Söldner

gegen Bezahlung angeworbener und durch Vertrag gebundener Soldat
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Ein Söldner ist eine Person die an einem bewaffneten Konflikt aus Streben nach persönlichen Gewinn teilnimmt. Der Söldner zeichnet sich dadurch aus, dass er nur für seinen Sold kämpft und von demjenigen angeheuert werden kann, der ihm am meisten bietet. Söldner kämpfen daher nicht aus Loyalität, Patriotismus, politischen Motiven oder moralischen Prinzipien. Eine Legaldefinition des Söldners findet sich in Art.47 der Zusatzprotokolle vom 12. August 1949 über den Schutz der Opfer internationaler bewaffneter Konflikte zu den Genfer Konventionen.

Definition

Die Definition aus Art.47 Abs.2 I. Zusatzprotokoll, die sich aus dem Völkergewohnheitsrecht entwickelt hat definiert den Söldner folgendermaßen:

Als Söldner gilt,

a) wer im Inland oder Ausland zu dem besonderen Zweck angeworben ist, in einem bewaffneten Konflikt zu kämpfen,

b) wer tatsächlich unmittelbar an Feindseligkeiten teilnimmt,

c) wer an Feindseligkeiten vor allem aus Streben nach persönlichem Gewinn teilnimmt und wer von oder im Namen einer am Konflikt beteiligten Partei tatsächlich die Zusage einer materiellen Vergütung erhalten hat, die wesentlich höher ist als die den Kombattanten der Streitkräfte dieser Partei in vergleichbarem Rang und mit ähnlichen Aufgaben zugesagte oder gezahlte Vergütung,

d) wer weder Staatsangehöriger einer am Konflikt beteiligten Partei ist noch in einem von einer am Konflikt beteiligten Partei kontrollierten Gebiet ansässig ist,

e) wer nicht Angehöriger der Streitkräfte einer am Konflikt beteiligten Partei ist und

f) wer nicht von einem nicht am Konflikt beteiligten Staat in amtlichem Auftrag als Angehöriger seiner Streitkräfte entsandt worden ist.

In Art.1 Abs.1 der Konvention zur Eliminierung des Söldnerwesens in Afrika findet sich eine nahezu identische Definition. Diese Konvention hat aber nur regionale Bedeutung.

Neben dieser juristischen Definition werden im Volksmund alle Personen als Söldner bezeichnet deren Hauptmotivation für die Teilnahme an einem bewaffneten Konflikt das Streben nach persönlichen Gewinn ist, unabhängig von ihrem tatsächlichem rechtlichen Status.

Bezeichnungen

Söldner, deren englische Bezeichnung Mercenary ist, bezeichnen sich selbst als "Soldiers of Fortune". Von regulären Soldaten werden sie jedoch meist abwertend als "Dogs of War" oder als "Huren des Krieges" bezeichnet.

Söldner in der europäischen Geschichte

 
Schweizer Reisläufer überqueren die Alpen (Luzerner Schilling)

Schon in der Antike wurden Söldnertruppen eingesetzt. So kämpften griechische Hopliten regelmäßig in Diensten der Achämeniden und bildeten oft den Kern von persischen Armeen.

Söldnerheere tauchten im Spätmittelalter auf, als es sich erwies, dass disziplinierte Söldner in der Schlacht den Rittern überlegen waren, obwohl letztere im Zweifel tapferer kämpften. Besonders augenfällig wurde das in der Schlacht von Crecy.

Die Einführung von Söldnerheeren stellte den mittelalterlichen Personenverbandsstaat vor große Herausforderungen. Der König war jetzt genötigt, Steuern zu erheben, um sein Heer zu bezahlen.

Schweizer Söldner galten im 15. Jahrhundert als besonders effektive Kampfkräfte, bis ihre Formationen durch Artillerie, die in dieser Zeit entwickelt wurde, verwundbar wurden.

Die deutschen Landsknechte übernahmen die Rolle der Schweizer und wurden eine gefragte Truppe des späten 15. und des 16. Jahrhunderts. Sie wurden von allen Mächten in Europa angeheuert und wechselten häufig die Seiten.

Söldner in Afrika

Im 20. Jahrhundert waren Söldner hauptsächlich in die Konflikte auf dem afrikanischen Kontinent eingebunden. Häufig wurden Männer aus Europa und Amerika angeworben, die nach "Abenteuern" suchten, und in Kämpfe geschickt, bei denen klar war, dass sie nicht überleben würden und daher auch nicht bezahlt zu werden brauchten.

