Lage
Das Wasserschloss Werdringen befindet sich in Hagen-Vorhalle nahe der Ruhr und der Seenlandschaft von Harkort- und Hengsteysee am Kaisberg, Nordrhein-Westfalen, Deutschland.
Die ursprünglich als Wasserburg errichtete Anlage liegt in einem einzigartigen Naturschutzgebiet von überegionaler Bedeutung inmitten von Jahrhunderte alter Bäume. In den Gräften und Wassergräben der weiträumigen Schlossanlage sind seltene Tier- und Pflanzenarten zu finden.
Die Umgebung des Wasserschlosses ist eine "Geschichtslandschaft" und zählt seit über 200 Jahren zu den wichtigsten Fundgebieten für Fossilien und archäologische Funde. Nicht weit vom Schloss entfernt befindet sich der frühere Steinbruch Hagen-Vorhalle. Dort wurden die weltweit ältesten bekannten Fluginsekten der Erdgeschichte entdeckt. Sie lebten vor rund 316 Millionen Jahre im Karbon.
Am Fuße des Kaisbergs fanden sich drei Langschwerter der Bronzezeit, die zu den archäologischen Kostbarkeiten in Nordrhein-Westfalen zählen. Aber auch die bisher ältesten modernen Menschen in Westfalen wurden in der Nähe des Wasserschlosses gefunden. In dem Museum für Ur- und Frühgeschichte im Wasserschloss Werdringen sind zahlreiche geologische und archäologische Funde aus 450 Millionen Jahre Geschichte des südlichen Ruhrgebiets und Sauerlands ausgestellt.
Geschichte
Das Wasserschloss war ursprünglich ein Lehen der Herren von Volmestein und erfährt seine erste urkundliche Erwähnung zur Mitte des 13. Jahrhunderts. Damals gehörte es zum Besitz der Erzbischöfe von Köln. Im Territorium der Herren von Volmestein befand sich auch der Hof und die Kirche zu Hagen. Sie waren die Keimzelle der späteren Großstadt Hagen.
Werdringen war vom 13. bis 15. Jahrhundert im Besitz der Herren von Dobbe, die unter anderem auch zum Stadtadel in Dortmund zählte und mit den Grafen von der Mark verbunden waren. Damals bestand der Adelssitz aus mehreren befestigten Gebäuden, die als "feste Häuser" bzw. "Turmhäuser" anzusprechen sind. Ob die Reste einer Motte, die sich bei Werdringen erhalten haben, im 12. oder 13. Jahrhundert ein Vorgängerbau der späteren Wasserburg gewesen war, ist unklar.
Nach der Eroberung der Burg Volmarstein 1324 durch die Grafen von der Mark wurde Werdringen ein Teil der Grafschaft Mark. Im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit wechselten die Eigentümer mehrfach. Nachgewiesen sind die kleinadeligen Familien Dobbe, Düdinck, Capelle, Berchem und Grüter. 1617 wurden die Freiherren von der Recke-Volmestein als Erben des ausgestorbenen Geschlechts Dobbe mit dem Gesamtbesitz belehnt.
In der Soester Fehde erfolgte 1449 die Beschießung, Teilzerstörung und Brandschatzung des Adelssitzes. Der Wiederaufbau führte im 15. Jahrhundert zum Ausbau zu einer Wasserburg. Ende des 18. Jahrhunderts war die Anlage zum Teil stark beschädigt und ruinös. Neben dem Abruch der hölzernen Zugbrücke, die 1800 durch eine heute noch vorhandene Steinbrücke ersetzt wurde, erfolgte auch der Abbruch der bis dahin über 2 Meter hohen Ringmauern.
Um 1830 nahm eine Linie der 1817 in den Grafenstand erhobenen Adelsfamilie von der Recke-Volmestein ihren Wohnsitz auf der Wasserburg Werdringen. 1856/57 ließ Graf Ottomar von der Recke-Volmestein Teile der mittelalterlichen/frühneuzeitlichen Gebäude renovieren und zu einem Wasserschloss im neugotischen (historistischen) Stil ausbauen.
Das aus dem 13./14. Jahrhundert stammende "Herrenhaus" mit seinem Stufengiebel sowie das im Spätmittelalter ursprünglich als Wohnhaus, dann aber als Remiese dienende Gebäude blieben jedoch weitgehend unverändert. Besonders charakteristisch für die neugotische Bauphase des Wasserschlosses sind die "Kapelle" und der "Turm". In den Waldungen des benachbarten Kaisbergs wurde ein Mausoleum angelegt.
