Abraham a Sancta Clara
Abraham a Sancta Clara (* 2. Juli 1644 in Krähenheimstetten, heute Ortsteil Kreenheinstetten von Leibertingen bei Meßkirch, Deutschland; † 1. Dezember 1709 in Wien, Österreich) war ein katholischer Geistlicher und Schriftsteller.

Leben
Johann Ulrich Megerle kam als achtes Kind eines Bauern und Gastwirts (Gasthaus "Zur Traube") zur Welt. Er besuchte vermutlich ab 1650 zunächst die Schule seines Heimatortes. Dem Kreenheinstetter Pfarrer Balthasar Bücheler († 30. Oktober 1687 in Gutenstein/Donau) fiel das intelligente Kind auf; Büchelers Engagement ist es zu verdanken, dass Megerle in die Lateinschule nach Meßkirch kam. Nach dem Tod des Vaters, 1656, ermöglichte ihm sein Onkel und Vormund, der Kanoniker Abraham Megerle den Besuch des Jesuitengymnasium in Ingolstadt bis 1659. 1660 wechselte er auf das Gymnasium der Benediktiner in Salzburg.
Megerle trat 1662 im Kloster Maria Brunn bei Wien in den Orden der Augustiner-Barfüßer ein. 1666 empfing er dort auch die Priesterweihe und nahm den Ordensnamen Abraham a Sancta Clara an. Von 1667 bis 1668 war Abraham a Sancta Clara Prediger im Kloster Maria Stern am Wallfahrtsort Taxa bei Augsburg. 1669 wurde er ins Mutterkloster nach Wien zurückberufen, wo er bis 1672 als Sonntagsprediger auftrat. 1677 wurde er Subprior und Hofprediger von Leopold I., von 1680 bis 1683 bekleidete er das Amt eines Priors in seinem Mutterkloster in Wien. Anschließend wirkte er bis 1686 als Prediger in Graz. Im gleichen Jahr reiste er in Ordensangelegenheiten nach Rom (1698 und 1692 folgten weitere Reisen in den Vatikan). 1690 wurde er zum Provinzial der deutsch-böhmischen Ordensprovinz gewählt. 1695 fand die endgültige Rückkehr nach Wien statt. 1697 wurde er zum Definitor secundus befördert.
Am 1. Dezember starb Abraham a Sancta Clara in Wien.
Wirken
Abraham a Sancta Clara war der sprachgewaltigste christliche Prediger der deutschen Sprache des 17. Jahrhunderts. Das Zusammenspiel seiner derben Ausdrucksweise und der bildhaften Sprache zogen seine Zuhörer in seinen Bann. Er prangerte das ausschweifende Leben und die Unmoral an, stellte aber nie die gottgewollte Ordnung der Stände in Frage.
Seine Werke sind meistenteils erhalten; einige sind allerdings noch immer unveröffentlicht. Manches verfasste er auch unter den Pseudonymen „Gaudentius Hilarion“, „Hilarius von Freudenberg“ und „Theophilus Mariophilus“. Neben Lobreden an Heilige und Fürsten, Predigten und philosophoschen Traktaten griff er auch vereinzelt die 200 Jahre alten Ideen Sebastian Brants und Johann Geilers von Kaysersberg auf und führte deren Narrenliteratur fort.