Daneben gab es viele ehemalige Fremdenlegionäre die es nach ihrem Dienst für Frankreich nach Afrika verschlug und die sich dort einen neuen Arbeitgeber suchten. Viele der Abenteurer in Afrika, die Söldner genannt wurden, waren tatsächlich ideologisch motiviert, unterstützten bestimmte Regierungen und hätten nicht für den "Höchstbieter" gekämpft. Ebenso gab es in Afrika Söldner die als militärische Wachleute für große Gold- und Diamantenminen arbeiteten oder in den Apartheidskonflikten kämpften.

Der bekannteste in Afrika tätige Söldner ist der Franzose Bob Denard, der seit den sechziger Jahren in zahlreiche Bürgerkriege und Putschversuche verwickelt war.

Söldner waren seit den Kämpfen die 1960 in Folge der Unabhängigkeit des Kongo ausbrachen in einer Reihe von Bürgerkriegen in Afrika im Einsatz. Franzosen, Briten und Staatsangehörige aus anderen europäischen Ländern kämpften in Biafra (Nigeria), Angola und auf den Seychellen. Die Söldern kämpften für die, die am meisten zahlten, und erwiesen sich in den ohnehin schon blutigen und erbittert geführten Bürgerkriegen oft als besonders grausam. Einige behaupteten, sie führten einen Kreuzzug gegen den von Kuba und der Sowjetunion unterstützen Kommunismus in Afrika; andere verdingten sich, weil sie den Nervenkitzel liebten, wieder andere, weil sie sonst keine Beschäftigung fanden.

Der berühmteste Söldner in Angola war ein Mann aus Zypern namens Kostas Georgiou. Er hatte in dem 1. britischen Fallschirmjägerregiment gedient und wurde wegen eines Angriffs auf ein Postamt in Nordirland unehrenhaft entlassen. Georgiou, bekannt als "Colonel Callan" wurde von der FNLA (Volksbefreiungsfront in Angola unter der Frührung von Holden Roberto, der auch vom US-Geheimdienst CIA über Zaire unterstützt wurde) zusammen mit einer Truppe britischer, amerikanischer und holländischer Söldner von der CIA rekrutiert. Angeblich brachte er Spione und Deserteure eigenhändig um und terrorisierte die Männer unter seinem Kommando, die selbst ungehindert mit Gewalt und Folter gegen Soldaten und Zivilisten vorgingen. Im Verlauf eines Selbstmordkommandos gegen eine wesentlich stärkere kubanische Brigade wurde er verwundet und später gefangen genommen. Die kommunistische MPLA (kommunistische Volksbefreiungsbewegung für Angola) wollte die Verbrechen der Söldner publik machen und brachte zehn Briten und drei US-Amerikaner in Luanda vor Gericht. Sie wurden beschuldigt bezahlte Attentäter zu sein. Kostas Georgiou alias Callan und drei andere wurden am 10. Juli 1976 durch ein Exekutionskommando getötet. Der Prozeß in Angolas Hauptstadt und die Brutalitäten, die dabei zur Sprache kamen, zogen die Aufmerksamkeit der Medien auf sich und lösten eine allgemeine Empörung über Söldner und all jene aus, die in dem Geschäft tätig waren.

Söldner-Operationen heute

Als der Vietnamkrieg zuende ging, schlossen sich viele ehemalige amerikanische Veteranen zu privaten Sicherheitsunternehmen zusammen. Sie schmuggelten und verkauften Waffen und Drogen aus Fernost und begannen die Schlachtfelder der Welt, häufig unter dem Deckmantel der CIA als lukrative Einnahmequelle anzusehen.

Zu den bekannteren Söldner-Organisationen der heutigen Zeit gehören die Firmen Sandline International, eine britische paramilitärische Einheit, und Executive Outcomes, ein privates Unternehmen, das ehemalige Mitglieder der südafrikanischen Armee anheuerte. Beide Sicherheitsunternehmen, wie sich derartige Organisationen selbst nennen, wurden schließlich aufgelöst, weil ihre Mitglieder zu oft im Zentrum von Ermittlungen stehen und ihre Einsätze ins Kreuzfeuer der Kritik geraten.

Die durch die Auflösung der beiden Unternehmen entstandene Lücke wurde alsbald durch neue multinationale Söldnerfirmen geschlossen. Sie nennen sich MPRI oder DynCorp und sind auf den Schlachtfeldern der ganzen Welt zu finden. Auch Blackwater USA ist eine bekannte Söldnerorganisation, die Operationen im Irak durchführt. Im Irak stellen die 15.000 Söldner aus 80 privaten Sicherheitsunternehmen die zweitgrößte Streitkraft im Land nach den USA, jedoch weit vor Großbritannien.