Um 1870 wurde der Wohnsitz der Grafen nach Schlesien verlegt. Das Wasserschloss diente als Wohnsitz des Aufsehers und später als Hof. Im 20. Jahrhundert verfiel es zusehens. Im "Dritten Reich" wurde es der Deutschen Arbeitsfront übereignet, die im Umkreis von Werdringen eine Mustersiedlung anlegen wollte. 1939 war Werdringen als Außenstelle des "Sauerländischen Friedrich Harkort-Museums" in Hagen vorgesehen.
Nachdem das Wassereschloss fast vollständig ruiniert war, wurde es 1977 von der Stadt Hagen erworben. Seit 1985 wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt, die mit der Einrichtung des Museums für Ur- und Frühgeschichte beendet waren. Heute ist es ein beliebtes Ausflugsziel.
Museum für Ur- und Frühgeschichte
Am 7. November 2004 wurde im Wasserschloss Werdringen als Museum der Stadt Hagen eine Dauerausstellung mit Schwerpunkt auf paläontologische und archäologische Sammlungen, das Museum für Ur- und Frühgeschichte eröffnet. In kurzer Zeit entwickelte sich das Museum für Ur- und Frühgeschichte zu einem Hauptanziehungspunkt in der Region und darüber hinaus.
Das Museum zeigt in einer modernen und inhaltlich anspruchsvollen Ausstellung die Entwicklung des Lebens und der Siedlungsgeschichte in Südwestfalen seit 450 Millionen Jahren. Neben Fossilien vom Ordovizium bis zur Kreidezeit thematisiert die Ausstellung die ur- und frühgeschichtliche Besiedlung von der Altsteinzeit bis zum Mittelalter. Gezeigt werden auch international bedeutende Funde, die in der einzigartigen Architektur des mittelalterlichen Gebäudes eine besondere Wirkung auf die Besucher ausüben.
Im Eingangsbereich werden die Besucher von einer lebensnahen Dermoplastik eines 3,70 Meter hohen und 6,50 Meter langen Mammut empfangen. Auch in den anderen Museumsabteilungen ergänzen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen gefertigte Rekonstruktionen und Plastiken in wertvoller Museumsqualität die originalen Fundstücke. An Arbeitsstationen können die Besucher selbständig mit Faustkeilen und anderen Werkzeugen tätig werden.
Das Museum ist bekannt für inhaltlich fundierte und breit gefächerte museumspädagogische Aktionen und Begleitprogramme für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Spezielle Programme werden für Schulklassen angeboten.
In jedem Jahr findet ein grosses Museumsfest sowie ein "Mittelalter Spectaculum" statt, die jeweils Tausende Besucher aus nah und fern anlocken. Die kleine aber feine Schlossgastronomie bietet für jeden Geschmack und Geldbeutel passende Gerichte an.
Adresse, Öffnungszeiten und Anfahrt
- Museum für Ur- und Frühgeschichte Wasserschloss Werdringen
Werdringen 1 D-58089 Hagen Telefon: 02331 / 3067266 (Museumskasse) Telefon: 02331 / 2072740 (Verwaltung) Fax: 02331 / 2072447
- Dienstag - Sonntag 10.00 - 17.00; Montag geschlossen. Nach Absprache für Schulklassen, Gruppen, Führungen und Kindergeburtstage auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten geöffnet.
- Eintrittspreise Erwachsene / Kinder: 3,20 / 1,80 Euro; Gruppen (ab 10 Personen): 2,90 Euro / Person; Familienkarte: 7,00 Euro
- Busverbindungen: Linien 516 oder 532 bis Haltestelle "Brockhausen"; Linien 521, 536, 541, 591, SB71 bis Haltestelle "Vorhalle Mitte”; Direktverbindung vom Stadtmuseum und Stadtarchiv im Historischen Centrum Hagen: Buslinie 516 bis Haltestelle "Brockhausen"
- Zugverbindungen: Bis Hagen Hauptbahnhof. Von dort weiter mit dem Bus (siehe oben). Mit der S-Bahn bis Bahnhof "Hagen-Vorhalle"
- Mit der historischen Ruhrtalbahn bis zum Bahnhof Hagen-Vorhalle, dann Fußweg bis zum Wasserschloss.
Siehe auch: Liste der Burgen und Herrenhäuser im Ruhrgebiet