Vietnam

Land in Südostasien
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Vietnam (vietnamesisch Việt Nam, chin. 越南 = Südlich von Yuè) ist ein Staat in Südostasien. Der offizielle Name lautet Sozialistische Republik Vietnam (Cộng hoà xã hội chủ nghĩa Việt Nam). Vietnam grenzt an China, Laos, Kambodscha und das Südchinesische Meer. Nach Jahrzehnten des Krieges war es in den 1980er Jahren eines der ärmsten Länder Asiens. Seit Ende der 1980er Jahre verfolgt das Land eine auf Wirtschaftswachstum ausgerichtete Politik, die die wirtschaftlichen Verhältnisse stetig verbessert hat und das Land dem Status eines Schwellenlandes angenähert hat.

Flagge Vietnams Wappen Vietnams
(Details) (Details)
Wahlspruch: Ðộc lập, tự do, hạnh phúc (Unabhängigkeit, Freiheit, Glück)
Amtssprache Vietnamesisch
Hauptstadt Hanoi
Staatsform Sozialistische Volksrepublik mit Einparteiensystem
Präsident Tran Duc Luong
Regierungschef Phan Van Khai
Fläche 329.560 km²
Einwohnerzahl 83.535.576 (Juli 2005)
Bevölkerungsdichte 253 Einwohner pro km²
Unabhängigkeit von Frankreich am 2. September 1945 erklärt, 1954 anerkannt
Währung Dong (₫), ISO 4217: VND
Zeitzone UTC+7
Nationalhymne Tien quan ca
Kfz-Kennzeichen VN
Internet-TLD .vn
Vorwahl +84
Karte Vietnams
Karte Vietnams
Karte Vietnams

Geographie

Lage

Der weitläufige Norddteil von Vietnam, der an die südchinesischen Provinzen Yunnan und Guangxi stößt, liegt auf dem südostasiatischen Festland. Dementgegen befindet sich der nur recht schmale Mittel- und Südteil des Landes auf der Indochinesischen Halbinsel zwischen dem Südchinesischen Meer im Osten und Süden, dem Golf von Thailand und Kambodscha im Südwesten und Laos im Westen.

Landschaftsbild

Vietnams Flächenausdehnung ist geringfügig größer als die von Deutschland. Das Land umfasst die weiten Ebenen der Flussdeltas von Rotem Fluss und Mekong, die gesamte östliche Festlandküste Südostasiens und Gebirgszüge sowie Hochebenen im Hinterland. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt etwa 1.650 km, die Ost-West-Breite im Norden bis zu 500 km, während die schmalste Stelle in Mittelvietnam nur 50 km beträgt. Die Küstenlinie hat eine Länge von über 3.400 km, auch die Landgrenzen zu den 3 Nachbarstaaten überschreiten wegen der langgestreckten Form 3.000 km Gesamtlänge.

Die Geographie Vietnams wird auch als "Bambusstange mit 2 Reisschalen" beschrieben: Im Norden und Süden zwei fruchtbare reisliefernde Flussdeltas, dazwischen als Verbindung ein schmales, eher karges, von Wald und Gebirge geprägtes Gebiet. Insgesamt ist Vietnam ein zu 3/4 von Bergen und Hochebenen geprägtes Land.

 
Schwimmendes Dorf in der Halong-Bucht

Etwas detaillierter werden fünf Landschaften unterschieden:

Klima

Das Klima unterscheidet sich erheblich zwischen Nord- und Südvietnam. Der Norden weist ein gemäßigtes tropisches Wechselklima auf, es gibt eine kühle Jahreszeit von November bis April und eine heiße von Mai bis Oktober. Der Süden ist tropisch: warm bis sehr heiß während des ganzen Jahres, etwas kühler von November bis Januar, heiß von Februar bis Mai und mit einer Regenzeit zwischen Mai und Oktober. Die Wetterscheide zwischen diesen Gebieten wird vom Wolkenpass nördlich von Da Nang gebildet.

Während der Regenzeit wüten häufig Taifune, die besonders im Mekong-Delta, aber auch in anderen Küstenregionen verheerende Überschwemmungen anrichten können.

Wichtige Städte

 
Regionen
 
Hà Tiên, Strand
"Vater-und-Sohn"-Insel

Die zwei mit Abstand wichtigsten Städte sind die Hauptstadt Hà Nội und die ehemalige Hauptstadt Südvietnams, die Hafenstadt Thành phố Hồ Chí Minh (Ho-Chi-Minh-Stadt) (von Einheimischen wieder mehrheitlich mit ihrem alten Namen Sài Gòn bezeichnet). Während letztere eine der schnellstwachsenden Boomstädte der Welt ist, hat Hanoi das Image, ruhiger und eleganter zu sein. In der Tat ist in wirtschaftlichen Belangen Hanoi gegenüber der südlichen Metropole recht weit im Hintertreffen.

Weitere wichtige Städte sind die Hafenstädte Cần Thơ, Đà Nẵng, Hải Phòng und Nha Trang, die in ihrem Stadtbild einen starken französisch geprägten Einfluss haben, bis hin zu Kirchen und Villen. Die Stadt Huế als Hauptstadt während der letzten Kaiserdynastie und die kaiserliche Sommerresidenz Đà Lạt im südlichen Hochland sind von großer geschichtlicher Bedeutung und ziehen auch viele Besucher an. Für Touristen interessant ist auch die Handelsstadt Hội An. Reine Industriestädte sind hingegen Vinh, Ninh Bình, Mỹ Tho oder Bến Tre.

Die gesamte Küste ist mit touristisch teils unerschlossenen Stränden übersät. Beispiele dafür sind Mũi Né, Long Hải und Vũng Tàu am Südchinesischen Meer sowie Hà Tiên am oder die Insel Phú Quốc im Golf von Thailand.

Siehe auch: Liste der Städte in Vietnam

Umwelt

Durch den Einsatz von Umweltgiften durch die USA während des Vietnamkrieges ist die vietnamesische Natur nachhaltig geschädigt worden. Vor allem der Einsatz von dioxinhaltigen Herbiziden wie Agent Orange, von dem die US-Luftwaffe etwa 50 Millionen Liter über dem Land versprühte, welches sich nur sehr langsam zersetzt und eine Halbwertszeit von etwa einem Jahrzehnt hat, zeigt in großen Landstrichen nach wie vor seine Wirkung. So wurden während des Krieges etwa die Hälfte der Mangrovensümpfe zerstört, die sich nicht selbst regenerieren können. Die entlaubten Hänge im Landesinneren können nach wie vor nicht aufgeforstet werden, denn es können sich nur sehr widerstandsfähige Gräser halten, die während der Trockenzeit sehr anfällig für Flächenbrände sind. In der Regenzeit kommt es in diesen Regionen daher zu extrem starker Erosion.

Unter den Spätfolgen des Dioxin-Einsatzes haben nicht nur jene immer noch zu leiden, die damals direkt damit in Berührung kamen (Hautverätzungen, Chlorakne, Krebs). Das Gift fand auch seinen Weg in die Nahrungskette, was, durch die dadurch verursachte Schädigung des Erbgutes, unter anderem in signifikant erhöhten Zahlen an Fehl-, Tot- und Missgeburten seinen Niederschlag findet.

Neben Umweltgiften sind in den ländlichen Gebieten auch noch eine große Zahl von Blindgängern und Landminen zu finden. Nach wie vor werden jedes Jahr Bauern und Altmetallsucher von explodierender Munition getötet oder verletzt.

Millionen Hektar der tropischen Wälder, die zuvor bereits unter den Herbiziden zu leiden hatten, wurden seit den 1960er Jahren durch Brandrodung und Abholzung zerstört. Besonders betroffen hiervon ist der teils schwer zugängliche Norden. Zwar versucht die Regierung dem Einhalt zu gebieten, aber der Druck der schnell wachsenden Bevölkerung und die Armut in den Bergprovinzen veranlassen die Leute immer wieder dazu, Wald niederzubrennen, um Ackerland zu gewinnen. Tropenhölzer, wie das Teakholz, werden in Vietnam, wie in ganz Südostasien trotz inzwischen strenger gesetzlicher Regelungen nach wie vor illegal gewonnen, um daraus Möbel für den europäischen, US-amerikanischen und japanischen Markt zu fertigen.

