Breslau (poln. Wrocław, ausgesprochen etwa wie "Wrotzuaff") ist die Hauptstadt der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Vor 1945 war die Stadt Hauptstadt des preußischen Regierungsbezirks Breslau in der Provinz Niederschlesien, im Dritten Reich außerdem Hauptstadt des NS-Gaus Nieder-und Mittelschlesien.
- Einwohner: 634.000 (2002)
- Fläche: 293 km2

In Breslau befinden sich neun Hochschulen, wie die Politechnika Wrocławska (TH Breslau) und die Uniwersytet Wrocławski (Uni Breslau,ehem.Schlesische Friedrich-Wilhelm-Universität, gegründet 1702 von den Jesuiten, 1811 erneuert und erweitert unter der Regierung Friedrich Wilhelm III. von Preußen, der die Universitas Viadrina in Frankfurt (Oder) mit der Breslauer Lehranstalt vereinigte). Sie steht an der Stelle der alten Königlichen Burg von Breslau, die von Kaiser Leopold I. dem Orden geschenkt und abgerissen wurde und ist eines der schönsten Baudenkmäler des österreichischen Barocks. Das spätere preußische Königsschloß im Rokoko- und klassizistischen Stil entstand im 18./19. Jh.und ist nur noch teilweise erhalten. Dort erließ Friedrich Wilhelm III. am 17. März 1813 den "Aufruf an Mein Volk" und stiftete das Eiserne Kreuz.
Geschichte
Der Name "Wortizlawa" wurde bereits um 900 erwähnt und bezeichnete Wortizlawa als slawische Marktstadt. Diese befand sich auf einer Insel nahe der drei Nebenflüsse der Oder. Um das Jahr 1000 wurde die erste herzogliche Burg auf der Dominsel errichtet,etwa auf der Stelle der heutigen Kreuzkirche.Das befestigte Gebiet um die Burg war schon damals eine kleine Stadt, in der etwa 1000 Menschen wohnten. Deutsche Absichten an Worlizawa wurden 1109 erkennbar, als Kaiser Heinrich V. ein Heer gegen Boleslaw Schiefmund schickte. Das deutsche Heer unterlag, das Schlachtfeld wurde als Hundsfeld bekannt. Im Jahr 1138, nach Boleslaws Tod, siedelten wenig später deutsche Siedler am Südufer des Flusses. Dort erbauten sie eine neue Stadt, die 1259 zur Hauptstadt des unabhängigen Herzogtums Schlesien aufstieg.
Breslau und Schlesien, 98 n. Chr. von Tacitus und ca. 150 n. Chr. von Ptolemäus in Magna Germania beschrieben, kam während der Ausbreitung der Slawen unter das Großmährische Reich.Lange Zeit war B.von den Polen und den Böhmen (Tschechen)umkämpft, so dass die Böhmen auf dem linken Ufer (Stadtmitte) ,während die Polen auf dem rechten Ufer (Sand-und Dominsel) der Oder sassen. Während der Mongolenangriffe wurde der Ort 1241 zerstört. Das wiederhergestellte Breslau erhielt dann 1262 das Magdeburger Recht.
Der Name Breslau (in älteren deutschen Dokumenten "Preßlau") wurde gleichzeitig mit dem lateinischen Namen, Vratislavia, benutzt. Vratislavia bezieht sich auf den böhmischen Herrscher Vratislav.
Wichtige Jahreszahlen in der Geschichte Breslaus
- 1163-Herzogtum Breslau entsteht unter den Nachkommen Wladislaws des Vertriebenen,Boleslaw dem Langen (gest.1201) und Heinrich dem Bärtigen (gest.1238).Schlesien trennt sich allmählich von Polen.
- 1163-1200-die neue herzogliche Burg an der Oder (wo heute die Universität steht)wird erbaut.Die Stadt hat seitdem drei Zentren:die herzogliche Residenz mit der unter ihrem Schutz stehenden Judenstadt, die geistliche Stadt auf der Sand-und Dominsel und die neu angelegte deutsche Kaufmannstadt um den Ring.
