Eneasroman

Buch von Hendrik van Veldeke
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Der Eneasroman wurde vermutlich in der Zeit zwischen 1170 und 1185 von Heinrich von Veldeke geschrieben. Dieser Roman basiert auf der Aeneis Vergils und dem französischen Roman d'Énéas, verfasst um um 1160.

Ritter vor dem Kampf und ein Zweikampf zu Pferde. Berlin, Staatsbibliothek. Pr. Kb. Ms. Germ. Fol. 282, f. 50r, um 1215

Entstehungsgeschichte

Begonnen hatte Veldeke die mittelhochdeutsche Version des Romans wohl in der ersten Hälfte der 70er Jahre des 12. Jahrhunderts, wahrscheinlich im Dienst von Agnes von Loon, der bis zum Jahr 1175 urkundlich bezeugten Ehefrau Ludwigs I. von Loon und Rieneck († 1171) [1]. Gegen 1175 unterbrach Veldeke sein Schreiben für neun Jahre. Früher wurde als Grund hierfür ein im Epilog des Romans erwähnter (353, 14–20) Diebstahl desselben durch einen Heinrich angenommen. Als mögliche Diebe wurden Graf Heinrich von Schwarzen, ein Gegner Ludwigs III. von Thürigen und Heinrich, der Bruder Ludwigs herangezogen. Als Zeitpunkt nahm man 1174 an und datierte hier eine Hochzeit Ludwigs III. Ob diese Hochzeit, die in der Germanistischen Forschung als „Klever Hochzeit“ bekannt wurde, jemals stattgefunden hat, wurde in letzter Zeit bezweifelt. Auch der Diebstahl als solcher wurde mittlerweile in Zweifel gezogen. Nach Tina Sabine Weicker muss davon ausgegangen werden, dass die neunjährige Unterbrechung im Tod der Mäzenin Veldekes gegen 1175 gründet. Erst 1184 habe er einen neuen Mäzen in der Gestalt des Landgrafen Hermann I. in Thüringen gefunden, der erwähnte Diebstahl stellt wohl eher ein literarisch-fiktionales Gestaltungsmittel dar. Beendet wurde der Roman wohl im Jahr 1186.

Der „Eneasroman“ Veldekes ist somit neben dem Erec Hartmanns von Aue das älteste deutschsprachige profane Buch.

Veldekes Anpassungen

Heinrich von Veldeke hat die französische Vorlage nicht bloß ins Deutsche übersetzt. Vielmehr versuchte er sich teilweise mehr auf die Haupthandlung zu konzentrieren. Ebenso nahm er noch mehr Bezug auf die ritterlich höfische Gesellschaft. Die olympische Handlungsebene ist nahezu komplett ausgeschaltet und jede direkte Rede einer Gottheit unterbunden. Gleichzeitig nimmt Heinrich von Veldeke wieder mehr auf die welthistorische Verknüpfung des Eneas Bezug.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Ludwig Wolff, Werner Schröder: Heinrich von Veldeke, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Hg. von Kurt Ruh et al., 2. Auflage Band 3, Berlin, New York 1981, Spalte 899-918 (hier 899f.)


Literatur