Mit teils großer ausländischer Hilfe werden Programme durchgeführt, die das Umweltbewusstsein der Vietnamesen stärken sollen. Regierung und Umweltorganisationen setzen große Hoffnungen in die Entwicklung des Ökotourismus. Es wurden bereits mehrere Nationalparks eingerichtet – der älteste davon schon 1962 –, und einige Landschaften des Landes stehen auch schon unter besonderem Schutz der UNESCO.

Tierwelt

Vietnam hat eine breitgefächerte Tierwelt, diese ist jedoch durch die fortschreitende Zerstörung der Wälder bedroht. So leben nach neueren Schätzungen nur mehr rund 200 Tiger, weniger als sechzig Asiatische Elefanten und nur mehr rund 10 Java-Nashörner dort, deren Überleben allesamt fraglich ist. Weitere Säugetiere umfassen Primaten (Schopfgibbons, Plumploris, Languren, Makaken), Raubtiere (darunter Malaienbären, Marmorkatzen sowie etliche Schleichkatzenarten), Paarhufer (Kantschile, Muntjaks, Hirsche) sowie zahlreiche Fledermaus- und Nagetiergattungen. Die Vogelwelt ist ebenfalls artenreich und umfasst unter anderem Fasane, Nashornvögel, Eulen, Greifvögel, Reiher und zahlreiche Singvögel. Auch Krokodile, Schlangen, Echsen und Frösche sind in diesem Land beheimatet, dazu zahllose Arten von Insekten und Wirbellosen. In den 1990er-Jahren wurden mehrere neue Arten Vietnams beschrieben, darunter das Vu-Quang-Rind und mehrere Muntjakarten.

Bevölkerung

 
Entwicklung der Bevölkerung seit 1960
Datei:Old Hmong Man (Sapa Vietnam).jpg
Mann der Hmong-Minderheit
 
Frau der Zao-Minderheit
 
Im gebirgigen Norden des Landes leben die meisten Minderheiten

Die Bevölkerungszahl Vietnams wird auf etwa 83,5 Millionen Menschen geschätzt, was in etwa der Bevölkerung Deutschlands entspricht. Die Bevölkerung ist im Schnitt sehr jung: Landesweit sind etwa 30% der Menschen unter 14 Jahre alt, und nur etwa 5% sind über 65. Das Bevölkerungswachstum wird auf 1,3 bis 1,4 % geschätzt. Die Geburtenrate ist tendenziell rückläufig, während aufgrund verbesserter medizinischer Bedingungen die Sterberate ebenfalls sinkt. Die Lebenserwartung liegt momentan bei 64 Jahren für Männer und 68 Jahren für Frauen.

Die Mehrheit der Bevölkerung lebt in den dicht besiedelten Gebieten der Mündungsdeltas von Rotem Fluss und Mekong, in denen Landwirtschaft vorherrscht. Trotz der agrarischen Prägung leben bereits rund 25 % der Vietnamesen in den urbanen Regionen der großen Städte, und die Zuwanderung aus den wirtschaftlich wenig entwickelten ländlichen Gebieten (Landflucht) nimmt stetig zu.

Etwa 88% der Bevölkerung sind ethnische Vietnamesen ("Viet", oder Kinh). Daneben sind 53 ethnische Minderheitengruppen anerkannt. Die größte davon sind die "Auslandschinesen" (vietnamesisch: "Hoa"), deren Zahl auf etwa 1,2 Millionen geschätzt wird. Die Mehrzahl von ihnen sind Nachfahren von Einwanderern, die 1644, nach dem Zusammenbruch der Ming-Dynastie, ins Land gekommen waren. Weitere Volksgruppen sind Thai, Khmer (vor allem im Süden, der Region des Mekong-Deltas, die über Jahrhunderte zu Kambodscha gehörte) und die, unter der Sammelbezeichnung "Bergvölker" (Montagnards) bekannten, Bewohner der Bergregionen. Letztere, die als die ursprünglichen Bewohner des kontinentalen Südostasien gelten, wurden im Verlauf der Geschichte in Vietnam, Thailand, Myanmar und Laos von den zugewanderten Mehrheitsvölkern aus den fruchtbareren Regionen der Flussebenen und Küsten in die unzugänglichen Bergregionen verdrängt. Diese Völker sind bis heute von der wirtschaftlichen Entwicklung dieser Länder weitgehend abgeschnitten und leben in vergleichsweiser Armut. Kultur und Sprache der Minderheiten unterscheiden sich meist sehr stark von jener der Vietnamesen.

Da Angehörige der "Bergvölker" im Indochinakrieg und im Vietnamkrieg jeweils auf Seiten Frankreichs bzw. der USA kämpften, gab es nach der Wiedervereinigung Vietnams Repressionen gegen diese Völker, und sie sind in der Gesellschaft teils nicht gut angesehen; Minderheitenvölker, die auf vietnamesischer Seite gekämpft haben, finden kaum positive Beachtung.

Der Human Development Index von Vietnam, der neben dem Wirtschaftswachstum auch die Lebenserwartung und das Bildungsniveau/Alphabetisierungsrate berücksichtigt, lag 2004 bei 0,69 (Platz 112 von 177 Staaten). Danach ist die Lebensqualität etwa vergleichbar mit der in vielen arabischen oder südamerikanischen Ländern. Sie ist besser als die in den südostasiatischen Entwicklungsländern (Kambodscha, Laos, Myanmar), reicht aber nicht an die in den Schwellenländern der Region heran.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Vietnams

Vietnam hat eine über 2700 Jahre alte Geschichte. Etwa eintausend Jahre lang wurde es von China beherrscht. Es erlangte im 10. Jahrundert die Unabhängigkeit. Eine gewisse Abhängigkeit und Tributpflicht zu China blieb aber bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts bestehen, als das Land von Frankreich kolonisiert wurde. Während des Zweiten Weltkrieg besetzten die Japaner das Land.

Nach dem Krieg versuchte Frankreich die Kontrolle über Vietnam zurückzugewinnen, scheiterte aber nach einem einige Jahre dauernden Krieg. Nach der Indochinakonferenz wurde das Land vorübergehend in Süd- und Nordvietnam aufgeteilt, bis Wahlen in beiden Landesteilen stattfinden sollten. Während des Kalten Krieges wurde der Norden vor allem durch die Sowjetunion und der Süden vor allem durch die USA unterstützt. In Südvietnam wurden US-Truppenteile stationiert. Da die geplanten landesweiten Wahlen von Südvietnam und den USA verhindert wurden, konnte eine Wiedervereinigung zunächst nicht erzielt werden.

Es entstanden Spannungen zwischen den beiden Teilstaaten, insbesondere jedoch auch zwischen den USA und Nordvietnam, die 1964 schließlich zum Vietnamkrieg führten, in dem neben anderen Beteiligten Nordvietnam und der Vietcong gegen Südvietnam und die USA kämpften. Heute ist bekannt, dass die US-Regierung ein nicht vorhandenes Gefecht und einen Angriff auf US-Schiffe vortäuschen ließ, um dann mit diesem Vorwand nordvietnamesisches Gebiet zu bombardieren (zweiter Tonkin-Zwischenfall). Bis 1973 zogen sich die amerikanischen Truppen aus dem Land zurück. 1975 hatten die die Nordvietnamesen und der Vietcong Südvietnam vollständig erobert. Kennzeichnend dafür und als Ende des Krieges angesehen ist der Fall von Saigon. 1976 wurde Vietnam offiziell unter dem heutigen Staatsnamen wiedervereinigt.

1979 beendete Vietnam durch einen Krieg die Herrschaft der international des Massenmords verdächtigten Roten Khmer in Kambodscha und verhalf dem Land damit wieder zu etwas Stabilität. Daraufhin startete China eine Strafoffensive gegen Vietnam, die jedoch scheiterte.

siehe auch: Vietnamkrieg

Politik

Die erste Verfassung Vietnams wurde im November 1946 verabschiedet. Sie legte die Unteilbarkeit des Landes sowie die Gleichheit aller Bürger des Landes fest.

