Alliierte Rheinlandbesetzung

Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch Siegermächte des Ersten Weltkriegs
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Die Alliierte Rheinlandbesetzung war eine Folge des Ersten Weltkriegs, in dem das Deutsche Reich im Waffenstillstand von Compiègne 1918 einer Besetzung der linksrheinischen Gebiete und von vier rechtsrheinischen Brückenköpfen mit je 30 Kilometer Radius um Köln, Koblenz, Mainz und 10 Kilometer Radius um Kehl durch alliierte Truppen zustimmen musste. An die Grenze der Besatzungszone schloss sich noch ein 10 Kilometer breiter Streifen als entmilitarisierte Zone an.

Verwaltung bzw. Besatzung der westdeutschen Gebiete, Ende 1923

Geschichte

Die Besatzungszeit begann faktisch im Januar 1919. Beteiligt waren französische, britische, belgische und anfänglich auch US-amerikanische Truppen. Zwischen den Brückenköpfen Koblenz und Mainz gab es zunächst einen schmalen Streifen unbesetzten Gebietes, den so genannten Freistaat Flaschenhals.

Nach den Bestimmungen im Versailler Vertrag sollte die Besetzung 15 Jahre nach In-Kraft-Treten des Vertrages am 10. Januar 1935 enden. Schon nach fünf Jahren sollte die britische Besatzungszone um Köln geräumt werden und die amerikanische Besatzungszone um Koblenz nach zehn Jahren.

Bereits im Februar 1924 wurde die amerikanische Besatzungszone wieder aufgegeben und von den französischen Besatzungstruppen übernommen. Zuvor hatte jedoch der amerikanische General Henry Tureman Allen 1922 dem französischen Marschall Ferdinand Foch das Zugeständnis zum Erhalt der Festung Ehrenbreitstein abgerungen. In Folge des Versailler Vertrages sollte sie mitsamt den übrigen Werken der Festung Koblenz geschleift werden. Wegen ausufernder Schmuggelaktivitäten war schon der angrenzende „Freistaat Flaschenhals“ von Februar 1923 bis November 1924 französisch besetzt worden. Da deutsche Reparationszahlungen an Frankreich nicht mehr in voller Höhe geleistet werden konnten, wurde von Januar 1923 bis August 1925 zusätzlich noch das kohlereiche Ruhrgebiet besetzt; Mitte 1922 begann die Hyperphase der Deutschen Inflation.

Die französischen Besatzungsmacht unterstützte ab 1923 subversiv separatistische Bestrebungen zur Errichtung einer eigenständigen Rheinischen Republik innerhalb des Deutschen Reichs. Dies stieß nicht nur bei den alliierten Verbündeten auf erheblichen Widerstand. Wirtschaftliche Probleme im Zusammenhang mit den französischen Besatzungstruppen im Raum Wiesbaden führten zu einer Übergabe an die britische Rheinarmee am 30.12.1925 [1].

Am 30. Juni 1930, fünf Jahre früher als im Versailler Vertrag vorgesehen, zogen alle Besatzungstruppen vollständig ab. Anschließend kam es zu blutigen Ausschreitungen gegen Separatisten und Rheinländer, die mit den Franzosen kooperiert hatten[2].

Reichspräsident Paul von Hindenburg besuchte im Jahr 1930 nach Abzug der alliierten Truppen anlässlich der Befreiungsfeiern viele Städte im Rheinland und löste eine Welle nationaler Begeisterung aus. Des eigentlichen Befreiers des Rheinlands, des am 3. Oktober 1929 verstorbenen Reichsaußenministers Gustav Stresemann, dessen geduldige und kompromissbereite Verständigungspolitik den vorzeitigen Abzug der belgischen und französischen Soldaten erst ermöglicht hatte, wurde dabei nur am Rande gedacht. Auch ein Dank der Reichsregierung für die pünktlich erfolgte Räumung blieb aus. Stattdessen ließ sie ein Drei-Mark-Stück prägen mit dem Arndt-Zitat: „Der Rhein – Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze“. Dies konnte als Forderung nach einer Grenzrevision verstanden werden und sorgte daher in Frankreich für erhebliche Irritationen. Die Rheinlandfeiern werden in der historischen Forschung daher als deutliche Entfremdung zwischen beiden Ländern bzw. als „Ende der Locarno-Ära“ gedeutet.[3]

Das geräumte Rheinland sollte anschließend Entmilitarisierte Zone bleiben, wurde aber 1936 durch die deutsche Wehrmacht remilitarisiert (deutsche Rheinlandbesetzung).

Galerie

Siehe auch

Commons: Alliierte Rheinlandbesetzung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/100767.html
  2. Klaus Reimer, Rheinlandfrage und Rheinlandbewegung (1918–1933). Ein Beitrag zur Geschichte der regionalistischen Bestrebungen in Deutschland, Peter Lang, Frankfurt am Main, Bern, Las Vegas 1979, S. 409 f.
  3. Franz Knipping: Deutschland, Frankreich und das Ende der Locarno-Ära 1928–1931. Studien zur internationalen Politik in der Anfangsphase der Weltwirtschaftskrise, Oldenbourg, München 1987, S. 143–148; Philipp Heyde, Das Ende der Reparationen. Deutschland, Frankreich und der Youngplan 1929–1932, Schöningh, Paderborn 1998, S. 86–90.