Die Kiautschou-Bucht (in Pinyin Jiaozhou) war von 1898 bis 1914 eine deutsche Kolonie mit einer Größe von 552 km² und der Hauptstadt Tsingtau (Qingdao). Gegenwärtig ist sie ein Teil der chinesischen Provinz Shan Dong.
Kiautschou als deutscher Pachthafen
1860 gelangte eine preußische Expeditionsflotte nach Asien und erkundete die Gegend um die Kiantschou-Bucht. Im Jahr darauf wurde ein chinesisch-preußischer Handelsvertrag unterzeichnet. Auf seinen Reisen zwischen 1868 und 1871 nach China empfahl Freiherr von Richthofen die Bucht von Kiautschou als möglichen deutschen Marinestützpunkt. 1896 untersuchte auf Befehl von Admiral von Tirpitz eine weitere Flotte die Region.
1897 wurden deutsche Missionare in China ermordet (1. November). Dieses war für Kaiser Wilhelm II. der willkommene Anlass, die Bucht zu besetzen, nachdem das Unterfangen, einen Stützpunkt in China zu haben, schon seit Jahren bestand. Wenige Monate darauf, am 6. März 1898, wurde die Bucht, durch Zwangsmaßnahmen, für 99 Jahre von der deutschen Regierung gepachtet. Knapp sechs Wochen später (am 27. April) wurde sie offiziell unter deutschen Schutz gestellt. Zu dieser Zeit zählt die Region ca. 83.000 Einwohner. Die Verwaltung unterlag nicht dem deutschen Kolonialamt, sondern dem Reichsmarineamt.
Die Kolonie wurde zu einem Musterbeispiel deutscher Kolonialpolitik: 1914 zählte die Hauptstadt der Kolonie, das ehemalige Fischerdorf Tsiangtao, über 200.000 Einwohner, verfügte nun über einen Naturhafen, Trinkwasseranlagen, eine Brauerei (die bis heute existiert), eine Universität und war an das Telegraphennetz und das Eisenbahnnetz angeschlossen.
Kiautschou zu Beginn des Ersten Weltkriegs
Kiatschou war durch das dritte Seebataillon besetzt (1400 Mann), und wurde bei Kriegsbeginn durch 3400 Mann verstärkt. Am 10. August 1914 stellte Japan ein Ultimatum, dass die vollständige Übergabe des Gebiets forderte. Am 15. August wurde das Ultimatum wiederholt. Der Gouverneur, Kapitän zur See Alfred Meyer-Waldeck, ließ das Ultimatum unbeantwortet und war fest entschlossen, das Pachtgebiet bis zum Äußersten zu verteidigen.
Am 27. August eröffneten japanische und englische Kriegsschiffe eine Blockade und bereits am 2. September landeten die ersten Alliierten (4300 Mann) in China. Am 26. September begannen die ersten Sturmangriffe auf deutsche Stellungen, die jedoch erfolgreich zurückgeschlagen werden konnten. Am 28. September war das Pachtgebiet komplett eingeschlossen. Seit Oktober wurden die alliierten Truppen ständig verstärkt. Am 31. Oktober, nach einem neuntägigen Artillerie-Dauerbeschuss, begannen die Alliierten einen großangelegten Angriff auf die Festung, der abgewehrt werden konnte.
Anfang November gingen der eingeschlossenen deutschen Schutztruppe die Munition aus, worauf man sich entschloss, sämtliche Artillerie und Kampfboote zu vernichten. Am 7. November erfolgte schließlich die Kapitulation und wurde anschließend von den Japanern besetzt.
Kiautschou nach dem Ersten Weltkrieg
Durch den Versailler Vertrag wurde bestimmt, dass Deutschland alle Kolonien, und so auch Kiautschou, abzutreten hatte. Bis 1922 blieb das Gebiet unter japanischer Verwaltung, bevor es an China zurückgegeben wurde. Heute zählt Tsingtau über 2,1 Millionen Einwohner und ist ein wichtiger Hafen.