Fraunhofer-Gesellschaft
Die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V. ist eine Organisation für Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen. Sie stellt einen wichtigen Teil der deutschen Forschungslandschaft dar, die u. a. aus Hochschulen, Max-Planck-Gesellschaft, Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft, Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz und der Deutschen Forschungsgemeinschaft besteht. Der Sitz der Zentrale ist in München. Bekannt wurde die Fraunhofer-Gesellschaft nicht zuletzt durch die Erfindung des MP3-Komprimierungsalgorithmus', dessen Rechte die Gesellschaft noch heute besitzt.
Namensgeber für die Fraunhofer-Gesellschaft war Joseph von Fraunhofer (1787 - 1826). Dessen hervorragendste Leistung bestand in der Verbindung von exakter wissenschaftlicher Arbeit und deren praktischer Anwendung für neue innovative Produkte. Joseph von Fraunhofer war als Forscher, Erfinder und Unternehmer gleichermaßen erfolgreich und wurde deshalb zum Vorbild und Namenspatron der heutigen Fraunhofer-Gesellschaft gewählt.
Gegründet im Jahr 1949, ist es das Ziel der Fraunhofer-Gesellschaft, anwendungsorientierte Forschung zum unmittelbaren Nutzen für Unternehmen und zum Vorteil der Gesellschaft zu betreiben. Rund 12.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeiten das jährliche Forschungsvolumen von über einer Milliarde Euro allein in Deutschland. Davon fallen mehr als 900 Millionen Euro auf den Leistungsbereich Vertragsforschung. Mittlerweile hat die Fraunhofer-Gesellschaft als Fraunhofer USA zusätzlich auch 5 Institute in den USA. Zu den Kunden zählen Unternehmen aller Branchen und Größen.
Mitglieder der als gemeinnützig anerkannten Fraunhofer-Gesellschaft sind namhafte Unternehmen und private Förderer.
Geschichte
Am 26. März 1949 erfolgte die Gründung der Fraunhofer-Gesellschaft in München durch Vertreter der Industrie und Wissenschaft, des Landes Bayern und der gerade entstehenden Bundesrepublik. 1952 erklärten das Bundeswirtschaftsministerium und der Stifterverband die Fraunhofer-Gesellschaft zur dritten Säule in der außeruniversitären deutschen Forschungslandschaft neben der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Max-Planck-Gesellschaft (MPG). Das Ziel der Fraunhofer-Gesellschaft, angewandte Forschung auch mit eigenen Einrichtungen zu unterstützen, blieb aber lange umstritten.
Ab 1954 entstanden die ersten eigenen Institute, ab 1956 auch solche im Bereich des Verteidigungsministeriums. 1959 verfügte die Fraunhofer-Gesellschaft über neun eigene Institute mit 135 Mitarbeitern und einem Finanzvolumen von 3,6 Millionen Mark.
1965 empfahl der Wissenschaftsrat den allgemeinen Ausbau der außeruniversitären Forschungseinrichtungen und insbesondere der Fraunhofer-Gesellschaft als Trägerorganisation der angewandten Forschung. 1968 geriet die Fraunhofer-Gesellschaft wegen der von ihr betriebenen militärischen Forschung ins Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik.
1969 arbeiteten mehr als 1.200 Mitarbeiter in 19 Fraunhofer-Instituten und der Zentralverwaltung. Das Budget der Fraunhofer-Gesellschaft lag bei 33 Millionen Mark. Eine "Kommission zur Förderung des Ausbaus der Fraunhofer-Gesellschaft" plante die weitere Entwicklung der FhG. Die Kommission entwickelte das später so genannte Fraunhofer-Modell, das die Grundfinanzierung der Fraunhofer-Gesellschaft von ihrem Erfolg bei der Akquisition von Forschungsaufträgen abhängig macht.
1973 wurde das "Fraunhofer-Modell" vom Bundeskabinett und der Bund-Länder-Kommission verabschiedet. Im selben Jahr zogen Vorstand und Zentralverwaltung in der Leonrodstraße 54 in München in ein gemeinsames Gebäude. Das Fraunhofer-Programm zur Förderung der Vertragsforschung für kleinere und mittlere Unternehmen lief an und gewann in den Folgejahren immer mehr an Bedeutung. Forschungs- und Verteidigungsministerium teilten sich 1977 die politische Verantwortung für die FhG. Bund und Länder teilten im Bereich der zivilen Forschung die Förderung im Verhältnis 9 zu 1 auf.
1984 hatte die Fraunhofer-Gesellschaft 3.500 Mitarbeiter in 33 Instituten mit einem Forschungsvolumen von 360 Millionen Mark. 1988 lag der Anteil der Verteidigungsforschung am gesamten Aufwand der Fraunhofer-Gesellschaft nur noch bei 10 Prozent. 1989 hatte die FhG dann fast 6400 Mitarbeiter in 37 Instituten mit einem Gesamtvolumen von 700 Millionen Mark im Jahr.
1991 wurden nach der Wiedervereinigung zahlreiche Forschungseinrichtungen der ehemaligen DDR als befristete Einrichtungen oder als Außenstellen bereits existierender Institute in die Fraunhofer-Gesellschaft integriert.
