Lysis (Platon)

Werk des griechischen Philosophen Platon
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Hauptthema des platonischen Dialoges Lysis ist die Freundschaft (Philia). Doch unterschwellig läuft vom Anfang her die Frage mit, wie der vom Eros Erfasste den Geliebten freundlich stimmen kann. Als Kerngedanke des Dialoges ist zu erschließen: Das gemeinsame Streben nach dem Ersten Lieben lässt die wahre Freundschaft entstehen.

Von alters her ist der Lysis, einer der rätselhaftesten Dialoge Platons, als vermeintlicher Frühdialog unterschätzt worden. Schon in der Antike wurde er kaum zitiert, da seine positiven Thesen durch sofortige Widerlegung ihren Wert zu verlieren scheinen. Noch in jüngster Zeit wird der Lysis in wissenschaftlicher Auseinandersetzung sehr unterschiedlich interpretiert.

Bordt 1998 versteht das Erste Liebe als das Gute eines gelungenen Lebens, das sinnvoll, stimmig und konsistent ist. Krämer/Lualdi 1998 deuten das Erste Liebe als das platonische Prinzip des Einen, das alle Einheit bewirkt. Peters 2001 gelangt durch phänomenologische Untersuchung der Dialogstrukturen und durch Grundlagenkritik an der bisherigen Datierungsmethode zu dem Ergebnis, dass der Lysis nach dem Zentralwerk der Politeia anzusetzen ist. Der Lysis umreißt erkennbar deutlich das Problem der selbstlosen Freundschaft zwischen teils guten, teils schlechten Menschen, die sich durch das gemeinsame Streben nach dem Ersten Lieben, das ist die Idee des Guten bzw. das Prinzip des Einen, verbunden wissen.

Deutscher Text: Platon, Sämtliche Werke, Bd. 2, Hamburg 1994. -

Wissenschaftliche Literatur:

Michael Bordt, Platon, Lysis. Übersetzung und Kommentar, Göttingen 1998.

Hans Krämer/Maria Lualdi, Platone.Liside, Milano 1998. (Griechischer Text mit italienischer Übersetzung, Einleitung und Kommentar).

Horst Peters, Platons Dialog Lysis. Ein unlösbares Rätsel? Frankfurt a. Main 2001.

Autor: Dr. Horst Peters 3/2004