Die heutige vietnamesische Verfassung gilt in ihrer Version vom 15. April 1992. Sie legt fest, dass die Nationalversammlung als Parlament das oberste repräsentative Organ ist, welches alle fünf Jahre in freien, gleichen und geheimen Wahlen bestimmt wird. Die 450 Mitglieder der Versammlung wählen einen Vorsitzenden und ein Kommittee. Mindestens zweimal jährlich muss die Nationalversammlung eine Vollversammlung abhalten.

Der Staatspräsident, der Premierminister, der Vorsitzende des Obersten Volksgerichtes und der Vorsitzende der Obersten Kontrollbehörde werden von der Nationalversammlung gewählt. In der Verfassung werden die Kompetenzen von Staatspräsident und Premierminister bestimmt.

Artikel 4 der Verfassung legt die führende Rolle der Kommunistischen Partei Vietnams fest. Über die Politik und die Zukunft des Landes wird daher auf den Parteikongressen entschieden. Vietnam ist damit eines der wenigen noch verbliebenen kommunistischen Regimes.

Die Verfassung Vietnams räumt auch allen Bürgern Grundrechte wie Redefreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit, Glaubensfreiheit, usw. ein, obwohl in der Praxis diese Rechte häufig eingeschränkt werden.

Administrative Gliederung

Hauptartikel: Administrative Gliederung Vietnams

Vietnam ist in sechzig Provinzen und fünf Städte unterteilt. Jede dieser administrativen Einheiten hat ein Parlament und eine Regierung, die jedoch der Zentralregierung untergeordnet sind.

Außenpolitik

Während des Vietnamkrieges und danach war Vietnam in Südostasien weitgehend isoliert. Die USA hatten ein Wirtschaftsembargo verhängt und drängten auch andere Staaten, Vietnam zu boykottieren. Speziell nach dem Einmarsch in Kambodscha waren auch die Beziehungen zur Volksrepublik China so gespannt, dass an der vietnamesisch-chinesischen Grenze ein Krieg ausbrach. Vietnam integrierte sich deshalb sehr stark in den RGW. Aus der Isolierung kam das Land erst nach dem Rückzug aus Kambodscha heraus.

In den 1990er Jahren entspannten sich die Beziehungen zu allen Nachbarstaaten. Im Jahre 1991 nahm das Land wieder diplomatische Beziehungen zu China auf. Die USA hoben ihr Embargo gegen Vietnam auf und so wurde der Beitritt

möglich. Im Juli 1995 trat Vietnam der ASEAN bei, 1998 dem APEC. Vietnam ist jedoch noch nicht Mitglied der WTO, hat aber einen Beobachterstatus und einen Mitgliedsantrag gestellt.

Grenzstreitigkeiten gibt es mit einer Reihe von Staaten um die Spratly-Inseln im Südchinesischen Meer. Sie liegen in einem Gebiet, in dem Erdöl vermutet wird.

Rechtssystem und Polizei

Die Einführung von marktwirtschaftlichen Reformen hat bald gezeigt, dass Vietnam Rechtssicherheit und entsprechende Gesetze braucht, um mehr Investitionen aus dem Ausland anzuziehen. Seitdem wurden viele Gesetze nach europäischem oder nordamerikanischem Vorbild erlassen. Die Rechtsprechung bleibt jedoch schwach, obwohl mit einer Reihe von ausländischen Organisationen zusammengearbeitet wird, um mehr Richter besser auszubilden.

In der vietnamesischen Polizei ist aufgrund geringer Bezahlung die Korruption ein großes Problem. Insbesondere Ho-Chi-Minh-Stadt ist bekannt dafür, dass Taxifahrer, die Ausländer befördern, wegen eines erfundenen Deliktes angehalten werden und bestraft werden, wobei vom Ausländer erwartet wird, dass er die Strafe übernimmt.

Auf Drogenschmuggel steht in Vietnam, wie in mehreren anderen asiatischen Staaten auch, die Todesstrafe, womit verhindert werden soll, dass im Zuge von Doi Moi, verringerter Kontrolle des Individuums durch den Staat und fortschreitender Verwestlichung die sogenannten sozialen Übel um sich greifen.

Militär

Die Vietnamesische Volksarmee hat etwa 480.000 Soldaten. Es existiert eine allgemeine Wehrpflicht für alle Männer ab der Vollendung des 17. Lebensjahres. Trotz der großen Heeresstärke wird die Schlagkraft des vietnamesischen Militärs als niedrig eingeschätzt, da es mit weitgehend veralteter Technik ausgestattet ist. In der jüngeren Vergangenheit war die Volksarmee trotzdem in der Lage, in Kambodscha die Roten Khmer zu stürzen und die Strafexpedition Chinas zurückzuschlagen. Der Anteil der Ausgaben für die Verteidigung am Staatshaushalt beläuft sich auf etwa 0,5 % bzw. eine Milliarde Dollar.

Kultur

Datei:Vietnam Haiphong.jpg
Haiphong

Die vietnamesische Kultur hat ihre Anfänge in der Dong-Son-Kultur vor etwa 3.000 Jahren. Sie war anderen südostasiatischen Kulturen sehr ähnlich.

Die heutige Kultur Vietnams ist eine Mischung aus folgenden drei Elementen:

  • originale lokale Kulturen der Vietnamesen und anderen Völker des Landes
  • chinesische Elemente. Sie kamen durch Sinisierung ins Land, als Vietnam unter chinesischer Herrschaft oder ein formell unabhängiger chinesischer Vasallenstaat war. Diese Elemente wurden zeitweise bewusst zurückgedrängt.
  • westliche Elemente, die seit der französischen Kolonialzeit die heutige vietnamesische Kultur mitgeformt haben

Sprache und Schrift

Die vietnamesische Sprache wird von fast allen Bewohnern des Landes gesprochen. Sie gehört aller Wahrscheinlichkeit nach zur Mon-Khmer-Sprachfamilie und wird heute gemeinsam mit jener der Muong zu den Viet-Moung Sprachen zusammengefasst. Während der chinesischen Herrschaft und auch unter vietnamesischen Feudalherrschern war chinesisch die offizielle Sprache. Ab dem 13. Jahrhundert wurde das Vietnamesische auch mit Nom-Zeichen, also chinesischer Schrift geschrieben. Aus dieser Zeit stammen auch die vielen Lehnwörter aus dem chinesischen, die man im modernen Vietnamesisch antreffen kann.

Ab dem 17. Jahrhundert wurde durch französische Missionare das lateinische Alphabet in die vietnamesische Sprache eingeführt. Der Jesuit Alexandre de Rhodes (1591-1660) entwickelte eine Transkriptions-Systematik des Vietnamesischen, die zur Basis des ab dem späten 19. Jahrhundert in der Schriftsprache verwendeten, Quoc Ngu genannten, Alphabets wurde. Um die sechs Töne des Vietnamesischen darzustellen, wurden dem lateinischen Alphabet dabei zahlreiche Diakritika hinzugefügt.

Neben der vietnamesischen Sprache sind unter den über 50 Ethnien des Landes noch eine Reihe Mitglieder diverser Sprachfamilien zu finden. Neben dem Chinesischen sind das: Mon-Khmer- (Khmer, Mon und 19 weitere Ethien) und Austronesische Sprachen (Cham, Giarai, Ede u.a.), Thai-Kadai Sprachen (Thai), Tibeto-birmanische und Hmong-Mien Sprachen (Hmong, Dao).

Literatur

Die frühe vietnamesische Literatur ist von der chinesischen Literatur sowie von den sich verbreitenden Buddhismus und Konfuzianismus stark beeinflusst. Es entwickelten sich zwei Strömungen, nämlich eine Gelehrtenliteratur, die mit chinesischen Schriftzeichen geschrieben wurde, sowie eine Volksliteratur, die zu Beginn nur mündlich überliefert wurde und später in einer eigenen vietnamesischen Schrift, der Nom-Schrift verbreitet wurde. Beiden Strömungen ist gemein, dass sie eine große Affinität zur Reimform hatte.