Es ist bekannt, dass in den Balkan-Konflikten der 1990er Jahren Söldner direkt nach ihrer Ankunft am Bahnhof von Sarajevo angeheuert wurden. Viele von ihnen waren Soldaten aus den Ländern des ehemaligen Ostblock, die nach dem Zerfall der Sowjetunion und den politischen Umwälzungen in Osteuropa keine Arbeit gefunden hatten. Daneben kämpften in den Balkan-Kriegen auch Soldaten aus anderen europäischen Staaten. Viele Rechtsextremisten, arbeitslose Ex-Soldaten und Abenteurer kämpften auf beiden Seiten als Söldner.
"In der Heimat waren wir arbeitslos, hier werden wir als Helden angesehen." (Orginalzitat eines Balkan-Söldners).

"Ich erzähl dir mal etwas über Freundschaften im Söldnergeschäft. Es gibt sehr nette Kerle, mit denen man durch dick und dünn gehen kann, wirklich nette Jungs. Wenn du sie unter großen Druck setzt, ich meine wirklich sehr großen Druck, der sie bis auf's Äußerste belastet, so daß sie meinen, sie müßten am nächsten Tag sterben, dann mußt du mal beobachten, wie sich ihr Charakter verändert. Du wirst sehen, daß aus diesen echten Kerlen richtige Teufel werden können, denen jedes Mittel recht ist." (Zitat: Karl Penta, englischer Söldner 1991 im Balkan, aus der WDR-Dokumentation Warheads).

→ Hauptartikel Söldner-Organisation

Söldner und das Kriegsrecht

Söldner werden nach dem Kriegsrecht nicht als Kombattanten betrachtet und haben daher nicht den Anspruch auf den Status des Kriegsgefangenen (vgl. Art.47 Abs.1 I. Zusatzprotokoll). Gefangene Söldner sind dem Kriegsrecht nach, daher als gewöhnliche Zivilisten zu behandeln die illegaler Weise an einem bewaffnetenen Konflikt teilgenommen haben. Sie können für die Teilnahme am bewaffneten Konflikt nach nationalem Recht schwer bestraft werden.

In vielen Ländern, wie z.B. Österreich, ist es nach dem Gesetz verboten für ein anderes Land Kriegsdienst zu leisten. Selbst der Dienst in der Fremdenlegion stellt für Österreicher nach dem Gesetz eine Straftat dar. Viele Österreicher die nach ihrem Söldnerdienst auf dem Balkan wieder in die Heimat kamen fanden sich vor dem Strafgericht wieder und wurden teilweise zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Unter amerikanischem Recht (Neutrality Act) riskiert ein amerikanischer Bürger, der sich in einem fremden Land zum Militärdienst zur Verfügung stellt, den Verlust der amerikanischen Staatsbürgerschaft. Eine Ausnahme bilden Israelisch-Amerikanische Bürger mit doppelter Staatsbürgerschaft, die im israelischen Militär dienen. Viele Länder haben ähnliche Gesetze, deshalb riskiert ein Söldner meist den Verlust seiner Heimat-Staatsbürgerschaft und kann zu einer staatenlosen Person werden.

Söldner im öffentlichen Bewusstsein

Wie dem Piraten haftet dem Söldner ein Ruf von Abenteuer, Mystik und Gefahr an. Ein gutes Beispiel sind das Buch und der Film Die Hunde des Krieges, in denen es um eine fiktive Söldner-Operation im Afrika der 1970er Jahre geht.

Literatur

  • Azzellini, Dario; Kanzleiter, Boris (2003): "Das Unternehmen Krieg. Paramilitärs, Warlords und Privatarmeen als Akteure der Neuen Kreigsordnung". Assoziation A. ISBN 3-935936-17-6
  • Thomson, Janice E. (1994): Mercenaries, Pirates, and Sovereigns: State-Building and Extraterritorial Violence in Early Modern Europe. Princeton: Princeton University Press. ISBN 0691086583
  • Shearer, David (1998): Private armies and military intervention. Oxford [u.a.]: Oxford University Press. ISBN 0198294409
  • Balor, Paul (1988): Manual of the Mercenary Soldier: A Guide to Mercenary War, Money and Adventure. Dell Pub Co Press. ISBN 0440200148
  • Lieutenant-Colonel Tim Spicer (1999): An Unorthodox Soldier: Peace and War and the Sandline Affair. Mainstream Publishing. ISBN: 184018180X
  • Singer, P.W. (2003): Corporate Warriors. The Rise of the Privatized Military Industry. Cornell University Press. ISBN: 0801489156

Filme

  • 2005, Die neuen Söldner, Doku Arte
  • 2005, Söldner - Ein Beruf mit Zukunft, Doku Arte
  • 1993, Warheads - Söldner im Balkan, Doku IMDb
  • 1977, Die Wildgänse kommen, Spielfilm

Berühmte Söldner

Siehe auch

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