Wladimir I. (*960, †15. Juli 1015 in Berestowo), jüngster und illegitimer Sohn von Swjatoslaw Igorewitsch aus dem Geschlecht der Rjurikiden. Seine Mutter war Maluscha, die Schlüsselbewahrerin der Fürstin Olga.
Als 977 ein Streit zwischen seinen Halbbrüdern ausbrach, floh Wladimir zu seinem Onkel nach Schweden, wo er ein wikingisches Söldnerheer (Waräger) aushob und 979 oder 980 zurückkehrte und eines der beiden Machtzentren der Kiewer Rus, Nowgorod, einnahm. Damit nicht zufrieden zog er weiter nach Polock, das er ebenfalls eroberte, den dortigen Fürsten erschlug und dessen Tochter Rogneda (†1000) zur Ehe zwang. Kampflos fiel ihm auch die Hauptstadt Kiew in die Hand wodurch er zum Alleinherrscher der Kiewer Rus wurde. Ein gewaltiges Problem stellten nun die angeworbenen Waräger dar, die bezahlt werden mussten. Er schickte sie nach Byzanz, wo sie den Kern der Warägergarde bildeten.
Seine Macht festigte Wladimir durch weitere militärische Feldzüge. 981 kämpfte er, beispielsweise, gegen die Ljachen (=Polen) um die Handelsmetropole Tschernien in der westlichen Grenzregion der Kiewer Rus. An den südlichen Grenzen seines Landes ließ er "Hilfsvölker" ansiedeln, welche das Reich schützten (so z.B. die turkstämmigen Torki und Berendei). Wichtigstes Ereignis der Regierungszeit Wladimirs war jedoch die Christianisierung der Kiewer Rus im Jahre 988, weshalb er auch den Beinamen der Heilige erhielt und nach seinem Tod in den Stand eines Heiligen der orthodoxen Kirche erhoben wurde.
Vor seiner eigenen Taufe 987 beschreibt ihn seine eigene Heiligenlegende als Wüstling mit sicherlich 7 Hauptfrauen und 800 Mätressen. Er ließ überall Götzenbilder aufstellen und war ein eifriger Anhänger des Heidentums. Zum christlichen Glauben brachte ihn die Vernunft. Angeblich ließ er sich von allen Religionen Gelehrte schicken, und er wählte die beste aus. Tatsächlich war seine eigene Taufe aber ein diplomatischer Schachzug: Der byzantinische Kaiser Basileus II. benötigte Hilfe gegen die Bulgaren (die gemeinsamen Feinde Wladimirs und Basileus'). Wladimir schickte ein Heer von 6000 Rus nach Konstantinopel. Wenn sich Wladimir taufen ließe, so würde Basileus II. ihm, für seine militärische Unterstützung, seine Schwester Anna zur Frau geben. So geschah es, und Wladimir I. bekam als erster europäischer Fürst eine purpurgeborene zur Frau.
Literatur
- "Vladimir, the Russian Viking" von Vladimir Volkoff, ISBN 0879512342
- "Wladimir. Roman über die Kiewer Rus." (Historischer Roman) von Semen Skljarenko, ISBN 3373003369
- Th. Edinger, Rußlands älteste Beziehungen zu Deutschland, Frankreich und der römischen Kurie, 1911.