Nach der Errichtung der Le-Dynastie wurden zwar die vietnamesischen Traditionen betont, die Gelehrtenliteratur blieb jedoch auf chinesisch und auch die Prüfungen für angehende Beamte wurde auf chinesisch abgehalten und hatte größtenteils konfuzianistische Literatur zum Inhalt. Aus der Zeit der Le und ihren Nachfolgedynastien stammen vor allem Sammlungen von Poesie, aber auch einige Werke, die sich mit der Geschichte Vietnams beschäftigen. Während der Krise des vietnamesischen Staatswesens kamen Schriftsteller auf, die in Nom die herrschenden Zustände auf satirische Art kritisierten. Die beiden wichtigsten Vertreter waren Ho Xuan Huong und Nguyen Du, letzterer bekannt durch seinen Versroman Das Mädchen Kieu.

Infolge der Kolonialisierung kam nicht nur die lateinische Schrift, die bis heute verwendet wird, nach Vietnam, sondern auch neue Literaturformen und westliches Gedankengut. Eine neue Generation von Schriftstellern sah sich nun als politische Aufklärer und legten die strengen literarischen Formen des Konfuzianismus ab, es entstanden für Vietnam neue Formen moderner Lyrik, Epik und Dramatik. Wichtige Persönlichkeiten aus dieser Epoche sind Truong Vinh Ky, der auch Autor des ersten vietnamesisch-französischen Wörterbuchs war, und Hoang Ngoc Phach, Verfasser des ersten vietnamesischen Romans (Das Mädchen To Tam; 1922).

Mit Beginn des Indochinakrieges kam das Literaturleben Vietnams bis zum Ende des Vietnamkrieges fast vollständig zum Erliegen. Nach dem Vietnamkrieg wurde die Literatur von der kommunistischen Regierung zensiert und diente vor allem der Heroisierung der eigenen Soldaten im Vietnamkrieg und der Propaganda für den kommunistischen Entwicklungsweg. Erst seit den 1980er Jahren erlebt die vietnamesische Literatur durch Schriftsteller wie Ma Van Khang, Le Luu, Nguyen Huy Thiep oder Duong Thu Huong einen Auftrieb. Letztere nahm am Befreiungskampf teil, kritisierte später die Parteiführung, wurde aus der KP ausgeschlossen und verhaftet, zählt heute jedoch zu den populärsten Schriftstellern Vietnams.

Feste

Die meisten vietnamesischen Feste haben chinesischen Ursprung. Im Laufe der Zeit bekamen diese Feste aber eine typische vietnamesische Note. Daneben gibt es eine Reihe von Festen, die von den ethnischen Minderheiten begangen werden.

Das wichtigste Fest des ganzen Jahres ist Têt, das chinesische Neujahrsfest, welches meist eine ganze Woche vom letzten Tag des Mondkalenders ab dauert. Für dieses Fest kommen zahlreiche Vietnamesen, die im Ausland leben, zurück nach Vietnam, alle Geschäfte und Restaurants bleiben mehrere Tage geschlossen. Der Jahreswechsel wird mit einem Höllenlärm aus Perkussionsinstrumenten und ((genaugenommen) illegalem) Feuerwerk gefeiert. Der Tradition und dem Volksglauben nach muss das neue Jahr in einem frisch geputzten Haus und mit neuer Kleidung begangen werden, und einige Gerichte werden ausschließlich an diesem Feiertag zubereitet. Insbesondere ärmere Familien müssen das ganze Jahr über sparen, um sich die Feierlichkeiten leisten zu können.

Weitere wichtige Feste sind Trang Nguyen, der Tag der wandernden Seelen, welches in der Regel in den August (nach westlichem Kalender) fällt. Hier werden den Seelen der Toten Kleidung und Speisen angeboten, und die Gräber werden gesäubert. An Trung Thu, dem Mittherbstfest, werden Drachentänze aufgeführt, der runde Mond bewundert und spezielle Kuchen gegessen. Weihnachten ist seit neuestem ein allgemeiner Feiertag, er wird aber nur von der christlichen Minderheit wirklich gefeiert.

Religion

 
Einer der zahlreichen Tempel Vietnams
 
Im zentralen Cao-Dai-Tempel von Tay Ninh in der Nähe von Ho-Chi-Minh-Stadt

In Vietnam ist eine große Anzahl von Religionen anzutreffen. Ursprünglich waren unter den vietnamesischen Völkern Animismus, Polytheismus und Ahnenkulte verbreitet. Viele der Götter, welche man damals anbetete, existieren auch noch im heutigen Volksglauben.

Die bedeutendste Religion ist der Buddhismus. Der heute vorherrschende Mahâyâna-Buddhismus kam im 2. Jahrhundert über China sowie über die südlichen Reiche Funan (heute Kambodscha) und Champa nach Vietnam und war die erste fremde Religion, die in Vietnam Fuß fasste. Neben dem Mahâyâna als bedeutendster Schule gibt es auch Anhänger des Theravâda (vor allem unter den Khmer verbreitet), des Zen-Buddhismus und des Hoa Hao, einer 1939 von Huynh Phu So gegründeten buddhistischen Tradition.

Die nach der Anhängerzahl zweitwichtigste Religion ist der Katholizismus. Er kam mit französischen, spanischen und portugiesischen Missionaren ab dem 17. Jahrhundert ins Land. Heute existieren in Vietnam etwa 6000 Kirchen, und etwa 7 % der Bevölkerung bekennen sich zum katholischen Glauben. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gibt auch eine kleine Gruppen von Protestanten.

Rund zwei Millionen Vietnamesen sind Anhänger des Cao Dai ("Großer Palast"), einer in den 1920er Jahren entstandenen synkretistischen Religion, die auf spiritistische Offenbarungen des Gründers Ngo Van Chieu zurückgeht.

Muslime sind vor allem in den Bergregionen Zentralvietnams, unter den Nachfahren der Cham zu finden.

Nach wie vor finden auch die jahrhundertelangen engen Verbindungen mit China ihren Niederschlag in der Glaubenswelt Vietnams; sowohl Taoismus wie auch Konfuzianismus hinterließen ihre Spuren. Alle diese Religionen haben in Vietnam eine gewisse Adaptierung an das Land erfahren, so dass sie in ihren Ausprägungen oft nicht mit denen in den Nachbarländern Vietnams identisch sind.

Die Anzahl der Menschen, die einer speziellen Religion zugehören, lässt sich sehr schwer in Zahlen fassen. Erstens ist Vietnam ein offiziell atheistischer Staat, und die vietnamesische Regierung ist bis in die 1980er Jahre gegen Religionen auch offensiv vorgegangen, was mittlerweile nicht mehr der Fall ist. Des weiteren ist es in Asien nichts Ungewöhnliches, sich zu mehr als einer Religion zu bekennen. So findet sich in fast jedem Haushalt ein kleiner Schrein zu Ehren der eigenen Vorfahren. Die Mehrheit der Bevölkerung praktiziert eine Mischung aus Buddhismus, Daoismus, Animismus und Ahnenkult.

Gastronomie

Die vietnamesische Küche gehört zu den leichtesten und gesündesten der Welt. Sie ist mit der chinesischen Küche verwandt, jedoch hat Vietnam eine eigene Kochtradition, die viele Gerichte hervorgebracht hat, die es in anderen Ländern nicht gibt. Im Süden gibt es Einflüsse der Thai, der Khmer und der Inder auf den vietnamesischen Speiseplan, darüberhinaus hat der Buddhismus zu einer reichen vegetarischen Küche beigetragen, und die Franzosen haben Baguettes, Croissants und Kaffee mitgebracht.

Als Grundnahrungsmittel werden in Vietnam Reis und Reisnudeln und eine großen Zahl verschiedener Arten von Gemüse gegessen. Fisch und Fleisch spielen in der Ernährung der Massen eine untergeordnete Rolle.

Es gibt in Vietnam westlich orientierte Restaurants nur da, wo viele Touristen unterwegs sind, und diese werden auch fast ausschließlich von Touristen und wenigen wohlhabenden Vietnamesen frequentiert. Sie haben in der Regel auch westliche Gerichte im Angebot. Daneben gibt es zahllose Stände, wo auf der Straße gekocht wird und wo der Gast entweder auf Hockern auf der Straße oder in einem zur Straße hin offenen Raum Platz nimmt. Die Straßenköche haben meist nur wenige Gerichte zur Auswahl und schließen, wenn sie keine Zutaten mehr haben. Ihre Kochkünste sind denen ihrer Kollegen in den westlich ausgerichteten Etablissements jedoch nicht zwangsläufig unterlegen.. In jedem Fall sollte man mit Stäbchen umgehen können, westliche Werkzeuge findet man nur in Lokalen, die auch wirklich häufig von Touristen besucht werden.

