HD+ ist eine Digital-Plattform der HD PLUS GmbH, eines Tochterunternehmens des Satellitenbetreibers SES Astra, für kostenpflichtige hochauflösende Fernsehprogramme. Es ist der Rechtsnachfolger der gescheiterten entavio-Plattform. Die Jahresgebühr für eine Prepaid-Smartcard wird zunächst 50 Euro[1] betragen, HD+ ist laut Astra vorerst auf Deutschland beschränkt. Lizenzen für Österreicher und Schweizer sind daher vorerst nicht vorgesehen.[2] Die HD Plus GmbH erhielt von der Computerzeitschrift Chip die Negativauszeichnung „Bremse des Jahres 2010“.[3]
HD PLUS GmbH
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Rechtsform | Gesellschaft mit beschränkter Haftung |
Sitz | Unterföhring |
Leitung | Wilfried Urner (Vorsitz), Georges Agnes, Martin Oberfrank, Timo Schneckenburger (jeweils Geschäftsführer) |
Branche | Satellitenfernsehen |
Website | hd-plus.de |
Projektpartner und Verbreitung
Die Privatsendergruppe RTL bietet seit dem 1. November 2009 auf dieser Plattform HDTV-Programme an, die Sendergruppe ProSiebenSat.1 ist am 31. Januar 2010 hinzugestoßen.[4] Dies sind dann RTL, VOX, Sat.1, ProSieben und kabel eins. Anfangs ist die Ausstrahlung einiger Spielfilme und Serien und einiger Eigenproduktionen in vollem HD vorgesehen, später sollen dann auf RTL sowohl die Formel 1 als auch die übertragenen Spiele der Fußball-WM dazukommen; auch das Ausstrahlen der News-Formate in echtem HD ist für 2010 vorgesehen,[5] bei ProSieben sollen auch die Raab-Events in HD gesendet werden.[4] Momentan wird der Großteil des Programms noch auf HD hochgerechnet, durch die höhere Bandbreite und bessere Kompressionsverfahren können aber bezüglich der Bildqualität insbesondere auf Großbildfernsehern Vorteile gegenüber dem normalen SD-Programm erreicht werden.[6] Im Kaufpreis der HD+-Satellitenreceiver ist die Servicegebühr von 50 Euro für die ersten 12 Monate enthalten.[7] Es wird der Verschlüsselungsstandard Nagravision verwendet.[8]
Mit Hilfe der HD+-Technik können die Sender Aufnahmen reglementieren oder ganz unterbinden. Sie können für jede einzelne Sendung[9]
- die Aufnahme gänzlich unterbinden.
- die Wiedergabe von TV-Aufnahmen zeitlich begrenzen (zwischen sechs Stunden und 61 Tagen).
Beide Restriktionen werden allerdings von HD+ momentan nicht angewendet [10]
- zeitversetztes Fernsehen gänzlich unterbinden oder begrenzen (zum Beispiel nur bis 90 Minuten nach Sendungsende)
- TV-Aufnahmen unter Einsatz des individuellen Keys des DVB-Recoders an das jeweilige Gerät binden, die dann nicht von anderen Geräten wiedergegeben werden können. Auch das Aufzeichnen auf einer externen Festplatte kann verhindert werden.
- das Vorspulen (z. B. zur Unterdrückung der Werbung) gänzlich unterbinden. ProSieben und Sat.1 haben bereits angekündigt, bei der Wiedergabe von HD+-Mitschnitten das Überspringen bzw. schnelle Vorspulen der Werbung zu verhindern,[11] RTL und VOX erlauben gar nur Echtzeit-Wiedergabe – verbieten also grundsätzlich das Spulen.[12][13]
- festlegen, ob und in welcher Auflösung (evtl. Downscaling auf SDTV) die Videoausgabe über den analogen Ausgang (z. B. SCART) erfolgen soll und ob diese mit einem Kopierschutz (Macrovision) versehen wird, wie etwa bei HDTV-Sendungen.
Zur Zeit werden aber nur die härtesten dieser Möglichkeiten genutzt. So wird auf den HD+-Sendern das Vorspulen während der Wiedergabe und das Archivieren der HD+-Aufnahmen unterbunden. Ob und wann lockere Restriktionsmaßnahmen angewendet werden, steht bislang noch nicht fest.