1993 überschritt die Fraunhofer-Gesellschaft ein Gesamtfinanzvolumen von einer Milliarde Mark. Das von ihr vorgelegte "Leitbild 2000" definiert die Fraunhofer-Gesellschaft als markt- und kundenorientierte, national und international aktive Trägerorganisation für Institute der angewandten Forschung.
Von 2000 bis 2001 wurden auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Institute der Forschungszentrum Informationstechnik GmbH GMD in die Fraunhofer-Gesellschaft integriert.
Im Jahr 2000 gelang ein besonderer Erfolg am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS: MP3, das heute weltweit verbreitete Verfahren zur Kodierung und Komprimierung von Musikdaten, stieg zum meistbenutzten Codec für Audidateien auf und machte Fraunhofer weltweit auch außerhalb des Forschungsbereichs bekannt.
2003 bezog die Zentrale der Fraunhofer-Gesellschaft ein eigenes Hochhaus im Westend in München.
Präsidenten
- Walther Gerlach (1949 - 1951)
- Wilhelm Roelen (1951 - 1955)
- Hermann von Siemens (1955 - 1964)
- Franz Kollmann (1964 - 1968)
- Otto Mohr (1968 - 1973)
- Heinz Keller (1973 - 1982)
- Max Syrbe (1982 - 1993)
- Hans-Jürgen Warnecke (1993 - 2002)
- Hans-Jörg Bullinger (2002 bis heute)
Institute
Die Fraunhofer-Gesellschaft besteht heute aus 59 Instituten; es sind die Fraunhofer-Institute für
- Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen (SCAI), Sankt Augustin
- Angewandte Festkörperphysik (IAF), Freiburg
- Angewandte Informationstechnik (FIT), Sankt Augustin
- Angewandte Optik und Feinmechanik (IOF), Jena
- Angewandte Polymerforschung (IAP), Potsdam
- Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), Stuttgart
- Autonome intelligente Systeme (AIS), Sankt Augustin
- Bauphysik (IBP), Stuttgart, Valley
- Betriebsfestigkeit (LBF), Darmstadt
- Biomedizinische Technik (IBMT), Sankt Ingbert, Berlin (AMBT)
- Chemische Technologie (ICT), Pfinztal
- Digitale Medientechnologie (IDMT), Ilmenau
- Elektronenstrahl- und Plasmatechnik (FEP), Dresden
- Experimentelles Software Engineering (IESE), Kaiserslautern
- Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF), Magdeburg
- Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM), Bremen, Außenstelle Dresden
- Graphische Datenverarbeitung (IGD), Darmstadt, Teilinstitute Rostock und Singapur
- Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB), Stuttgart
- Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI), Braunschweig
- Informations- und Datenverarbeitung (IITB), Karlsruhe, Ilmenau (AST)
- Informationszentrum RAUM und BAU (IRB), Stuttgart
- Integrierte Publikations- und Informationssysteme (IPSI), Darmstadt
- Integrierte Schaltungen (IIS), Erlangen, Dresden (EAS)
- Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie (IISB), Erlangen
- Keramische Technologie und Sinterwerkstoffe (IKTS), Dresden
- Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut (EMI), Freiburg, Efringen-Kirchen
- Lasertechnik (ILT), Aachen
- Materialfluss und Logistik (IML), Dortmund
- Medienkommunikation (IMK), Sankt Augustin
- Mikroelektronische Schaltungen und Systeme (IMS), Duisburg
- Molekularbiologie und Angewandte Ökologie (IME), Schmallenberg, Aachen (Molekularbiologie)
- Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut (HHI), Berlin
- Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen (INT), Euskirchen
- Offene Kommunikationssysteme (FOKUS), Berlin
- Patentstelle für die Deutsche Forschung (PST), München
- Photonische Mikrosysteme (IPMS), Dresden
- Physikalische Messtechnik (IPM), Freiburg
- Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK), Berlin
- Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), Stuttgart
- Produktionstechnologie (IPT), Aachen
- Rechnerarchitektur und Softwaretechnik (FIRST), Berlin
- Schicht- und Oberflächentechnik (IST), Braunschweig
- Sichere Informations-Technologie (SIT), Darmstadt, Außenstelle Sankt Augustin
- Silicatforschung (ISC), Würzburg, Wertheim
- Siliziumtechnologie (ISIT), Itzehoe
- Software- und Systemtechnik (ISST), Berlin, Dortmund
- Solare Energiesysteme (ISE), Freiburg
- Systeme der Kommunikationstechnik (ESK), München
- Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI), Karlsruhe
- Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM), Kaiserslautern
- Technologie-Entwicklungsgruppe (TEG), Stuttgart
- Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM), Hannover
- Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT), Oberhausen
- Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV), Freising
- Verkehrs- und Infrastruktursysteme (IVI), Dresden
- Werkstoffmechanik (IWM), Freiburg, Halle
- Werkstoff- und Strahltechnik (IWS), Dresden
- Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU), Chemnitz
- Zelltherapie und Immunologie (IZI), Leipzig
- Zerstörungsfreie Prüfverfahren (IZFP), Saarbrücken, Dresden (IZFP-D)
- Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM), Berlin, Außenstelle Teltow, München
Institutsunabhängig
- Biomolekulare Informationsverarbeitung (BIOMIP)