Berühmt ist Vietnam für Frühlingsrollen, die roh, gebraten oder frittiert gegessen und manchmal auch (mit Hilfe von Stäbchen) in Salatblätter eingewickelt werden. Daneben gibt es viele Arten von Nudelsuppen, die mit Gemüse, Fleischstücken, Fisch oder Eiern entweder als Snack, zum Frühstück oder als ganze Mahlzeit gegessen werden. Allerhand Exotika findet man ebenfalls, wobei der Verzehr teils auch in Vietnam offiziell verboten ist; jedenfalls muss man höhere Kosten veranschlagen und spezielle Restaurants aufsuchen. Gegessen werden Tauben, Hunde, Schlangen (das noch schlagende Schlangenherz ist dem Ehrengast vorbehalten), Schildkröten und allerhand Wild. Eine ganz besondere Spezialität sind Enteneier, die fünf Tage vor dem Schlüpfen des Kükens, d.h. inklusive Füßen und Federn, gekocht verzehrt werden.

Getrunken wird in Vietnam vor allem Tee. Kommt man zu Vietnamesen ins Haus, bekommt man als Gast traditionellerweise immer eine Tasse grünen Tees, und es gilt als unhöflich, nicht zumindest einen Schluck zu trinken. Die Schale wird immer wieder aufgefüllt, es wird jedoch nicht erwartet, alles zu trinken, was ausgeschenkt wird. In Restaurants wird grüner Tee in der Regel gratis serviert; spezielle Teesorten müssen bezahlt werden. Kaffee wird in Vietnam ebenfalls konsumiert - in kleinen Mengen und sehr stark; Ausländern wird häufig heißes Wasser zum Verdünnen gereicht. Auch zum Kaffee wird die obligatorische Tasse Tee gereicht, was den ausländischen Gast verwundern mag. Bier wird unter Lizenz ausländischer Braukonzerne gebraut, es gibt aber auch vietnamesische Marken, deren Geschmack durchaus empfehlenswert ist.
Aus den Früchten Vietnams, die oft in Europa nicht frisch erhältlich sind (wie z.B. Jackfrucht, Mangostane, Sauersack, Longiane, Durian, Lychees), werden viele interessante Getränke gewonnen, die teils nahrhaft wie eine Zwischenmahlzeit sind. Die Kokosnuss - in verschiedenen Sorten - ist selbst ein Getränk, das gerne gekühlt direkt mit dem Strohhalm aus der "Originalverpackung" genossen wird.

Theater

Vietnam hat einige typische Formen von musikalischen und theatralischen Künsten hervorgebracht, die stark von denen der Nachbarn (China, Thailand, Kambodscha) beeinflusst sind; besonders starkes Gewicht in der Entfaltung dieser Künste ist dabei den ethnischen Minderheiten zugefallen. Die meisten Kunstformen sind mündlich von der älteren an die jüngere Generation weitergegeben worden; durch die lange Periode von Kriegen sind leider viele davon verloren gegangen.

 
Oper in Ho-Chi-Minh-Stadt

Die älteste Bühnenkunst Vietnams heißt Hat Cheo (etwa: Volksoper). Hierbei werden auf der Basis von allgemein bekannten Legenden, stilisierten Bewegungen und Musikstücken satirische Szenen improvisiert; das Publikum wird insofern einbezogen, als dass eine Trommel geschlagen wird, wenn die Szene nicht gefällt. Die Kunst war während der Kaiserzeit wegen ihres Satirismus zeitweise verboten und heute existieren nur noch wenige Ensembles, die Hat Cheo aufführen. Hat Tuong ist eine Abwandlung der chinesischen Oper und hatte ursprünglich zur Aufgabe, den kaiserlichen Hof zu unterhalten; erst später gelangte es auf die Straßen. Thema sind Ereignisse aus der Geschichte oder konfuzianisches Denken wie die Beziehung zwischen dem Monarchen und seiner Untergebenen. Es gibt keine Requisiten, alles wird durch die Bewegung, die Musik und die Schminke der Schauspieler dargestellt. Auch Hat Tuong ist sehr selten geworden.

Hat Cai Luong ist eine modernere Mischform aus westlichem Theater und traditionellen vietnamesischen Stilen. Die Stücke stellen meist ein historisches Thema mit modernen Mitteln dar, sind sehr schnell und es werden moderne Musikinstrumente wie Keyboard, E-Gitarren und Schlagzeug eingesetzt. Diese Form des Theaters ist sehr anpassungsfähig.

Eine Kunstform, die es nur in Vietnam gibt, ist das Wasserpuppentheater. Aufführungen gibt es beispielsweise in Hanoi (im Thăng Long Water Puppet Theatre) und in Ho-Chi-Minh-Stadt (im Historischen Museum in Saigon).

Musik

Ähnlich wie Theatertraditionen wurden auch Musiktraditionen mündlich weitergegeben und sind teils verloren gegangen. Quan Ho etwa stammt aus dem Delta des roten Flusses und ist eine der ältesten noch erhaltenen Formen. Hier singen abwechselnd ein unverheirateter Mann und eine unverheiratete Frau Improvisationen ohne sonstige Begleitung. Dieses Ritual hatte früher eine hohe Bedeutung bei der Anbahnung einer Hochzeit.

Hat Chau Van ist eine alte und heilige Musikform, die in Pagoden und Tempeln aufgeführt wurde. Sie ist sehr rhythmisch und hypnotisierend; durch sie wurden Medien in einen Trance-Zustand gespielt, um den Kontakt zu den Gottheiten herzustellen. Hat Chau Van war bis 1986 verboten.

Ca Tru und Ca Hué sind Liedformen, die von Frauenstimmen auf Basis von Gedichten und Balladen gesungen und von Laute, einen Bambusschlagzeug und einer Trommel begleitet werden. Ca Tru ist sehr selten geworden. Ca Hué wird in der Stadt Hué für die Touristen aufgeführt.

In einem Versuch, das vietnamesische kulturelle Erbe zu erhalten, hat die Regierung veranlasst, dass das Liedgut in westlicher Notation niedergeschrieben und von neu gegründeten Ensembles aufgeführt und erhalten wird. Die Texte wurden jedoch modernisiert – sie behandeln nun das süße Leben der Arbeiter und Bauern. Diese Regierungsinitiative hat zur Bildung einer neuen Musikform, der Modernen Volksmusik geführt, die häufig im Radio und Fernsehen gespielt wird und mit den traditionellen Formen nicht mehr wirklich zu vergleichen ist.

Neue Anstrengungen, das vietnamesische Musikerbe für die Nachwelt zu erhalten, sind mit ausländischer Beteiligung im Gange. Die vietnamesische Regierung hat jedoch gegenüber ausländischer Unterstützung Vorbehalte, denn sie fürchtet, dass Privatfirmen mit dem Erbe des Landes im Ausland viel Geld verdienen könnten.

Seit dem Beginn von Doi Moi hat sich eine vietnamesische Popmusikszene etabliert, die von Künstlern aus Hongkong, Thailand und Taiwan inspiriert ist. Die typische Popband besteht aus einem Sänger, Bassgitarre und Keyboard, sie gibt in der Regel schmalzige Liebeslieder zum besten, die von produktiven Liedermachern wie Trinh Cong Son, Pham Trong Cau, Diep Minh Tuyen oder Thanh Tung stammen. Dominiert wird die Szene von männlichen Sängern aus dem Süden; einmal aufgestiegene Sterne verblassen in diesem schnelllebigen Umfeld jedoch bald.

Karaoke erfährt einen großen Boom in Vietnam; die Hauptstraßen größerer Städte können mit meist mehreren gutbesuchten Einrichtungen aufwarten.