Im Mai 2010 führte das Bundeskartellamt eine Razzia bei den an HD+ beteiligten Unternehmen RTL Group und ProSiebenSat1 durch, wegen Verdachts auf unerlaubte Absprache und Bildung eines Kartells bei der Verschlüsselung von Digitalprogrammen.[14] Dabei ist allerdings bis heute unklar, ob das Ziel dieser Razzia HD+ oder das Projekt Entavio war. Zudem regt sich auch von Seiten der Industrie zunehmend Kritik an HD+.[15]
Technik
Für den Empfang ist ein Receiver für HD+ notwendig, dies sind HDTV-Receiver, die um zusätzliche Eigenschaften erweitert wurden. Somit sind HDTV-Sender nach DVB-S- und DVB-S2-Standard weiterhin empfangbar.[16] Ein Empfang der Programme des Pay-TV-Anbieters Sky Deutschland ist mit einem HD+-Receiver jedoch nicht möglich.[17] Allerdings bieten einige HD+-Receiver mittels CI-Schnittstelle und passendem Alphacrypt-Modul doch diese Möglichkeit.[18] Für die über die HD+-Plattform gesendeten HDTV-Sender werden dann die erweiterten Eigenschaften benötigt, die nicht Umfang der DVB-Norm sind. Eine vollständige Unterstützung von HD+ ist nach aktuellem Stand nur mit speziellen HD+-tauglichen Receivern möglich. Diese müssen entweder direkt für HD+ freigegeben sein, oder über eine CI+-Schnittstelle verfügen, in die dann die neuen Module zum Einsetzen der HD+-Smartcard gesetzt werden können. Aktuelle HDTV-Receiver mit herkömmlicher CI-Schnittstelle sind für HD+ nicht geeignet. Allerdings hat Astra nunmehr angekündigt, dass HD+ auch mit einigen HD-Receivern empfangbar sein wird, die nur über eine konventionelle CI-Schnittstelle verfügen. Diese Receiver müssen dann mittels eines Firmware-Updates für die Verarbeitung von HD+ ertüchtigt werden.[19] Einige Hersteller wie Humax, Technisat und Vantage haben bereits Firmware-Updates angekündigt, mit denen die Geräte zwar nicht CI+-fähig werden, aber einige der Funktionen nachliefern und dann mit besonderen CI-CAMs (Module), die Legacy-Module genannt werden, arbeiten können. Mittlerweile wurde auf der HD+-Webseite eine Liste der per CI-CAMs nachrüstbaren Empfangsgeräte veröffentlicht.[20] Diese Updates und besonderen Module liefern dann unter anderem die verschärften Kopierschutzmechanismen nach, die die Sender und/oder Rechteinhaber für eine Ausstrahlung von HDTV-Sendungen fordern. Eine Aufnahme von HD+-Sendern ist mit auf diese Weise nachgerüsteten Receivern jedoch nicht möglich.[11]
HD+-Receiver waren zur IFA 2009 angekündigt, die Legacy-Module sind erst für Anfang 2010 angekündigt und somit nicht für den Start der RTL-Group-Sender erhältlich. Eine Übersicht der HD+-tauglichen Receiver gibt es ebenfalls auf der offiziellen HD+-Webseite.
Empfangsparameter der HD+-Sender
Die HD+-Sender sind derzeit über Astra 19,2 Grad Ost empfangbar.
Sender | Frequenz | Polarisation | Symbolrate | FEC | Modulation | PCR PID | Video PID | Audio PID |
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RTL HD | 10832 | Horizontal | 22000 | 2/3 | 8PSK (DVB-S2) | 255 | 255 | 259 |
VOX HD | 10832 | Horizontal | 22000 | 2/3 | 8PSK (DVB-S2) | 511 | 511 | 515 |
Pro7 HD | 11464 | Horizontal | 22000 | 2/3 | 8PSK (DVB-S2) | 511 | 511 | 515 |
Sat.1 HD | 11464 | Horizontal | 22000 | 2/3 | 8PSK (DVB-S2) | 255 | 255 | 259 |
Kabel1 HD | 11464 | Horizontal | 22000 | 2/3 | 8PSK (DVB-S2) | 767 | 767 | 771 |
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ HD+ zum Start kostenlos. Golem.de, 12. Oktober 2009, abgerufen am 20. Mai 2010.
- ↑ DiePresse.com: HD+ offiziell gar nicht für Österreich vom 3. Dezember 2009
- ↑ chip.de: CHIP verleiht „Bremse des Jahres 2010“ an HD Plus GmbH (PDF)
- ↑ a b Schärfer als die Realität. Prosieben.de, abgerufen am 20. Mai 2010.
- ↑ Jörg Heinrich: RTL und Vox starten HDTV: Endlich scharf fernsehen - Stuttgarter Nachrichten. Stuttgarter-nachrichten.de, 30. Oktober 2009, abgerufen am 20. Mai 2010.
- ↑ av-magazin: Alles über HD. Av-magazin.de, 24. November 2009, abgerufen am 20. Mai 2010.
- ↑ Fernsehen in HD-Qualität: Was Sie über das neue HD+ wissen sollten. Player.de, abgerufen am 20. Mai 2010.
- ↑ HD+: RTL HD und Vox HD auf Astra. Hdtv-pro.de, abgerufen am 20. Mai 2010.
- ↑ Pit Klein: Verbraucherschützer wettern weiter gegen "HD+" von SES Astra & Co. - "HD+" weiter in der Schusslinie - Geräte - Archiv - magnus.de. Satundkabel.magnus.de, 28. August 2009, abgerufen am 20. Mai 2010.
- ↑ http://www.hd-plus.de/faq
- ↑ a b heise online - Privatsender wollen Vorspulen über Werbung bei HD+ verhindern. Heise.de, 16. Oktober 2009, abgerufen am 20. Mai 2010. Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag. Der Name „Heise-Ad-Skipping“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ heise online - HDTV-Fassungen von RTL und Vox gestartet. Heise.de, 3. Dezember 2009, abgerufen am 20. Mai 2010.
- ↑ VOX HD - VOX in High Definition. Vox-Hd.De, abgerufen am 20. Mai 2010.
- ↑ Focus.de: Kartellamt: Razzia bei RTL und ProSiebenSat.1
- ↑ Spiegel Online: Insider packen aus: Wer HD+ sehen will, muss leiden
- ↑ ARD Digital: Info der öffentlich-rechtlichen Sender zur Kompatibilität zu eigenen HD-Angeboten
- ↑ Was ist HDTV? (PDF) Abgerufen am 20. Mai 2010.
- ↑ Pay TV:Empfang von Sky – IcordForumWiki. Icordforum.com, abgerufen am 20. Mai 2010.
- ↑ HD+-Website: HD+ künftig auch über HDTV-Receiver mit CI-Schnittstelle (PDF)
- ↑ heise online - HD+: Liste der nachrüstbaren Empfangsgeräte veröffentlicht. Heise.de, 16. Februar 2010, abgerufen am 20. Mai 2010.