Werke
- Abrahamische Lauberhütt (1.1721 - 2.1723)
- Abrahamisches Bescheidessen (1717)
- Abrahamisches Gehab dich wohl! (1.1706 - 3.1709)
- Aller Freud und Fried (1698)
- Astriacus Austriacus (Lobrede an den hl. Markgrafen Leopold) (1673)
- Auff, auff, ihr Christen! (1683)
- Augustini feuriges Herz (1693)
- Besonders möbliert und gezierte Totenkapelle (1710)
- Centifolium stultorum in Quarto (1709)
- Continuatum des Geflügelten Mercurius (1702)
- Corona gloriae (Lobschrift an Erzbischof Sinelli) (1680)
- Divinae sapientiae domus (1690)
- Etwas für Alle (1699)
- Frag und Antwort mit Ja und Nein (1693)
- Der glückliche Fischzug in Anzbach (1677)
- Gack, gack, gack, gack a ga einer wunderseltsamen Hennen in dem Herzogtum Bayern (1684)
- Geflügelter Mercurius (1701)
- Geistlicher Kramerladen (170)
- Grammatica religiosa (1691)
- Große Totenbruderschaft (1681)
- Heilige Hofart (Lobpredigt an den hl. Franz Xaver (1684)
- Heilsames Gemisch-Gemasch (1703)
- Huy! und Pfuy! der Welt (1707)
- Judas, der Erzschelm (1.1685 - 4.1695) (extrem anti-jüdische Predigtsammlung)
- Klägliches Auf und Ab (1702)
- Der klare Sonnenschein (Lobrede an den hl. Thomas von Aquino) (1684)
- Leichenpredigt auf Abt Anselm Schyring (1679)
- Lobpredigt an den hl. Wenceslaus (1702)
- Lösch, Wien! (1681)
- Mercuralis oder Wintergrün (1733)
- Merk's Wien (1680)
- Merk's wohl, Soldat! (1680)
- Neueröffnete Welt-Galeria (1703)
- Neuerwählte Paradeisblum (Lobrede an den hl. Josef) (1675)
- Österreichisches Deo Gratias (1680)
- Patrocinium auf Erden schlecht, im Himmel gerecht (1699)
- Predigt am Fest des heiligen Schutzengels (1675)
- Predigt Dank und Denkzahl (1680)
- Predigt Maria-Bronn (1693)
- Predigt von der löblichen Totenbruderschaft (1672)
- Prophetischer Willkomm (1677)
- Eine redliche Red (1705)
- Reimb dich oder ich lisz dich (1684)
- Sterben und Erben (1702)
- Die verblümblete Wahrheit (1693)
- Wohlangefüllter Weinkeller (1710)
- Wohlriechender Spica Nardi (Lobrede an St. Bernhard von Clairvaux) (1684)
- Wunderlicher Traum von einem großen Narren-Fest (1707)
- Kaysersbergsche Narragonische Schifffahrt (1708)
Literatur
- Martin Heidegger: Über Abraham a Sancta Clara. Meßkirch 1962
- R. A. Kann: Kanzel und Katheder. Freiburg 1962
- K. Bertsche: Die Werke Abraham a Sancta Claras in ihren Frühdrucken. Wien 1961
- Franz M. Eybl: Abraham a Sancta Clara. Vom Prediger zum Schriftsteller. Tübingen, Niemeyer, 1992 ISBN 3-484-36506-4
- Gunter Haug: Abraham a Sancta Clara; in: "Im Schatten eines Denkmals. Geschichte und Geschichten des Geburtsortes von Abraham a Sancta Clara. Kreenheinstetten 793-1993", hrsg. von der Gemeinde Leibertingen, Braun-Druck, Tuttlingen 1993, S. 41-52.
Weblinks
- Bibliographie zeitgenössischer Ausgaben
- Texte im Internet und Lyrik bei litlinks.it
- Abraham a Sancta Clara beim eLibrary Austria Projekt (elib Austria Volltexte)
Personendaten | |
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NAME | a Sancta Clara, Abraham |
ALTERNATIVNAMEN | Johann Ulrich Megerle [wirklicher Name], Gaudentius Hilarion, Hilarius von Freudenberg, Theophilus Mariophilus; |
KURZBESCHREIBUNG | Katholischer Geistlicher und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 2. Juli 1644 |
GEBURTSORT | Krähenheimstetten, heute Ortsteil Kreenheinstetten von Leibertingen bei Meßkirch |
STERBEDATUM | 1. Dezember 1709 |
STERBEORT | Wien |