Kleidung

Frauen sind in der Regel von den Schultern bis zu den Füßen bedeckt. Besonders im Umgang mit Behörden oder bei privaten Besuchen macht saubere und ordentliche Kleidung einen Unterschied. Wenn man Privathäuser betritt gehört es zur Etikette die Schuhe auszuziehen. Dasselbe gilt für manche Tempel (Chua), man beobachte das diesbezügliche Verhalten der Einheimischen.

Die traditionelle Kleidung der Frauen in Vietnam heißt ao dai und besteht aus einem knielangen, auf beiden Seiten bis über die Hüfte hochgeschlitzten Seidenkleid, unter welchem lange, meist weitgeschnittene Seidenhosen derselben Farbe getragen werden. Der ao dai in weißer Farbe ist in vielen Gymnasien Schuluniform. Auch in Hotels ist das weibliche Personal häufig in ao dais gekleidet. Bevorzugt werden allgemein Pastellfarben, höchstens mit unauffälligem Muster; so kann gepflegte vietnamesische Straßenkleidung Ähnlichkeit mit dezenten europäischen Schlafanzügen haben.
Der flache, kegelförmige Hut ist weltweit ein Wahrzeichen für Vietnam und wird in der Tat fast von der gesamten Landbevölkerung getragen, während er in den großen Städten seltener zu sehen ist. Die Hüte werden aus Palmenblättern gemacht und sind licht- und wasserdicht. Männer tragen in neuerer Zeit oft Kappen oder Tropenhelme, da der Kegelhut eher als weibliches Kleidungsstück betrachtet wird.
In der Stadt Hué gibt es eine Sonderform der Kegelhüte, die sogenannten Gedichthüte, bei denen in die Unterseite Bilder und Gedichte gemalt sind.

Auf dem Land ist die Kleidung einfach, denn es handelt sich oft um bäuerliche Arbeitskleidung, die sehr häufig dunkel und immer lang ist.

In den Großstädten wird - wie in vielen anderen dichtbevölkerten asiatischen Städten auch - ein Mundschutz getragen oder ein Tuch vor den Mund gebunden, um sich gegen Staub und Abgase zu schützen. Legt eine Frau Wert auf ihr Äußeres, kann es durchaus ein von einer hübschen Häkelborte umrahmtes Seidentuch sein. Die gepflegte Frau trägt zur kurzärmligen Bluse oft leichte helle Handschuhe, die bis über den Ellenbogen reichen, um sich vor Staub und Sonne zu schützen. Ähnlich wie in Europa im Mittelalter gilt helle Haut als vornehm und als Zeichen von Schönheit, sodaß Sonnencreme bei vietnamesischen Mädchen reißenden Absatz findet.

Am Strand ist "oben ohne" oder gar Nacktbaden inakzeptabel. Vietnamesinnen im Bikini sind die Ausnahme, eher werden züchtige Badeanzüge - ähnlich denen in Europa zur vorletzten Jahrhundertwende - oder bei Jüngeren schon mal Pants und T-Shirt zum Baden getragen.

Im städtischen Geschäftsleben wird auf gepflegte Kleidung Wert gelegt, lange Hose mit Bügelfalte, langes helles Hemd und eventuell Krawatte ist für männliche Angestellte z.B. in Banken und Hotels ungeschriebene Pflicht; die Geschäftsfrau hat die Wahl zwischen traditioneller Kleidung oder einem westlichen Outfit in Kostüm oder Blazer.

Sport

Vietnam tritt bei großen Sportereignissen selten in Erscheinung. Dies liegt daran, dass Sport in Vietnam eher ein Massenphänomen ist, der Leistungssport aber aufgrund fehlender Infrastruktur und finanzieller Mitteln nur sehr wenig entwickelt ist.

Populärster Sport ist Fußball. Daneben sind asiatische Sportarten wie Thai Cuc Quyen, Kung Fu, Vovinam, Taekwondo, Judo oder Karate sehr populär. In den letzten Jahren kommen, speziell in den vermögenderen Bevölkerungsteilen, europäische Sportarten wie Tennis oder Golf zunehmend in Mode.

Wirtschaft

Hauptartikel: Wirtschaft Vietnams

Der Transformationsprozess - und damit der wirtschaftliche Aufstieg - begann nach dem Tod Le Duans 1986. Der Süden konnte an seine marktwirtschaftliche Vergangenheit vor der Wiedervereinigung anknüpfen und machte im Transformationsprozess schnellere Fortschritte. Vor allem Ho-Chi-Minh-Stadt entwickelte sich gut und wurde zum Wachstumsmotor des Landes.

 
Schwimmender Markt in Can Tho

Zunächst wurde der Aufschwung vor allem durch die tertiären Sektor getragen. Nachdem die landwirtschaftlichen Betriebe nach der Kollektivierung einen großen Teil ihrer Produktivität einbüßten und Vietnam sogar auf Nahrungsmittelimporte angewiesen war, lösten die Privatisierungen in der Landwirtschaft einen Boom aus. Die Produktionsüberschüsse sind so stark gewachsen, dass Vietnam inzwischen der zweitgrößte Exporteur von Reis und Kaffee ist. Das Mekongdelta im Süden und das Delta des roten Flusses im Norden gehören zu den größten Reisanbaugebieten der Welt. Auch heute noch ist der größte Teil der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt. Der Anteil geht aber vor allem zugunsten der Beschäftigten in der Industrie zurück.

Weiterhin verhalfen die Aufhebung des von der USA verhängten Wirtschaftsembargos und Direktinvestitionen aus dem Ausland dem Land zu seinem rasanten Aufschwung. Die Direktinvestitionen pro Kopf übersteigen die der Volksrepublik China.

Insgesamt hat sich die vietnamesische Wirtschaft als recht stabil erwiesen. Weder SARS noch die Vogelgrippe haben die Entwicklung stark beeinträchtigt. Selbst während der Asienkrise, die viele südostasiatischen Länder in eine Rezession stürzte, fiel das Wachstum in Vietnam nie unter 4,8%.

Infrastruktur

Erreichbarkeit

Vietnam liegt ca. 10.000 km von Mitteleuropa entfernt. Das entspricht auf direktem Weg mindestens 12-14 Flugstunden. Die zwei größten Städte des Landes, Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt, haben einen internationalen Flughafen, der von wenigen europäischen Flughäfen direkt, mit Umsteigen aber über die meisten asiatischen Großstädte (wie Dubai, Bangkok, Singapur, Taipeh) angeflogen wird. Auf dem Landweg ist Vietnam über Eisenbahnverbindungen via China und auf Straßenverbindungen über alle Nachbarländer erreichbar; eine Anreise auf diesem Weg ist in Wochen und Tagen zu bemessen.

Die Grenzübergänge sind meist nur am Tag geöffnet. Ausländer können, sofern sie alle notwendigen Papiere haben, jeden beliebigen Grenzübergang zur Einreise benutzen.

Straßenverkehr

Datei:Cyclo HCMC Vietnam.jpg
Fahrradrikschas sind ein bedeutendes Verkehrsmittel in den Städten, wo es wenig öffentlichen Verkehr gibt (Ben Thanh Markt, Ho Chi Minh Stadt)

Vietnams Straßen haben eine Länge von insgesamt etwa 93.000 Kilometern, wovon nur etwa 23.000 asphaltiert sind. Sie entsprechen zu einem kleinen Teil, häufig in der Nähe von Großstädten, internationalen Standards. Der größere Teil ist bemitleidenswert schlecht. Es gibt nur wenige Kilometer Straße in einer Qualität, die man als Autobahn bezeichnen könnte. Die wichtigste Straße Vietnams, die auf 2.100 km als verkehrstechnisches Rückgrat das gesamte Land von der chinesischen Grenze bis ins Mekongdelta durchschneidet (häufig als Highway 1 oder Nationalstraße 1 bezeichnet, auch wenn die Straße in Vietnam nicht so heißt), ist eine ganz normale Landstraße.

In Vietnam herrscht offiziell Rechtsverkehr. In der Regel wird jedoch gefahren, wo gerade Platz ist. Kreuzungen, die mit Ampeln geregelt sind, kommen nur in den Großstädten vor, und Verkehrszeichen werden von den Verkehrsteilnehmern bestenfalls als Vorschlag interpretiert. Vorrang hat generell das größere Fahrzeug. Beim Überqueren einer Straße sollte man möglichst gleichmäßig gehen, damit sich der stetige Verkehrstrom der Mofas sich darauf einstellen kann. Ausländer dürfen in Vietnam kein Auto steuern (wohl aber Mopeds). Dies ist weniger tragisch, da man Autos inklusive Fahrer sehr günstig mieten kann.

