Gemeine Akelei

Art der Gattung Akeleien (Aquilegia)
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Die Gemeine Akelei, Aquilegia vulgaris, ist eine kurzlebige Staude aus der Familie der Hahnenfußgewächse, die im Volksmund so unterschiedlich Namen wie Elfenhandschuh, Taubenblume, Frauenhandschuh, Venuswagen trägt (siehe auch die Beschreibung der botanischen Gattung Akelei).

Aussehen

Die Art hat blaue, nickende gespornte glockenförmige Blüten, die im Mai bis Juni erscheinen. Die Sorten gibt es mit Blüten in vielen verschiedenen Farben, oft zweifarbig, gelegentlich auch gefüllt. Die Blätter sind bläulichgrün und vergilben bald nach der Blütezeit.

Weitere Merkmale

Die Akelei zählt zu den Giftpflanzen. Insbesondere in den Samen ist ein giftiges Blausäure-Glykosid enthalten.

Die Akelei in der Heilkunst

Historische Verwendung

Während den griechischen und römischen Ärzten des Altertums die Akelei als Heilmittel offenbar nicht bekannt war, zählte sie im Mittelalter in Europa dagegen zu den bekannten Heilmittel.

In dem 1606 erschienenen medizinischem Werk Horn des heyls Menschlicher Blödigkeit oder Kreutterbuch nach rechter Art der Himmlischen Einfließungen beschrieben durch Philomusum Anonymum werden 273 Anwendungsmöglichkeiten der Akeleipflanze beschrieben. Unter anderem heißt es: ...es ist gut hitzigen Leuten, die gerne zürnen.

In der Volksmedizin wird die Akelei nur gelegentlich verwendet. Anwendungsbereich waren Weißfluß, Menstruationsbeschwerden, Augenschwäche, Hals-und Rachenentzündungen sowie Gallebeschwerden. Der Saft des gestoßenen Krautes, in Fisteln geträufelt, sollte diese heilen. Auch für Grind und Ausschläge wurde der Saft verwendet.

In einigen Gegenden des Siegerlandes wurde die Akelei im Frühjahr gesammelt und als Wildgemüse gegen Krebs gegessen. Die getrockneten, gepulverten Blätter waren wichtiger Bestandteil einer im Dillkreis anerkannten Krebsarznei.

Während heute Gartenbücher davor warnen, daß Akelei giftige Verbindungen enthält, schreibt Tabernaemontanus in seinem 1588 erschienen New Kreuterbuch: Wiewohl nun dieses Gewöchs bey unsern Medicis sehr wenig oder gar nicht im Gebrauch/ so ist doch rathsamer dass es auch vor andern frembden Gewächsen seinen Platz in der Apotheken habe / sintemal es ein nützliches und heylsames Kraut ist/ und beyde jnnerlich und eusserlich ... sehr nützlich zu gebrauchen. Als innerliche Anwendung empfiehlt Tabernaemontanus das Mittel gegen Potenzstörungen.

Früher wurden alle Teile der Pflanze als Heilmittel gegen Skorbut und Gelbsucht und bei Leber- und Gallenleiden benutzt. Der scharfe Saft der Blätter sollte Wunden heilen und man glaubte, daß die Pflanze junge Paare vor bösem Zauber schützt.

Die giftigen Wirkstoffe der Samen wurden außerdem früher gegen äußere Körperparasiten eingesetzt.

Heutige Verwendung in der Heilkunst

Akelei wird heute noch in der Homöopathie verwendet. Ansonsten findet die Akelei in der modernen Pflanzenheilkunde keine Verwendung mehr. Heute stehen die Pharmakologen auf dem Standpunkt, daß die in der Akelei enthaltenen zyanogenen Glykoside in ihrer chemischen Struktur noch unvollständig bekannt, aber giftig sind. Man sieht in ihr nicht mehr eine Pflanze von medizinischem Interesse.

Die Akelei in der Kunst

Die Akelei erscheint als Sinnbild auf vielen mittelalterlichen Tafelbildern; ihre Symbolik aber wechselt: Häufig verweist die Abbildung der Akelei auf Maria, auf dem Genter Alter der Brüder van Eyck steht sie für Christus. Der mittelhochdeutsche Name Aglei wurde volksethymologisch möglicherweise der kabbalistischen Ligatur AGLA gleichgesetzt, die häufig auf Amuletten und Ringen angebracht wurde und aufgelöst etwa dem Psalm 88, 53 Der Herr sei gepriesen in Ewigkeit, Amen, so sei es entspricht.

Auf dem Genter Altar stehen so die singenden und musizierenden Engel auf einem Fußboden, dessen Fliesen abwechselnd ein aus Akeleien gebildetes Ornament, das Lamm Gottes mit der Kreuzesfahne, das Zeichen IHS und die kabbalistische Ligatur zeigen. Die Darstellung der Blume Akelei dürfte daher als Lobpreisung und Anrufung Christi zu deuten sein, was auch ihre häufige Anbringung neben anbetenden Stiftern und Heiligen erklärt. Als Hinweis auf Christus kommt die Akelei auch in Gemälden vor wie:

Seltener wird die Akelei auf Maria bezogen. Sie ist auch dann eigentlich ein christologische Symbol und weist auf die wunderbare Mutterschaft Marias hin. Das gilt auch für die oben erwähnte Einhorntafel im Dom zu Erfurt, wo das Einhorn (=Christus) in den Schoß Mariens flüchtet.