- 1198-Fürst Jaroslav von Oppeln-Neiße, Halbbruder Heinrich des Bärtigen,empfängt geistliche Weihe und wird im Jahre 1199 zum Bischof von B.gewält.Bei seinem Tode 1201 vermacht er das Fürstentum dem Breslauer Stift.Br.Bischöfe werden Fürstbischöfe (bis 1811).
- 1241-nach dem Mongoleneinfall wird die Stadt neu in strenger Gitterform angelegt
- 1327- Heinrich VI.letzter Piastenherzog von Breslau,setzt unter Mitwirkung des Rates den König von Böhmen Johann (den Blinden) v.Luxemburg als Erben ein
- 1335- Heinrich VI.stirbt, die Wenzelskrone übernimmt Hzt.Breslau als erstes "Erbland" in Schlesien.Der König von Böhmen setzt einen Landeshauptmann zur Verwaltung des Landes ein.1359-1635 übte der Rat von Breslau diese Funktion aus und hatte also Sitz und Stimme im schlesischen Fürstentag.
- 1342 u.1344-zwei große Brände verheeren die Stadt,die noch schöner aufgebaut wird
- 1418- Aufstand der Handwerker gegen die Patrizier, 7 Ratsherren werden im Rathaus ermordet.Kaiser-König Sigismund schlägt den Aufstand nieder und läßt 27 Anführer hinrichten
- 1387-1474-die Stadt ist als Mitglied der Hanse verzeichnet, Zeit der höchsten Blute des Handels
- 1463-Breslau will den hussitischen König Georg Podiebrad von Böhmen als Landesherrn in Schlesien nicht anerkennen und tritt unter den Schutz des Papstes Pius II.
- 1466- B.beteiligt sich am Krieg gegen Böhmen und verbündet sich mit dem ungarischen König Matthias Corvinus
- 1474-König Matthias übernimmt die Herrschaft in Schlesien und B.,die damit der Stephanskrone unterstellt werden und eine neue, viel strengere Verfassung bekommen
- 1490-Corvinus stirbt,B.kommt wieder unter böhmische Hoheit.
- 1505-König Wladislaw II. Jagellonicus von Böhmen genehmigt die Gründung einer Universität in Breslau,das Projekt wird indessen nicht verwirklicht
- 1526- König Ludwig II.Jagellonicus von Böhmen und Ungarn fällt in der Schlacht bei Mohacs.Die Habsburger übernehmen laut Erbverbrüderungsvertrag mit böhmischen Jagellonen Breslau und andere Erblande in Schlesien und behalten sie bis 1741.
- 1533- erster Stadtmedicus wird angestellt
- 1632- während des 30-jähr.Krieges werden Teile der Stadt von sächsischen und schwedischen Truppen besetzt gehalten
- 1633-Breslau will sich von Habsburg trennen und als freie Reichsstadt anerkannt werden,hat aber keinen Erfolg.
- 1633- die große Pest wütet in B.,von 40 000 Einwohnern sterben 18 000.
- 1740- das Heer Friedrich des Großen belagert B.
- 1741- (10.8.) Breslau kapituliert
- 1741- (7.11.) Die schlesichen Stände huldigen im B.er Rathaus Friedrich dem Großen.
- 1742- Schlesien wird an Preußen ubergeben
- 1742-Die "Schlesische Zeitung" und der Korn-Verlag entstehen,die bis 1945 existieren sollten.Dieser Verlag gab auch polnischsprachige Literatur heraus.
- 1750 - Friedrich d.G.kauft das Palais des Freiherrn v.Spätgen und baut es zu einer Königsresidenz aus.
- 1757- im 7-jähr.Krieg besetzen die Österreicher die Stadt,geben sie jedoch nach der Schlacht bei Leuthen auf.
- 1807-die Stadt wird von den Rheinbundtruppen erobert und bis 1808 besetzt gehalten. Kontinentalsperre tritt ein, der Handel mit der Leinwand kommt zum Erliegen.
- 1807-1810-die Befestigungen werden geschleift.Fast alle Stifte und Klöster werden 1810 säkularisiert, so wurde z.B.das Sandstift zur Universitätsbibliothek.
- 1813-Breslau wird zum Ausgangspunkt der Befreiungsbewegung gegen Napoleon I.; König Friedrich Wilhelm III.erläßt seinen Aufruf "An Mein Volk".