Während auf dem Land noch das Fahrrad als häufigstes Verkehrs- und Transsportmittel dominiert, oft auch als geschobenes Lastrad ohne Sitz, ist es in den letzten Jahren in der Stadt durch das Moped (Hon Da) abgelöst worden. Als Tourist kann man sich heute preisgünstig auf dem Soziussitz eines Mopeds chauffieren lassen. Für eine oder mehrere Personen oder auch Waren ist die Fahrrad-Rikscha ein günstiges und akzeptiertes Transportmittel. Es gibt die abgebildete Variante mit den 2 Rädern vorne, wo der Fahrgast vor dem Chauffeur sitzt, und die Möglichkeit, dass der Fahrgast (oder die Ladung) hinter dem Fahrer auf einem Anhänger transportiert wird. Daneben ist für den Transport die Lastrikscha bedeutsam, eine Art stabiles Dreirad, das per Pedale oder auch von einem Mopedmotor angetrieben wird. Zunehmend beginnt in den größten Städten der Autoverkehr, zu dem auch schwere, oft veraltete Lastwagen und Busse und neuerdings Taxis gehören, den ohnehin schon dichten und zähen Zwei- und Dreirad-Verkehr zum Erlahmen zu bringen.

Für die Vietnamesen nimmt der Verkehr mit Überlandbussen eine hohe Bedeutung ein. Sie sind die billigste und schnellste Art zu reisen. Allerdings sind viele dieser Busse schrottreif und dementsprechend unbequem und unsicher. Für mutige Besucher stellen sie aber eine Möglichkeit dar, mit den Einheimischen in einen intensiveren Kontakt zu kommen, wenn man keine Probleme damit hat, eventuell auf Reissäcken Platz zu nehmen. Speziell für Ausländer gibt es mehr und mehr sogenannte Open Tour-Busse, die ebenfalls sehr günstig sind, jedoch ein Vielfaches der öffentlichen Busse kosten. Sie sind sicherer, bequemer und schneller, werden aber fast ausschließlich von Touristen benutzt.

Schienenverkehr

 
Lokomotive des Expresszuges auf der Strecke Hanoi - Ho-Chi-Minh-Stadt

Das vietnamesische Eisenbahnnetz stammt größtenteils aus der Kolonialzeit und wird nur langsam modernisiert. Von den insgesamt 2 652 Kilometern Schiene sind 2 249 Kilometer Schmalspurbahn (1000-mm-Spur), 166 Kilometer Normalspur und 237 Dualspur (d.h. sie kann von Fahrzeugen beider Spurweiten befahren werden). Ein Übersichtsplan über das Eisenbahnnetz befindet sich hier. Das gesamte Netz ist einspurig. Eine Fahrt von Hanoi nach Saigon dauert mit dem Expresszug etwa 30 Stunden.

Die Fahrzeuge stammen in der Regel aus sowjetischer Produktion. Fahrkarten werden in verschiedenen Klassen verkauft, wobei Ausländer früher höhere Preise zahlten als Vietnamesen, diese Regelung gilt jedoch als abgeschafft. Die Züge fahren recht langsam, sind dafür sicher und vergleichsweise pünktlich. Für längere Fahrten empfehlen sich Liege- oder Schlafwagen, die man längere Zeit im voraus buchen sollte, dabei empfiehlt sich für den verwöhnten Europäer der Schlafwagen mit "Soft"-Betten.

Luftverkehr

Die nationale Fluglinie Vietnams heißt Vietnam Airlines. Sie bietet zahlreiche Regionalflüge in andere Großstädte Asiens sowie einige Interkontinentalflüge an und bestreitet auch den Inlandsverkehr. Besonders im abgelegenen Bergland besitzen auch kleinere Städte einen Flugplatz. Das Fluggerät von Vietnam Airlines entspricht internationalen Standards, die Flotte der Fluggesellschaft wird ständig erweitert und umfasst daher einige sehr neue Flugzeuge.

Die Tickets sind günstig. Ausländer und Vietnamesen zahlen die gleichen Preise. Flüge sind häufig nur wenig teurer als lange Fahrten mit Schlafwagen, ganz abgesehen von der Zeitersparnis.

 
Touristen-Boot in der Halong-Bucht

Wasserverkehr

Vietnam verfügt über etwa 5000 Kilometer Wasserstraßen, die ganzjährig befahrbar sind. Besonders im Mekong-Delta ist der Wassertransport wichtig, und die Straßen werden durch zahlreiche Flussarme unterbrochen, die mittels Fähre überbrückt werden müssen.

Die wichtigsten Seehäfen sind Da Nang, Haiphong sowie Ho-Chi-Minh-Stadt.

Telekommunikation

In das Telefonnetz Vietnams wurde in den letzten Jahren viel investiert. Wo investiert wurde, wird modernste Technologie eingesetzt, und dementsprechend zuverlässig und komfortabel ist das Netz. Wo noch nicht investiert wurde, ist das Telekommunikationsnetz hinter dem seiner Nachbarländer weit zurückgeblieben. Da die Investitionen refinanziert werden müssen, sind Auslandsgespräche in Vietnam extrem teuer.

Man schätzt, dass es in Vietnam bereits mehrere Millionen Internet-Benutzer gibt. Die meisten Benutzer besuchen ein Internet-Café, von denen es im ganzen Land eine hohe Anzahl gibt. Ähnlich wie in China ist die Regierung besorgt, dass durch das Internet das staatliche Informationsmonopol untergraben wird und letzten Endes die Legitimität der Alleinregierung der Kommunistischen Partei Vietnams in Frage gestellt werden könnte. Deshalb werden ausländische Webseiten häufig blockiert, die Übertragungsraten künstlich niedrig gehalten und illegale Internetcafés geschlossen. Der Verdacht, dass von Regierungsstellen im Hintergrund "mitgelesen" wird, läßt sich nicht ausräumen, wenn man bedenkt, dass die Übertragungstechnik v.a. in Großstädten auf dem neuesten Stand ist.

Die vietnamesische Post gilt als langsam und unzuverlässig. Jedoch sind in letzter Zeit starke Verbesserungen spürbar und die durchschnittliche Laufzeit nach Deutschland beträgt 10 Tage. Postkarten kosten in Vietnam 8000 Dong (ca. 45 Cent) nach Deutschland.

Bildung

Für die Verhältnisse eines so armen und kriegsgezeichneten Landes hat Vietnam eine außerordentlich niedrige Analphabetenrate. Nur etwa 6% der Personen über 15 Jahre sind Analphabeten. Trotzdem sieht sich das Bildungssystem Vietnams großen Herausforderungen gegenüber. Zwar können fast alle Menschen lesen und schreiben, abgesehen davon ist das Schul- und Bildungsniveau jedoch zu gering. Die Anzahl der Schulen ist speziell auf dem Land zu niedrig. Generell ist der bauliche Zustand vieler Schulen nicht gut und ihre Ausstattung häufig schlecht.

Es gibt eine Schulpflicht für alle Kinder zwischen 6 und 14 Jahren, wobei auch auf Vorschulbildung (Kindergarten) ein hoher Wert gelegt wird. Die Pflichtschulbildung ist in zwei Phasen unterteilt, nämlich die 5jährige Grundstufe und die 4jährige untere Sekundarstufe. Nach Absolvierung der unteren Sekundarstufe können die Schüler zwischen oberen Sekundarstufen verschiedenen Typs (technisch etc.) wählen. Der Abschluss der oberen Sekundarstufe berechtigt zum Universitätsstudium bzw. einer anderen höheren Ausbildung.