Die Akelei kann aber auch den Heiligen Geist symbolisieren, worauf auch der volkstümlich Name Taubenblume hindeutet. Im Wallraf-Richartz-Museum, Köln hängt ein Triptychon mit der Anbetung der Könige, auf deren Mitteltafel ein Strauß mit sieben Akeley-Blüten auftaucht. Nicht nur hat der Maler die taubenähnlichen Blüten in die Nähe des weiter links befindlichen Taubensymbols gerückt, die sieben Blüten symbolisieren auch die Sieben Gaben des Heiligen Geists und verweisen auch auf die Sieben Schmerzen Mariens. Damit leiten sie auf die Kreuzigungsdarstelllung auf dem rechten Flügel des Triptychons hin. Als Hinweis auf die sieben Gaben des Heiligen Geists sind auch die aufgeblühten sieben Akelei zu verstehen, die auf Hugo van der Goes Portinari Altar neben dem Jesuskind stehen. Nach Marianne Beuchert ist das noch anders zu deuten: Die in der jüdischen Kabbala wurzelnde christliche Zahlensymbolik zeigt sieben geöffnete Blüten als Signatur für die sieben Kardinaltugenden des Geistes: Weisheit, Verstand, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Furcht des Herrn (Jesaja 11,2).

Etwas ganz anderes symbolisiert das Frauenporträt La Colombine des Italieners Francesco Melzi, das in Leningrad in der Eremitage hängt. Die Akelei, die die Abgebildete in der linken Hand hält, versinnbildlicht hier die Fruchtbarkeit. Auf Melzis Bild ist eine verführerische schöne Frau mit entblößter Brust, in ihrer Hand eine Akelei mit einer geöffneten Blüten und zwei hängenden Knopsen. An der Mauer hinter ihr rankt ein efeublättriges Leinkraut (Cymbalaria muralis), das im Code Rinio als umblicus veneris, also als Nabel der Venus bezeichnet wird. Das ganze Bild ist eine jubelnde Bestätigung geheimer Liebe, amor nascosto.

Eine ähnliche Bedeutung hat die Akelei auf dem Bildnis der Margherita Gonzaga, Louvre, das von Pisanello stammt. Offenbar angeregt durch den italienischen Volksnamen der Akelei amor nascosto (= geheime Liebe) waren Leonardo da Vinci und seine Schüler mutig genug zu anderer Sichtweise. Leonardo malte Akelei neben Bacchus, und auf einer nicht erhaltenen Zeichnung, deren Kopie in der Bibliothek von Schloß Windsor aufbewahrt wird, zeigt er Akelei neben Leda mit ihren Kindern.

Nach Marianne Beuchert ist nicht auszuschließen, daß das Dreiblattornament der gotischen Kirchenfenster Akelei und nicht Klee bedeutet. Die Kunst nach dem 16. Jahrhundert scheint die religiöse Symbolik der Akelei vergessen zu haben. Sie kommt nur noch selten in profanen Stilleben vor.

Die Akelei im Aberglaube

Im Volksglauben gilt ein aus der Akelei bereiteter Trank als wirksam gegen die durch Zauberei bewirkte Impotenz (Nestelknüpfen). Auch in Fruchtbarkeitsritualen spielte es eine Rolle, denn gegen die Unfruchtbarkeit sollte man sie ins Bettstroh legen. Als Akelei-Wein sollte die Akelei die verlorene Mannheit wiederbeschaffen und einem Bräutigam, der durch Zauberei zu den ehelichen Werken ungeschickt geworden ist, heilen. Zu diesem Zweck sollte das Membrum virile mit dem Absud der Akelei gewaschen werden.

Nach dem Handbuch des Deutschen Aberglaubens geht allerdings der Einsatz von Akelei als Potenzmittel eher auf gelehrte literarische Überlieferung (Tabernaemontanus und Matthioli, 1563) zurück als auf einen deutschen Volksaberglauben.

Lange vor dem Christentum galt die zarte Blüte als Aphrodisiakum der Männer. In Europa waren vor allem die Samen Bestandteil vieler Hexensalben. Doch auch die Meskaki-Indianer Nordamerikas kochten aus Ginseng, Glimmererde, Schlangenfleisch, Gelatine und Akelei einen Liebestrank.

Im Altertum glaubte man, Löwen fräßen die Akelei im Frühling, um ihre Körperkräfte zu steigern. Botaniker nannten die Blume demzufolge Herba Leonis.


Die Akelei in der Symbolsprache

Deutlicher noch als bei anderen Pflanzensymbole sind die Bedeutungen gegensätzlich. Auf der einen Seite Demut, Anbetung, die man in dem gesenkten Blütenkopf erblickt, die Sorgen der Jungfrau Mariadie man in dem französischen Namen Ancholieals Verkürzung von Melancholie; sah. auf der anderen Seite symbolisiert die Akelei Sexualkraft, Unbeständigkeit, Verlassener Liebhaber. Einerseits das Attribut der alten germanischen Fruchtbarkeitsgöttin Freyja und von Venus, auch der Sonne und des Stieres, andererseits von Maria und Jesus und dem Heiligen Geist.

Die Volksnamen zeigen ein ähnliches Gespaltensein:_ Elfenhandschuh; Handschuh unserer lieben Frau; Gotteshut; Manzelesblume, Columbine(Taube) als Symbol des Heiligen Geistes, Schlotterhose in der Schweiz


Botanische Besonderheiten

Als bestäubendes Insekt kommt bei der Akelei nur die Gartenhummel in Frage, denn nur sie hat einen Rüssel, der lang genug ist, den Nektar zu erreichen, der am Grund der Sporne der Honigblätter ausgeschieden wird. Kurzrüsselige Hummeln beißen den Sporn von außen an und holen sich den Nektar, ohne dabei die Blüte zu bestäuben. Ist das Loch vorhanden, finden sich auch bald Bienen ein, die Nachlese halten.

Literatur

Marianne Beuchert, Symbolik der Pflanzen - Von Akelei bis Zypresse, Frankfurt am Main 1995