- 1821- die Diözese Breslau wird vom Erzbistum Gnesen,dem sie seit dem Jahre 1000 untertan war, unabhängig
- 1829-Breslau hat schon 84 904 Einwohner.
- 1829-1840-die Bedeutung Breslaus als Handelsstadt beginnt zu sinken.
- 1840- Breslau hat 100 000 Einwohner.
- 1849-Breslauer Industrie beginnt zu entstehen: Mühlen und Braubetriebe, Ölmühlen und Spritfabriken,chemische- und Metallindustrie (z.B.Linke-Hoffmann Werke, Eisenbahnwaggonbau), daneben auch Bekleidungs-, Möbel-und Papierfabriken
- 1850- 1890- das Stadtgebiet wächst durch zahleiche Eingemeindungen.Breslau erreicht gegen Ende des 19.Jh.die Zahl von beinahe 500 000 Einw.
- 1910-die Technische Hochschule wird eingerichtet
- 1910-13-hervorragende moderne Bauwerke entstehen,die Kaiserbrücke (1910),die TH und die Jahrhunderthalle (1913)
- 1925-30-nach der Eingemeindung von 54 Dorfgemeinden und Gutsbezirken erreicht B.auf der Fläche von 175 qkm die Zahl von 600 000 Einwohnern
- 1944- im Herbst die ersten Bombenangriffe der Allierten
- 1944-Breslau wird zur Festung erklärt
- 1945- Januar.Sowjetische Truppen nähern sich Breslau,alle Schulkinder werden evakuiert (vornehmlich nach Böhmen), etwa 75% der Einwohner fliehen Richtung Böhmen oder Sachsen.Tausende kommen dabei im strengen Winter auf elende Weise um.Schlesiens Landstraßen sind von erfrorenen Leichen umsäumt.
- 1945- am 15.2. ist die Stadt von den Russen eingekreist,in der Stadt befinden sich noch etwa 150 000 Einw.und 40 000 Soldaten
- 1945-Februar-Mai:schwere Kämpfe,Brände und Zerstörungen
- 1945-7.5.-die Stadt kapituliert,65% der Gebäude liegen in Ruinen,davon 400 bekannte Baudenkmäler.Wie durch ein Wunder blieben das Rathaus und viele Häuser am Ring unzerstört.
- 1945-9.5.- sowjetische Militärbehörden übergeben die Verwaltung der Stadt den Polen
- 1945-2.8.-Potsdamer Abkommen.Schlesien wird an Polen übergeben.Polen verliert seine Ostgebiete (etwa 180 000 qkm).
- 1945-47- in der Stadt befinden sich noch etwa 100 000 deutsche Einwohner,die jetzt zwangsmäßig ausgesiedelt werden.Polnische Neu-Breslauer besiedeln die Stadt,vornehmlich Vertriebene aus Lemberg (Lwow) und anderen polnischen Gebieten östlich des Bug, die die UdSSR übernommen hatte.Polnische Einwohner sind 1946 etwa 30 000,die Deutschen sind also noch immer zahlreicher.
- 1948 - die Stadt zählt 300 000 vornehmlich polnische und teilweise ukrainische Einwohner
- 1955 - der Wiederaufbau der Altstadt beginnt
- 1965-475 000 Einwohner
Stadtwappen von Breslau: 1)Das von Kaiser Karl V.der Stadt verliehene Wappen (verwendet 1530 bis 1938,1945-48 und wieder ab 1990) ist ein quadrierter Schild mit Mittelschild, in der Mitte Johannes des Täufers Kopf in einer silbernen Schüssel, im ersten Felde der böhmische Löwe,im zweiten der schlesische Adler, im dritten ein W (das sich auf den Gründer der Stadt Wratislav bezieht),im vierten das Haupt Johannes des Evangelisten.Die beiden Johannes sind neben der Hl.Hedwig besondere Patrone der schlesischen Kirche. 2.Das Stadtwappen der NS-Zeit (verwendet ab 1938 bis 1945) war ein horizontal halbierter Schild mit zwei Feldern, im oberen Felde der schlesische Adler, im unteren Eisernes Kreuz von 1813. 3.Das Stadtwappen,unter dem Kommunistenregime 1948 bis 1990 verwendet, war ein vertikal halbierter Schild mit zwei Feldern, im rechten Felde der weiße polnische Adler der Volksrepublik (also ungekrönt),im rechten Felde der schlesische Adler, ebenfalls ungekrönt.
