihrer längeren Skala von ihrer Genauigkeit an elektronische Heizkostenverteiler heran, sind jedoch preiswerter als diese.

Elektronische Heizkostenverteiler

Beim elektronischen Heizkostenverteiler wird die Temperatur des Heizkörpers und die Temperatur der Raumluft durch zwei Sensoren erfasst. Die Temperaturdifferenz wird von einem elektronischen Rechenwerk aufintegriert und auf einem LCD-Display oder elektromechanischem Zählwerk in Form von Zählschritten angezeigt. Dadurch dass die Raumtemperatur berücksichtigt wird, gibt es beim elektronischen Heizkostenverteiler keine Kaltverdunstung. Bei einfacheren Heizkostenverteilern kann der Raumtemperaturfühler auch fehlen (Einfühlergerät). In diesem Fall wird eine konstante Raumtemperatur angenommen. Auch ein Zweifühlergerät lässt bei bestimmten Betriebsbedingungen, z. B. bei Manipulationsversuchen, die Raumtemperatur unberücksichtigt.

Die Energieversorgung des Rechenwerks erfolgt durch eine Batterie. Bei älteren Geräten wird diese bei der jährlichen Hauptablesung durch den Ableser ausgetauscht. Aktuelle Geräte (2004) enthalten eine fest eingebaute Lithium-Batterie, die den Heizkostenverteiler bis zu zehn Jahre versorgen kann. Danach wird entweder der gesamte Heizkostenverteiler oder das Vorderteil ausgetauscht, da auch die anderen elektronischen Bauteile nach dieser Zeitdauer ihre erwartete Lebensdauer erreicht haben.

Bei elektronischen Heizkostenverteilern sind einige Funktionen möglich, die bei Heizkostenverteilern nach dem Verdunstungsprinzip undenkbar sind:

  • Stichtagsablesung: Der Heizkostenverteiler speichert zu einem Stichtag (z. B. 31.12.) den Ablesewert ab und beginnt wieder bei Null zu zählen. Die Ablesung kann zu einem beliebigen Zeitpunkt nach dem Stichtag stattfinden. Der Ablesewert bleibt zur Beweissicherung bis zum nächsten Stichtag gespeichert.
  • Speichern der Monatswerte: Der Heizkostenverteiler speichert den Ablesewert eines jeden Monats. Dadurch entfallen Zwischenablesungen bei Nutzerwechsel.
  • Ablesen per Funk: Die Ablesewerte werden am Stichtag per Funk zu einem Datensammler außerhalb der Wohnung übertragen. Der Ableser muss die Wohnung nicht mehr betreten.
  • Prüfsummenbildung: Der Heizkostenverteiler berechnet aus diversen Daten eine Prüfsumme, aus der im Nachhinein Ablesefehler, Störungen oder Manipulationsversuche zu erkennen sind.