Vorzeichenfunktion

nicht stetige nicht differenzierbare Funktion, schwache Ableitung der Betragsfunktion
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Der Begriff Signum (lat.: Zeichen) wird in der Mathematik in zwei Zusammenhängen verwendet, beide Male im Sinne eines „Vorzeichens“.

Signumfunktion auf den reellen Zahlen

 
Graph der Vorzeichenfunktion

Die Signumfunktion (auch Vorzeichenfunktion) ist eine Funktion aus der Menge der reellen Zahlen in die Menge {−1, 0, 1} und wird in der Regel wie folgt definiert:

 

Sie ordnet jedem x > 0 eine +1, x = 0 eine 0 und jedem x < 0 eine −1 zu.

Bei Anwendungen in der Rechentechnik verzichtet man meist auf eine Sonderstellung der 0, indem man sie den positiven, negativen oder beiden Zahlenbereichen zuordnet. Dadurch lässt sich das Vorzeichen einer Zahl in einem einzigen Bit kodieren. Die Signumfunktion ist darüber hinaus die schwache Ableitung der Betragsfunktion.

Signumfunktion auf den komplexen Zahlen

 
Signum von vier komplexen Zahlen

Im Vergleich zum Signum reeller Zahlen wird nur selten die folgende Erweiterung auf komplexe Zahlen betrachtet:

 

Das Ergebnis dieser Funktion liegt auf dem Einheitskreis und besitzt dasselbe Argument wie der Ausgangswert, insbesondere gilt

 

Beispiel (im Bild rot):

 

Rechenregeln

Es gelten folgende Rechenregeln in Bezug auf die Signumfunktion:

  •   für alle   wobei   für die Betragsfunktion steht
  •  , insbesondere
    •   für positive reelle  
    •   für negative reelle  
    •  
  •  
  •   mit der komplexen Konjugation
  • Falls   ist, gilt auch
 

Signum von Permutationen

Jede Permutation einer endlichen Menge lässt sich entweder aus einer geraden oder aus einer ungeraden Zahl von Transpositionen, also Vertauschungen von nur zwei Elementen, zusammensetzen. Im ersten Fall hat die Permutation das Signum 1, im zweiten Fall das Signum -1. Dies ist äquivalent dazu, dass die Anzahl der Fehlstände der Permutation gerade bzw. ungerade ist, also eine fixe Parität hat.

Eine rein formale Definition des Signums einer Permutation der Menge   ist durch folgende Abbildung gegeben:

 

Dabei ist   die Menge aller Permutationen einer  -elementigen Menge (die symmetrische Gruppe) und   ein Element von  . Ferner bezeichnet   dasjenige Element einer  -elementigen Menge  , auf welches das  -te Element dieser Menge   vermöge   abgebildet wird.

Das Signum   einer Permutation   ist 1, falls   eine gerade Anzahl von Fehlständen hat, und −1, falls   eine ungerade Anzahl von Fehlständen hat. Unter einem Fehlstand der Permutation   versteht man hierbei ein Paar   von Elementen   und   der Menge   mit   und  .

Ableitung der Signumfunktion

Die Signumfunktion ist weder klassisch differenzierbar, noch besitzt sie eine schwache Ableitung. Allerdings ist sie im Sinne von Distributionen differenzierbar, und ihre Ableitung ist  , wobei   die Delta-Distribution bezeichnet.

Literatur

  • Königsberger: Analysis 1. 6. Auflage. Springer, Berlin 2003, ISBN 3-540-40371-X, S. 101 (Signum auf den reellen Zahlen).
  • Hildebrandt: Analysis 1. 2. Auflage. Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-25368-8, S. 133 (Signum auf den reellen Zahlen).

Siehe auch