Die Nachfrage nach Bildung (sowohl Sekundarstufe als auch höhere Bildung) ist momentan bedeutend höher als das Angebot. Neue Schulen, Hochschulen und Universitäten werden laufend gegründet und die Zahl der Institutionen, die höhere Bildung anbieten, übersteigt bereits 100. Es gibt staatliche und private Einrichtungen, die renommiertesten davon sind die Staatliche Universität Hanoi und die Staatliche Universität Ho-Chi-Minh-Stadt. Um mehr Nachfrage befriedigen zu können und auch um die Entwicklung des ländlichen Raumes zu fördern, werden zahlreiche Fernstudiengänge angeboten. Seit kurzem vergibt die vietnamesische Regierung auch Stipendien für Studien im Ausland, wobei diese nur in sehr geringer Zahl zur Verfügung stehen.

Die bei weitem populärste Fremdsprache in Vietnam ist Englisch. Aus Gründen, die mit der Geschichte des Landes und der früheren Einbindung in den Ostblock zusammenhängen, findet man oft Leute, die französisch, russisch oder deutsch sprechen (etwa 100 000 Vietnamesen haben in Deutschland studiert). Zunehmend werden japanisch und chinesisch gelernt.

Medien

Die Medien werden in Vietnam allesamt vom Staat und damit der Kommunistischen Partei Vietnams kontrolliert. Es gibt englischsprachige Printmedien in Vietnam. Dies sind entweder Zeitschriften, die sich an Touristen richten und Reise- oder Unterhaltungsmöglichkeiten bewerben. Die meisten englischsprachigen Publikationen richten sich jedoch an Geschäftsleute und verkünden die neuesten Errungenschaften der Wirtschaftspolitik Vietnams. Ausländische Publikationen werden nicht zensiert, da sie für die durchschnittlichen Vietnamesen sowieso nicht bezahlbar sind. Man findet sie dort, wo sich die Ausländer konzentrieren. Alte Exemplare von ausländischen Zeitungen werden häufig von Straßenhändlern angeboten.

Das vietnamesische Radio und Fernsehen strahlt mehrere teils landesweite, teils regionale Programme aus. Im Fernsehen VTV gibt es am späteren Abend englische Kurznachrichten, der Rest des Programmes wird mit vietnamesischen Shows und einigen wenigen ausländischen Filmen bestritten.

Es gibt einen vietnamesischen Kurzwellensender namens Voice of Vietnam, der seit der Augustrevolution existiert und während des Vietnamkrieges hauptsächlich Propaganda gegen die Vereinigten Staaten ausstrahlte. Heute werden halbstündige Programme auf englisch, französisch und russisch produziert, die auch in Europa gehört werden können.

Einreise nach Vietnam

Reisende aller Staaten benötigen für die Einreise nach Vietnam ein Visum, welches rechtzeitig bei einer vietnamesischen Botschaft beantragt und ausgestellt werden muss. Ein Touristenvisum wird für maximal 4 Wochen ausgestellt, kann jedoch vor Ort noch verlängert werden.

Die Botschaften der Sozialistischen Republik Vietnam befinden sich in:

Elsenstraße 3
12435 Berlin
Konstantinstraße 37
53179 Bonn
Felix-Mottl-Straße 20
1190 Wien
Schlösslistraße 26
3008 Bern

Ein Konsulat der Sozialistischen Republik Vietnam befindet sich in:

Baumwall 7
20459 Hamburg

In Vietnam herrschen nicht überall hygienische Bedingungen. Vor der Einreise nach Vietam sollte man sich deshalb über eventuelle Ausbrüche von Krankheiten informieren. Vorsorgen (teils per Impfung, teils per Medikamentenmitnahme) sollte man gegen Malaria, Hepatitis, Typhus, Diphterie, Kinderlähmung, Japanische Enzephalitis sowie Tollwut. Dies bedeutet, dass man auf jeden Fall vor einer Reise nach Vietnam einen Arzt, der sich mit Tropenmedizin auskennt, kontaktieren sollte. Vorbereitet sein sollte man jederzeit auf Erkrankungen des Verdauungsapparates. Beratung bieten ihnen auch ihr Hausarzt, das nächstgelegene Tropeninstitut oder Institut für Infektionskrankheiten oder auch das Grüne Kreuz.

Feiertage

Datum Deutscher Name Vietnames. Name Anmerkungen
1. Januar Neujahr Tết Tây  
Ende Januar - Ende Februar Têt (Chinesisches Neujahrsfest) Tết Nguyên Đán Bedeutendstes Fest an den ersten drei Tagen des Jahres nach dem Mondkalender
30. April Tag der Befreiung Ngày Giải Phóng Fall von Saigon im Jahr 1975
1. Mai Tag der Arbeit    
2. September Unabhängigkeitstag Quốc Khánh Unabhängkeitserklärung von Ho Chi Minh 1945
25. Dezember Weihnachten    

Literatur über Vietnam

  • Monika Heyder: Kulturschock Vietnam. Bielefeld 2001, ISBN 3-89416-451-4
    Andere Länder - andere Sitten, Alltagskultur, Tradition, Verhaltensregeln, Religion, Tabus, Mann und Frau, Stadt- und Landleben
  • Heinz Kotte, Rüdiger Siebert: Vietnam. Die neue Zeit auf 100 Uhren. Lamuv, Göttingen 2001 ISBN 3-88977-604-3
    Aufsätze eines Entwicklungshelfers über den Umbruch der Lebensbedingungen zwischen Plan- und Marktwirtschaft
  • Hans-Jörg Keller: Kulturschlüssel Vietnam. München 2000, ISBN 3-19-005309-X
    Über kulturelle Unterschiede und Besonderheiten; der Autor lebt in Vietnam und ist mit einer Vietnamesin verheiratet - sehr empfehlenswert vor einer Reise
  • Huynh Quang Nhuong: Mein verlorenes Land. Verlag Sauerländer, Aarau 1986. (Jugendbuch)
  • Peter Scholl-Latour: Der Tod im Reisfeld: 30 Jahre Krieg in Indochina. Ullstein, 1981, ISBN 3-548-33022-3
  • Peter Krebs: Die Kinder von Vietnam. Bilanz eines modernen Krieges. Hamburg 1984, ISBN 3-455-08226-2, auch als dtv Bd. 11288, München 1990 ISBN 3-423-11288-3
  • Hella Kothmann: Vietnam. Bielefeld 2000 ISBN 3-89416-838-2
    Handbuch für individuelles Reisen und Entdecken auch abseits der Hauptreiserouten
  • Annaliese Wulf: Vietnam - Pagoden und Tempel im Reisfeld - im Fokus chinesischer und indischer Kultur. dumont Kunstreiseführer Köln 1991 ISBN 3-7701-2237-2
  • Baedeker Vietnam. Ostfildern 2002 ISBN 3-89525-905-5
  • Friedrich Schwarzenauer, Lois Hechenblaikner (Fotos): Vietnam. München 1993 ISBN 3-7658-0771-0
    Fachkundige, fundierte Einführung in Land, Nation und Kultur incl. Abriß der Historie, sehr gekonnt von einem Profi bebildert; kann als gute Hinführung gelten, aber nicht den aktuellen Reiseführer ersetzen.
  • National Centre for Social Sciences and Humanities: National Human Development Report 2001 - Doi Moi and Human Development in Vietnam. The Political Publishing House, Hanoi 2001.
  • International Monetary Fund: Vietnam: Selected Issues and Statistical Appendix. Washington DC (es gibt mehrere Ausgaben - verwendet für diesen Artikel wurden die Ausgaben 1998 und 2002)
  • Stanley Karnow: Vietnam, a history. New York, Penguin Books, 1997
  • Jeffrey E. Curry: Passport Vietnam: your pocket guide to Vietnamese business, customs and etiquette. San Rafael 1997
  • Rick Smolan, Jennifer Erwitt: Passage To Vietnam, New York 1994 ISBN 1-885559-00-3
    Der ultimative, 400-seitige Bildband aus der Serie "A Day in the Life of..." mit Bildern eines einzigen Tages aus allen Landesteilen und Lebensbereichen von 70 international etablierten Fotografen

Zeitschriften

  • Vietnamese Cultural Window, monatlich: The Gioi Publishers, Hanoi
  • Vietnamese Studies, vierteljährlich: The Gioi Publishers, Hanoi
  • VietNam Kurier, vierteljährlich: Freundschaftsgesellschaft Vietnam e.V. Düsseldorf
  • Südostasien Aktuell, zweimonatlich: Institut für Asienkunde, Hamburg

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