Sehenswürdigkeiten
- Stadtmitte um den Ring:
- Rathaus (gotisch,1471-1504)
- Städtische Pfarrkirche St.Elisabeth (gotisch,um 1330 begonnen)(kath.)
- Städtische Pfarrkirche St.Maria Magdalena (gotisch 14.-15.Jh.)(altkath.)
- Dorotheenkirche (gotisch, nach 1450)(kath.)
- Franziskanerkirche (gotisch,beg.1240)(kath.)
- Bernhardinerkirche (gotisch,1463-1502)(Museum der Steinmetzkunst)
- Christophorikirche (gotisch,15.Jh.)(evang.,deutsche Gottesdienste)
- St.Matthias (barock,17/18 Jh.) (kath.)
- Universität mit der Aula Leopoldina (barock,Anfang 18.Jh.)
- Ehem.Königsschloß (Rokoko,18.Jh.)Palais Friedrich II.erhalten.Vom späteren Anbau auf der Nordseite (Langhansschule, um 1840)steht nur ein kleiner Teil. (Museum)
- Ehem.Hofkirche (klass.1747-50) (evang.)
- Viele wertvolle Bürgerhäuser am Ring und in den Gassen ringsum
- Bahnhof (um 1850,Romantik, Schinkelschule)
- Ehem.Strafanstalt (Romantik,Schinkelschule,Turme von König FWIV entworfen)
- Altes Regierungsgebäude (Neurenaissance, nach 1860,heute Schl. Nationalmuseum)
- Neues Regierungsgebäude (Woiwodschaftsamt) (NS-Stil,nach 1933)
- Prächtige Patriziervillen am Wallgraben (poln.Podwale)
- Sand-und Dominsel:
- Sandkirche (gotisch,1334-1440)(kath.)
- Dom (gotisch, 13.-14.Jh.)(kath.)
- St.Ägidienkirche (rom.13 Jh.) (kath.)
- Doppelkirche z.Hl.Kreuz (13.-14.Jh.) (untere K.orthodox,obere Museum)
- Zentrum, neuere Viertel:
- Kleinburger Kaserne (Richtung Autobahn),neugot.nach 1850,nur teilweise erhalten.Ehem.Sitz des beruhmten pr.6.Dragonerregiments,wo im Offizierskorps nur schl.Adel diente.Dort wurde 1892 der berühmte Flieger Manfred v.Richthofen geboren (gef.1918) und dort erhielt seine Offiziersausbildung der spätere(erfolglose) Hitler-Attentäter von 1943 Gen.Rudolf v.Gersdorff (gest.1974).
- Jüdischer Friedhof (Richtung Autobahn),19.-20.Jh.Einziger noch erhaltener deutscher Friedhof in B.Begraben liegt dort u.a. Ferdinand Lassalle (1826-1864)berühmter Sozialist,Gegenspieler von Karl Marx in der I.Sozialistischen Internationale
- Richtung Osten (Hundsfeld)
- Kaiserbrücke (1910) (poln.Most Grunwaldzki)
- Grunwalder Platz (Plac Grunwaldzki),zwischen der Kaiserbrücke u.d.Fürstenbrücke).Ein ganzes Stadtviertel (Scheitnig) wurde Anf. 1945 auf Befehl des NS-Gauleiters Hanke dem Erdboden gleichgemacht,um ein Flugfeld zu schaffen.Auf dem Flugfeld landete kurz vor Kriegsende ein einziges Flugzeug,das eine neue Uniform fur Hanke mitbrachte.
- Jahrhunderthalle (poln.Hala Ludowa),errichtet 1913 zum 100-jährigen Jubiläum der Befreiungskriege,erster Stahlbetonbau Deutschlands von diesen Ausmassen
- Scheitniger Park,(19.Jh),romantisch