Der Nervus obturatorius ist ein Nerv des Lendengeflechts (Plexus lumbalis). Er hat beim Menschen seinen Ursprung im 2. bis 4. Lendensegment des Rückenmarks (L2-L4). Er zieht innen am knöchernen Becken und dann mit der Vena und Arteria obturatoria durch das „verstopfte Loch“ (Foramen obturatum) auf die Innenseite des Oberschenkels.
Der Nervus obturatorius innerviert motorisch die Adduktoren des Beins, bei Tieren entsprechend der Hintergliedmaße:
- Musculus obturator externus
- Musculus adductor magnus
- Musculus adductor longus
- Musculus adductor brevis
- Musculus pectineus
- Musculus gracilis
Der Nerv innerviert sensibel auch das Hüftgelenk. Beim Menschen hat er zusätzlich noch ein kleines Hautfeld an der Oberschenkelinnenseite.
Obturatoriuslähmung
Lähmungen des Nervus obturatorius treten vor allem bei Geburten auf. Bei der Passage des Neugeborenen durch das Becken, kann es den Nerv gegen die innere Beckenwand abquetschen. Besonders häufig kommt dies beim Rind vor, da Kühe einen relativ engen Geburtskanal haben.
Im Fall einer solchen Lähmung ist das Bein leicht abduziert und wird bei der Vorwärtsbewegung mit einer Kreisbewegung nach außen nach vorn geführt. Auf glattem Untergrund kann es auch vollkommen zur Seite ausgrätschen.
Obturatorius-Blockade
Als Hauptanwendungsgebiet einer Nervus-obturatorius-Blockade, einem peripheren Regionalanästhesieverfahren, sind urologische Eingriffe an der Blase zu sehen, bei denen mittels Elektrokauterisation durch die Harnröhre (transurethral) Gewebe an der Seitenwand der Blase entfernt wird. Da der Nervus obturatorius unmittelbar außerhalb der Blasenwand verläuft, ist die Auslösung einer reflexartigen Kontraktionen der Adduktorenmuskeln am Bein, die durch ihn motorisch innerviert werden, möglich. Dadurch ist eine Perforation durch das Resektoskop möglich.
Weitere Indikationen sind die Ergänzung eines inkompletten „3-in-1-Blocks“, Schmerzsyndrome im Hüftgelenk (sensible Äste des Ramus anterior) und Adduktorenspasmus-Zustände, bei welchen auch die Einlage eines Schmerzkatheters zur kontinuierlichen Schmerztherapie möglich ist.
Literatur
- Franz-Viktor Salomon: Nervensystem, Systema nervosum. In: Salomon/Geyer/Gille (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. Enke Stuttgart, 2004, S. 464-577. ISBN 3-8304-1007-7